Wo kämen wir hin …

…wenn man mit ein bisschen Menschenverstand ein günstiges Bahnticket erwerben könnte?

DB-Bashing ist natürlich einfach. Als Kunde hat man ja immer was zu meckern und bei Massenanbietern wie der Bahn passiert natürlich auch viel. Aber es ist eben auch so, dass sich vieles erklären lässt und man als Laie gerne mal zu hohe Maßstäbe ansetzt. Wenn wir ehrlich sind, dann sind beispielsweise 15 Minuten Verspätung auf eine Fahrtstrecke von 600 Kilometern ein Witz. Jeder Autofahrer würde sicherheitshalber eine Stunde einplanen.

Aber abseits vom allgemeinen Betriebsablauf wäre es doch schön, wenigstens ein bisschen Logik vorzufinden.

Ich habe gerade ein Ticket gekauft. Genau genommen sogar zwei. Ich will ja nicht auswandern, sondern nur zu einer Party fahren. Auch wenn das sicher nicht gesund wird, muss man ja nicht vom Schlimmsten ausgehen.

Mir war klar, dass es mit günstigen Tickets nicht allzu leicht werden würde. Schließlich ist der Termin schon in anderthalb Monaten und zudem geht es über die deutsche Grenze hinaus – mal davon ausgehend, dass das mit der Annektion Österreichs im letzten Jahrhundert eine Ausnahme war. Ansonsten ein einfacher Sachverhalt: Freitags irgendwann Hinfahrt, Sonntags spät eine Rückfahrt.

Also mal checken.

Zunächst: Alles prima. Gibt noch Tickets für 59 € für die Hinfahrt. Sogar mehrere Verbindungen. Ein paar besonders attraktive Angebote lasse ich links liegen, weil die Bahn die Tickets zwar verkauft, allerdings mit dem Hinweis, dass ein Zug ausfällt. Nach so viel Abenteuer ist mir dann doch nicht. Die Rückfahrt wird teurer, kein Europa-Spezial-Österreich mehr verfügbar. Na gut. Also schauen wir doch mal auf der ESÖ-Unterseite direkt nach. Da gibt es noch welche. Warum auch immer. Die bereits ausgewähle Hinfahrt wäre ja auch … ach egal!
Also schnell die Rückfahrt dazugebucht. Geht nicht. Wieso das denn jetzt?
Ach, na klar! Die Hinfahrt war ein Sonderangebot für die erste Klasse, die Rückfahrt jedoch zweite. Kann man natürlich nicht kombinieren. Ist ja logisch. Glücklicherweise ist das ESÖ ja kein Super-Sparpreis, also lässt sich das umgehen, wenn man Hin- und Rückfahrt getrennt bucht. Gut, dann muss man halt zweimal seine Daten eingeben – vermutlich kriege ich demnächst also zwei Werbeanrufe von der Firma, an die die Bahn die Adressdaten voraussichtlich vertickt. Wo kämen wir auch hin, wenn man einfach ohne Privatadresse eine Fahrkarte kaufen könnte?

Und belohnt wird das Ganze dann dadurch, dass man sich ganz toll fühlen kann, weil man nicht den „Normalpreis“ bezahlt und somit in meinem Fall 215 € „spart“. Vor einem Monat hätte ich sogar 255 € „sparen“ können, wow!

Nix gegen Frühbucher-Rabatte, aber die Perversion des DB-Tarifs ist echt kaum noch zu überbieten. Ich zahle jetzt 118 € für Hin- und Rückfahrt. Von Berlin bis nach Österreich. Ein Preis, den die Fahrt locker wert ist. 150 € würde ich auch für angemessen halten. Es sind immerhin runde 1500 km Fahrtstrecke. Kein Wunder, dass niemand den Wert dieser Dienstleistung zu schätzen weiß, wenn man für dieselbe Leistung je nach Mondstand beim Datum der Buchung zwischen 78 und 333 € zahlt. Mit Bahncard kommt man wahrscheinlich bis auf 50 € runter. Wenn – ja, wenn! – man zwischen zig Angebotsseiten hin- und herhoppt, dieses mit jenem kombiniert, entkoppelt, vergleicht und zwischendrin den Verstand einfach ausschaltet.

Ich würde mir echt die Kohle wünschen, den Scheiß nicht mitmachen zu müssen.

22 Comments

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22 Responses to Wo kämen wir hin …

  1. Wahlberliner

    Und als Flug hättest Du das dann am Ende wahrscheinlich auch für 29,00EUR pro Strecke bekommen. Einfach nur deshalb, weil es so viel Spaß macht, das Klima zu verpesten…

  2. @Wahlberliner:
    Ja, wahrscheinlich. 🙁

  3. Compuking

    Oha… wohin gehts denn ins schöne Österreich? 🙂

    Aber das Problem mit der Bahn kenne ich nur zu gut…
    Ich wohne ja am Rand von Österreich (30km bis zur Deutschen Grenze). Wenn ich zu meinen Eltern fahre mache ich es inzwischen so, dass ich erst ab Lindau buche und dann bis dort hin mit dem Regionalticket der ÖBB fahre… funktioniert ganz gut.

    Gruß
    Julian

  4. @Compuking:
    Geht nur kurz hinter die Grenze ins Chillertal. Und dem Namen werde ich Ehre machen … 🙂

  5. Die Bahn würde Dir sicher auch die Kohle wünschen, dass Du einfach das teurere Ticket für die gleiche Strecke nimmst 😉

  6. Compuking

    Ins Zillertal? Eine nette Gegend 🙂

    Aber da wäre das mit dem Fliegen auch nicht so leicht gewesen. Hättest irgendwie nach IBK fliegen müssen und dann von da mitm Zug weiter 😉

    ANsonsten hätte sich auch sicher ein Blogleser gefunden, der dich mitgenommen hätte von IBK bis ins Tal… 🙂

  7. @lichterspiele:
    DAS ist mir durchaus bewusst …

    @Compuking:
    Nein. Chillertal. Ich hab das ernst gemeint.

  8. Chillertal – dann kannste dich ja dort von den ganzen Strapazen der DB erholen. Und wirst feststellen, dass die ÖBB wahrscheinlich ein noch günstigeres Rückticket gehabt haette … 😉

  9. @ednong:
    Ja, das würde mich am Ende auch nicht mehr wundern -.-

  10. Also das geht noch finde Ich.

    Mehr als 150 für hin und zurück würde Ich aber auch nicht zahlen.

    Mit dem Auto wärs sicher wesentlich teurer.

  11. @Philipp:
    Gegen den Preis will ich auch gar nichts gesagt haben. Der ist für mich absolut ok. Das ganze Drumherum ist nur so suspekt.

  12. Tja, wenn man es einfach haben will, darf man eben nicht Bahn fahren.

    Das Problem an der Sache ist, das das Tarifsystem so kompliziert ist, dass wahrscheins nicht mal der Chef-Tarif-Manager bei der Bahn durchblickt. Hier stimmt es wohl wirklich dass früher alles besser war (dafür aber im Schnitt auch teurer).

    Meine Meinung: Preis pro Kilometer mit dem Unterschied Regionalverkehr / Fernverkehr. Von mir aus auch mal ein Weihnachtsosternsupersonderangebot und das wars dann.

    Schluss aus Ende.

    Grüße aus Kaiserslautern

    Philipp

  13. @Philipp:
    Das wäre natürlich besonders einfach.
    Ich hätte nicht einmal was gegen Rabatte. Aber bitte logische Vergünstigungen und nicht auf drei Unterseiten verschiedene Möglichkeiten!

  14. Das stimmt. Nur was willst du von einem Unternehmen erwarten das seine Geschäfte in ca 580 Unternehmen unter einer Holding zusammenfasst. (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Unternehmen_im_DB-Konzern)

    Sicher wäre es möglich zu sagen Ich will am 1.1.11 von A-Dorf nach B-Dorf fahren, wenns geht zwischen 11 und 17 Uhr ankommen, und Ich will am 2.2.22 von B-Dorf nach A-Dorf zurückfahren, wenns geht zwischen 7 und 12 Uhr und bitte gib mir unter Berücksichtigung aller möglichen und unmöglichen Sonderregeln einfach den billigst möglichen Preis.

    Warum das nicht klappt ist mir allerdings auch Schleierhaft. Nichtmal die am Schalter kriegen das hin, trotz „Servicezulage“ oder wie das heisst.

  15. Spandauer

    Erstmal gute Reise!
    Leider ist das Preissystem der Bahn kaum zu überblicken, evtl. ist das gewollt, vielleicht kommt das auch den Schnäppchenjägern entgegen:
    „Ab 29 Euro nach Europa“.
    Soweit ich mich erinnere wurde das Preissystem unter Herrn Mehdorn umgestellt und sollte ähnlich wie bei Flugbuchen laufen (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Preissystem_der_Deutschen_Bahn ).

    Müsste man für 1500 km nicht eher als Autokosten 30 Cent je km ansetzen, also rund 450 Euro?

    Bezüglich Österreich noch eine Bemerkung, es gab seit 1848 immer wieder die Frage einer „kleindeutschten“ oder „großdeutschen“ Lösung (siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Kleindeutsche_L%C3%B6sung ).

  16. @Philipp:
    Ich erwarte da gar nichts mehr groß. Ich weiß ja, wie es ist. Aber ich ärgere mich halt gerne öffentlich über den Wahnsinn. 🙂
    Ich persönlich bin mit dem Ergebnis für mich sehr zufrieden, alleine der Preis dafür (also nicht der Fahrpreis!) scheint mir etwas hoch zu sein …

    @Spandauer:
    Danke für die gute Reise! 🙂
    Beim Auto sollte man mit dem Preis durchaus kalkulieren, dementsprechend würde ich das Auto (abgesehen von den naheliegenden ökologischen Gründen) auch deswegen nicht in Betracht ziehen.
    Und das mit Österreich war ja insgesamt nun auch eher ein Scherz. 😉

  17. anna

    dein bruder hats dir ja schon mitgeteilt, bei uns hats auch geklappt (wir zahlen aber zu zweit nur so viel wie du…).
    was aber noch viel besser war: wir wolltens erst von daheim buchen-nicht möglich, dann am automaten – wir sollten hin und rückfahrt extra buchen bla blub, dann heute einfach mal auf den weg ins reisezentrum gemacht, wo uns die verduzte mitarbeiterin selbiges bestätigte, mit dem kommentar: ach ist wahrscheinlich mal wieder ein virus der das buchungssystem lahm legt.
    soviel zum thema professionalität beim dienstleister db…

  18. @anna:
    Jepp! Geile Sache!
    Und was die Bahn angeht …
    -.-

  19. der Schwob

    Jaja die Bahn. wäre ja auch echt zu komisch wenn da mal was klappen würde. Aber sehen wir es positiv, wenn wir vor unserem Treffen in Rosenheim auf der Strecke liegen bleiben: es ist dann immernoch früh genug einen kasten Bier zu besorgen.
    Wir sollten uns halt nur noch über den letzten reiseabschnitt gedanken machen…
    Oh man wird das ein Spass

  20. @der Schwob:
    Ich freu mich auch schon total. Das mit den letzten Metern klären wir schon noch – im schlimmsten Fall werden wir auch von Jenbach aus abgeholt, da bin ich sicher. 🙂

  21. Lyra

    Das ist noch gar nichts. Wenn du wirklich gut wärst, hättest du in einen der Bahnhöfe auf der Strecke noch geschaut, ob es nicht zB. billiger wäre Berlin-Nürnberg, Nürnberg-Österreich zu buchen. (Ja so was kann wirklich billiger sein. Eigene Erfahrung durch mehr oder weniger Zufall auf einer Anderen Strecke)

  22. @Lyra:
    Ich bin ja kein Masochist, ich halte mich da an die 80/20-Regel.

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