Es ist ja ein alter Witz, dass Ämter einem Auflagen aufbürden, die sie noch davor verneint oder zumindest nicht genannt haben. Ich ergötze mich zwar gerne an Klischees, bin aber doch erwachsen genug, um zwischen Scherzen und der Realität unterscheiden zu können. Nur manchmal geht das nicht.
Inzwischen leben wir in einer Welt, in der selbst die Bürgerämter Internetseiten haben. Auf diesen stehen allerlei unterhaltsame Dinge, wie z.B. dass man einen Termin vereinbaren muss, obwohl das schlicht gelogen ist. Auch heute ist wieder jemand vor mir drangekommen, der keinen Termin hatte und eine Nummer gezogen hat.
Als ich heute zur Beantragung meines Führungszeugnisses (und zur Beantragung der Verlängerung meines P-Scheins) im Bürgeramt war, lief soweit alles glatt. Obwohl ich meinen Verlängerungswunsch erst vor Ort erläutert habe, wurde mir freundlich und kompetent geholfen. Alle Klischees stimmen eben doch nicht. Dann ging es an die Bezahlung:
„Mit EC-Karte!“
ermahnte man mich. Puh!
Ist ja nicht so, dass ich keine EC-Karte besitze, aber ich will ehrlich sein: Derzeit ist einfach nicht genug Geld drauf. Ich bin blank! Das nötige Kleingeld in bar hatte ich dabei, aber das war es dann. Ich habe mich gestern Abend noch auf der Seite des Bürgeramtes erkundigt. Dort steht zwar groß was von „Bargeldlos bezahlen!“, aber trotz des Ausrufezeichens ist das eher ein Hinweis auf eine total neue Option. Unterstrichen wird das dadurch, dass dort auch darauf hingewiesen wird, dass im Bürgeramt Biesdorf NUR bargeldlose Zahlung möglich ist. Als regelmäßiger Besucher des Leistungskurses Deutsch mit einer erwiesenermaßen mehr als ausreichenden Abiturnote konnte ich unschwer die Bedeutung des Textes ermitteln:
Der Verfasser will uns sagen, dass eine nicht-bargeldlose Zahlung in allen anderen Bürgerämtern möglich ist.
Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, hing selbst am Platz meiner Sachbearbeiterin völlig unnötig der Hinweis, dass man in Biesdorf nur mit Karte zahlen könne. Beinahe so, als wäre Bürgeramts-Hopping der Deutschen liebste Freizeitbeschäftigung.
Ich hab also nachgefragt, wann das Geld denn abgebucht werden würde, da ich derzeit definitiv – zumindest elektronisch – nicht solvent genug sei. Das – immerhin ein Eingeständnis der Zahlungsunfähigkeit – wurde mit einem Schulterzucken und einem „Hmm, morgen vielleicht?“ quittiert.
Also steckte ich meine wertlose Karte ein und das Gesicht der Sachbearbeiterin erhellte sich:
„Hat zweimal gepiept, ist also alles ok!“
Ich will ehrlich sein: Ich habe nicht gewusst, wie ich darauf reagieren sollte. Letzten Endes habe ich mich bedankt und bin gegangen. Die werden schon eine Mahnung schicken…
Nachtrag:
Wer meint, ich sauge mir das aus den Fingern: Hier die Seite mit expliziter Angabe der Zahlungsmöglichkeiten.