Ich kann meine Astronomiebegeisterung nicht ablegen. Im Gegenteil: mit all der Zeit, die ich im Netz verbringe, scheint sie immer weiter aufzuflammen und erreicht langsam wieder die alte Größe, die sie in meiner Kindheit hatte. Hach!
Nun muss man aber auch sagen, dass die Aktion, die Rosetta da gerade bringt, selbst für absolute Laien eindrucksvoll klingen sollte. Mal abgesehen davon, dass die Sonde nun seit ganzen 10 Jahren unterwegs war und noch länger unterwegs sein wird – das sind andere Raumsonden und -fahrzeuge auch.
(Man denke an den kleinen Mars-Rover Opportunity, der 2004 landete, für 90 Tage Aufenthalt konzipiert wurde und bis heute den Planeten erforscht und einfach nicht totzukriegen ist.)
Nein, Rosetta ist gleich mal ein paar Millionen Kilometer weiter geflogen und hat gestern den Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko erreicht. Das ist in Anbetracht der Distanz und der damit verbundenen Treffgenauigkeit, sowie der Tatsache, dass die Sonde zwischendrin jahrelang geschlafen hat, schon ziemlich gut. Aber auch bisher sind einige Sonden zu Kometen geflogen und es wurde sogar schon mal ein „Geschoss“ auf einen abgeworfen, um anhand der folgenden Explosion zu gucken, was da so an Material existiert. Was also ist an Rosetta so spannend?
Nun, wichtig ist erst einmal, dass die Sonde den Kometen ziemlich weit außen im Sonnensystem aufgesucht hat. An einer Stelle, wo er fast noch so langweilig wie ein normaler Asteroid ist. Den riesigen Schweif und das damit so eindrucksvolle Aussehen erreichen Kometen ja erst, wenn sie in Sonnennähe kommen und durch die Aufheizung Material verdampft und Gas ausgestoßen wird. Und natürlich soll Rosetta eigentlich genau das näher erforschen. Das wirklich geniale an der Mission ist also, dass sie nicht einfach zu einem gerade aktiven Kometen geflogen wurde, sondern weit nach draußen. Und da nistet sie sich jetzt ein. Also nicht weit draußen, sondern direkt beim Kometen. Nachdem das kühlschrankförmige High-Tech-Viech in den nächsten Wochen den Kometen genau vermessen und seine Gravitationspotenzial analysieren wird, wird Rosetta zu guter Letzt in nur 10 Kilometern Höhe (das ist auf der Erde eine Höhe, in der noch Flugzeuge fliegen können) umkreisen und mit Tschurjumov-Gerasimenko in Richtung Sonne fliegen und dabei beobachten, wie sich der kleine entenförmige Felsbrocken ändert und zu dem Höllenspektakel wird, das wir alle an Kometen so lieben.
Aber das ist noch nicht alles. Als wäre ein solarbetriebener Kühlschrank, der um eine Steinente kreisend um die Sonne geschleudert wird, nicht spektakulär genug, hat Rosetta auch noch Philae dabei – eine kleinere Sonde, die auf den Kometen runtergeworfen wird, dort sanft landen (und sich mit Harpunen festkrallen!) soll, um den ganzen Zirkus auch noch direkt aus dem Entengefieder mitzuverfolgen. Und ein bisschen Rumbohren und Proben analysieren darf Philae dann auch noch.
Und all das trotz der scheißwidrigen Umstände da draußen zu einem Preis, mit dem allenfalls einige einzelne Skandale beim Bau des Berliner Flughafens finanzierbar gewesen wären. 😉
(Um noch einen weiteren unsinnigen Vergleich zu bringen: Im Taxi hätte ich die bisher 7 Milliarden Kilometer von Rosetta nicht für eine Milliarde Euro fahren können, sondern hätte mindestens zehn Milliarden verlangt.)
Natürlich ist es bei der Aktion wie immer schwer absehbar, was das Wissen bringen wird, das während der Mission gewonnen wird. Aber wenn weiterhin alles nach Plan läuft, dann ist zumindest mal davon auszugehen, DASS es jede Menge neues Wissen geben wird. Ich bin jedenfalls gespannt und hoffe, dass Philae einen Tag vor meinem nächsten Geburtstag auf Tschurjumow-Gerasimenko (Yes, erstes Mal ohne Nachsehen geschrieben!) landet. Und dann lassen wir uns einfach mal Bilder aus dem Inneren des Feuerwerks schicken. 🙂
Ui, dass es Rosetta sogar in deinen Blog schafft…
Ich bin heute morgen über eine feine Grafik zum Thema Kometen an sich gestoßen (ist Englisch, aber deinem letzten Artikel nach zu Urteilen sollte das nicht das große Problem sein):
.
Ich kann den ganzen Blog meines Kollegen übrigens sehr empfehlen!
Nachtrag: das mit dem verlinken übe ich nochmal.
Versprochen!
@da_miche:
Hat doch eigentlich gut geklappt mit dem Verlinken, oder? 0.o
„Tschurjumow-Gerasimenko (Yes, erstes Mal ohne Nachsehen geschrieben!)“
Und direkt das „v“ durch ein „w“ ersetzt 😀
(OK, wahrscheinlich sind sogar beide Formen der Transkription korrekt…)
@Marco:
Damn! XD
noch so einer . . . *grins* ich bin auch seit meiner Kindheit Sternen-himmel-gucker und Raumfahr- wissenschaft- begeistert.
zur zeit spot ich das Skylab – stehe sogar nachts auf um zu gucken.
>> heute: Time: Sat Aug 09 10:36 PM, Visible: 5 min, Max Height: 78 degrees, Appears: W, Disappears: E
mich hat Rosetta auch schwer beeindruckt – ich hatte vergessen wie lange sie schon unterwegs ist . . .
Voyager1, die ja immer noch arbeitet, hat mich nie „losgelassen“ . . . sie ist ein phänomen.
für vieles fehlt mir das astro-physik und mathematik wissen/verständnis, aber begeistert bin ich trotzdem.
und als wir 1978 auf cape kennedy waren, wurde das alles noch verstärkt. 2001 waren wir dann in Houston und es war geradezu unglaublich zu sehen wie die wissenschaftler dort arbeiten.
um das weiter zu verfolgen möchte man doch schon mal unsterblich sein . . .*seufz*