Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass Berlin im Winter hässlich sei. Mal abgesehen davon, dass der Satz schon mehr Wahrheit enthalten würde, wenn man Berlin durch beispielsweise Frankfurt am Main austauscht, so trifft das doch vor allem auf Winter wie den diesjährigen zu: auf warme Winter, den Herbst bisweilen.
Eine seltsame Anomalie in meinem Schlafrhythmus hat heute dafür gesorgt, dass ich um 9.00 Uhr schon erwacht bin und so eine der wenigen Möglichkeiten in den letzten Monaten hatte, dieses Tageslicht-Gedöns, von dem immer alle so schwärmen, aus der Nähe und mit eigenen Augen zu sehen. Der Blick aus dem zu einem kleinen Teil aufgezogenen Vorhang wirft ein milchig-graues Bild auf meine Netzhaut. Der eigentlich leicht lila-stichige Plattenbau gegenüber zeichnet sich kaum vom Himmel ab, aus Mangel an Nadelbäumen dominiert selbst bei der üppigen Vegetation ein hässlicher Trend zu kackbraun.
Auf dem Weg zur Post schlingere ich um Pfützen unterschiedlichster Größe, lausche dem an- und wieder abschwellenden Plätschern jedes vorbeifahrenden Autos. Ein leichter Nieselregen benetzt alles in der Umgebung, die erst eben angezogene Hose fühlt sich klamm an, bevor sie endlich warm wird. Auf dem Rasen pflanzen sich hässliche, braune, kahle Flecken fort, die einzigen Farbtupfer weggeschmissene Pfandflaschen in dunklem Blau.
Die Gesichter der Menschen auf der Straße sehen aus wie das Wetter, sofern man sie überhaupt erkennt zwischen aschfahlem Anorak und Kunstfellkragen.
Gut, dass es im Winter wenigstens zeitig wieder dunkel wird.
Also braun und nicht grau 😉
@Tjeika:
Ja, auch. 🙂
Am schlimmsten finde ich ja dieses ewige Geniesel, das permanent so einen nass-kalten Film über alles legt: Haare, Gesicht, Hände. Brrrr.
wer frankfurt hässlich findet war bloß noch nie da oder hat außer bahnhofsvorplatz und zeil nix gesehen 😛