Reisen, Röcheln, Riesenkraken 8
Der Mittag nach dem Standesamtsgedöns war immer eine der größten Sorgen von Ozie und mir. Wir hatten uns gewünscht, irgendwas mit den paar anwesenden Familienmitgliedern zu unternehmen. Wirklich viel eingefallen ist uns aber nicht, da im November allgemein das Wetter nicht zum auswärtigen Spaß einlädt, die Altersgruppe von 20 bis 55 reichte und keiner der Angereisten ein Interesse an Autos hat. Letzteres schreibe ich vor allem, weil als Vorschlag von allen (!) Angefragten immer wieder das Mercedes-Benz-Museum genannt wurde. Einen Besuch wert gewesen ist das Teil schon immer – aber so gerne ich mir mal wieder orangene Versuchsfahrzeuge mit Wankelmotor ansehen würde, man muss zugeben, dass man Autos schon auch mögen muss, um das toll zu finden.
Letztlich ist aus all den Überlegungen ein einfacher Café-Besuch geworden, was zumindest mal nicht die dümmste Idee gewesen ist. Bereits direkt nach unserer Ankunft – noch vor dem Check-In im Hostel haben wir eines von zwei in Frage kommenden Cafés ausgekundschaftet, für gut befunden und für diesen Nachmittag reserviert: Das Hüftengold.
Hatte ich schon irgendwo erwähnt, dass unsere Planung ineinandergegriffen hat, als wäre sie von vernünftigen Leuten gemacht worden?
Glücklicherweise hat sich herausgestellt, dass unsere Familien trotz Ost-West-Unterschied keine verfeindeten Spezien sind und das gemütliche Kaffeenuckeln war recht entspannt. Passend zum besten Winterwetter (immerhin mit etwas Sonne) schlürften wir irgendwas zwischen heißer Schokolade (Sash) und einem ersten Hefeweizen (Sashs Vater) und unterhielten uns über dies und das. Da wir jedoch die Laune der Anwesenden nicht überstrapazieren wollten, wurde die Veranstaltung recht früh, schätze mal 14 Uhr, wieder beendet und wir gaben den meisten nochmal die Chance auf Freizeit. Außer Ozies Onkel und Tante. Die wurden in die Küche abkommandiert.
Was dort noch zu tun war, war glücklicherweise überschaubar. Es ging um letzte Kuchenglasuren, das Herrichten von Wurst-, Käse und Gemüseplatten, sowie als größter Punkt das Braten der später so beliebten Gemüseburger. An diesem Punkt muss ich anfangen, ein paar Worte über meine Krankheit zu verlieren. Während ich in Stuttgart ein paar Tage erkältet war und etwas platt in der Ecke herumlag, sonst aber annehmbar fit war, brach es an dem Abend endgültig aus. Dass ich kaum noch Luft bekam, hab ich anhand des Hostels schon geschildert, an diesem Mittag kam dann allerdings gleich noch Fieber dazu. Ich hab keine Ahnung, wie hoch es war, ich weiss nur, dass ich 4 Stunden nach der Trauung und 2 Stunden vor der Party mit Schüttelfrost im Bett lag und mir gewünscht hätte, die eigene Hochzeitsparty schwänzen zu können. ASS, Hustenstiller, Novalgin gegen die Kopfschmerzen: Am Doping hat es nicht gemangelt. Dennoch kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich ein jämmerliches Bild abgegeben habe, als man mich um 18 Uhr geweckt hat, damit wir zur Party fahren.
Ach herrje,
das klingt ja noch nach einer richtigen Erkältungsorgie…
Armes Sash.