18. März 2011 · 07:44
hat ja scheinbar die ganze Welt.
Ich hab mir all die Tage gedacht, ich sollte nochmal was zu den Ereignissen in Japan schreiben. Was heisst schon: „sollte“? Die ganze Welt schreibt darüber. Die Folgen von Erdbeben und Tsunami, das Leid der Leute, die nicht so recht unter Kontrolle zu bringenden Reaktoren und die Reaktionen darauf. Also nicht die physikalischen Reaktionen auf die bisher ausgetretene Strahlung, sondern die politischen Konsequenzen in Punkto Kernenergie… aber ich musste einfach!
In Deutschland sind die ersten Meiler bereits vom Netz gegangen. Das ist meiner Meinung nach eine großartige Sache und lässt für die Zukunft hoffen. Aber auch wenn mir das Ergebnis prinzipiell gefällt, muss ich doch mal unserer Regierung – allen voran der Kanzlerin – attestieren, dass sie in in Sachen Argumentation sowas von [Überschrift] hat.
Ich hab einen gewissen Respekt vor den Leuten da oben. Nicht explizit wegen ihrer Stellung, sondern weil sie einen beschissenen Job haben, den ich sicher nicht machen wollte.
Aber so langsam frage ich mich, wo eigentlich diese verdammt bekloppten Islamisten bleiben, wenn man sie einmal für einen Anschlag brauchen könnte. Ich bin schlicht zu feige dafür, so viel Ehrlichkeit muss sein. An moralischen Bedenken liegt es wirklich nicht mehr, dass ich mein Auto nicht mit C4 bepacke, statt mit Fahrgästen…
Wie kann sich jemand mit ein bisschen mehr im Kopf als einem Hohlraum jetzt hinstellen und sagen, man müsse deutsche Kernkraftwerke überprüfen?
Vor 25 Jahren haben wir hier ein nettes Einmaleins strahlender Lebensmittel gehabt, weil ein Atomkraftwerk dank technischer Schwächen und menschlicher Fehler mehr oder weniger explodiert ist. Über Jahrzehnte hinweg war die Anti-Atomkraftbewegung die lauteste Untergruppe der Naturschützer, und wenn sie nicht für Heiligendamm 2007 ein paar Polizisten mehr gebraucht hätten, um auch noch mein Auto zu verkratzen, dann wären die Castor-Transporte auf Ewig die größten Polizeieinsätze dieser Republik gewesen. Im langen Lauf der Jahre hat sich eine kleine Partei, gespeist aus einem Pool von RAF-Sympathisanten und Steinewerfern, im Namen des Umweltschutzes bis beinahe zur Unkenntlichkeit ihres Profils in der deutschen Politik hochgeschlafen, um am Gipfel, bei einer Regierungsbeteiligung, letztlich den Stein ins Rollen zu bringen, mit der Spaltung von Atomen zugunsten sauberer Energie Schluß zu machen.
Die ganze Zeit über waren die Argumente der jetzt Regierenden stets dieselben: Man könne nunmal nicht verzichten und außerdem sind die deutschen Reaktoren ja sicher.
Der „Ausstieg aus dem Ausstieg“, der kürzlich beschlossen wurde, folgte ebenfalls der einzig heranziehbaren Logik: So gefährlich ist es ja – zumindest bei uns! – nicht.
Trotz ewiger Demos, trotz Streitereien im Parlament, trotz des Ärgers um Asse, trotz der immer wieder auftauchenden Problematik, dass man nicht weiss, wohin mit dem Müll, trotz alledem war die Minimalantwort immer: Nicht aufregen, bei uns ist es ja nicht so gefährlich.
Und jetzt ist in Japan gelinde gesagt die Kacke am Dampfen. Das hat erstmal einen Scheiß mit uns hier zu tun. Unser Land ist bei weitem nicht so erdbebengefährdet, und selbst ungünstigste Prognosen sehen ernstlich kein Szenario vor, dass z.B. das Kraftwerk Biblis von einem Tsunami erwischt werden könne…
Und JETZT auf einmal ist es nicht nur möglich, zumindest ein paar Reaktoren herunterzufahren, ohne wieder in der Steinzeit zu landen, NEIN! Nun muss auch plötzlich „überprüft“ werden, ob die Teile sicher sind. Mal abgesehen davon, dass die blödsinnige Herleitung des Moratoriums über das Atomgesetz läuft und nur für Notfälle in Deutschland möglich zu sein scheint, muss man sich als Mensch mit einem halbwegs intakten Verstand doch fragen:
Was haben die bitte bisher überprüft?
Natürlich ist mir klar, dass Merkel jetzt für all die Dumpfbeutel Wahlkampf machen muss, die tatsächlich nach 30 Jahren Schimpfen auf die Ökospinner Kernkraft ausgerechnet heute für gefährlich halten – und morgen dann wieder nicht mehr. Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass das Ganze nur dazu dient, nach 2 Landtagswahlen das Moratorium wieder einzukassieren, um dann unbeirrt weiter die Laufzeiten zu verlängern, kann man doch diese grunddumme Begründung als ausreichend erachten, die nächsten Regierungsgespräche per Dekret ins Abklingbecken von Neckarwestheim zu verlegen. Nette Planscherunde , wo Mama Merkel ihren Quietscheguido zwischen den Brennstäben durchtauchen lassen kann…
Mich nervt Pauschalschelte von Politikern immer ein bisschen, auch wenn ich selbst von den meisten nicht viel halte. Aber die Dreistigkeit dieser Parlamentsamöben hinterlässt mich momentan echt sowas von schockiert.
Hey bitte, da wird man jahrzehntelang abgefrühstückt mit einem
„Mecker nich, ich kenn mich in Physik besser aus als wie du!!!“,
und kaum kriegt Onkel Harry im Ausland eine schlechte Note, heisst es dann:
„Hmm, ich hab zwar Recht, aber ich guck besser nochmal nach…“
Da sind doch Kindergartendiskussionen auf der Basis von fliegendem Sand stichhaltiger!