25. Januar 2009 · 05:42
Also irgendwie ist diese Welt komisch. Ich hatte vor Ewigkeiten ja bereits geschrieben, dass mein Arbeitgeber Fördergelder für meine Stelle bekommt – weil er mich aus dem Millionenheer an HartzIV-lern rekrutiert hat. Genau genommen habe ich mich nur ins Millionenheer an HartzIV-lern eingereiht, damit mein Chef Fördergelder bekommt, aber das ist nebensächlich.
So sieht es jedenfalls aus. Nun, der Antrag ist offenbar durch, ich habe einen Durchschlag zum Bescheid gekriegt. Dort ist selbstverständlich auch die Summe genannt, die mein Arbeitgeber nun erhält. Wenngleich mir die mögliche Höhe der Zuschüsse bekannt war, so hat mich die Höhe dann dennoch ein wenig erstaunt hinterlassen:
780 € / Monat
Das heisst: In trauter Zweisamkeit zahlen der deutsche Staat und die EU gerade monatlich 780 € dafür, damit ich keine 533 € ALG2 kriegen muss…
Geht’s noch? Ich wollte mich schon lange mal aus der Sicht eines Nutzniesers über bekloppte Gesetze beschweren, dann das nimmt dann auch den letzten Zweifel von einem, man beschwere sich ja nur, weil es einem nicht passt. Ich meine: Bei meinem Arbeitgeber ist die Kohle gut aufgehoben – mir ist es nur recht, dass das Geld da hingeht. Und an der Stelle meiner Chefs würde ich das auch ausnutzen. Keine Frage. Wenn das Geld in der öffentlichen Hand bleibt, stecken die es doch überwiegend in sinnfreie Projekte. Ich halte zumindest so einiges für sinnfreier als das Unternehmen meines Chefs.
Natürlich ist die Schaffung eines neuen Arbeitsplatzes mit einem gewissen Geldaufwand verbunden. Das stelle ich nicht in Frage. Es sind Einarbeitungen nötig, die Produktivität neuer Mitarbeiter ist meist nicht so hoch wie die der erfahrenen Leute… da kommt natürlich eines zum anderen.
Nun bin ich aber der Meinung, dass das zwar alles schön und gut ist, es aber völlig der derzeitigen Logik widerspricht, das zu subventionieren. Immer wieder wird einem dieses kapitalistische System verkauft als fairer Markt, der sich mehr oder minder von selbst reguliert. Ich finde, Einzelheiten wie diese Fördergelder strafen diesen Glauben Lügen. Wenn das System so funktionieren sollte, dann braucht es derartiges nicht. Genausowenig wie Subventionen für Milchbauern, Atomkraftwerke oder Steinkohleabbau.
Bereiche, in die der Staat massiv eingreifen muss, weil sie ohne seine Hilfe nicht existieren können, haben eigentlich – nicht nach meiner Überzeugung, sondern nach der unserer Gesellschaft – keine Daseinsberechtigung. Nach meiner Ansicht ist das Augenwischerei.
Verdammt, natürlich lohnt es sich nicht, in Deutschland Steinkohle abzubauen. Aber anstatt den verbleibenden paar tausend Kumpel eine fürstliche Rente für ihren früheren Beitrag zur Wirtschaft zu zahlen, und die Abbaugebiete vom Wechselgeld in Naturschutzparks umzubauen, beschließt man lieber, gegen jegliche Vernunft, Millionen an Subventionen zu bezahlen, um sagen zu können: „Wir produzieren ja auch selber!“
Aber da sind wir wieder beim leidigen Thema, ob jemand – auch wenn er nicht arbeitet – ein Auskommen verdient hat.
So engagiert sich der Staat also einmal mehr für mich in finanzieller Hinsicht, ohne dass ich das nachvollziehen kann. Aber bitte! Was liegt näher? Ist doch allemal besser, als den ganzen faulen Arbeitslosen auch nur einen Cent zuviel zu bezahlen.
Bin ich der einzige, der das für asozial hält?