Ja, ich bin ein dünnhäutiger Zeitgenosse! Keine Frage! Manchmal gehen mir Dinge zu Herzen, die es eigentlich nicht sollten. Das trifft glücklicherweise nicht auf Verschmähungen zu, schließlich ist mein „Künstler-Name“ Sash auch nur das Produkt fehlgeschlagenen Mobbings.
Und ich bin ja auch auf der anderen Seite wieder so pragmatisch, dass es bisweilen weh tut.
Aber ja, ich habe tatsächlich um Christoph Schlingensief geweint. Dass Christoph Schlingensief gestern seinem Lungenkrebs erlegen ist, hat mich tatsächlich getroffen. Nein, ich kannte nicht sein gesamtes Werk und es ist mir scheißegal, was er in Bayreuth inszeniert hat.
Ich habe ihn geliebt wegen der Provokationen von der Wolfgangsee-Badeaktion bis hin zu seinem Container in Wien, was meines Erachtens nach eine der besten Aktionen ever gegen Abschiebungen war.
Ich bin wirklich ernsthaft traurig, dass solche Menschen sterben, bevor es Arschlöcher wie Wolfgang Schäuble, Roland Koch, Angela Merkel und dergleichen mehr erwischt.
Wieso sollte ich an sowas wie Gott glauben? Um ein unbesiegbares Feindbild zu haben? Wenn es diesen Wichser geben sollte, dann kann er mich kreuzweise!!!
R.I.P. Christoph Schlingensief!
Ich muss ganz ehrlich gestehen: Obwohl ich mich für einigermaßen informiert halte, was aktuelles angeht und auch regelmäßig Zeitung lese, habe ich den Namen „Christoph Schlingensief“ im Zusammenhang mit seinem Tod das erste Mal gehört. Mag daran liegen, dass ich am Bereich Theater, Oper und Kunst nicht übermäßig interessiert bin, aber es hat mich schon überrascht, dass der Mann angeblich so bekannt ist…
„bevor es Arschlöcher (…)erwischt“
Ist doch ganz normal. Denk doch mal an die Generäle, die ihre Soldaten in den Tod geschickt haben und nach dem Krieg ihre Memoiren geschrieben haben. Oder Politiker.
Die leben alle sehr lange, bzw. wurden sehr alt.
Hm, etwas undifferenziert das Ganze. Wenn mich nicht alles täuscht ist eines dieser „Arschlöcher“ wie ihr sie nennt gerade mindestens genauso tragisch gestorben. Sepp Daxenberger ist 3 Tage nach seiner Frau an Krebs gestorben. Und er war ei ner der beliebtesten Politiker der Grünen. Mit denen kann ich wiederum jetzt gar nix anfangen, aber den Tod wünsche ich grundsätzlich keinem Menschen. Egal ob er General bei der Armee, Politiker, Linker oder der Nachbar von der Ecke ist.
Stimmt, Herr Schlingensieff war einer von den Guten, schade, dass er schon gehen mußte. Man muss an nichts glauben und darf sich trotzdem wünschen, dass er dort, wo er jetzt ist, das tun kann, was ihm am meisten gefällt.
Ein Hinweis: Wir werden alle irgendwann zum letzten Mal Luft holen und dann sterben, unweigerlich – gewöhnt Euch an den Gedanken. Zu wünschen, dass der Tod in „gerechter Rehenfolge“ eintrete (erst die Idioten, dann die Guten oder so), ist Unsinn – Gerechtigkeit und bessere Welt gibt es nur in diesem Leben, man muss hier etwas tun. Den Toten ist es egal, wie es hier aussieht.
Also packt’s an – viel Zeit bleibt einem nicht. Das weiß man aber erst ganz am Ende.
@Karpatenhund
Tja, dann war es wohl doch nur Einbildung und keine Bildung. Schlingensief gehört in der Tat zur Allgemeinbildung.
Ruhe in Frieden.
@Psycho
Ach weißt du: Wenn jeder alles wüsste, was alle möglichen Leute unter „Allgemeinbildung“ verstehen, wäre Deutschland von Genies bevölkert. Ich will gar nicht wissen, wo deine Bildungslücken liegen. Oder bist du im Bereich Mathematik, Physik, Biologie, Deutsch, Chemie, Geografie, Malerei, Bildhauerei und Geschichte genauso souverän wie im Bereich Film/Theater?
Und um noch kurz etwas nachzutragen: Ich habe auch nie davon gesprochen, dass ich mich für „gebildet“ halte. So eine Aussage finde ich dann doch eher vermessen. Ich habe lediglich zum Ausdruck gebracht, dass Schlingensief auf mich – obwohl er anscheinend zumindest teilweise in der Tagespresse auftauchte – nicht so einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen hätte, dass ich mich an seinen Namen hätte erinnern oder dass ich ihn mit irgendwas hätte in Verbindung bringen können.
Mich hat es tatsächlich auch geschockt.
So wie mich tatsächlich damals auch der Tod von Moshammer geschockt hat (auch wenn da keine spezielle Verbindung besteht und der Schock weitestgehend anders war).
Ich habe seinen Werdegang nach früheren Skandalinszenierungen nicht mehr großartig weiterverfolgt, deshalb kam es für mich auch relativ plötzlich.
Obwohl mir durchaus bekannt war, dass er Krebs hatte.
@all:
Ich gebe zu, dass die Arschloch-Passage nicht gerade von der feinen Sorte war, und natürlich wünsche ich niemandem den Tod!
Manchmal in solchen Momenten finde ich es einfach unfair. Ist nicht feine Art gewesen, sorry.
@Sash
Dein Blog, deine Sprache. Lieber ehrlich und direkt als verlogen und politisch direkt. Wem es nicht passt, der soll sich halt zum nächsten Sitzkreis begeben und dort Friede-Freude-Eierkuchen zelebrieren.
Das Leben ist halt kein Ponyschlecken.
Von daher: Bleib weiter so offen, ehrlich und direkt! Weichgespültes gibt es genug in der Welt.
Mich hat’s auch mitgenommen. Bevor ich die Aufnahmeprüfung für Bildende Kunst in Braunschweig versemmelt habe, hatte ich mich schon drauf gefreut ihn unter Umständen als Prof zu haben.
Ach, es ist schon so dass es mit ein paar Arschlöchern weniger auf der Erde wesentlich netter wäre hier, alleine vom Tod wünschen ist ja auch noch keiner gestorben…
@Der Maskierte:
Danke für den Zuspruch! Ich denke trotzdem, dass ich die Formulierung vielleicht hätte weglassen können. Keine Sorge, allzu rundgelutscht will ich es hier ja auch nicht haben 🙂
@Lockito:
Ich hab dieses Jahr auch ein bisschen viel mit dem Tod zu tun, muss ich sagen. Das hat sicher dazu beigetragen, dass ich zum einen so betroffen war / bin, zum anderen auch dazu, dass ich die Aussage jetzt ein wenig bedauere. Naja, man lernt ja nie aus…
Pingback: Skeptisch und emotional | Sashs Blog