Oh, keine Sorge: Ich wollte nun keine philosophische Diskussion lostreten. Mir ging es eigentlich weniger um Dialektik, sondern eher um Dialekte. Ich habe nun nach über 4 Jahren Beziehung mein Ozie noch überraschen können 🙂
Dass ich mir Dialekte recht schnell angewöhne – solange es nicht mit dem mühseeligen Erlernen fremdartiger Vokabeln einhergeht – das ist mir bewusst, und als Schwabe, den es in die Bundeshauptstadt verschlagen hat, weiss ich das auch sehr zu schätzen. Aber eigentlich ist das gar nicht so extrem. Klar, wenn ich in Stuttgart bin und auf Schwaben treffe, oder auch mit meinem Vater telefoniere, dann bin ich in meiner Heimatsprache wieder drin.
Dazu hab ich mir – wenn ich nicht genötigt bin, mich auf Ämtern oder vor Gericht in lupenreinem und etwas geschwollenem Hochdeutsch auszudrücken, einen leicht norddeutschen Dialekt zugelegt. Das liegt noch an den vielen Urlaubsreisen nach Schleswig-Holstein mit meiner Familie, als ich noch klein war.
Als wir nun aber in Cuxhaven am Bahnhof standen, geschah etwas völlig unerwartetes – zumindest für Ozie: Mein Tagfahrer hat angerufen. Ich hatte es versemmelt, ihn auch von meiner spontanen Reise zu unterrichten und er fragte, ob ich am nächsten Tag fahren wolle. Ich hab ihm gesagt, wie es aussieht, und plötzlich fängt Ozie an zu lachen.
Warum?
Klar, wenn ick mit meen Tachfahrer rede, berliner ick wohl ’n bissjen.
Nicht professionell, aber laut Ozie mehr als sie es jemals getan hat. Und sie hatte das eben noch nie gehört. Hey, man muss sich doch unterhalten können 😉
herrlich.. ick hab das berlinenern in meinen letzten 5 jahren im paderborner exil leider etwas verloren. Da ick aber ab April wieder in Berlin bin, werd ick mir dit ooch wieder anjewöhnen. Dafür lieb ick den Dialekt zu sehr.
gruß icke
Das ist bei mir sogar noch ne Ecke extremer.
Wenn ich bei meiner Verwandtschaft (Nicht ganz Cuxhaven, eher Stade und Umgebung 😉 ) bin, oder nur mit denen telefoniere, verfalle ich auch automatisch in den Tiefebenen-Slang. Ist aber genauso wenn ich in anderen Sprachräumen bin, z.B. Schweiz, Rheinland, Schwaben etc. Da kann ich mich dann schon selbst nicht mehr ernst nehmen…^^
ich wohne schon mein ganzes Leben in Berlin und kann kein bisschen berlinern …
@guggug aka Martin:
Ein bisschen geht es mir mit dem Schwäbisch auch so. Ich hab manchmal, wenn ich mit schwäbischen Kunden rede, das Gefühl, ich verstell mich beim Reden.
@Jo:
Das kenn ich vom Schwäbischen – also meiner Heimatsprache – durchaus auch 🙂
Allzu viele andere Beispiele kenne ich allerdings nicht. Ich muss zugeben, beim Schweizer Dialekt und bei Bayrisch und Österreichisch komme ich mir auch ein bisschen komisch vor. Das kann ich nicht so schnell annehmen – aber ich hab bisher auch kaum Zeit dort verbracht. Ich nehme an, nach zwei Wochen dort leben oder mit einem guten Freund dort wäre das auch anders…
@Anonymous:
Das ist dann natürlich das andere Extrem 😀
Mir gehts ähnlich. Meine Familie und Bekannte verteilen sich ziemlich gut über die Republik (mal abgesehen vom südöstlichen Ausland…).
So habe ich nicht nur unseren eigenen Dialekt immer im Ohr, sondern auch oft genug was ausm Saarland, der Kölner Bucht, Raum Pforzheim oder aber auch Berlin und Potsdam um mich herum. Zudem haben wir noch nen Kollegen aus Sachsen im Taxigewerbe. Ganz gefährlich wirds aber erst, wenn ich mit Kollegen meiner Hauptarbeit zu tun hab, die dann aus der Schweiz und aus Österreich kommen.
Und mit jedem rede ich anders und passe mich den gegebenheiten des Dialekts meines Gegenübers an. Klingt für außenstehende dann immer ein wenig komisch. Vor allem, wenn ich die ersten 5 Minuten nach dem Gepräch immer noch so rede ^.^
@blauerblubb:
Ja, die ersten fünf Minuten danach sind schwer 😉
Schöne Überschrift 🙂
Hört sich ja ansonsten alles ganz schön anbiedernd an. Allerdings, als Schwabe in Berlin hat man (außer im Kollwitzkiez) auch nicht viel zu lachen.
Aber ein „richtiger“ Berliner hört auch die regionalen Untersciede raus. So ist das Lichtenberger und Pankower berlinern anders als z.B. das Weddinger. Eher wie in der Uckermark. Aber diese Feinheiten wachsen sich vermutlich im Laufe der Jahre eh raus 🙁
@Aro:
OK, soo viele Unterscheidungen mach ich dann auch nicht 🙂
Dazu achte ich auch zu wenig drauf, muss ich gestehen.
Es gibt sogar wissenschaftliche Forschungen, die festgestellt haben, dass „der Ostberliner“ an sich sehr viel mehr berlinert (hat) als „der Westberliner“.
Na, Sash, Du wohnst ja in Marzahn und fährst viel Ostbahnhof 🙂
@Nihilistin
Das stimmt. Wobei es auch in West-Berlin Unterschiede gibt. Heute findet man das richtige Berlinern weiter verbreitet eigentlich nur noch rund um den Wedding.
@Nihilistin:
Tja, ins Klischee-Fettnäpfchen gelaufen… Passiert! 🙂