Wir müssen reden. Über Adventskalender.
Adventskalender sind ja ein toller Brauch – auch wenn man vielleicht mit Weihnachten nicht so viel anfangen kann. Zum einen sind natürlich Geschenke und Süßigkeiten immer toll, zum anderen ist es ja gerade für Kinder eine gute Möglichkeit, spielerisch zu lernen, dass bestimmte Ressourcen endlich sind und am Ende – so man sie vorschnell heimlich aufbraucht – eventuell nix mehr davon da ist.
So gesehen ist es ein äußerst ironischer Wink mit dem Zaunpfahl, dass vor kurzem in Adventskalendern Rückstände von Öl gefunden wurden.
Ich hatte als Kind nie einen besonderen Adventskalender, es waren immer diese billigen für Zwofuffzich aus dem Supermarkt. Das war ok, es war Schokolade (und wahrscheinlich Öl) drin und Klein-Sashy war happy. Bei Ozie sieht das anders aus, in ihrer Familie haben selbstgebastelte Adventskalender eine inzwischen mehrere Jahrzehnte zurückreichende Tradition und so kriegen wir auch heute noch Anfang Dezember immer ein Paket mit liebvoll verschnürten Päckchen aus Rostock geschickt, die wir dann am endsprechenden Wandkalender befestigen.
Wie es sich gehört befinden sich darin meist Süßigkeiten, Nüsse und dergleichen. Darüber hinaus ein paar kleine Deko-Sternchen und ähnliches, was bei uns dann ab Öffnungstag ungefähr achteinhalb Jahre Weihnachtsdeko in der Wohnung bedeutet. Man hängt es auf und akzeptiert es irgendwann. Ebenso die Osterdeko, Poster, Bilder. Eigentlich würde das bei uns ähnlich verlaufen, wenn man uns neue Zimmer in einen Adventskalender packen würde. Lustige Sache eigentlich. Vor allem achteinhalb Jahre später, wenn man sich fragt, wo denn DAS nun wieder herkam. 😉
Wir sind aber insgesamt nicht mehr so akkurat und penibel wie in Kindertagen. Ozie und ich vergessen gerne mal einen Tag lang, ein Päckchen zu öffnen, wir haben uns auch noch nie gestritten, wer nun das Marzipan und wer die Erdnüsse kriegt.
Bis heute.
Voller Vorfreude öffneten wir ein besonders großes Päckchen und fanden darin folgendes:
Nachdem wir festgestellt hatten, dass es sich um eine Dose handelt und die darin eingeschlossenen Marzipan-Riegel und Deko-Sterne befreit hatten, blieben ein paar Fragen offen. Allen voran:
WER MACHT SOWAS? Und WOZU?
Wir haben uns Mühe gegeben, diese Dose ernstzunehmen. Der Versuch scheiterte nach anstrengenden anderthalb Minuten Dauerlachen. Dann versuchten wir uns darin, sie ironisch zu sehen. Macht man ja so als Berliner. Aber selbst unser bunt zusammengewürfeltes Wohnungssammelsurium bot keine Möglichkeit, dieses windschiefe, rosane, furchteinflößende, mit Samt ausgeschlagene Pappmaché-Etwas mit sechs stilisierten asiatisch anmutenden Zopf-Babies irgendwie zu platzieren.
Nachdem klar war, dass es nicht als Untersetzer für Schnapsflaschen, Reißnagelaufbewahrungsdöschen oder gar als zweckbefreite Dekoration dienen konnte, ohne zumindest noch auf Außenstehende gruselig zu wirken, versuchten wir der Sache auf den Grund zu gehen. Was ist ES? Darauf gekommen sind wir letztlich, weil es tatsächlich vor allem eines macht: Angst.
Und das war der Schlüssel. So viel Angst verbreitet ein Ding nicht zufällig. Dass da eine Absicht dahintersteckt, war offensichtlich. Angst vor Dosen, vor Rosa, vor allem aber vor Babies …
Und siehe da:
PS: Wir freuen uns trotzdem immer wahnsinnig über den Adventskalender! Ehrlich. 😀