Gedanken übers Bloggen

Es ist nun das erste Mal, dass ich es über einen „längeren Zeitraum“ hinbekomme, mehr als nur einmal wöchentlich in einem Blog zu schreiben. Also so halbwegs das erste Mal. Und es ist das erste Mal, dass „eine Menge“ Leute, die mich nicht kennen, auch lesen, was ich schreibe.
Die Freude über beide Fakten ist enorm bei mir. Aber auf der anderen Seite sehe ich das, was ich mache – wie auch sonst fast alles – kritisch. Als Blogger gehört man heute in gewissen Kreisen bereits zu einer Gegenöffentlichkeit, die mitunter besser Bescheid zu wissen scheint als die „etablierten Journalisten“. Ich erlaube mir hier, die Bild-Zeitung mit ihren rund 1000 Mitarbeitern zu kritisieren und lache über politische Erscheinungen, die weltweit enormes bewegen. Natürlich mache ich mir Gedanken, ob ich (selbst in diesem kleinen Rahmen) den Ansprüchen gerecht werden kann, die mancher wahrscheinlich an mich stellt. Nun, das weiss ich nicht, und das muss ich hier in aller Deutlichkeit auch so sagen!
Ich weiss, was ich schreibe, und – so gewissenhaft ich es auch versuche – ich entdecke Tag für Tag Fehler oder ungelenke Formulierungen, die ich dann beseitige oder versuche zu erklären. Vielleicht ein Schritt in die Richtung, besser zu sein als Printmedien oder deren scheinselbstständige Online-Ableger.
Aber gerade jetzt, da ich (auch wenn es nur ein paar Cent sind) dabei bin, nebenher mit meinem Schreiben Geld zu verdienen, muss ich mir die Frage stellen, was ein Blog als Informationsmedium ist. Ein Blog ist sicher schneller, unabhängiger und damit oft interessanter als „etablierte Medien“. Auf der anderen Seite ist ein Blog auch immer wahnsinnig selektiv und subjektiv, weil jede Form der Gegenkontrolle fehlt. So sehr ich mir auch einbilde, immer nur das Richtige zu schreiben, so sehr muss ich doch darauf hinweisen, dass das alles nur eine einzelne persönliche Meinung ist. Das sollte niemand vergessen, der hier liest.
Ich denke, dass das den meisten Usern eines solchen Angebotes klar sein sollte, aber bei aller im Internet gelebten Freiheit sind wir leider noch nicht so weit. Wenn einem gefällt, was man liest, dann glaubt man es gerne und – und auch das ist typisch fürs Netz – verbreitet es schnell weiter. Das ist mitunter nicht nur positiv. Denn schliesslich bin ich, sind alle Blogger, alles andere als unfehlbar.
Dennoch denke ich, dass jeder Beitrag jenseits der zumeist profitorientierten Medien (ich zähle mich jetzt nicht dazu, weil ich wahrscheinlich nie auch nur einen bedeutenden Teil meines Lebens mit Bloggen bestreiten können werde) wichtig ist. Denn wenn ich als Blogger falsch liege, dann lässt sich ein Fehler mittels Kommentarfunktion schnell beweisen und hinterfragen.
Ich hatte eine Zeit lang den Wunsch, hauptberuflich in den Journalismus zu gehen. Ich denke immer noch, dass ich dort nicht allzu schlecht aufgehoben wäre, aber eines hat mich immer gestört: Terminfixiertes Schreiben unter „Zwang“. Ich denke, ich kann recht unterhaltsame Dinge schreiben, aber ich kann es eben (leider?) nur, wenn ich auch Lust darauf habe. Und das wollte ich mir unter keinen Umständen zerstören. Wenn ich hier etwas schreibe, dann schreibe ich es, weil es mir wichtig erscheint oder weil ich es einfach nur gerne tue.
Und welches Medium könnte dazu besser geeignet sein als ein Blog?
Es freut mich ungemein, schreiben zu können, was ich will. Es freut mich ungemein, das mit keinem Redakteur aushandeln zu müssen. Und es freut mich ungemein, direkten Kontakt zu allen halten zu können, die Kontakt zu mir halten wollen.

In meinem eigenen Selbstverständnis war ich wohl schon Blogger, bevor es dieses Wort gab. Und das ist auch gut so, liebe Ge… äh, ich, ihr wisst schon, was ich meine.

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