Auch wenn ich dank mangelnder Fahrtätigkeit gerade nicht mit Schreckensmeldungen á la Unfall aufwarten kann – ein paar erschreckende Dinge finde ich noch.
Ozie und ich haben in den letzten Tagen mal angefangen, alte WG-Fotos zu sichten. Wir gehen zwar grundsätzlich davon aus, dass eine Beweisaufnahme in der Form nicht stattfinden muss – aber da man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein sollte, wenn man sich schon einen Rechtsstreit ohne Anwalt gönnt, kann eine Sichtung ja nicht schaden.
Klar sind Bilder im Zeitalter von Photoshop keine Wunderbeweise mehr, aber bei den Anschuldigungen unseres Vermieters in der Klageerwiderung kommen einem manche Dinge dann doch ein wenig fragwürdig vor. Ich kann ja mal ein paar aussagekräftige – oder teils auch einfach absurde – Details dem Anlasse entsprechend hier anfügen.
Die meisten dieser Bilder sind (teils vergrößerte) Ausschnitte aus Partyfotos etc. Sie sind bis auf’s zurechtschneiden nicht bearbeitet und meine Datumsangaben stimmen. Das nur vorweg. Die Quali ist eben leider oft mies.
Nochmal zur Erinnerung: Ich zeichne verantwortlich für den Zeitraum 01/2007 bis 10/2007.
Gehen wir zur ersten Anschuldigung:
a) Die Balkontüre mutwillig aus den Angeln gehoben. Sie weist beschädigte Teile wie Bänder- und Scherenbeschläge, ausgerissene Bandaufnahmen und beschädigte Holzelemente auf.
Zur kaputten Türe gibt es keine Fotos, wohl aber zwei Schnipsel, die die Detailfreude betonen, die an dieser Tür von Anfang angelegt wurde, um die Wohnung behaglich zu gestalten:
Zu erkennen sind 2 freiliegende Heizungsrohre über einer Stufe. Von der Stolpergefahr abgesehen zeigt sich das Ganze auch nicht sonderlich schön, da wohl ursprünglich eine weitere (Über-)Stufe die Rohre verdeckte und darunter folglich keine ernsthafte Bearbeitung stattfand. Hier auch schön zu erkennen: Genauigkeit beim Streichen/Tapezieren.
Ich möchte nochmal klarstellen: Diese Fotos sind 3 Jahre vor der Übernahme der Wohnung durch mich aufgenommen worden und stellen den Zustand nach dem letzten Eingreifen Dieters dar. So, bzw. schlimmer habe ich die Wohnung übernommen!
b) Der Holzdielenboden wies massive Kratzer und Löcher auf, die bei Einzug nicht vorhanden waren.
9 Monate vor dem, was hier als „Einzug“ bezeichnet wird:
Die Ausbesserung des Bodens, den ich so übernommen habe, soll 1190,00 € kosten.
Bei c) habe ich nur was zu den „Graffiti“ gefunden, und auch da keine Ist-Bilder. Dies ist leider nur ein weiteres Beispiel, wie gut die Wohnung bei der Übernahme war:
Oder die Wand, an der sich eines der Bilder befand:
Also ich soll zahlen, dafür dass er diese Wand nochmal streichen muss…
In d) heisst es:
Das Badfenster, ein Dachfenster, wies erhebliche Wasserschäden auf, was daraus resultierte, dass bei Regen dieses Fenster offensichtlich meistens geöffnet war.
Ich hatte schon geschrieben, dass ich die Feuchtigkeit eher auf die Wanne darunter zurückführen würde. Mal ganz abgesehen davon, dass auch hier nicht fertig gestrichen war, als wir eingezogen sind – und immerhin das war bis zu meiner Übernahme gemacht. Dennoch lässt sich vielleicht auch daran zweifeln, ob es so sinnig ist, eine nicht weiter behandelte Rigipswand ausgerechnet dort zu verbauen:
Im Gegenzug ist das Fenster im Klo nebenan offensichtlich unbeschädigt. Die Verarbeitung war hier ähnlich, allerdings hielt das unseres begrenzten Eifers wegen noch bis 2005 an:
Jetzt kommen wir aber zum witzigsten Part eigentlich. Die Leitungen. Wir erinnern uns:
e) PC-, Telefon-, Strom-, und Kabelkanalverkabelungen sowie Steckdosen und 220-Volt-Kabel waren völlig unfachmännisch in bedenklicher Art und Weise installiert, jedoch nicht wieder entfernt bzw. in ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden.
Diese Verkabelungen gab es. Nur hab ich die nicht verlegt. Das waren meine Vormieter. Um sowas geht es übrigens:
Is dilettantisch, ich geb’s ja zu!
Ja, unser Elektroniker war noch in der Ausbildung…
Aber glücklicherweise mussten wir sowas nicht oft verlegen (ich dann zum fraglichen Zeitpunkt eh nicht mehr!), da in der Wohnung seitens der eingebauten Leitungen jeglicher Art alles im grünen Bereich war.
Man nehme dieses Ofenrohr ohne Anschluss in der Küche, das ins Freie führt:
Oder das hier (ok, das Kabel rechts ist wieder von uns – fürs Telefon):
Wie wäre es mit dieser professionellen Sprechanlage, die seit 2003 in der Wohnung hing und bis zu meinem Auszug auf einen Anschluss wartete?
Auch was fürs Auge und zum Anfassen: Das Rohr, das neben der Wohnzimmercouch Kabel von draußen in die Wohnung brachten. Woher? Vom Dach wahrscheinlich…
Aber es war nicht alles so langweilig und perfekt an der Wohnung, als ich sie übernommen habe. Was hier schwer erkennbar ist: Der kleine runde Lampion hängt ebenfalls an Kabeln. Das waren die vor einiger Zeit mal erwähnten Kabel, die auch Strom geführt haben. Man kam aber nur ganz selten da ran. Im Hintergrund der Lebensmittelschrank. Da muss man nicht so oft hin…
Dass da wirklich Strom drauf war, beweist folgendes Bild aus dem Jahr 2006, wenn man mal genau hinsieht:
Nochmal für die, die es nicht glauben: Die Entfernung der Verkabelungen von mir soll 228,48 € kosten. Was bin ich froh, dass der Rest umsonst war!
Dann kommt der Küchenboden. Seit 2005 war Dieter bekannt, dass er kaputt ist und er wollte ihn „bald“ austauschen.
Im nächsten Bild: So sah der Boden dann quasi bei meiner Übernahme der Wohnung aus. Dieter hatte schon vor, ein Provisorium aus Stahlplatten „übergangsweise“ einzulegen, damit wir nicht die Küche abbauen müssen. Dank des unebenen Untergrunds verschlechterte sich der Boden täglich. Ich weiss das, denn ich hatte die Splitter im Fuß.
Aber es ist ganz offensichtlich, dass ich jetzt für den Boden veranwortlich bin. Schließlich sah er 2007 bei der Übergabe so aus:
Man beachte hier wirklich mal das wichtige Detail. Es ist ja nicht so, dass die Fliesen sonderlich zerbrochen sind. Es handelt sich hier um „irreparable Wasserschäden“ an „21,5 qm der Terrakotta-Fliesen“. 2182,00 € kostet das. Also die alten Fliesen zu entsorgen. Woher die neuen kommen, weiss ich nicht. Aber Dieter hat mal gesagt, er hat noch 25 m² davon in der Garage rumliegen. Happy Halloween liebe Nachmieter irgendwann mal!
Im Ernst: Bis auf das letzte Bild war das alles VOR der Übernahme durch mich. Ich schäme mich schon dafür, dass ich es geschafft habe, diesen Prachtbau binnen 10 Monaten so zu entstellen. Ihr könnt euch ja kaum ausmalen, wie das JETZT da drin aussieht. 😉
Wer noch was über die Substanz des Hauses wissen will….
Kurzer Schnappschuss im November 2006, als das Fenster in meinem alten Zimmer „fachmännisch ausgebaut“ wurde:
Der Einsatz klassischer Materialen bewahrt die gemütliche Atmosphäre überall. Und hier nochmal zur Erklärung für die Neuen: Nachdem das Fenster 2 Stockwerke tiefer im Hof landete, stellte der begnadete Ingenieur (heute Zeuge der Beklagten) fest, dass das neue nicht passt und so ergab es sich dann, dass zeitweilig (also das restliche Jahr das ich da wohnte) Styropor die Stellen stopfte, die beim Einbau des modernen Doppelglasfensters (gut für den Energiehaushalt!) übrig geblieben sind.
Wie kann ich diesen fürsorglichen Vermieter eigentlich um die Kaution bitten? Ich komme mir soooo schäbig vor!
Öhha… Da bist du echt eingezogen? Die Hütte sieht ja Lebensgefährlich aus.
Beeindruckt bin ich allerdings von der Historischen Authentizität die sich die Wohnung bewahrt hat… da hängt sogar noch ein Plakat von 1848 an der Wand.
P.S. Seh ich das Recht auf dem letzten Bild? Wachsen da Pilze aus dem Fensterrahmen? o_Ô
@Mi-Go:
Ja, da bin ich eingezogen. Obwohl ich wusste, wie kaputt die Bude ist. Und das kann ich noch heute gutheißen! Es war die erste Wohnung nicht mehr bei den Eltern, und da macht man auch mal Abstriche. Ehrlich gesagt: Es war eine verdammt geile Zeit dort und jeder, der auch nur ansatzweise mit dieser WG zu tun hatte, kann bestätigen, dass man um erfüllt zu leben, nicht mehr als 9m² mit Schräge braucht.
Die historische Authetizität ist ja nur bedingt gegeben. Laut unseren Informationen (ist allerdings nur Hörensagen) ist das Haus 1848 schon ein paar Jahre alt gewesen. Älter als ich jetzt zumindest…
Aber als toleranter Mitbewohner habe ich die Wohnraumverzierung in Form des Manifestes nicht ernstlich zurückweisen wollen.
Und die Pilze sind nur Nägel, die sich im Laufe der Jahre verfärbt haben. Also nicht, dass wir deswegen keine Pilze in der Wohnung hatten… 😉