Ich bin beim Sortieren von Dokumenten der pragmatische Typ. In einem guten Haushalt geht nichts verloren, und diese Grunderkenntnis reicht als Ausrede für nie erfolgendes Aufräumen. Naja, NIE stimmt ja auch nicht. Alles, was irgendwie vielleicht wichtig ist, landet erst einmal irgendwo. Die ganz dringenden Sachen (wie Mahnungen) landen vor dem Monitor, weniger wichtige (wie Rechnungen) landen in Zugriffsnähe in irgendeinem Regal und amüsante Erinnerungsstücke (wie Mietverträge) landen auf einem anderen Haufen in einem anderen Regal.
Und dann, eines Tages kommt der Zeitpunkt, an dem groß ausgemistet wird. Die Hälfte kann man wegen Verjährung wegschmeißen, einen Teil in diverse Ordner einsortieren, die ggf. erst noch besorgt werden müssen und wenn es ganz schlimm läuft, wächst der Stapel vor dem Monitor wieder ein bisschen. Aber das ist unwahrscheinlich.
Ja, und heute war es wieder soweit. Ozie hat mich ein bisschen dazu gedrängt, meine Stapel auch mal abzuarbeiten. Was im Übrigen dieses Mal ausschließlich abheften bedeutete. Wahnsinn, was seit dem letzten Sortieren alles passiert ist:
Ich habe einen neuen Job, vor dem ich offensichtlich mal arbeitslos war, sogar Hartz IV beantragt und zuviel Geld bekommen habe. Ich habe Auszüge von zwei oder drei Konten entdeckt, die mir mal gehört haben und ein paar von Konten von Banken, für die es noch gar keine Ordner gab. Offensichtlich habe ich einmal die Krankenkasse gewechselt und in der Zeitarbeit gearbeitet. Was ich sagen will: Sollte ich überraschend ableben, wäre wenigstens für die Verbliebenen aufgeräumt und auch die letzten beiden Jahre katalogisiert und abgeheftet. Super.
Dabei ist einem auch das ein oder andere Kleinod wieder über den Weg gelaufen. Beispielsweise ein Brief an eine Freundin, der bei einer Party mal spontan von einer anderen Freundin weitergeschrieben wurde, sodass ich ihn niemals abschicken konnte oder Zeitungsausschnitte zu relevanten Ereignissen in meinem Leben. Völlig belanglos erscheint dagegen ein ca. 48.000 Seiten umfassendes Manifest meiner derzeitigen Bank, das zu meiner Kontoeröffnung irgendwie in meine Hände gelangt ist. Darunter befindet sich auch der bei den Spinnern obligatorische „Finanz-Check“, den man irgendwie jedes Mal ausfüllen muss, wenn man seinen Bankberater versehentlich auf der Straße nach der Uhrzeit fragt. Und irgendwie bin ich sicher, dass ich manche Antworten so sicher nicht gegeben habe:
So gebe ich mein Alter immer an. Sicher ist sicher! Quelle: Sash
Naja, nun ist es jedenfalls geschafft. Wozu hat man freie Tage?