Monthly Archives: August 2011

Schluss mit lustig!

Übereinstimmendes Merkmal von Besuch aller Art ist, dass er irgendwann wieder geht. In meiner langjährigen WG-Geschichte habe ich gelernt, dass der Zeitraum zwar durchaus zwischen ein paar Minuten und zwei Jahren schwanken kann, aber letztlich bleibt es dabei: Irgendwann gehen sie alle!

Im Falle meines sehr guten Freundes Alex, der mitsamt importierter Schauspielertruppe (und einem angehenden Psychiater!) nun seit rund einer Woche unsere Wohnung bevölkert hat, fällt der Abschied einmal mehr schwer.

Im Laufe des Tages und nach einem letzten Termin wird die Karawane weiterziehen und die Wohnung wieder Ozie und mir gehören. Das hat zweifelsohne auch positive Seiten, insbesondere meine Leber wird es der Geschichte danken. Aber ein Fünkchen Wehmut bleibt, wenn ich an die leider viel zu kurzen Abende hier denke, an unsere Alühn-Zockerei, an neue Musik, an witzige Filmchen und vor allem an die Gespräche auf Augenhöhe und viele Eindrücke aus einem anderen Land.

Multikulturelle Verschmandung deluxe, Quelle: Sash

In diesem Sinne sollte ich vielleicht ein paar Worte über Freundschaft verlieren. Freundschaft ist nicht zwingend, irgendwelche Likes auf Facebook zu verteilen und auch nicht, sich möglichst alle paar Stunden zu sehen! Freundschaft ist in meinen Augen dann eine solche, wenn man sich nach mehreren Jahren treffen kann, und obwohl das Leben einen in unterschiedliche Bereiche, Beziehungen oder gar Staaten verschlagen hat, und dennoch alles ein Bisschen ist wie früher. Wenn man miteinander reden, vielleicht sogar streiten, philosophieren und diskutieren kann. Wenn man Werte teilt und Einstellungen, Gepflogenheiten und Humor.

Ein Freund kann ein, zwei, drei oder auch sechs Leute mitbringen in meine Wohnung, und ich weiss, dass das ok ist. Für Einsiedler wie mich ist das ein wichtiger Punkt, aber die, die ich Freunde nenne, haben mich dabei noch nie enttäuscht und ich hatte immer Spaß mit meinem Besuch, ob ich sie nun bereits vorher kannte oder nicht.

Ich habe nicht viele wirkliche Freunde, aber diejenigen, die ich so nenne, sind der Grund, weswegen ich eine 5-Zimmer-Wohnung mit meiner Freundin alleine bewohne: Um gegebenenfalls Platz für sie zu haben. Und für deren Freunde. Selbstverständlich.

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An die Angsthasen

Dass ihr das nicht lesen werdet, ist leider zu befürchten. Das hier ist nicht der Leitartikel der FAZ und nicht einmal eine Verbalentgleisung eines grenzdebilen Dampfplauderers auf Seite 2 von Deutschlands meistgehasstem Klopapier. Es ist nur ein Blogeintrag. Damit ist ja auch schon alles gesagt.

Euren Einsprüchen gegen fast mein gesamtes Leben und den weltweit größten Kulturbetrieb aller Zeiten ist in der Regel gemein, dass sie über „das Internet“ berichten und beginnen, zwar eine Grenzlinie zwischen euch und denen zu ziehen, die eine Maus bedienen können, dabei aber wahllos alle halbwegs plausiblen Unterschiede zwischen Schülern, Künstlern, Kleinkriminellen und Terroristen plattbügeln, um die vermeintliche Gefahr des weltweiten Netzes begründen zu können.

Da die menschliche Bandbreite an verachtenswerten Taten vom an sich harmlosen Beleidigen bis zum gezielten Einsatz von Massenvernichtungswaffen reicht, ist das was ihr Internet nennt, sicher nicht fehler-, kriminalitäts- oder gewaltfrei. Anstatt zu akzeptieren, dass es sich bei der Vernetzung der Menschen – hinweg über Nationen, Kontinente, Geschlechter, Stände und Systeme – letztlich nur um ein Spiegelbild und zugleich eine Fortführung der Gesellschaft(en) handelt, die ihr nun besser findet als „das Netz“, propagiert ihr wie letztlich alle vor euch, die noch gegen eure liebgewonnenen Spielzeuge (Handy, Fernsehen, Postkarte etc…) gekämpft haben, dass ausgerechnet dieses seltsame Internet jetzt der Untergang unserer Werte und Kultur oder wenigstens eurer Nachtruhe ist.

Diese Untergänge haben wir seit der Erfindung des Buchdrucks also regelmäßig und euer viel geliebtes und hoch gelobtes Leben im Deutschland eurer Träume wäre nie möglich gewesen ohne den anhaltenden Fortschritt.

Schon jetzt ist zu erkennen, dass das, wogegen ihr euch strebt, den nachfolgenden Generationen ein vielfach besseres Leben ermöglichen wird. Und wenn ihr mal ehrlich seid: So lange auch die DAX-Konzerne dabei mitverdienen, ist euch das doch im Prinzip auch Recht.

Wie viele Untersuchungen gab es eigentlich zur Frage, ob die französische Revolution durch ein fortschrittliches Postsystem begünstigt wurde oder worden wäre? Und trotz der erschreckenden Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus konnte sich das Radio letztlich durchsetzen, obwohl es garantiert in wesentlich gröberem Umfang zum Niedergang eines ganzen Kontinents beigetragen hat, als jedes andere Medium bisher.

Ist euch denn völlig entgangen, inwiefern das Internet zur Vereinfachung des Lebens beigetragen hat? Wie sehr es den Wissenschafts- und Kulturbetrieb bereichert und beschleunigt hat? Wie sehr es die Wirtschaft in jeder Sekunde fördert, wie sehr es Menschen hilft, in Kontakt zu bleiben, Kontakt zu finden?

Euer Problem ist nicht das Internet. Ihr habt Angst vor den Menschen. Als Notbehelf, um diese Argumentation zu entkräften, erfindet ihr die Web-2.0-Generation, die wenn nicht pädophil und terroristisch, dann doch wenigstens dumm, fett und gewaltbereit diesen ominösen virtuellen Raum bevölkert. Dieser Raum lässt sich in eurer Vorstellung dann einfach abschließen, der Schlüssel wird weggeworfen und das Problem ist erledigt. Das kann nicht funktionieren, weil die Menschen aus genau derselben Welt stammen wie ihr. „Das Internet“ ist keine große Sammlung von Freaks und Psychopathen, sondern in weit größerem Maße die Welt der Chefs und Politiker von morgen.

Stoppschilder gegen Sexualstraftäter, Twitter-Shutdown gegen Krawalle, Vorratsspeicherung gegen Terroristen und Facebook-Verbote gegen Datenmissbrauch! Wenn die Welt so einfach wäre, wie ihr sie in eurem Unwissen verkaufen wollt, dann würden wir doch längst den Frieden auf Erden haben. Wir könnten Zäune in Fußgängerzonen stellen, die Telefone verbieten, überall Kameras in die Wohnungen der Menschen hängen und die deutsche Post zerschlagen. Ist das die Welt, wie ihr sie euch vorstellt? Ich glaube nicht, aber das ist das, was ihr meiner Ansicht nach und der Ansicht vieler Millionen Menschen nach vorschlagt.

Ist es nicht eigentlich die pure Unwissenheit, die euch treibt?

Wer von euch hat schon einmal mit einem Blogeintrag mehr bewegt als mit einem Leserbrief an den Spiegel? Wer von euch hat mal einen alten Schulfreund via Facebook wiedergefunden, wie viele geschäftliche Kontakte habt ihr bei Google+ schon geknüpft? Wer hat seine Urlaubsbilder bei Picasa mal auch den Leuten zeigen können, die für einen Dia-Abend zu beschäftigt waren? Wer von euch hat seine Freunde mal via Twitter schnell und problemlos zu einem Feierabend-Umtrunk eingeladen? Wer von euch hat schonmal mit seiner eigenen Homepage ein Bewerbungsgespräch vermittelt bekommen? Wer von euch hat schon einmal eine wissenschaftliche Arbeit mit frei verfügbaren Quellen aus dem Internet verfeinert oder Aufnahmen der alten Schulband irgendwo bei myspace wiedergefunden, die als verschollen galten?

Jede Wette, dass ich alleine auf meine persönliche Positivliste mehr Punkte setzen kann, als euch überhaupt Terroranschläge einfallen, die seit der Erfindung des Computers verübt wurden!

Ich finde es unangemessen, auf Probleme mit schönen Utopien voller Blümchen und niedlicher Tierchen zu antworten. Der Grund, warum ich es in gewisser Weise hiermit tue, ist der: Das Internt IST eben das eine wie das andere! Es ist ein so heterogener Raum, eine so große Vielfalt, dass es ohnehin Schwachsinn ist, es immer mit einem Wort zusammenzufassen.

Wenn ihr wirklich der Meinung seid, das Telefon gehöre abgeschafft wegen der vielen obszönen Anrufe, die man damit tätigen kann: OK, dann seid ihr einfach Idioten! Wenn ihr aber tatsächlich Angst habt, dann kann ich nur raten, es mal auszuprobieren. Irgendwann stellt man nämlich fest, dass es neben bild.de und isharegossip.com noch ein kleines bisschen weitergeht im Internet. Oder würdet ihr wirklich auch Deutschland abreissen, nur weil hier in Berlin-Marzahn ein paar hässliche Plattenbauten stehen?

(Liebe Stammleser: Ich weiss, euch langweile ich vielleicht damit. Aber falls ihr mir wenigstens zustimmt, dann verbreitet den Text irgendwo, man muss es einfach immer mal wieder sagen!)

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Auf großem Fuße leben... Quelle: Ozie

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Urlaub und Stress

Während ich mich über meine Freizeit gerade gar nicht beschweren kann, gestaltet sich der Urlaub meines Freundes Alex hier mehr als nur beschwerlich. Wir malträtieren ihn zwar nicht mit Wortwitzen, die ihn und einen bekannten Platz in Berlin zum Thema haben, aber unter dem Verlust seines Laptops und der ein oder anderen damit zusammenhängenden Verwurstung und Verschmandung gestaltet sich sein Urlaub gerade alles andere als entspannt und steht im Begriff, eventuell vorzeitig zu enden. Eine derartige Verkettung negativer Umstände hab ich nicht mehr gesehen, seit ich nach Final Destination 4 relativ enttäuscht den Player geschlossen habe.

Alles weitere erfüllt jeden Tatbestand, der mit dem Wort „dufte“ bestraft werden würde, wären die 80er noch modern. Aber vielleicht kommt das ja wieder.

Mein kürzlich zusammengepfriemelter PC verkraftet es tadellos, dass er dank nunmehr rarer Alternativen von mehreren Personen genutzt wird und Alühn 2 ächzt unter unserer Intelligenz und wird langsam aber sicher durchgespielt. Ganz im Sinne der ersten jemals von Statten gehenden Sessions im Jahre 2004 oder 2005 sind wir auch jetzt dabei, uns über die neuesten Skurrilitäten des Netzes und der Musikwelt auszutauschen, was hier und da für enorme Erheiterung sorgt.

Arül – weil muss!

Ansonsten dominieren leckeres Essen und naturdichte Mitbewohner derzeit meine Erlebniswelt und trotz einer ansatzweise vorhandenen Misanthropie finde ich das gerade recht angenehm.

Und wer in Berlin einen Laptop im Bus gefunden hat, sollte sich bitte ganz schnell melden!

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Urlaub am Set

Die größten Unwägbarkeiten meines erimitischen Daseins sind im Grunde Besucher. Ich gehöre zu den Menschen, die gemeinhin nicht auf unangekündigtes Klingeln reagieren und bin deswegen schon oft genug zu allen möglichen Paketannahmestellen gelaufen, von denen die Nachbarn nicht einmal ahnen, dass es sie gibt.

Bei angekündigtem Besuch habe ich wenigstens die Chance, vorher noch die Wohnung aufzuräumen oder Ozie ein paar Möbel bauen zu lassen. Klingt komisch, ist aber so. Der jetztige Besuch war also schon lange angekündigt und ist vor allem insofern erwähnenswert, als im Laufe der Zeit immer mehr Leute dazugekommen sind. So ist es nicht nur das nach 4 Jahren erste Treffen mit einem alten Freund, mit dem ich in WG-Tagen eine Menge netter Abende verbracht habe, sondern zugleich ein teilweise geschäftlicher Auflauf dreier österreichischer Schauspielerinnen geworden, die ich bis vor zwei Tagen noch nicht einmal kannte.

Wäre die Reise nicht mit dem (hoffentlich nur vorübergehenden) Verlust eines Laptops einhergegangen, könnten wir vermutlich spontan einen Film in der Wohnung drehen. Ich könnte mich heute zumindest an der Rolle eines verkaterten Bloggers versuchen.

Glücklicherweise fiel das Zusammentreffen auch noch kurz hinter meiner Kenntnisnahme vom zweiten Teil des Kultspiels Alühn, sodass neben all dem obligatorischen Shoppen und Weggehen auch eine Menge sashkomatible Unterhaltung vor dem Bildschirm geboten ist. Mein Versuch, meinen Rhythmus während der freien Woche umzustellen, kann vorerst als gescheitert angesehen werden, nachdem ich heute morgen erst um 8 Uhr und breit wie ein Scheunentor mein Bett gefunden habe.

Wahrscheinlich wird auch der heutige Abend damit zugebracht, durchs mittelalterliche Krefeld zu klicken und vor Lachen zu weinen – es sei denn, unsere Session wird ein zweites Mal von der Polizei beendet, wie damals als wir in Stuttgart ein neues Rammstein-Album probegehört haben 🙂

Was ich damit eigentlich sagen wollte, ist dass ich wahrscheinlich nicht dazu kommen werde, viel zu sagen. Das gemeinhin kaum vorhandene Reallife jenseits der Arbeit hat mich (immerhin nicht überraschend) erwischt und da kommt man bekanntlich ja nicht so schnell wieder raus 😉

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Ubuntu vs. Windows

So, endlich nutze ich wieder beides!

Bei der Wahl der Betriebssysteme kann man sich inzwischen ja ganz schön verirren. Als ich mir im inzwischen geschichtlich weit entfernten (weil vor 9/11) Jahr 2000 meinen ersten eigenen PC zusammengebastelt habe, gab es eigentlich noch keine Chance, irgendwie um Windows herumzukommen. D.h. es gab sie natürlich, aber als allerhöchstens postpubertärer Geist mit den Computerkenntnissen einer welken Ananas war es undenkbar, auf das Betriebssystem aus Redmond zu verzichten.

Nun haben sich inzwischen sowohl meine Ansprüche gewandelt (weg vom Tweaken für die letzten FPS bei Quake 3, hin zur Usablility und Office-Tauglichkeit), nein auch die Ananas blüht gewissermaßen langsam. Als ebenso unvorsichtigen wie uneinsichtigen User konnte mich nur ein totaler Virus-Overkill vor ein paar Jahren von Windows wegbringen. Besser spät als nie, würde ich heute sagen.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit!

Meinen Alltag am Computer geniesse ich mit Ubuntu wesentlich mehr als unter Windows. Man braucht sich nicht wirklich Gedanken machen über die Sicherheit, das OS ist Original und dennoch kostenlos, und zudem habe ich hier erst gelernt, was Multitasking bei einem PC wirklich bedeuten kann. Wer will, kann ja unter Windows mal gleichzeitig das System aktualisieren, an einer wichtigen Arbeit schreiben und nebenher Musik hören…

Dennoch gibt es Mankos. Linux wurde nie für Gamer programmiert. Wenn man Zocken will, ist man nach wie vor irgendwie auf Windows angewiesen. Es sei denn, man hat vor, in Zusammenarbeit mit Wine ein halbes Programmierstudium zu absolvieren und am Ende doch auf die ein oder anderen Effekte zu verzichten. Da ich auch gelegentlich spiele, ist ein Doppelsystem für mich irgendwie der Optimalzustand – wenn man mal darauf vertraut, dass Microsoft uns nicht in absehbarer Zukunft mit einem wirklich sicheren Betriebssystem überrascht.

Da ich als Datenjunkie, dessen Leben zu 50% aus Bits besteht, kaum länger als eine durchschnittliche Schulstunde auf meinen Rechner verzichten kann und die Windows-CD’s hier im Haushalt flüchtiger zu sein scheinen als Ethanol (und das ist an manchen Abenden hier ziemlich flüchtig!), habe ich beim letzten Umbau des Rechners einfach Ubuntu installiert und gut war.

Dumm nur, dass Windows eine ganz fiese Macke hat: Es lässt sich wunderbar als Zweitsystem mit Linux zusammen betreiben – wenn man es als erstes installiert. Tut man das nicht, ist sich der feine Pinkel aus dem Hause Winzigweich nicht zu schade, einfach mal eigenmächtig den Master Boot Record der Festplatte zu überschreiben und damit den Bootmanager von Linux (der Windows ohne Probleme erkennt und es auch starten kann) kickt und das ehemalige Betriebssystem somit bootunfähig macht. Da wirkt das niedliche Geburtstagsvideo für Linux irgendwie nicht mehr so nett und ehrlich…

Aber kein Problem ohne Lösung. Ein paar fleißige Entwickler haben mit der Rescatux-CD sogar für Noobs wie mich einen gangbaren Weg gefunden, nachträglich den Bootmanager wieder herzustellen. Thanx!

Ich bin wirklich kein Windows-Hasser. Nie gewesen und ich werde es wahrscheinlich auch nie sein. Aber warum die  meisten nicht einmal ein Linux-Zweitsystem haben, verstehe ich kaum noch…

 

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Mauer, ehemalige

Heute jährt sich der Bau der Berliner Mauer zum 50. Mal. Gedenken, Mahnung und Trauer stehen heute zu aus gutem Grund allerorten in Grenznähe auf dem Plan, schließlich hat die innerdeutsche Grenze über die Jahre massenhaft sinnlos Menschenleben gekostet – und das lässt sich mit keiner noch so blind-blöden Ideologie rechtfertigen.

Ich als spätgeborener Tiefen-Wessi hab sowohl die Mauer als auch die DDR an sich zur Zeit ihres Bestehens kaum wahrgenommen und schon gar nicht begriffen. Und wahrscheinlich bin ich mir der Bedeutung der Teilung des Landes noch immer nur sehr bedingt bewusst. Deswegen fällt es mir schwer, darüber irgendetwas zu schreiben, was der Bedeutung (gesellschaftlich wie im einzelnen) gerecht werden kann. Da gibt es zweifelsohne weit bessere Kandidaten als mich.

Was ich jedoch weiss: Auch mein Leben wäre nicht das selbe, wäre die Grenze von längerer Dauer gewesen. Es wäre mir weder meine Wohnung in Ost-Berlin gegönnt, noch überhaupt meine Beziehung. Abgesehen davon, dass Berlin heute sicher nicht die Stadt wäre, die ich zu schätzen gelernt habe, hätte ich nicht einmal die Möglichkeit gehabt, Ozie kennenzulernen.

Ohne es zu wollen oder eigentlich zu Beginn auch nur daran denkend gehören wir nun zu denen, die die Teilung langsam wieder rückgängig machen, eben genau weil sie für unsere Generation nicht mehr wirklich eine Rolle spielt.

Auf meine Hochzeitspläne angesprochen fragte ein Kollege mich derletzt, ob das denn nun eigentlich eine Ost-West-Beziehung sei. Als ich das schon irgendwie bejahen musste, meinte er spontan:

„Find ick jut!“

Daraufhin haben wir uns ein halbes Stündchen unterhalten über meine Kindheit in der BRD, sein Leben in der DDR und die Tatsache, wie sehr die große Geschichte dann letztlich doch das Leben im Kleinen berührt. Auch wenn man nicht zu den bedauernswerten Opfern oder den vielgelobten Helden der Epoche zählt.

Wie sich die Geschichte der deutschen Teilung und Wiedervereinigung irgendwann später mal, aus wirklich geschichtlicher Distanz, irgendwo lesen wird, maße ich mir nicht an zu wissen. Wie man bei einem Blick auf die vielfältigen Ereignisse seit dem Mauerfall feststellt, ist das Ende der Geschichte, wie es mit dem Ende des kalten Krieges von Francis Fukuyama verkündet wurde, nicht eingetreten. Folglich ist meine persönliche Freude über den Wegfall einer  einzelnen von zahlreichen Grenzen kein Grund, den Ist-Zustand blind zu feiern.

Über die Geschichte nachdenken lässt sich an Tagen wie diesem aber dennoch.

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