Nach meinem gestrigen Telekom-Bashing gab es fürchterliche Kritik. Und zwar ausgerechnet aus der eigenen Redaktion. Ozie beschied mir, dass ich die Telekom nicht genug fertig gemacht hätte in meinem Eintrag. Und – wie immer natürlich – hatte sie Recht. Die Tatsache, dass ein paar Stoffel vom rosa Riesen hier geklingelt haben, lässt sich bei weitem toppen durch das, was sie bei geöffneter Tür so von sich gegeben haben.
Das (inzwischen ja fast schon eingespielte) Ritual zwischen meiner besseren Hälfte und den Wunderverkäufern läuft so ab, dass Ozie beim Klingeln in Erwartung eines wichtigen Paketes vom Herd lossprintet und während ihr Essen sich langsam in Holzkohle verwandelt, zufällig einen Blick auf die nicht wirklich schicken Telekom-Ausweise der mitunter sonderbaren Randexistenzen vor ihrer Nase wirft. Ein bedauerndes und mildtätiges Kopfschütteln ihrerseits, dann folgt der obligatorische Verteidigungsmonolog:
„Aber Sie wissen doch gar nicht, worum es geht! Wir haben nämlich die Leitungen hier neu gemacht …“
Aha. Dieses „Sie wissen doch gar nicht“ kommt beim fünften kaum noch überzeugend, ganz ehrlich.
Die erste Kandidaten war gleich besonders nett. Ihren massigen Körper vor Ozie aufbauend fragte sie ganz im Verhörton:
„Gehören Sie etwa auch zu denen, die sich von uns abgewandt haben?“
„Äh, ich war noch nie Telekom-Kunde …“
„Das finde ich auch nicht in Ordnung!“
Kann man ja mal probieren. So stelle ich mir die „Kundenbeziehungen“ in Gefängnissen vor. Aber im Drohen war ein Kollege von ihr wesentlich besser. Ozie verneinte ausdrücklich ein Interesse und bekam patzig zu hören:
„Na dann bekommen Sie aber auch kein digitales Fernsehen!“
Ätschibätsch!
Man sollte dazu erwähnen, dass die Umstellung auf digitale Übertragung zu diesem Zeitpunkt kurz bevorstand. Ich will nicht wissen, wie viele alte Omas die mit diesem „Argument“ überzeugt haben. Dass sich bei uns Kabel Deutschland um die nötige Verkabelung bereits vor einiger Zeit gekümmert hat, sei nur am Rande erwähnt.
Andere versuchten es mit anderer Erpressung:
„Tja, momentan liegen Sie ja auf der Nebenleitung. Bei uns würden Sie dann auf die Hauptleitung geschaltet!“
Schön zu wissen, dass die Telekom mit ihrer Quasi-Monopolstellung als Netzbetreiber dafür verantwortlich zeichnet, dass wir hier beschissen lahmes Internet haben. Sich darüber auch noch lustig zu machen, geht an meinem Sinn für Humor völlig vorbei, tut mir leid. Deswegen werde ich trotzdem nix kaufen!
Andere waren zwar offensichtlich nicht so gut informiert, haben aber gleich ganz besondere Wünsche geäußert:
„Wie viel zahlen Sie denn derzeit für Telefon und Internet?“
„Ich glaube, das geht Sie nichts an.“
„Aber ich muss ohnehin mal ihre Telefonrechnung sehen, damit ich erkenne, ob sie auf der Haupt- oder Nebenleitung liegen …“
Klar. Würden sie freundlicherweise gleich noch unser Telefon betatschen, um herauszufinden, ob es mit den Richtlinien der Telekom – zu der ich im Übrigen nicht wechseln werde! – kompatibel sind? Und rufen Sie kurz ihre Familie an, dann können die gleich mit reinkommen, ich mach‘ sowieso gerade Kaffee.
Manchmal lassen sich aber sogar Telekom-Mitarbeiter vor Ort inspirieren. Wir haben an unsere Wohnungstür einen Aufkleber unseres Öko-Stromanbieters geklebt, um nervige Vetreter gleich zum vorbeilaufen zu bewegen, die uns total tollen und neuen Strom andrehen wollen. Der etwas nach Psychopath aussehende Telekomler meinte zur Begrüßung mit Blick auf den Aufkleber:
„Naja, Natur-Telefon kann ich ihnen leider nicht anbieten …“
Um auf humorvolle Art durchscheinen zu lassen, wie sehr mich dieses blöde Wort jetzt dauernd an Natursekt denken lässt, verbleibe ich mit einer Bitte an die Telekom:
Verpisst euch!
Ganz doofe Frage:
Warum sprecht ihr dem Kasperverein nicht einfach ein Hausverbot aus?
@dem-mit-der-Maske:
Wohl, weil es zuviele Vereine sind, die in deren Namen rumlaufen, schätez ich mal.
@Sash:
Wenn ihr digitales Fernsehen (was frü ein Unwort) empfangt, könnte ihr dann über Kabel nicht auch Internet bekommen?
@Der Maskierte:
Fürs Treppenhaus?
@ednong:
Könnten wir. Aber bislang war da preislich noch nichts allzu attraktives dabei.
Ergänze Deine Aufkleber-Sammlung an der Tür: „Telekom-Leute, verpisst Euch!“ Oder mach gleich ne gut fett mittig platzierte Gesamtauflistung: „Nicht klingeln dürfen: …….“
@antagonistin
super idee! hier hängt auch ein schnauze halten zettel an der tür, hilft echt dass nicht geklingelt wird.
kannst dich ja auch ein wenig austoben mit einem kleber auf dem die Telekom von ner fetten faust zerstört wird, ich denke sash du weißt worauf ich anspiele
Sorry aber das kann und möchte ich hier nicht so unkommentiert stehen lassen…
Ich denke bei den beiden Herren wird es sich um Mitarbeiter der Firma Ranger handeln…
Die Telekom schickt meines Wissen, bin selber Telekom Partner, keine Drückerkollonnen durch die Gegend die Verträge verkaufen.
Grundsätzlich wenn man bei der Telekom weiss wie der Hase läuft dann funktioniert das ganz gut mit dem Verein.
Allerdings sollte man sich wie bei allem einen Händler des Vertrauens suchen, der nicht allen Scheiss wegen der Provision verkauft, sonder dass was wirklich sinnvoll und entsprechend günstig ist! (ja die Telekom ist nicht der günstigste)
Just my 2 Cents wie es so schön heisst.
Gruß
Torsten
@Torsten:
Ne ne, die Telekom wendet natürlich keine Drückermethoden an, die bezahlt nur den Dienstleister, der die Leute dann von Tür zu Tür schickt…
Ich arbeite momentan neben dem Studium auch bei einem Dienstleister, der für ein großes Internet / Mobilfunkunternehmen (nicht die DTAG) den telefonischen Kundensupport durchführt. Einige Kollegen kommen aus dem Outbound der Telekom, da hat man dann auch mit Aussagen wie „Ich war gerade bei Ihnen in der Straße und hab einen neuen DSLAM aufgestellt und die Leitung durchgemessen, die schafft jetzt 16.000 kbit/s“ auf dem Dorf Tarif-Upgrades verkauft.
Aus eigener Erfahrung kann ich eher sagen, der Leittragende ist das Unternehmen (bzw. die seriöse Seite seines Kundensupports) selbst, da wir den Scheiß der da erzählt und versprochen wurde wieder ausbügeln müssen: Mehr Anrufe, längere Bearbeitungszeiten (da Problem ggf. komplizierter als üblich) und höherer Personalaufwand (da ggf. Kulanzentscheidungen von höheren Abteilungen / Vorgesetzten gefällt werden müssen)
Zum Schluss noch eine eigene Telekom-Anekdote von vor ein paar Jahren:
Das Telefon meiner Freundin klingelt (neue Rufnummer, neuer Anschluss auf meinen Namen, nicht bei DTAG, Rufnummer steht unter dem Namen meiner Freundin im Telefonbuch)
Telekom-Frau: Schönen guten Tag, hier ist Ichnervsie Immergerne von der DTAG, kann ich bitte mit Frau {meine Freundin} sprechen.
Ich: Nein, die ist momentan nicht da, aber mir gehört der Anschluss, worum geht es denn?
T-F: Ich wollte Sie fragen, ob sie nicht wieder zur Telekom zurück möchten, wir haben da spezielle Angebote.
Ich: Wir waren noch nie bei der Telekom. Woher habe Sie eigentlich unsere Nummer?
T-F: Dann war ihr Vormieter wohl bei der Telekom.
Ich: Nein, der hatte Internet & Telefon über Kabel
T-F: Dann waren sie in Ihrer alten Wohnung bei der Telekom, daher haben wir Ihre Rufnummer.
Ich: Ich war noch nie bei der Telekom und diese Rufnummer ist neu.
T-F: Dann haben wir Ihre Rufnummer von Ihren Eltern
Ich: Äh, ich glaube nicht?!?!?!
T-F: Sie bekommen innerhalb von 2 Wochen von uns einen Brief mit der Herkunft Ihrer Rufnummer (legt auf).
Seit dem nie wieder was von den gehört, frage mich allerdings trotzdem ob die die Rufnummer tatsächlich illegalerweise aus dem Telefonbuch haben.
Sorry für den langen Kommentar 😉
@antagonistin:
Das mit der Liste ist eine geile Idee 😀
@Torsten:
Es ist mir schon klar, dass das nicht zwingend Leute von der Telekom selber waren. Aber sie waren wohl eindeutig in deren Auftrag unterwegs. Und ganz ehrlich: Nicht jeder von denen war per se schlimm – höchstens peinlich und uninformiert. Aber in der Gesamtheit haben sie zumindest bei uns dem Konzern an sich geschadet.
@NGH:
Dass die Telekom selbst über Telefonbücher Nummern sucht, wäre ja der Hammer 😉
Ansonsten: Das ist ein mieses Geschäft mit dubiosen Methoden. Da sind wir uns wohl alle mehr oder weniger einig. Tatsache ist: Hier traten im letzten Jahr hauptsächlich Leute, die angeblich (?) von der Telekom waren, so auf …
ich hab ganz ähnliche erfahrungen an der tür gemacht.
bis dato wars nur einer, der war aber dermaßen penetrant und aufdringlich. „wie viel zahlen sie denn zur zeit für ihren telefonanschluss?“ – „ich wüsste nicht was sie das anginge“ – „ja aber die deutsche telekom will sie doch berücksichtigen, damit sie schnelles internet haben“ – „Danke, wir sind mit der durch unseren anbieter zur verfügung gestellten bandbreite völlig zufrieden, alles weitere wird sicher auf anderen wegen geregelt“ – „ja aber wir wollen sie doch berücksichtigen, wie viel zahlen sie denn jetzt für ihren anschluss?“ – „ich sagte bereits, das scheint mir hier nichts zur sache zu tun, ich hab auch kein interesse an diesem gespräch“ – „ja aber das ist doch auch für sie gut, wir wollen sie doch berücksichtigen“
interessant scheint mir, dass dieser gesprächsverlauf dem von dir geschilderten doch sehr ähnelt. scheint also ein und dieselbe drückerkolonne zu sein, die deutschlandweit unterwegs ist, um potentielle neukunden abzuschrecken und zu nerven. ich möchte allerdings nicht wissen, wie viele ältere menschen gutgläubig auf die masche reinfallen und am ende wirklich nen neuen telekomvertrag aufgeschwatzt bekommen.
mit solchen methoden auf kunden-aquise zu gehen schädigt den ruf doch ungemein.
„Kleinen Moment bitte, ich telefoniere gerade … bin gleich bei Ihnen“. Wohnungstür sicherheitshalber schließen. Gastfreundschaft ist was anderes, aber manche Leute haben halt kein Benehmen, was ja nicht heißt, dass man denen nicht was verkaufen kann.
Bei so einem spannenden Telefonat vergisst man schon mal die Zeit … wenn sie denn irgendwann mal klopfen: „Oh ich hab sie ganz vergessen … dauert nicht mehr lange … „.
Und so weiter … mit ein bisschen Kreativität kann das richtig Spaß machen. Immer schön lächeln und sich über den beim gegenüber aufbauenden Frust freuen.
Der Fairness halber würde ich das wirklich nur mit jeden Gestalten machen, die sich nicht mit einem „kein Interesse“ zufriedengeben und mit Lügengeschichten überzeugen wollen … .)