Es ist vollbracht: Die Waschmaschine (Siemens Family 110) ist ihr leidiges Klappergeräusch los! Nach der Vorarbeit vor einiger Zeit und einem Besuch im Baumarkt von mir und Ozie, kann ich heute verkünden, dass wir die Maschine „repariert“ haben.
Seit die Maschine das letzte Mal offen war, war uns das Problem in seiner Grundstruktur bekannt. Das hilft einem natürlich nichts, wenn man kein passendes Werkzeug hat.
Ein Metallstück, genau genommen der Bügel eines BH’s hatte sich zwischen dem Bottich und der Trommel verhakt und mit zunehmender Geschwindigkeit für einen perversen Sound in unseren heiligen Hallen gesorgt.
Zum Verursacher selbst bleibt noch zu sagen: Es ist ein wenig rätselhaft, wo er herkommt. Ozie hatte dereinst einen Bügel-BH, dessen Bügel tatsächlich irgendwann in der Maschine landeten, von dort allerdings auch wieder rausgeholt wurden. Somit ist zu vermuten, dass das Teil vor seiner Verkeilung einige Monate unbemerkt im Bottich lag, bis er irgendwann Krach gemacht hat. Nach meiner Einschätzung waren auch alle Sorgen bezüglich des Geräuschs so gesehen übertrieben, da dieses Ding wahrscheinlich nie einen Schaden angerichtet hätte. Natürlich kein Grund, es dort zu lassen.
Bei unserem letzten Besuch im Herzen unseres maschinellen Reinhalte-Freundes haben wir uns bereits einen grundsätzlichen Überblick über die Funktionen der Maschine und das potenzielle Maß der Zerstörung, das wir anrichten könnten, informiert. Wir haben die Heizung ausgebaut, das Teil gefunden und versucht, den Bügel zum Aufgeben zu zwingen, was nicht gefruchtet hat. Wir hatten uns noch einmal überlegt, uns an einen Fachmann zu wenden, aber uns wurde klar, dass der – sollte er nicht eine Wunder-Waschmaschinen-Zange haben – ebenso wie wir rumstochern müsste, bis er das Teil erwischt. Ebenso hätte der Ausbau des Bottichs unseren finanziellen Urin, äh… Ruin bedeutet.
Wir wussten nun aber, welche Maße so ein Werkzeug brauchen würde und haben uns beim Baumarkt unserer Wahl mal umgesehen. Nach einer Zange oder einem Bolzenschneider – rauszerren oder vernichten!
Das Ergebnis war mau. Bolzenschneider und lange Zangen sind allesamt zu groß um durch das Zugangsloch zu passen, und so haben wir zu guter Letzt wieder etwas gebastelt. 2,5 m gutes 15er-Kupferrohr und eine neue Zange. Das Ganze für knappe zwanzig Euro. Zusammengebastelt haben wir es mit einer Kneifzange. Naja.
Im Gegensatz zum letzten Mal haben wir dieses Mal die Trommel von innen (mit meiner Schreibtischlampe) beleuchtet, was die Arbeit vereinfacht hat. Das ist vielleicht der größte Tipp, den ich zu dieser Operation geben kann. Hier eine kleine Übersicht über die Werkzeuge, die bei beiden Aktionen insgesamt zum Einsatz kamen:
1) Unser neugebasteltes Werkzeug: Eine Zange an zwei kurze Kupferrohre an…montiert (?) – und zwar mit der Kneifzange (5)
2) Ein Draht, der insbesondere in Form einer Drahtschlinge den Bügel leider nicht greifen konnte
3) Klebeband: Nötig für die erste Zangenkonstruktion (7), eine Holzstab-Magnet-Kombination und das Festtapen der Schläuche
4) Eine kleine Zange, die keinerlei Mehrwert darstellte, wie wir herausfanden
5) eine Kneifzange, die uns beim Aufschrauben diverser Schrauben, dem Aufschrauben der Schläuche, dem Montieren des neuen Werkzeugs (1) und einem Haufen anderer Dinge half: Ein wertvoller Mitarbeiter
6) Ein Holzstock (wir hatten mehrere). Das Bild zeigt den, der das Problem letztlich gelöst hat
7) Die erste Variante des Selfmade-Werkzeugs (1), leider noch ein wenig zu kurz
8) Der Killer-Magnet aus unserer Küche, der leider bei unserem nicht magnetischen Problem wenig Einfluß auf den Verlauf der Arbeit hatte
9) Ein Kreuzschlitz-Schraubenzieher, der bei allerlei Schrauben an der Außenseite half
10) Zwei Sechskant-Bits aus Ralfs Akkuschrauber-Set, mit denen ein Paar Schrauben an der Außenseite, sowie das Erdungskabel vom Motor gelöst werden konnten
11) Ein Schlitz-Gnubbel-Schraubenzieher, der insbesondere zum Lösen des Dichtungsgummis um den Heizstab zum Einsatz kam
12) Ein 8er, bzw. 10er Sechskantschlüssel, noch aus original sozialistischer Produktion, der die Deinstallation der Heizung (eine Mutter) bewerkstelligen konnte
13) Eine weitere Zange, die man in Kombination mit der Kneifzange (5) für hartnäckige Schläuche brauchen kann.
Vorgegangen sind wir heute wie folgt. Wir haben die Waschmaschine zur Sicherheit noch einmal Wasser abpumpen lassen, sie in Position gerückt, vom Netz genommen, eine Nachtischlampe in der Trommel aufgehängt, Wasserhahn ausgestellt, aus Platzgründen den Zulaufschlauch abgeschraubt und dann losgelegt:
Zuerst haben wir die Schrauben von der Platte hinten gelöst und diese, sowie die Platte (die clevererweise noch einmal extra eingehängt ist) dann möglichst weit weg gestellt, damit man nicht drüber fliegt.
Nun musste – weil es im Weg war – das Erdungskabel am Motor abgeschraubt werden. Das ist recht problemlos möglich, man sollte nur aufpassen, dass man den Antriebsriemen nicht vom Rad zieht. Zudem: Jede Drehung am Kreuz bewegt die Trommel. Das sollte man sich insbesondere überlegen, wenn man eine Lampe in derselben hat. Manchmal ist es allerdings auch sinnig, sie zu bewegen. Hilft leider nur denken und probieren.
Wir aber konnten nun an die Heizung links unten am Bottich gehen (ein oval-längliches Gummi-Etwas, in das Kabel hineinlaufen). Dort muss man eine schwer zugängliche Mutter herauslösen und dann mit recht viel Kraft den Gummi mit der ganzen Elektrik aus dem Bottich ziehen. Am anderen Ende (innen) hängt dann der Heizstab dran, weswegen die bei Calgon einem das Geld aus der Tasche ziehen. Wenn Kalk dran ist, kann man ihn mit etwas Essigwasser wieder sauberkriegen.
Das nun geöffnete Loch sieht im schönsten Fall aus wie unten.
In Realität ist es drinnen wahrscheinlich noch heller, meine Kamera ist doch ein wenig blind, wenn die Sonne nicht direkt scheint. Ja, und durch dieses Loch kann man dann versuchen, mit einem geeigneten Werkzeug nach Störendrieden zu fischen. Das ist deshalb so schwer, weil das Loch klein ist, man unter Umständen bis zu 40 cm tief hinein muss, und nach dem Einführen eines Werkzeuges der Platz zum Sehen-was-man-macht sehr gering ist. Zu guter Letzt hat Ozie unseren hartnäckigen Bügel dann mit einem primitiven Holzstock herausgefischt. So einfach kann es sein.
Im Optimalfall muss man dann nur noch alles rückgängig machen, und die Maschine tut wieder wie vorher, nur leiser. Das gilt natürlich nur, wenn ein Fremdkörper die Ursache für die Geräusche ist.
Hier nochmal ein Bild vom Übeltäter und vom Rettungswerkzeug:
Diese „Anleitung“ ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Wir hatten recht viel Glück bei allem (auch wenn die erste OP mehr als drei Stunden gedauert hat), und ich will alles andere, aber keine Garantie dafür abgeben, dass das immer klappt. Also: Ich übernehme keine Verantwortung für Nachahmungen!