Herausraabend

OK, jetzt wird’s peinlich und persönlich: ich hab gestern „Schlag den Raab“ gesehen. Pah, gestern! Ich war noch heute früh dabei, als dann letztlich die Entscheidung für Stefan fiel.

Da ich ja wirklich nur sehr sehr wenig überhaupt fernsehe und mich stattdessen lieber im Internet herumtreibe, ist mir natürlich nicht entgangen, dass die Sendung und insbesondere Stefan Raab auch immer wieder mal angegangen werden. Das ist klar, und spätestens bei der Frage, ob Raab sympathisch ist, muss man ohnehin polarisieren. Kann ja auch nicht jedem jede Fresse gefallen, das ist klar und auch gut so.

Aber wenn man mich fragt, dann ist „Schlag den Raab“ gerade unangefochten die Nummer eins unter den Abendunterhaltungsshows. Natürlich ist das alles durch Werbung erkauft, profitorientiert und im Grunde natürlich einzuteilen in die Kategorie „Brot und Spiele fürs Volk“. Nur, und das ist mein persönlicher Ansatz: das ist Fernsehen doch ohnehin! Ein One-Way-Kommunikationskanal, an dem sich immer noch Gott und die Welt dumm und dämlich verdienen. Eine erschreckend einfallslose Welt mit erschreckend einfallslosen Formaten, die erschreckend einfallslose Leute tagelang beschäftigt. Im Grunde stimme ich also allen Kritikern zu, nur würde ich weniger Raab und seine Sendungen, als viel mehr das Medium und seine Strukturen an sich dafür verantwortlich machen.

Gegen „das Internet“ stinkt Raab zweifelsohne ab. Google trackt mich gut genug, um mir auch auf Youtube sechs Stunden Unterhaltung anzubieten, die wesentlich weniger Werbung, Leerlaufzeiten und blödsinnige Kommentare zu bieten hat. Fürs Fernsehen aber – und das ist, auch wenn wir es gerne im Netz vergessen, immer noch ein wichtiges Medium in Deutschland – ist Raab derzeit wohl das Maß der Dinge.

Dank Unterbrechungen und Geschwurbel zieht sich zwar auch „Schlag den Raab“ in die Länge, langweiliger als „Wetten, dass …?“ und Konsorten ist die Sendung aber nie gewesen. Selbst wenn man Raab nicht als Superstar oder Sympathieträger sieht, hat man für die Show doch einen offenbar würdigen Gegner für die Kandidaten gefunden und die Spiele, die dort alle paar Monate ausgetragen werden, lassen weder an Einfallsreichtum, noch an der Umsetzung arg viel zu wünschen übrig.

Ich muss gestehen, dass ich Stefan Raab irgendwie mag. Vielleicht nicht menschlich – ich kenne ihn schließlich nicht persönlich – aber ich habe wirklich Respekt vor ihm. Ich mag seine musikalischen Ergüsse nicht unbedingt, dennoch ist er da offenbar genauso in der Lage, die Menschen zu begeistern, wie mit seinen Sendeformaten. Auch wenn man vielleicht die Masse der Menschen für blöd halten mag, man könnte Raab immerhin zu Gute halten, dass er das einzubeziehen weiß. Und nach wie vor würde ich sagen, dass „Schlag den Raab“ immer noch mehr Wissen vermittelt als „Wetten, dass …?“

Was natürlich nichts aussagt.

Es ist Unterhaltung, Fernsehunterhaltung. Der kann man kritisch gegenüberstehen und das zu Recht!

Aber wenn man davon ausgeht, dass Fernsehunterhaltung eine Daseinsberechtigung hat, dann sollte man es doch wenigstens machen wie der Raab.

8 Comments

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8 Responses to Herausraabend

  1. internet und fernsehen geht prima nebeneinander, v.a. wenns sowieso nur so seichte unterhaltung ist (also das fernsehen ^^). nummer 1 an unterhaltung dürfte momentan allerdings dschungelcamp sein 😉

  2. Dom

    Eine leichte und sehr unterschwellige Grundunsympathie gegenüber Raab von meiner Seite kommt sicherlich daher, dass ich seinen Nachnamen teile und schon sehr viele schlechte Witze hören musste. Sehr viele und sehr schlechte.
    Aber du sprichst etwas an, das ich ganz klar unterschreiben kann: Respekt. Der Mann macht einfach alles. Ob er sich nun beim Boxen die Nase brechen lässt, in einem Wok eine Piste runterrödelt, pardon, -rodelt, oder gleich in allen möglichen Disziplinen gegen teils sportliche Kontrahenten antritt: Angst scheint er nicht zu kennen – weder vor Verletzungen noch vor einer Blamage. Metzgerausbildung, dann popeliger Viva-Mensch, jetzt DAS Alleinstellungsmerkmal von Pro7.
    Wer an RTL denkt, denkt an Formate. Wer an Pro7 denkt, denkt an eine Person. Das hat Gottschalk vorher lange für das ZDF geschafft, aber dennoch erscheint mir Raabs Stellung und Identifikationsfaktor einzigartig.
    Ob man ihn mag oder nicht: Er hat es geschafft, dass man ihn einfach respektieren muss. Die klare Trennung zwischen Berufs- und Privatleben, die er durchzieht, kriegt auch nicht jeder hin. Von ihm wird es nie irgendeinen Homestory-Bullshit geben; weder in der BILD-Zeitung noch beim VIP-Hundeprofi oder Promidinner. Man meint, er würde einfach ALLES machen, aber eines unterlässt er: Den Menschen als Privatperson auf die Nerven zu gehen. Super-Sache, finde ich.

  3. @Mausflaus:
    Ich wage es zu bezweifeln, dass man Dschungelcamp und SDR vergleichen kann.

    @Dom:
    Stimmt, dass er das mit seinem Privatleben so durchzieht, ist auch beachtlich. Wir erinnern uns „Das ist nicht mein Mettbrötchen.“ 😉

  4. Dom

    @Sash: Du lügst. Ich erinnere mich nicht daran. Was für ein Mettbrötchen?
    … Ich hab‘ Hunger. Danke. 🙂

  5. Dom

    Danke, Jens! Das ist ja herrlich. 😀

  6. @Jens:
    Danke!

    @Dom:
    Sorry, hatte deinen ersten Beitrag nicht so ganz verstanden. Sonst hätte es den Link auch von mir gegeben. 🙂

  7. Dom

    @Sash:
    Räd isch undeutlisch oder was, maaaann? 🙂
    „Wir erinnern uns“ – „Du lügst; ich erinnere mich nicht!“
    Tschuldige, wenn ich Verwirrung gestiftet hab. War dieses Mal keine Absicht, so gern ich das sonst auch tu. =D

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