Bild schreibt schon wieder Blödsinn über Computerspiele, und ich möchte an dieser Stelle gerne nur den Artikel bei bildblog.de als Quelle verlinken. Ich finde es immer wieder erstaunlich wie die Bild (und auch andere Medien) mit dem Thema umgehen. Denn ginge es wirklich um Aufklärung und Wissensvermittlung, dann dürften Artikel ja eben nicht so aussehen.
Ich denke, es ist nicht unsinnig, sich Gedanken zu machen über die sozialen Auswirkungen von Software-Konsum und auch der in Spielen vorkommenden Gewalt. Natürlich ist es ebenso sinnlos, als friedlicher leidenschaftlicher Zocker immer nur durch alle Foren der Welt zu brüllen, dass man damit ja nur Aggressionen abbaut. Damit bedient man mitunter auch nur das Klischee, dass man von sich unzulässigerweise auf andere schließt und als Betroffener nicht über den Tellerrand hinaussehen kann, schon alleine weil man Angst vor den Konsequenzen hat.
Aber das ist auch nicht nötig. Für sich selbst sollten schon viele in der Lage sein, ihr eigenes Spielverhalten zu reflektieren, und für die anderen Fälle hat der Mensch im Laufe der Evolution die höhere Kommunikation entwickelt: Man kann miteinander reden.
Was mich an eigentlich allen bisher öffentlich wahrnehmbaren Debatten zum Thema gestört hat, waren ihre Einseitigkeiten und die Beschränkung auf Spiele als Problem.
Mit Einseitigkeit meine ich, dass ich noch nirgends an prominenter Stelle gelesen habe, dass manch böses „Killerspiel“ eine taktische Ausrichtung oder zumindest Ansätze hat. Wenn darüber zu lesen war, dann doch eher mit dem Kommentar „Taktik steht zwar auf der Verpackung, aber drinnen ist nur Gemetzel!“. Wieso schreiben Leute wertend über Dinge, von denen sie nicht den Hauch einer Ahnung haben? Wie zum Beispiel die Irren, die in Counterstrike ominöse Kinderwagen entdeckt hatten, die es zu vernichten galt.
Selbst bei reinen Shootern lässt sich doch immer noch behaupten, dass es sich um fantastische Geschicklichkeitsspiele handelt. Für die langjährigen Profispieler ist ein Headshot doch bestimmt kein „geiler Kill“ mehr, sondern gute Handarbeit. Darüber liest man nichts. Spiele wie Tetris werden von den gleichen Leuten als geistige und reaktionsmäßige Herausforderung gelobt, die nicht anerkennen wollen, dass eine Menge Geschicklichkeit vonnöten ist, fünf Mitspieler schneller zu treffen als diese einen selbst.
Mit der Beschränkung meine ich, dass selbst im viel zitierten Fall von Robert Steinhäuser immer wieder erwähnt wird, dass er Counterstrike oder ähnliches gespielt hat. Keiner schreibt heute mehr in Verbindung mit Bildungspolitik, welch irrationale Leere es in dieser Gesellschaft in Randexistenzen auslösen kann, wenn man keinen Schulabschluss kriegt, obwohl man bis zur dreizehnten Klasse durchgehalten hat. Plötzlich spielen Familiengeschichten keine Rolle mehr, Probleme von Außenseitern, Leistungsdruck, Einsamkeit, Depressionen. Das sind alles Elemente fast jeden Amoklaufs, aber keines dieser Probleme lässt sich so einfach angehen wie Computerspiele. Die kann man verbieten. Dann atmen alle auf – egal ob dieses Verbot was bewirkt oder nicht – denn die Politik hat etwas getan, und die Presse schreibt nichts Schlimmes. Das ist enorm verlogen in meinen Augen!
Klar, ich bin auch vorbelastet. Ich habe in meiner Vergangenheit einige Stunden mit „Unreal Tournament“ und „Tactical Ops“ (immer als Terrorist) zugebracht, lustige Stunden in denen ich versucht habe, meinen Bruder und gute Freunde zu töten. Ich habe „Need for Speed“ gezockt, und damit einen ersten Eindruck von der Fahrphysik von Autos bekommen – und ich will Taxifahrer werden!
Aber in all der Zeit habe ich eben auch eines gelernt: Ein Spiel ist ein Spiel, ein Wettkampf, eine Herausforderung. Und es ist schade, diese oftmals sehr sportlich faire Auseinandersetzung mit meinen Mitmenschen denunziert zu sehen von Leuten, die keine Ahnung haben, über was sie schreiben.