Monthly Archives: Juli 2012

Die meisten Unfälle …

…passieren im Haushalt.

Das ist schon lange keine statistische Erkenntnis mehr, sondern ein geflügeltes Wort. Weiß ja jeder. Überhaupt ist das Leben lebensgefährlich, das halten einem die vielen Bagatellunfälle mit schweren Folgen immer wieder vor Augen. Trotzdem sah ich mich lange Zeit davon verschont. Dass ich mal im Bad ausgerutscht bin und mir ganz klassisch fast das Genick gebrochen hätte, ist über 10 Jahre her, an weitere Dinge kann ich mich kaum erinnern. Klar, ein Wadenbeinbruch beim Spielen mit Kindern kam 2008 noch dazu, aber aus der Berliner Wohnung glaubte ich lange, alle potenziellen Gefahrenquellen verdammt, bzw. mit dem Rest von ihnen eine gewisse Geschicklichkeit erlangt und die Gefahren selbst so minimiert zu haben.

Pustekuchen!

Ich selbst tapse zwar unbeholfen und unbeschädigt wie eh und je durchs Leben, aber Ozie ist von einer absoluten Pechsträhne begleitet seit einer Woche. Alles begann mit dem Zusammenbau ihres neuen PC. Obwohl immer sehr geschickt im Umgang mit Hardware, bekennt Ozie mit all ihren Computern Blutsbrüderschaft geschlossen zu haben. Irgendeine unsauber geschliffene Kante des Mainboards, eine Lamelle des Kühlkörpers oder eine Strebe am Gehäuse sorgte letztlich immer für Blutverlust. Die Computer übrigens haben das alles immer anstandslos überlebt.

Dieses Mal wehrten sich Kühler und Lüfter mehr denn je, aber die Operation gelang. Kaum, dass das erledigt war, eilte Ozie in die Küche, wollte sich Essen zubereiten und schnitt sich beim Reinigen eines Messers einen halben Zentimeter tief in den Daumen. Sie hatte es Stunden zuvor extra geschliffen …

Kaum dass wir diese Wunde mehr oder weniger fachgerecht verarztet hatten und das Schlachthaus die Küche gereinigt, schnitt sie sich erneut – ironischerweise beim Wegpacken ihres alten Mainboards in einen Karton. Der erste Schnitt beschäftigte sie die ganze Woche, ging zweimal wieder auf, zuletzt aber wichen der Verband einem Bärchenpflaster und das Bärchenpflaster durfte dann gestern früh auch ab. Alles gut verheilt, nichts entzündet.

Daraufhin schnitt Ozie sich erneut. Morgens in der Dusche bei einem ungeschickten Griff zu einer nicht ganz vollständigen Armatur – die so seit 5 Jahren in dem Bad hängt. An diesem Punkt hätten wir das mit dem Glauben an den Zufall aufgeben sollen und einfach alle gefährlichen Gegenstände wegschließen. Aber wir sind ja nicht abergläubisch! Es kam, wie es kommen musste:

Beim Kochen gestern Abend verbrühte Ozie sich beim Abgießen der Spaghetti. Nicht übermäßig großflächig, aber dafür schön schmerzhaft. Ich schneide ja gerne die Tomaten für sie, während sie dazu nicht in der Lage ist. Aber ich tue es so langsam mit einer gewissen Angst, sobald ich das Messer sehe …

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Supermarktdialoge

Wie üblich um 23 Uhr sind Ozie und ich beim Einkaufen. Am Obstregal begutachtet Ozie eine Schale mit Weintrauben. Ich mische mich ein:

„Na, kaufst Du Nachschub für’s Schoko-Fondue?“

„Hey, ich kaufe gesundes Obst!“

„Ozie, alle wissen, was Du damit machst …“

„Quatsch, woher sollten denn bitte alle …“

„Na, ich blog‘ doch.“

Manchmal bin ich ein bisschen fies, ich gebe es ja zu. 🙂

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Spinner, staatlich begünstigte

Nachdem ich im Briefkasten eben eine Broschüre der vdhs (Verbreitung der heiligen Schrift) gefunden habe, hab ich mich ziemlich aufgeregt. Dass religiöse Menschen nervig sind, wenn sie missionierend unterwegs sind, ist nicht neu. Aber das Heft mit dem schönen Titel „Wie gut ist der Mensch?“ ist wirklich eine Herausforderung für alles, was ein Gehirn hat.

9 von 13 Inhaltsseiten widmen sich der redundant vorgetragenen christlichen Grundüberzeugung, dass wir alle schlecht sind. Und dass es – ungelogen, das steht so da drin – letztlich egal ist, ob man sich redlich bemüht oder seine Kinder verprügelt. Der Rest ist denkbar simpel und vorhersehbar: Auch wenn wir unsere Kinder verprügeln, sollten wir doch einfach daran glauben, dass der Typ vor 2000 Jahren für uns gelitten hat und daraufhin wäre alles ok. Und das – vergessen sie auch nicht zu erwähnen – sogar umsonst!

Na ist das nicht geil?

Hab dem Verein eben eine Mail geschrieben. Mit dem Inhalt der Broschüre wollte ich mich nicht aufhalten, schließlich will ich praktische Tipps:

Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass ich offenbar ein schlechter Mensch bin, habe ich doch den „Keine Werbung“-Aufkleber an meinem Briefkasten nicht in einer Sprache angebracht, die missionswilligen Vollzeit-Gurus verständlich ist.

Dies würde ich gerne nachholen und bitte um eine Rückmeldung, wie ich künftig die Zusendung von mich als gebildeten Menschen intellektuell beleidigenden Broschüren der vdhs verhindern kann.

Mit freundlichen Grüßen,

gerne auch an ihren imaginären Freund,

Sascha Bors

PS: Staatlich begünstigt ist natürlich nicht die vdhs, sondern die Kirchen, die den selben Schund ein bisschen erfolgreicher verbreiten. Und die Broschüre wirbt damit, nicht für Sekten oder „christliche Sondergruppen“ zu werben. Insofern fand ich eine Gleichstellung passend. Und ja, ich finde, dass das alles das selbe widerliche Pack ist. Mich kotzt die Religion so langsam wirklich an!

Nachtrag: Vor Ewigkeiten wurde dieser Blogeintrag offenbar in irgendeinem christlichen Forum verlinkt. Seitdem dient das Kommentarfeld darunter dazu, religiöse Spinner anzulocken. Und wer mir den Begriff „Spinner“ übel nimmt, hat die Kommentare offenbar noch nicht gelesen. Eigentlich ist das alles natürlich nicht toll, aber ich hab es mehrmals nicht übers Herz gebracht, dieses wirklich sonderbare Biotop zu schließen. Es ist einfach zu lustig anzusehen. Dennoch musste diese Warnung langsam mal sein: Alles, was ab hier gesagt wird, besser nicht zu ernst nehmen!

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Dummheit

Peinlich und gefährlich

Vor zwei Tagen hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass die Leistungen, die Asylbewerber in Deutschland erhalten, nicht menschenwürdig sind und deswegen angepasst werden müssen. Das war keine große Überraschung und jeder, der sich die besagten Regelungen mal angeschaut hat, wusste das auch ohne die richterliche Bestätigung.

Wer in Deutschland Asyl beantragt, bekommt nur knapp über 200 €, vieles davon nicht einmal bar, sondern in Form von Sachleistungen und Gutscheinen. Sprich: Selbst das wenige Geld, das sie erhalten, können sie nicht so ausgeben, wie sie es vielleicht tun würden. Überwiegend wurde das einfach zur Kenntnis genommen – was vielleicht schon traurig genug ist – andernorts wird diese Entscheidung sogar angegriffen. Wenig überraschend z.B., dass Stefan Niggemeier bei bild.de ein erschreckendes Sammelsurium dummdreister rassistischer Kommentare aufgestöbert hat, aus welchem er ein „Worst of“ in seinem Blog postet.

Selbst als Mensch, der einiges gewöhnt ist, habe ich mehrere Anläufe gebraucht, um diese Scheiße auch nur durchzulesen. Die Abscheu und Wut, die zeitgleich mit Trauer, Bestürzung und Fremdscham aufkam, als ich mir das antat, lässt sich kaum in Worten ausdrücken.

Ich hab mich als Linker irgendwann leider mit der Tatsache arrangiert, dass die Menschen weiterhin einen diffusen Alltagsrassismus hegen und mir fehlt manchmal einfach der Nerv, mich jedes Mal einzumischen, wenn jemand mal wieder „die Türken“ oder „die Araber“ für irgendein Übel in diesem Land pauschal schilt.

Aber mir stehen die Tränen in den Augen, wenn ich sehe, wie Menschen einfach nur weil sie so dumm und ungebildet sind, auf die vielleicht harm- und wehrloseste Menschengruppe eindrischt, die es in diesem Land überhaupt gibt.

Asylbewerber – das sind die Menschen, die aus für uns wahrscheinlich nie begreiflichen Gründen Opfer gebracht, Qualen erlitten und ihr letztes Geld ausgegeben haben, um irgendwie hierher zu gelangen. Die keine bessere Möglichkeit gesehen haben, als ihre bisherige Existenz aufzugeben, um hier die Chance auf einen Neuanfang zu haben, bzw. überhaupt unbehelligt zu leben. Manche von ihnen wurden gefoltert, manchen wurde die Familie genommen, viele erwarten bei einer Rückkehr in die Heimat – die sie sicher nicht weniger wertschätzen als wir – Mord, Folter, Bürgerkrieg und andere Dinge, die wir aus unserem Leben so leicht verbannen können, nur weil wir zufällig in einem anderen Land geboren wurden.

Diese Menschen kommen nach Deutschland und selbst die wenigen, die tatsächlich hier nur eine bessere Zukunft suchen und Geld verdienen wollen, sind offenbar verzweifelt genug, dass sie es akzeptieren, dass man sie teils für mehrere Jahre in „Unterkünfte“ steckt, man will zynisch eher den Begriff „Lager“ verwenden. Dass man ihnen Geld gibt, sehen die ganzen Freizeitnazis da draussen vielleicht als Geschenk, tatsächlich wird ihnen aber auf der anderen Seite verboten, hier zu arbeiten. Wo sie sich aufhalten, was sie einkaufen, fast alles, was irgendwie noch möglich ist zu überwachen und zu regulieren, wird bei Asylbewerbern auch angewandt.

Und das Geld, das sie bekommen: Der Betrag wurde 1993 festgesetzt und ist seitdem nicht angepasst worden. Selbst wenn man davon mal leben konnte, wie konnte irgendwer erwarten, dass das im Jahre 2012 nicht mehr so wirklich funktioniert?

Wir streiten in Deutschland (zu Recht!) darüber, ob Hartz IV menschenwürdig ist – und auf der anderen Seite lassen wir andere Menschen mit der Hälfte des Geldes vor sich hinvegetieren. Einfach, weil sie ja nicht von hier kommen? Wieviel ungeschönten Rassismus braucht es, um das nicht nur gutzuheißen, sondern auch noch die Änderungen zu verteufeln?

Ja, diese Erhöhung kostet Geld. Nach aktuellen und pessimistischen Schätzungen bis zu 1,50 € für jeden Bundesbürger, also vielleicht 3,50 € pro Erwerbstätigen. Pro Jahr. Und das ist zu viel, um Menschen zu bezahlen, die unfassbares durchgemacht haben und denen wir sogar verbieten, selbst für ihren Unterhalt zu sorgen? Ehrlich?

Wer diese Meinung vertritt, der schließt bitte jetzt diesen Tab in seinem Browser, löscht ggf. das Lesezeichen für diese Seite und sorgt dafür, dass er mir nie wieder in die Quere kommt. Nicht körperlich, und schon gar nicht gedanklich. Eine Forderung, die ich als hart arbeitender reinrassiger Deutscher ja wohl aufstellen kann!

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Ohne Titel

Juli 2012, Ostbahnhof. Quelle: Sash

Ich fand das Motiv einfach geil. Mehr gibt es eigentlich nicht dazu zu sagen.

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Die Sache mit der Sicherheit

Manche Themen sind so nervig und so ausgelatscht, dass man … ja was?

Immer wieder über sie diskutieren muss!

Und Sicherheit ist leider so eine Sache. Ich vermute, wir sind uns alle einig, dass Sicherheit an und für sich etwas tolles ist. Und auch etwas erstrebenswertes. Es ist ein unglaublich beruhigendes Gefühl, dass ich hier am PC sitzen kann und nicht befürchten muss, dass in den nächsten Minuten eine bewaffnete Horde Menschen die Wohnungstür aufbricht, um mich und Ozie zu lynchen. Hätte ich permanent diese Angst im Nacken, dann wäre mein Leben um einiges unschöner und ich weiß es zu schätzen, dass ich diese Furcht nicht ernstlich haben muss.

Aber: Alles hat Grenzen!

Drüben bei GNIT liege ich gerade mehr oder weniger mit einem Kommentator im Clinch, der mir einzureden versucht, ich solle zum einen wesentlich wählerischer bei meinen Fahrgästen sein, zum anderen auch bitte nicht in meinem Blog erwähnen, dass ich auch mal über 200 € eingenommen hätte, weil derartige Informationen immer auch Räuber anlocken würden. Während ich die grundsätzlichen Überlegungen zu diesen Themen befürworte und durchaus auch bereit bin, hier und da meine Meinung nach entsprechender Sachlage zu ändern, muss ich doch vorerst sagen:

BULLSHIT!

Ich gehöre nun wirklich zu den Menschen, die sich äußerst ungern auch nur streiten, die keinerlei Wert auf Auseinandersetzungen legen, sondern immer nur Diskussion und Kompromiss im Sinn haben. Aber derlei Vorschläge hinterlassen mich gleichermaßen ratlos wie aufgebracht. Vorsichtig zu sein ist eine Sache, aber der Sicherheit überall und scheinbar bedingungslos den Vortritt zu geben, macht das Leben lebensunwert. Mein Chef z.B. rühmt sich damit, niemals einen betrunkenen Menschen gefahren zu haben. Ich zweifele das nicht nur ein wenig an, ich stelle zudem fest, dass es kein Wunder ist, dass ich einen offenbar lesenswerten Blog übers Taxifahren schreibe und nicht er. Aber das ist nicht einmal der Punkt. Denn wenn es mir wirklich um Sicherheit ginge, dürfte ich gar nicht nachts, nein eigentlich nicht einmal Taxi an sich fahren.

Denn Teil des Jobs wie des Lebens ist es, mit Menschen zu kommunizieren. Geschäftlich, privat, mit netten und mit blöden Menschen, immer wieder und wieder. Und Menschen sind in letzter Konsequenz immer unberechenbar. Menschen werden Opfer von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Berufes, ihres Verhaltens, ihres Aussehens, ihres Daseins an sich. Das ist nicht toll und nichts davon ist irgendwie verteidigenswert, aber ebenso ist es nicht grundsätzlich einfach abschaffbar.

Und mehr noch als besagter Kollege und Kommentator bei GNIT wollen uns alle möglichen Menschen immer wieder genau dieses Konzept verkaufen:

„Lass uns dieses oder jenes noch richtigstellen, dann ist das gut so.“

Ich sage es noch einmal: BULLSHIT!

Wir können Risiken vermindern, Grenzen verschieben, Wahrscheinlichkeiten beeinflussen. Das können wir, das können wir sogar in manchen Bereichen sehr effizient. Taxifahren im Panzerwagen wäre ein sehr sicherer Job, aber es ist kein Zufall, dass ausgerechnet die Taxifahrer anno dazumal in der BRD die gesetzlich vorgeschriebene Trennscheibe abgeschafft haben.

Wir mögen unsere Prioritäten im Einzelfall anders setzen, aber Sicherheit ohne Freiheit ist einen Scheißdreck wert! Würden wir Panzerwagen als Taxen einsetzen, wäre beispielsweie GNIT hinfällig. Sicher für viele ein verkraftbarer Verlust. Für mich nicht! Und wir alle haben unsere Privatsphäre und ein Recht darauf, Dinge zu tun, die fragwürdig sind. Und damit meine ich keine kriminellen Dinge. Aber wer überwacht, ob meine Fahrgäste friedlich sind, bekommt auch mit, ob sie verliebt, betrunken oder dämlich sind. Wer überwacht, ob ich im Internet nach Bombenbauanleitungen suche, wird auch feststellen, welche Pornos ich ansehe und wer Einbrecher vor meiner Tür stoppt, hat auch die Möglichkeit zu beobachten, wie oft und was ich einkaufe.

Ich würde es gerne zu 100% ausschließen, mit meinem Job meine Gesundheit oder mein Leben zu riskieren. Ehrlich. Natürlich! Aber das kann ich nicht. Und das werde ich nicht können, indem ich meine Fahrgäste alle nach dem Ausweis frage, sie nur nackt einsteigen lasse, einen Panzerwagen fahre oder wie jetzt auf meine Menschenkenntnis vertraue. Ich lebe mein Leben und habe meine Arbeit hier und jetzt. In dieser – an vielen Ecken verbesserungswürdigen – Gesellschaft. Und genau hier und jetzt und so mache ich meinen Job gerne. Das bedeutet, ich bringe auch mal Leute ans Ziel, die kurios wirken und es bedeutet, dass ich selbst herausfinden muss, wo meine Grenzen liegen.  Es bedeutet damit natürlich auch, hier und da mal einen Fehler zu machen.

Aber es bedeutet für mich auch, dass ich darüber schreiben kann. Es bedeutet, dass ich eine ausgeglichene Psyche habe und es ermöglicht eine Menge neuer – und manchmal auch grenzwertiger – Erfahrungen. Am Ende, so pathetisch und kitschig das auch klingen mag, ermöglicht es nicht mehr und nicht weniger, als leben an sich. Und was für ein schwacher Trost muss Unsterblichkeit für jene sein, die nie gelebt haben …

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Glückwunsch, Titanic!

Rechtsstreitigkeiten hat sich das Satiremagazin Titanic in den vergangenen Jahrzehnten ja einige eingefangen. Und aus den meisten sind sie siegreich, in der Regel aber wenigstens ein bisschen populärer als zuvor herausgekommen. Das werte ich persönlich als Zeichen dafür, dass man noch nicht alle Hoffnung aufgeben muss in dieser Gesellschaft. Denn – auch wenn es manchmal ausgelutscht wirkt – am Ende halte zumindest ich es immer noch mit den Worten Tucholskys von 1919:

„Was darf die Satire? Alles.“

Gerade in einem Fall wie dem vorliegenden. Die Titanic hat dem Gewand des Papstes einen gelben Fleck verpasst und in Anspielung auf die Vatileaks-Diskussion „Die undichte Stelle ist gefunden!“ darüber getitelt. Gut, das kann man natürlich geschmacklos finden. Aber an und für sich ist es ein so billiger Witz, dass ich mit Sorge auf Papa Ratzi schaue, wenn er sich von so etwas persönlich angegriffen fühlt. Schließlich führt der Mann ein weltweit bekanntes Amt, vertritt Positionen, die von Milliarden Menschen nicht nur geteilt, sondern mindestens genauso oft eben angezweifelt, angegriffen, kritisiert, persifliert, verballhornt und lächerlich gemacht werden. Und seine Person oft genug ebenfalls. Und nun malt ihm ein für Provokationen bekanntes deutsches Käsblatt einen gelben Fleck auf die Hose und alle Würde ist hin?

Das ist – und ich sehe keinen Grund, weswegen mir da nicht sogar Katholiken zustimmen sollten – doch wohl ein schlechterer Scherz als der der Titanic selbst.

Dem Magazin wird es wie immer gut tun, einen Rüffel vom heiligen Vater persönlich fängt sich ja auch nicht jeder ein. Das ist ein PR-Erfolg, ein Ritterschlag sondersgleichen. Die Titanic spielt das Spiel lange genug und die eilige Antwort auf die Unterlassungserklärung, es handele sich bei dem Fleck um Limonade, der Papst sei schließlich bekannt als Freund von Fanta, zeigt wohl auch, dass sie sich nicht ernstlich Sorgen machen. Ich als Laie vermute auch, dass sich der Herr Ratzinger mit dieser Aktion abseits des heiligen Stuhls eher in die Nesseln setzt.

Stände dem alten Herrn gut zu Gesicht, das Diesseits nicht so ernst zu nehmen, sein Spezialgebiet ist ja ohnehin eher die andere Seite. Da darf Satire nicht alles und da wird er sich auch sicher nicht mit Titanic-Redakteuren rumschlagen müssen.

Die allerdings haben jetzt Grund zur Freude und ich persönlich gönne es ihnen. 🙂

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