Unter Beschuss

Ein paar Tage sind nun vergangen, seit ich hätte verkünden können, dass ich nun schon 4 Jahre in Berlin lebe. Und wie immer wieder erwähnt wäre auch dieses Mal das Fazit wohl gewesen, dass ich gerne in Berlin lebe, ja sogar gerne in Marzahn wohne.

Ich kenne die Stadt zwar – also eher: sogar! – hauptsächlich von ihrer nächtlichen Seite aus, unheimlich war sie mir dennoch nie. Das unheimlichste, was mir hier in 4 Jahren passiert ist, hat wahrscheinlich irgendwas mit den Inhaltsstoffen meines Essens zu tun. Bis jetzt. Gestern hat diese Fassade der relaxten Coolness leichte Risse bekommen.

Das Leben in einem Plattenbau-Wohnsilo wie unserem ist bis auf gelegentliche eher sparsame Interaktion mit einigen Nachbarn durchaus anonym. Nicht, dass bei uns Nachts das Licht flackert und täglich Regisseure vorbeischauen, um neue dystopische Endzeit-Thriller hier zu drehen, aber wenn man Nachts im kahlen Hausflur steht und das Brummen des Aufzugs die einzige Geräuschquelle ist, kann es einem durchaus einmal wohlig schaudern.

Ebenso wie ich sicher für den ein oder anderen ein wenig unheimlich bin, wenn ich nachts durchs Treppenhaus schlurfe, sind mir manche Gestalten ja durchaus auch suspekt. Aber im Zweifelsfall geht man sich aus dem Weg oder hält im Fahrstuhl die Luft an, um den Zombies nicht zu signalisieren, dass durch die eigenen Venen noch uninfiziertes Blut fließt.

Zurück zum Thema: Persönlichen Angriffen habe ich bis jetzt schon durch meinen Körperbau nur selten begegnen müssen. Die meisten Angreifer halten sich fern und jahrelanges Shooter-Zocken hat mir beigebracht, dass es gesünder ist, sich im Schatten der Bäume und Hausmauern zu bewegen. Mit der Zeit fühlt man sich sicher, in meinem, unseren Fall wohl zu sehr. Schließlich hilft das alles gegen körperlichen Schaden, lässt einen vielleicht überleben – psychischen Angriffen geht man damit kaum aus dem Weg. Und sie treffen um so härter, wenn man sich in Sicherheit wiegt.

Gestern haben wir dann festgestellt, dass uns, insbesondere Ozie, tatsächlich jemand auf dem Kieker hat. Natürlich hat niemand geklingelt um uns das mitzuteilen oder uns eine Postkarte geschickt. Auch wer jetzt tote Tiere vor der Türe vermutet, liegt falsch. Die beängstigende Botschaft, die wahrscheinlich der Grund war, warum ich während meiner ganzen Nachtschicht kein Auge zugetan habe, wurde direkt neben unserer Tür für alle sichtbar (!) folgendermaßen angebracht:

„Pirk ist doff“ Quelle: Sash

Falls jemand sich mit Sprengfallen auskennt, kann er mir ja in den Kommentaren Bescheid geben. Wir werden kämpfen bis zuletzt!

15 Comments

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15 Responses to Unter Beschuss

  1. Karin

    Sicher dass das ein Angriff auf euch ist? Denn „ist“ scheint mir das einzig unmissverständlich lesbare Wort zu sein. „Piri ist poff“ ist genauso möglich wie „Dirk ist bote“
    Aber hat denn irgendjemand Grund das ernst zu meinen? Soweit ich weiß müssen eure Nachbar nicht mal mehr ständig eure Pakete annehmen.

  2. Aro

    Hm. Scholn interessant, dass du das u.a. unter „Lichtblicke im Alltag“ getaggt hast 😉

  3. @Aro:
    Sonst passiert hier ja nicht viel 😀

  4. Pol Goergen

    Der Preis des Ruhms… ?

  5. Häng einen Zettel drunter mit:
    „Ja, wissen wir Pirk!“

    😉

  6. @Pol Goergen:
    Hoffentlich nicht 🙂

    @Lichterspiele:
    Wir haben eine bessere Idee 🙂

    @Karin:
    Naja, so direkt neben der Türe scheint es nur logisch zu sein…
    Aber unser netter Nachbar war das auf gar keinen Fall. Der ist auch nicht erst 7 Jahre alt 😉

  7. Mensch, das ist eine verschlüsselte Nachricht! Und Sash hat das schon richtig angemerkt – gaaaaanz gefährlich. Also ich würd ja jetzt das Sprengkommando, äh die Sprengstoffentsorger oder wie die Leut das heißen, die alles in Schutt und Asche sprengen, beauftragen. Oh man, sie dich bloß vor!

  8. „sue dich bloß vor!“ – nun ja, deutsch Fremdsprache nach Feierabend. Sollte natürlich „sieh dich bloß vor!“ heißen *hüstel*

  9. „deutsch als Fremdsprache“ natürlich …

  10. oh oh, „sie dich bloß vor!“ – ich glaub ich laß es. Aber das ist halt so, wenn man anstelle des „U“ ein zweites „I“ auf der Tastatur hat …

  11. @ednong:
    Gib mir was ab von dem Zeug 😀

  12. Nihilistin

    Ich empfehle definitiv den Einsatz einer Schnüffelsoftware bei all Deinen Nachbarn (incl. der darüber- und darunterliegenden Etage), um den gefährlichen Terroristen dingfest zu machen.
    Jetzt. Sofort. In vollem Umfang.

  13. @Nihilistin:
    Sehr gute Idee!!!!einself!

  14. Vielleicht bin ich ja demnächst mal in Berlin – wenn ich denn noch eine günstige Bleibe finde. Dann bringe ich dir davon gerne was mit … 😉

  15. Pingback: Böses Omen? » gestern-nacht-im-taxi.de

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