Manchmal ist mein Leben schon etwas komisch. Der gestrige Tag war ziemlich gut verplant. Ich bin morgens erst spät heimgekommen, dann baldestmöglich ins Bett geflüchtet, um nach 4 Stunden Schlaf wieder fit zu sein. Dann hatten wir eine Art Umzug zu erledigen. Das komplette Hab und Gut von Ozies Schwester sollte in unser zukünftiges Gästezimmer wandern. Dort lagert es übergangsweise für ein paar Monate. Das Ganze war – wie so ziemlich jeder Umzug – zu Beginn erst einmal abenteuerlich, weil die „3 Möbelstücke und 5 Kartons“ am Ende doch ein wenig mehr wurden. Zeitlich hat das alles ganz gut geklappt.
Ok, es war anstrengend, aber jetzt nicht vernichtend schlimm. Danach wollte ich mich noch kurz ausruhen, um dann – ein wenig zeitversetzt – noch zu arbeiten. Das Ausruhen hat sich unfreiwillig zu einer Nachtruhe entwickelt, und jetzt habe ich so gut wie gar nicht gearbeitet, bin völlig aus meinem Rhytmus und irgendwie immer noch völlig wochenendreif. Mit Freude erfüllt mich das nicht, da ein paar Euro mehr gerade eigentlich nicht schlecht wären – aber jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern. Manchmal klappt es einfach nicht so, wie man das plant.
Inzwischen haben Ozie und ich auch wieder sturmfrei. Gestern Abend ist unser Besucher aus dem Süden – der die letzte Woche unser Wohnzimmer bevölkert hat – in sein neues Zimmer nach Wedding gezogen.
Ach, es ist schon komisch, wie sich die WG hier entwickelt hat. Wir sind, seit wir in Berlin sind, eigentlich wahnsinnig normal geworden. Also normal in dem Sinne, dass wir z.B. die Finanzen halbwegs im Griff haben und die Bude jetzt auf einer Verwüstungsskala von 1 – 10 nur noch auf 6 und nicht mehr auf 11 steht. Zudem ist der Besucher-Schnitt von 4 Peronen/Tag auf etwa 1 Person/Woche gefallen.
Das ist wie gesagt komisch, aber eigentlich nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ich eigentlich eher ein Kandidat fürs Einsiedlerleben bin. Jedenfalls klappt es noch ganz gut, dass die Leute zum Pennen hier vorbeischauen, oder den Platz bei uns nutzen, wenn sie Zeug zum Unterbringen haben. Wozu sonst haben wir so eine riesige Wohnung?
Unser ewig unfertiges Gästezimmer ist jetzt erst mal ein paar Monate unbegehbar, aber das schränkt uns nicht im Geringsten ein. Noch ist es so, dass wir einen Kellerraum haben, bei dem wir es noch nicht einmal hinbekommen haben, das Schloß des Vormieters zu knacken, weil er uns bisher eigentlich gar nicht interessiert hat. Vielleicht ist es seltsam, so verschwenderisch mit Raum umzugehen. Aber dieser hier ist für uns erschwinglich, und wir sind es eigentlich gewohnt, um einiges beengter zu leben.
Luxus hat viele Gesichter.