„Dämliche Vertreter sind bloggenswert.“
Das ist die kleine und keineswegs ausreichende Entschuldigung dafür gewesen, dass ich Ozie eben zur Tür geschickt habe. Wir haben extra einen Aufkleber unseres Stromanbieters an der Wohnungstüre hängen, um nervige Schwatzer gleich abzuschrecken. Bis vor ein paar Wochen (Japan, anyone?) war es ja eigentlich schon ein Zeichen, dass man sich was dabei gedacht hat, wenn man zu einem Ökostromanbieter gewechselt hat.
Natürlich gilt das immer nur soweit, wie man von der nächsten Idiotenquelle entfernt wohnt.
„Sind sie noch bei Naturstrom?“
„Ja, und ich bin sehr zufrieden.“
Das ist so der Punkt, wo man sich als potenzieller Kunde noch ein ok denkt und die Grenze zum potenziellen Mörder noch weit entfernt liegt. Wenn dann aber weiterhin seltsame Argumente kommen wie
„auch atomfrei und so“
oder ganz besonders gut
„nee, wir machen des jetzt im ganzen Haus!“
dann kann man schon mal ein wenig sauer werden. Nachdem sie sich noch ein bisschen uneinig über die neue Grundgebühr für den Strom waren, wollten sie uns gleich noch neues Internet aufdrängen.
Internet ist bei uns ja ein spezielles Thema. Jedes Mal, wenn an dieser Leitung irgendwie versucht wird, die Geschwindigkeit (die ja mies ist, keine Frage!) zu erhöhen, bedeutet das für uns nicht nur die Verabschiedung von jeglicher Kommunikation, sondern damit einhergehend eine deutlich verkürzte Lebenserwartung, Panikattacken und ausgerissene Haare. Die beiden Jungs, die so gerne im ganzen Haus den Strom umstellen („Für 5,90 €.“ „Nee, 5,80!“) wussten aber völlig selbstverständlich:
„Ja beim Nachbarn ist auch Alice!“
Ozies Abschlusssatz kann ich allen nur empfehlen:
„Jungs, ihr habt doch keinen Plan!“
Für Vertreter dieser Qualität kann ich nur auf Lehrmaterial verlinken.
Nachtrag:
Beim Schreiben dieses Blogeintrags klingelte unvermittelt mitten der Nacht (zumindest für mich) das Telefon. Zitat Ozie:
„Jetzt bist du dran!“
Gehe ich so ran, und es meldet sich jemand mit den Worten:
„Hallo, mein Name ist Garfelbretz Güllenwurm und ich arbeite für den technischen Support von…“
Die drei Punkte am Satzende sind keinesfalls eine Verfremdung meinerseits (wie z.B. der hierzulande sicher eher seltene Name). Er sagte tatsächlich, er arbeite beim Technischen Support Vom. Ende der Übertragung.
„Könnte ich bitte Herrn Felix sprechen?“
Meine Reaktion war folgende:
„Vergessen sie es!“
Dann hab ich aufgelegt. Insbesondere neue Leser werden das nicht verstehen, deswegen hier kurz eine Erklärung:
Das ist der Name meines Ex-Mitbewohners aus Stuttgart, der anderthalb Jahre vor meinem Umzug nach Berlin aus der WG ausgezogen ist, unter der natürlich neuen Nummer in Berlin niemals erreichbar war und nur durch einen fehlerhaften Telefonbucheintrag von Arcor überhaupt mit diesem Anschluss in Verbindung zu bringen ist. Ergo: Jeder, der hier anruft und nach dieser Person verlangt, erklärt damit gleichzeitig, dass er seine Daten nicht nur illegal aus dem Telefonbuch bezieht, sondern zudem auch noch zu geizig ist, wenigstens ein aktuelles zu verwenden. Mit derartigen Vögeln brauche ich nun wirklich nicht zu reden.
Kompliment. Bei dir wird sogar ein (an sich völlig langweiliger) Vertreterbesuch interessant 🙂
@Karin:
Danke! Das ist mir immer das allerliebste Kompliment! 🙂
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Ne, nicht auflegen. „Bitte warten Sie kurz“ sagen und das Telefon (Mikro auf stumm gestellt)einfach zur Seite legen 🙂
Nachdem ich mal ein sehr interessantes Gespräch mit einem GEZ-Mitarbeiter hatte, dessen Einschüchterungsversuche bei mir leider nicht gefruchtet haben, meinte ich am Schluss versöhnlich: ‚Ich weiß, sie machen ja auch nur Ihren Job‘
Darauf meinte er: ‚Ja, dann lernen Sie lieber was ordentliches.‘
@ElProgramador:
Das ist auch eine sehr interessante Idee. Wobei man natürlich dann sogar die Option hat, 5 Minuten zu warten, um sich dann mit einem „Sorry, war gerade kacken und jetzt hab ich leider keine Zeit mehr!“ zu verabschieden. 😉
@Nick:
Autsch, das ist deutlich 🙂
Im Normalfall bin ich auch viel zu höflich bei sowas. Ist nicht einmal böse gemeint, aber die sind darauf geschult (manche zumindest), mir was zu verkaufen. Und wenn ich kein Interesse hab, dann komme ich da in der Regel nur raus, wenn ich klare Ansagen mache. Hab mir schon öfter gedacht, dass ich mit einem „Verzieh dich!“ beiden Seiten 5 Minuten Lebenszeit geschenkt hätte. Denn bei allem Einlullen: Ich unterschreib an der Haustüre höchstens, dass ich ein Paket angenommen hab, sonst nix.