Die erste Durchsuchung

„Aha!“

rief der Beamte in bestimmendem Tonfall. Das war der Zeitpunkt, an dem ich bereit war, von allen irdischen Qualen erlöst zu werden. Ganz gleich, ob ich nun erst 14 Jahre auf diesem Planeten verbracht hatte.

Ich drücke mich gerade ein wenig vor dem Weiterschreiben am Buch und hab beim Durchsehen älterer Blogeinträge bemerkt, dass ich euch noch eine Anekdote aus meiner Vergangenheit schuldig bin: Die Geschichte meiner ersten Durchsuchung durch die Polizei. Vorhang auf!

Es war ein mittelprächtiger Tag mit mittelprächtigem Wetter. Die Wolken über Stuttgart wirkten auf den ersten Blick finster, aber es regnete nicht. Der Unterricht endete für mich bereits nach der fünften Stunde – leider war nachmittags noch Sport angesetzt. Immerhin hatten wir dieses Jahr Sport beim Kolb, der gab auch fürs Bemühen ansehnliche Noten.
Wie so oft in der Mittagspause trieb es mich und einen meiner besten Freunde zum Gül. Der Laden war es gewesen, der uns damals in das Geheimnis des Döners eingewiesen hat, hier haben wir gelernt, was „mit Scharf“ bedeutet. Döner war damals wirklich noch sowas wie das nächste große Ding, und wir waren voll dabei. Natürlich MIT Pepperoni und MIT „Scharf“, wir waren ja keine Kinder mehr!

Den Fladen haben wir gleich vor Ort verzehrt, wichtiger war uns an diesem Tag eigentlich vor allem die zweite Station während unserer Mittagspause.

„Schweinkram!“

sagte der Beamte und tastete mich weiter ab. Natürlich haben sie nichts gefunden. Von Drogen waren wir beide mehr als nur weit genug entfernt. Wir hatten ja nicht einmal den Hauch einer Ahnung, dass hier am Olgaeck gedealt wurde. Wir hatten ein paar Wochen zuvor mal ein bisschen Schnaps aus dem elterlichen Geheimversteck meines Kumpels probiert, das war alles.
Aber wegen Drogen filzten uns die beiden nun und das war definitiv das letzte, was wir erwartet hatten.

Unsere zweite Station war der Zeitungskiosk gewesen, wo ich unter Zuhilfenahme größtmöglichen Mutes eine Pornozeitschrift für uns Naseweise erworben hatte. Man konnte mit 14 ja einiges tun, bei den Kenntnissen um den weiblichen Körperbau ins Hintertreffen zu geraten, ging natürlich nicht. So peinlich es auch war, so sehr hatte es dann doch irgendwie mit Bildung zu tun. Und mit Spannung, also zumindest im Schrittbereich.

Aber kaum, dass wir uns ein paar Treppenstufen hochgeschlichen und unseren Kauf so vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen hatten, trat die Staatsmacht auf und forderte von uns, die Taschen zu entleeren. Nach der zögerlichen Preisgabe des Heftes wünschte ich mich umgehend an einen schöneren Ort, vielleicht in eine Matheklausur?

Natürlich war das Ganze recht schnell überstanden, aber wer mit 14 von der Polizei ob seiner Lesegewohnheiten getadelt wird, muss wahrscheinlich eine kritische Haltung zu diesem Staat entwickeln. Ziehe ich jedenfalls neben der Theorie mit dem gesunden Menschenverstand bis heute als Erklärungsansatz in Betracht.

6 Comments

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6 Responses to Die erste Durchsuchung

  1. Danke für die nette Anekdote, die für mich vor allem eins mal wieder so richtig nachträglich darlegt:

    Der Gül hat den besten Döner in Stuttgart!

  2. @Christian:
    Damals war es so. Allerdings war ich seit dem Umzug nicht mehr da, ich weiß nicht mal mehr, wo die hingezogen sind.

  3. nadar

    Die einzelnen Textblöcke wirken leicht fehlsortiert.
    Sonst: nette Geschichte 😉

  4. @nadar:
    Du liest wenige Bücher, stimmt’s?

  5. nadar

    @ Sash: leicht falsch geraten. Von meinem jetzigen Sitzplatz sehe ich *zähl* 55 Stück, großenteils mehrfach durchgelesen – Liederbücher und drei Zeitschriftenjahrgänge ausgenommen. Ich müsste die mal wieder in die Schränke räumen…

    Es mag ja sein, dass du die Vor-/Rückblenden als Stilmittel einsetzen möchtest, aber nichtsdestotrotz irritiert (mich) dieser Aufbau

  6. @nadar:
    Vielleicht, weil die Absätze entsprechend kurz sind. Aber gut, hat ja jeder so seine eigenen Vorstellungen.

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