Ist ein herrliches Wochenende gewesen. Über 30°C (hier in Berlin ja sogar wirklich moderate 35 und bislang nur einen Tag lang) und zumindest Samstag und Sonntag sollte das Geschäft halbwegs gelaufen sein, weil die zahlreichen muslimischen Fahrern das Ende des Fastenmonates Ramadan zu feiern hatten und dem Rest der Taxifahrer die Straße überlassen. Hätte, sollte, könnte – wie man sieht: ich war nicht dabei.
An Schicksal glaube ich zwar nicht, aber offenbar kann auch der Zufall ein Arschloch sein, denn just dieses Wochenende hat es mich besonders elegant von den Hufen geholt: Ein Abszess am Kiefer – bedeutet übersetzt höllische Schmerzen und bei einem Blick in den Spiegel eine spontane Verwandtschaft mit Quasimodo und diversen Hamsterarten. Au Backe – im wahrsten Sinne des Wortes.
Und natürlich: Wochenende, kein Arzt meines Vertrauens hat offen … wollte ich mich gedulden: Montag ist auch noch ein Tag!
Nachdem ich aber am Mittag des Sonntags auch nur vereinzelte Stunden Schlaf gefunden hab, zudem immer hart an der Grenze zwischen unerträglichen Schmerzen und Medikamentenüberdosierungen, hab ich doch mal den Notdienst der kassenärztlichen Vereinigung angerufen. Und wenn es bloß war, um bessere Schmerzmittel zu bekommen.
Und so stand ich dann einer Stunde später einem etwas ratlosen Gynäkologen gegenüber. Er empfahl mir mit mitleidiger Miene, mich doch gleich an den zahnärztlichen Notdienst zu wenden, weil das sicher von dort ausgehen würde. Puh! Aber ich hatte Schmerzen, also alle Ängste über Bord geworfen, schnell ein Taxi bestellt und los ging es. Die Praxis sollte nämlich in 30 Minuten schließen …
Also abgesehen davon, dass eine zahnärztliche Not-OP nun wirklich das letzte ist, was ich jemandem wünsche (kommt irgendwo zwischen Hodenkrebs und den Hintern aus einem Trockeneiseimer nicht mehr rausbekommen), war das doch eine super Sache. Eine nette, kompetente und schnelle Ärztin, die mich mal eben aufgebohrt, aufgeschnitten und zurechtgebogen hat, so dass ich trotz höllischer Qualen nach ungefähr 30 Minuten mehr oder minder völlig schmerzfrei wieder auf der Straße stand und das Ganze vorerst ein Ende zu haben scheint. Also abgesehen von Nachkontrolle, Antibiotika und so …
Irgendwie bin ich allerdings dazu geboren, ärztliche Ratschläge zu ignorieren. Gut, mir war nicht nach körperlicher Anstrengung und Sonne – was sie mir beides strikt untersagte – aber am Ende kam es dann doch so, weil ich „einfach mal loslaufen“ wollte, „bis ein Taxi vorbeikommt.“
Eine Dreiviertelstunde bei 35°C ohne groß Schatten später war ich dann zu Hause. Gut, ich bin platt, ausgepowert, müde und hab morgen einen Zahnarzt-Termin. Aber verdammt nochmal, mir ging es selten so gut wie jetzt! 🙂
(vielleicht liegt das aber auch an der Spritze, wer weiß …)