Hab gerade bei „kolumnistenschwein“ einen in meinen Augen hervorragenden Artikel über Urlaub gelesen (auch wenn er schon etwas älter ist). Wie ich diese Gedanken nachvollziehen kann!
Es ist doch wahr, dass sich viele Menschen – wenn nicht ein Großteil – das ganze Jahr über extra Stress machen, damit sie sich einen noch besseren, also vor allem teureren, Urlaub leisten können. Ich hab nichts gegen Urlaub, kein Bisschen! Aber irgendwie herrscht doch der Glaube vor, man müsse jetzt unbedingt den einen Wahnsinnsurlaub machen, weil man ja das ganze Jahr hart geschuftet hat. Warum macht sich niemand Gedanken darüber, dass er das Jahr so hart geschuftet hat?
Ich weiss, wir haben ja alle nicht den Hauch einer Wahl. Der Arbeitsmarkt ist hart umkämpft, da kann man sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, man muss halt machen, was der Chef will… aber warum gibt nicht mal jemand zu, dass das scheiße ist?
Mein größter Urlaub die letzten Jahre waren die anderthalb Wochen um den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm, und da hab ich mich von der Polizei nach jedem Blinken anhalten und durchsuchen lassen dürfen – also eher Stress als Entspannung. Trotzdem hab ich das Jahr gut gelaunt überlebt. Warum? Weil ich so hart bin? N‘ Scheiß!
Ich hatte halt oft mal hier einen Tag frei, da unbezahlt ein verlängertes Wochenende, und wenn ich mal keine Zeit zum Arbeiten hatte, dann hatte ich halt keine Zeit. Mit anderen Worten: Man kann auch vor dem Urlaub mal entspannen.
In naher Zukunft werde ich wahrscheinlich gut und gern 12 Stunden täglich arbeiten. Mallorca werde ich mir sicher trotzdem nicht geben, sondern eher 10 verlängerte Wochenenden und eine Woche Urlaub irgendwo im Inland. Ich halte eben einfach nicht sehr viel davon, sich so sehr mit seiner Arbeit zu identifizieren, wenn es eigentlich nur der Geldbeschaffung dient.
Wahrscheinlich mache ich mir hiermit eine Menge Feinde, schließlich ist das Prinzip „50 Wochen schuften, dafür dann 3 supertolle Wochen Urlaub“ fast schon Gesetz. Sich irgendwo reinhängen ist ja eigentlich eine tolle Sache! Danach entspannen und sagen: „Hab ich was geleistet, jetzt gönne ich mir was!“ ist auch nicht schlimm. Aber dieses „Seit drei Jahren war ich nicht mehr im Urlaub, alle Kollegen sind gefeuert worden, deswegen mache ich jetzt die Arbeit für drei, und da mein Leben eigentlich rundum scheiße ist, mach ich jetzt 4 Wochen Pause in Thailand, schau mir jeden Tempel und jeden Baum im ganzen Land zweimal an, saufe jeden Abend und feiere bis ich völlig fertig zurückkomme und mich dann weiterbeschweren kann, wie scheiße alles ist, und dass der Urlaub zu kurz war.“ das geht mir auf die Nerven.
Man kann in seinem Leben einiges frei entscheiden, nicht nur den Anbieter für All-inclusive-Urlaub.
PS: Wenn ihr anderer Meinung seid, dann kommentiert bitte. Würde mich interessieren.