In den letzten Tagen ist Mars One ein wenig durch die Medien gegangen. Zu Recht, wie ich finde. Ist es doch zweifelsohne derzeit das einzige Vorhaben, die Menschheit einen Schritt voranzubringen, über den man sich bisher noch nicht einmal im Ansatz Gedanken machen konnte: Das dauerhafte Verlassen des Planeten Erde.
Man darf natürlich skeptisch sein. Nicht nur bezüglich des Projektes selbst, dessen Ziele wahrlich überambitioniert erscheinen. Nein, auch ob der Idee, tatsächlich die Erde zu verlassen. Nicht nur, weil es hier so schnuckelig ist, sondern weil es natürlich eine Menge gesellschaftliche Fragen aufwirft, inwiefern die Menschheit reif dazu ist, alleine mit dem Gedanken umzugehen, dass sie mehr als diesen Planeten zur Verfügung zu haben. So sehr man anerkennen muss, dass wir immerhin ein paar Fortschritte machen, so bleibt doch bezüglich unseres eigentlichen Planeten eine verheerende Bilanz, was unser bisheriges Wirken angeht.
„Vielleicht wäre es besser, wenn die Menschheit sich selbst auslöscht, bevor sie in der Lage ist, den Planeten zu verlassen.“
Diesen Satz hab ich pessimistisch vor etwa 15 Jahren irgendwo notiert und er ist mir nicht mehr aus dem Gedächtnis gegangen. Und darüber nachzudenken lohnt sich sicher immer noch.
Abgesehen vom Nachdenken über unsere (zumeist) negativen Beeinflussung der Umwelt stellt sich bei einem Konolisationsprojekt natürlich auch eine wichtige gesellschaftliche Frage: Was bedeutet es für das Leben auf der Erde, wenn Menschen mit einem gewissen Einkommen notfalls die Möglichkeit haben, diesen Felsbrocken zu verlassen?
Alles spannend, aber das wollte ich gar nicht wirklich vertiefen. Da fehlt mir ganz ehrlich gesagt auch einiges an Grundwissen. Für mich als Laien viel interessanter ist die Frage, wie man sich auf eine Mission bewerben kann, die zwar historisch ohne Vergleich ist, dennoch den Abschied von ALLEM darstellt, was einem bislang noch als Gewissheit dienen konnte.
Die ersten Missionen von Mars One wären nämlich – zumindest voraussehbar – Einwegmissionen. Reisen zum Mars ohne eingeplante Rückkehr. Und damit so ziemlich die völlige Isolation von all dem, was man bislang kannte. Natürlich sind wir in der Lage, mit dem Mars und eventuell dort wohnenden Menschen zu kommunizieren. Aber die Entfernung von ca. 50 bis 350 Millionen Kilometern erschwert die Sache enorm. Vom Gedanken, dorthin zu telefonieren, kann man sich verabschieden, denn jede Antwort auf eine Nachricht würde etliche Minuten Wartezeit benötigen – und wir kommunizieren bereits mit der höchstwahrscheinlich schnellstmöglichen Geschwindigkeit – der Lichtgeschwindigkeit.
Darüber hinaus viel wichtiger: Kann sich überhaupt irgendwer vorstellen, den Rest seines Lebens außerhalb unserer Zivilisation zu verbringen? Da mag die künftige Station auf dem roten Planeten noch so gut ausgebaut sein und die Besatzung mit 40 Leuten vergleichsweise hoch: Nie mehr fremde Menschen treffen? Wirklich nie mehr?
Ich bin ja wirklich ein lichtscheuer Geselle und würde mich als Einsiedler bezeichnen. Aber zum einen hab ich immer noch das Internet, zum anderen habe ich die Gewissheit, mein Leben jederzeit ändern zu können. Wie muss es sein, nach drei Jahren festzustellen, dass alle 39 restlichen Mitbewohner auf meinem Planeten Idioten sind und man trotzdem nie wieder jemand anders zu Gesicht bekommt? Egal, was man macht …
Ich muss ehrlich sein: Ich glaube nicht daran, dass es Menschen gibt, die WIRKLICH bereit sind, diesen Schritt zu wagen.
Auf der anderen Seite kann ich nicht verleugnen, ein Interesse an der Sache zu haben. Und erst recht habe ich Bewunderung übrig für die Leute, die diese Aufgabe auf sich zu nehmen bereit sind. Und ich kann nur hoffen, dass niemand je dieses Risiko einzugehen gedenkt aufgrund eines Star-Ruhmes, von dem einem am Ende – auf dem Mars! – überhaupt nichts bleibt.
Man sieht also: Zu den entscheidenden Fragen, die diese geplante Mission mit sich bringt, will ich mir keine Meinung erlauben. Zu schwierig ist das Thema.
Sollte das Ganze allerdings tatsächlich irgendwann einmal Gestalt annehmen und durchgeführt werden, dann muss ich zugeben, dass die mitwirkenden Menschen, insbesondere natürlich die Astronauten, meinen Respekt haben. Denn gegen das bei Mars One geplante ist objektiv gesehen selbst die Mondlandung unwichtig und allenfalls ein halbgarer Versuch ohne nennenswerte Auswirkungen gewesen – so leid es mir für die Pioniere damals tut.
Vielleicht leben wir tatsächlich in einer Zeit, in der eine der größten wissenschaftlichen Leistungen vollbracht werden wird. Ich bin gespannt.
Das erinnert mich an folgenden alten Witz den ich gerade letzte Woche wieder hören durfte:
Treffen sich zwei Erden,
sagt die eine „Ich hab Menschen“,
meint die andere „Hatte ich auch mal, das geht schnell vorbei“
oder ein Fundstück von gestern:
Was wenn die Menschheit ursprünglich vom Mars stammt
und die Erde das Backup war?
Ich gebe der Ausführung keine Chancen (der Idee eigentlich schon, aber…), weil: Wenn wir es mit besten Voraussetzungen (die Erde ist in vielerlei Hinsicht ein idealer Planet) schon nicht hinbekommen, wieso sollten wir es unter sehr schlechten Bedingungen (sauerstofffreie Wüste ohne nennenswerte Rohstoffe, ohne Wasser und vor allem ohne nennenswerte schützende Atmospäre) schaffen?
Antwort: Weil wir Menschen das mit der Nachhaltigkeit nie hinbekommen. Wir sind Loser, und zwar auf lange Sicht immer, egal unter welchen Umständen.
@hartmut:
Den zweiten kannte ich noch nicht und der ist echt gut. 🙂
Unwahrscheinlich, aber gut!
@Carom:
Naja, das sind ja erst die wirklich fernen Fragen. Und vielleicht ist es ja auch gar keine schlechte Idee, eine Handvoll Menschen in einer lebensfeindlichen Bedingung anfangen zu lassen, in der jeder Tropfen Wasser, jeder Kubikzentimeter Sauerstoff und jede einzelne mühsam großgezogene Pflanze einen enormen Wert hat?
Ich würde auch keine Wetten abschließen, aber als Versuch halte ich das Ganze für eine großartige Idee.
Also über die Erbärmlichkeit, eine „Big Broter“-Atmosphäre mit Kameras und ohne das normale Maß an Privatsphäre über mich ergehen lassen zu müssen, weil ich zu den Weltraumpionieren gehören wollen würde, kann ich mich gar nicht genug auslassen. So dringend ist der Wunsch dann doch nicht 😉
Als kleines Kind, so bis ich etwa 7 oder 8 Jahre alt war, wollte ich ja auch „Astronaut“ (oder „Raumfahrer“) werden – dann habe ich aber nach und nach langsam entdeckt/erkannt, dass sich unsere Raumfahrt ja noch in der tiefsten Steinzeit befindet, und das hat mein Interesse natürlich massiv gedämpft.
Davon abgesehen ist die Tatsache, dass die Reichen und Mächtigen es sich als erstes leisten können werden, den Weltraum als Touristen zu besuchen, vielleicht gar nicht mal so schlecht, wenn man mal die Gedanken in diesem tollen Video zu Grunde legt: http://vimeo.com/55073825 🙂
1. Hier ein großes Chaos (z.B. einen Atomkrieg) anfangen und sich dann in den luxuriösen Exilhafen Mars zu retten scheitert am… luxuriösen Mars. Es hätte niemand einen Vorteil davon, also brauchen wir uns um diese Fluchtmöglichkeit keine Gedanken zu machen.
2. Das All braucht vor der Menschheit noch lange keine Angst zu haben. Dann haben wir am Ende halt einen Planeten verseucht und auf einem zweiten ein paar Tonnen Schrott mit ein paar Leichen platziert (alternativ: handlungsunfähig in irgendeine Richtung geschickt). Und? Von einen zusätzlichen Planeten zur Verfügung zu haben, wären wir selbst dann noch weit weg, wenn es da wirklich mal eine kleine Stadt mit mehreren 100 Menschen gibt, die jeweils auch mehr als 5m³ zur Verfügung haben.
3. Ein selbständiges Leben in einem solchen Exil wird nicht dauerhaft möglich sein. Selbst mit optimalster Ressourcenwiederverwendung geht spätestens nach ein paar Jahren was kaputt oder geht einfach aus. Es werden einfach ständige Transporte notwendig sein. Und selbst dann ist das noch sehr heikel. Daher erstmal lernen (siehe 4).
4. Schon auf der ISS könnte man nicht dauerhaft überlegen. OK, die ISS hat noch das Zusatzproblem, dass sie einen regelmäßigen Höhenausgleich braucht um nicht abzustürzen. Warum auch nicht erst mal auf dem Mond probieren um zu lernen was alles notwendig ist um eine Station dauerhaft zu bewohnen und zwar unter realen Außenbedingungen. Hier sind aber die Transport-, Kommunikations- und ggf. Rettungswege noch überschaubar, wobei man dann natürlich auch die längere Informationslaufzeit bezüglich des Mars simulieren könnte.
5. In gewisser Weise hätte ich relativ wenige Probleme das selbst durchzuziehen. Angenommen die Station wäre ausreichend groß, es wären ausreichend Ressourcen vorhanden und es bestünde keine Gefahr durch die Umgebung, wäre das machbar. Immer die selben Leute in der Nähe? Abgesehen davon, dass eine Gruppe nur bei absoluter Anfangsharmonie losgeschickt würde und von daher schon gar niemand dabei wäre, den man gar nicht leiden könnte, bin ich wenig nachtragend und gut argumentativ, um die kleinen Krisen des Alltags zu meistern, ohne dass sich alle gegenseitig die Köpfe einschlagen. Kommunikationslaufzeiten? Ja, das ist eine Umstellung. Aber selbst für das Internet gäbe es Möglichkeiten, wobei ich Bandbreite und Festplattenplatz zu den notwendigen Ressourcen zähle. Die pure Entfernung zur Erde? Ja, der Blick vom Mond hätte schon gewisse Vorzüge, würde das mögliche Heimweh aber ggf. noch verstärken.
Was mir fehlen würde wäre die weitläufige Natur. Sich auf oder in ein Fahrzeug zu setzen und durch die Landschaft zu fahren. Haustiere zu halten. Die sich veränderte Umgebung zu fotografieren. Irgendwas praktisches wie z.B. ein Carport zu bauen. Schwimmen zu gehen (ein Pool ist in den Ressourcen vermutlich selbst bei optimistischster Auslegung nicht drin). U.n.s.v.m.
Aber ganz ehrlich: Dieses „Was würde ich eigentlich vermissen?“ sollte sich jeder mal stellen. Plötzlich ist selbst ein trister Regentag wieder eine erstrebenswerte Chance.
6. Selbst wenn das alles glücken würde, würde ich es nicht als „eine der größten wissenschaftlichen Leistungen“ bezeichnen. Ich würde viel dafür geben die Entdeckungen der nächsten 100-200 Jahre miterleben zu können, weil sie rückblickend vermutlich noch faszinierender sein werden als die Entdeckungen der letzten 100-200 Jahre. Wie ist unser Wissen doch explodiert in der Zeit? Und wie wird es in der Zukunft weiter gehen?
Ich halte z.B. den Ausfall von Kepler für weitaus dramatischer als eine weiterer Missionsverschiebung zum Mars. Das All ist einfach zu groß um es persönlich entdecken zu können. Wir werden auf ewig (ob die Menschheit noch 100.000 Jahre leben wird?) in unserem Sonnensystem gefangen sein. Wir müssen doch eh hier bleiben, also lasst es uns von hier aus entdecken so gut es eben geht.
Und was würde uns eine Reise zum Mars bringen? Was bringt es eine kleine nicht selbständig lebensfähige Gruppe auf einen Nachbarplaneten zu verfrachten? Was würde es bringen, selbst wenn der Mars in den nächsten Jahrhunderten großflächig besiedelt werden könnte? Der Mars wird noch auf wirklich lange Zeit keine Alternative sein. Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren das Leben auf der Erde sinnvoller zu gestalten. Und wenn wir unseren Fokus schon auf das restliche Sonnensystem lenken, sollten wir lieber mal real nutzbare Abwehrstrategien und Aufspürmöglichkeiten gegen Kometeneinschläge entwickeln, was über „ach dann schicken wir halt ein paar Atombomben hin und machen eine große Schrotflinte draus“ hinausgeht.
7. Die Mondlandungen waren sowohl unwichtig (Gründe siehe oben) als auch sehr wichtig. Und sie werden es immer bleiben. Sputnik hat man auch nicht vergessen. Einzig die ersten Mondumrunder sind etwas bedeutungslos geblieben. Wann immer es aber Pionierleistungen gab, werden diese ihren Platz im menschlichen Bewusstsein behalten.
@Wahlberliner:
Das interessante an der Big-Brother-Geschichte ist in meinen Augen, dass es in dem Fall wahrscheinlich sogar eine gute Vorbereitung sein wird, weil die Augen der Öffentlichkeit sowieso auf dieser Gruppe liegen werden.
Bezüglich des zweiten Punktes könntest Du Recht haben.
@Erdonaut:
Wow, ausführlicher Kommentar!
Zu
1. Das Argument wird natürlich erst dann interessant, wenn sich das Leben auf dem Mars weiter entwickelt hat. Hast ansonsten natürlich Recht.
2. Stimmt. Wobei das in erster Linie eine quantitative Bewertung ist. Ethisch könnte man durchaus darüber streiten, ob man auch unbewohnte Planeten zumüllen oder ausbeuten darf oder sollte.
3. Das würde ich im Hinblick auf neue Technologien nicht vorweg annehmen. Welche Funktion beispielsweise 3D-Druckverfahren im Rahmen der Ersatzteilversorgung haben werden, wenn der Abbau von Rohstoffen erstmal möglich ist, ist wahrscheinlich selbst für die nächsten 20 oder 30 Jahre kaum absehbar.
4. Sicher wäre eine Mondbasis eine gute Übungssituation. Umso mutiger aber eigentlich, direkt mit dem Mars zu starten, finde ich.
5. Mir ist klar, dass man sich mit der Situation arrangieren kann. Meine Vorstellungskraft übersteigt das Ganze allerdings enorm. Ob das nun an den Menschen oder der Landschaft, dem begrenzten Raum oder was auch immer im Einzelfall liegt: Ich finde die Situation als Ganzes einfach eine enorme Herausforderung – insbesondere unter der Prämisse, nie wieder umkehren zu können.
(Wobei sich letzteres natürlich je nach Möglichkeiten ändern könnte)
6. OK, in einem Punkt stimme ich zu: „Wissenschaftliche Leistung“ ist etwas schwammig ausgedrückt. Der Wert ist als solches begrenzt. Aber im Sinne von Fortschritt wäre das doch ein großer Sprung. Natürlich nur, wenn das Experiment langfristig funktionieren würde.
Der Verweis auf die sinnvollere Nutzung unseres Lebens hier oder die Abwehr kosmischer Katastrophen hat im eigentlichen Sinne nichts mit dem Thema zu tun. Zumal – wie Du selbst sagst – die Mars-Mission zu Beginn ohnehin nur ein kleiner belangloser Haufen Menschen auf Abwegen wäre.
Im Übrigen sind die Überlegungen zur Abwehr von Kometen ja schon weit über Atombomben raus. Ich vermute, es wird ein wirklich beeindruckender Tag für die Menschheit, wenn uns das Szenario eines Einschlags droht und wir es wirklich abwenden können. Intensivieren müsste man die Arbeit aber zweifelsohne schon vorher, das stimmt.
7. Da war meine Herangehensweise ein wenig inkonsistent. Die Mondlandungen waren so gesehen von der fortschrittlichen Leistung her genauso wichtig wie der Beginn einer Marsbesiedelung (davon gehen wir ja aus: Das es auf Dauer funktionieren könnte), hat aber wissenschaftlich betrachtet nicht so viel gebracht wie man meinen könnte.
@Sash: Mir ist beim Durchlesen von Erdonaut’s Kommentar noch klar geworden, dass das nicht funktionieren kann. Die Macher einer Big-Brother-artigen TV-Show wollen Drama und Spannung sehen, das heißt, sie stellen Leute zusammen die schon aufgrund ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten ein großes Konfliktpotential zeigen. Schließlich müssten sie sonst Angst um ihre Quoten haben. Genau so eine Gruppe von Leuten ist aber für ein derartiges Abenteuer ohne Wiederkehr, wie es diese geplante Marskolonie darstellt, absolut kontraproduktiv, denn das würde bedeuten, dass die Menschen irgendwann anfangen würden, sich gegenseitig umzubringen, oder sich selbst zu töten. Bleibt nur zu hoffen, dass die Hinterbliebenen der Kolonisten von der TV-Produktionsgesellschaft großzügig und langanhaltend mit Geld versorgt werden, auch wenn da oben schon lange keiner mehr am Leben ist…
@Wahlberliner:
Genau. Und ein paar Monate Mord und Radau sind natürlich eine viel weitreichendere und besser funktionierende Werbung als die Besiedelung eines neuen Planeten …
-.-
Ich will die Schwierigkeit der Zusammenbringung der zwei Komplexe „Unterhaltung“ und „funktionierende Mission“ nicht kleinreden. Deswegen würde ich sagen, dass man die Sache von Anfang an kritisch begleiten sollte. Aber um zu behaupten, die hätten mehr Interesse daran, dass sich die Kandidaten zerfleischen als an einer gelungenen Mission, grenzt meines Erachtens nach ein bisschen an Paranoia.
Die haben Interesse an dem, was so bald wie möglich das meiste Geld bringt. Ob die Mission gelingt oder nicht, dürfte denen egal sein. Sie machen es ja nicht „for the betterment of mankind“, sondern weil sie Kapitalisten sind. So ist es nunmal in unserer Welt, überall (zumindest, was Entscheidungen von Konzernen oder auch „nur“ größeren Firmen anbelangt)…
@Wahlberliner:
Der Punkt ist: Weder Du noch ich können wissen, wer da wann warum welche Entscheidung treffen wird. Big Brother alleine ist eine Geldscheffelmaschine – wozu dann dieses ganze Mars-Gedöns. Sicher, es könnte ein riesiger Trick sein. Dann ist aber Ärger mit den beteiligten Firmen sicher. Wenn das Ganze aber anläuft, halte ich es gerade nach kapitalistischer Logik am sinnvollsten, dass es möglichst lange funktioniert. Mal davon abgesehen, dass im Falle eines langfristigen Erfolges wirklich eine absolute Unsterblichkeit aller Beteiligten ansteht – was sich sicher auch finanziell auswirkt.
Ich bin mir sehr bewusst, wie Kapitalismus funktioniert und ich erwarte von denen nicht, dass sie das zum Wohle der Menschheit machen. Aber ich bin auch weit davon entfernt, überall Verschwörungen zu wittern, nur weil Geld im Spiel ist. Bei so einem Großprojekt sind nämlich so viele Kapitalisten mit eigenen Interessen eingebunden, dass es schlicht unwahrscheinlich ist, dass die alle an einem Strang ziehen – zumal es wie oben beschrieben – ohnehin der schlechtere Weg wäre.
Ich kann Deiner Logik oder Einschätzung als Verschwörung nicht folgen. Eins ist klar: Kapitalisten sind langzeit-Dinge meistens egal. Je schneller sich etwas auszahlt, umso besser. Letztendlich werden es die Macher der Sendung sein, die sich entscheiden, ob sie durch die Auswahl der Kandidaten eher Spannungen entstehen lassen wollen, oder ob sie das ganze möglichst problemlos ablaufen lassen wollen. Spannungen versprechen halt schneller höhere Einnahmen – auf die Langzeit-Tauglichkeit des Projekts wird wenn, dann erst in zweiter Linie geachtet, falls sie diesen Faktor (Spannungen vs. Langzeittauglichkeit) überhaupt auf dem Schirm haben. Dummerweise sind das nämlich die Menschen, die ansonsten Sendungen wie Big Brother, Dschungelcamp, Frauentausch, die Supernanny – oder im US-TV „Operation Repo“, „Dog Whisperer“ und ähnliche Formate machen. Die sind dementsprechend extrem darauf getrimmt, unbedingt Action haben zu wollen, damit sich das Format möglichst schnell verkauft. Das heißt, es ist nicht in ihrem Interesse, dass der Alltag auf der Marskolonie irgendwann langweilig wird. Ich bezweifle lediglich die Fähigkeit solcher TV-Macher, auch normale Dinge (ohne Spannung und Action) interessant genug rüberzubringen, dass die Zuschauer trotzdem einschalten. Und ja, ich traue diesen Leuten auch zu, dass sie über Leichen gehen – das hat aber nix mit Verschwörungen zu tun, sondern ist lediglich „business as usual“. Da ist Geld oft genug einfach mehr wert, als Menschenleben oder -Gesundheit, und entsprechend wird entschieden. Eine große „Verschwörung“ oder irgendwas „im Geheimen“ zu tun, ist dafür gar nicht nötig. Die können das sogar so vor sich rechtfertigen, dass sie es selbst sogar für legitim halten, und es dürfte auch nicht allzu schwer sein, mit solchen Rechtfertigungen auch Menschen des Umfeldes zu überzeugen, die das Ganze etwas kritischer sehen. Ich weiß, wozu der menschliche Verstand in der Lage ist, um das Gewissen zu beruhigen und sich zu überzeugen, was alles OK wäre – ich hab immerhin selbst auch mal beim 1&1-Support gearbeitet… 😉
@Wahlberliner:
Aber schon alleine der Weg bis zur Marskolonie erstreckt sich über mehrere Jahre …
Wie kurzfristig soll deren Denken denn sein?
Schnelles Geld bedeutet: Die Mission startet erst gar nicht, Zickenkrieg im Ausbildungscamp und Abspann. Das wäre in meinen Augen bescheuert. Und wenn sie schon für mehrere Jahre in die Zukunft planen, dann wüsste ich nicht, was dagegen sprechen sollte, an einer noch längerfristigeren Geschichte zu arbeiten. Zumal alleine die Dauer an sich ja Potenzial bietet. Identifikationsfiguren und so …
Ich bezweifele auch nicht, dass „solche Leute“ über Leichen gehen – was ich jedoch stark anzweifele, und deswegen sind mir viele meiner linken Genossen höchst suspekt, ist, dass diese Menschen zwingend über Leichen gehen sollen, sobald es eine Möglichkeit gibt. Tote, Verletzte, Hunger und Elend wird akzeptiert, wenn es ins Konzept passt, sicher. Aber meist findet da in Gedanken schleichend ein Austausch der vermeintlichen Intentionen statt, es wird viel zu oft geglaubt, kapitalismusgläubige Menschen würden ihr Geschäft um der Leichen willen betreiben.
Hier ist aber meines Erachtens nach die Ausgangslage (Leichen lohnen sich) einfach nicht gegeben.
1. Was heißt da weiterentwickelt? Das klingt ja schon fast evolutionistisch. Nur bräuchte es dafür dutzende von Generationen um überhaupt eine feststellbare Anpassung zu erleben, die über reine Muskeländerungen durch die leicht unterschiedliche Anziehungskraft hinaus gehen. Ich wäre aber schon überrascht, wenn es überhaupt eine zweite Generation geben würde.
Oder meinst du technologisch weiter entwickeln? Wie sollen die Marsbewohner selbst irgendwas dazu beitragen können? Sie leben in einer Blase mit begrenzten Ressourcen. Einzig Nachlieferungen von der Erde könnten hier helfen. Aber machen wir uns doch nichts vor: Selbst wenn die Station die Größe einer Stadt einnimmt, werden alle davon abhängen, dass richtiger Druck und richtige Luftverhältnisse existieren. Ein Sturm der mal zu viel zerstört und schon ist das Thema erledigt.
2. Was soll daran unethisch sein? Wir schicken schon lange Sonden zu Planeten und Monden, die am Ende nur Müll sind. Die Planeten stört das nicht. Oder anders gefragt: Was ist eigentlich Müll im planetaren Sinn? Den gibt es doch eigentlich gar nicht. Am Ende sind einfach ein paar Atome mehr auf einem anderen Planeten und egal wie toxisch oder radioaktiv sie sein sollten, der Planet hat selbst genug davon und nimmt dadurch keinen Schaden.
Eine andere Situation wäre es natürlich, wenn wir in eine nennenswerte Biosphäre auf anderen Planeten eingreifen würden. Und nein, ein paar Bakterien zähle ich nicht dazu.
Und die mögliche Ausbeutung? Was ist das? Befördern wir einen nennenswerten Teil eines Planeten auf unseren? Wohl eher unrealistisch…
3. Ich rede nicht nur von Ersatzteilen. Auch wenn die gedruckt werden könnten, wäre ja auch die „Tinte“ eine endliche Ressource, die nachgeliefert werden müsste. Das Hauptproblem ist eigentlich die Nahrung. Anbau auf dem Mars? Ausgeschlossen! Anbau in der Station? Quantitativ nicht machbar. Zumal künstliche Biosphären im Großformat ( z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Biosph%C3%A4re_2 ) eher auf die Aussichtslosigkeit hindeuten.
4. Mut und Sinnlosigkeiten liegen oft nahe beieinander. Mit einem Stift auf der Tastatur zu schreiben ist noch irgendwie möglich, mit einem Besenstiel, der mit zwei Fingern gehalten wird dagegen.. nunja. Ich spiele hier natürlich auf die Entfernungsdifferenz an. Alles was es im ersten Schritt zu bewältigen gäbe (Aufbau, Ressourcen, soziale Komponenten, …), wäre auf den Mond ebenso möglich. Nur die Anreise wäre deutlich einfacher. Anstatt also unnötig viel Aufwand in die Anreise zum Mars zu stecken, könnte man eine umso bessere Mondstation erstellen.
6. Auch der Mond wäre ein großer Sprung. Das muss nicht dauerhaft sein, aber zumindest als Motivation einer bis zweier Erdengenerationen, die aus den Erfahrungen dann die richtigen Ingeieurleistungen vollbringen um beim Marsprojekt dann wenigstens mit dem Stift auf der Tastatur zu schreiben.
> „Im Übrigen sind die Überlegungen zur Abwehr von Kometen ja schon weit über Atombomben raus.“
Wirklich? Was davon ist wirklich nutzbar? Welche Stategien gibt es für die Fälle, dass er nach seiner Entdeckung nicht erst noch 5 mal vorbei fliegt und erst danach trifft, sondern direkt bei der ersten Annäherung? Da ist nicht mehr viel mit „wir ziehen/rammen ihn zur Seite“ o.ä. zu machen.
@Erdonaut:
1. Ich denke schon, dass eine Möglichkeit besteht, dass sich die Station von sich aus weiterentwickelt. Natürlich dauert das, natürlich werden das kleine Schritte sein. Ausschließen würde ich das aber nicht.
2. Über die grundsätzliche Frage lässt sich durchaus diskutieren. Ich würde auch nicht sagen, dass das, was wir gerade machen, unethisch ist. Sicher nicht. Auf der anderen Seite haben wir es ja schon geschafft, unser Erd-Orbit in Maßen vollzumüllen. Die Fragestellung betrifft natürlich nicht unbedingt die praktischen Überlegungen zu einer ersten Mission, aber im Falle einer weiteren Ausbreitung ist das sicher ein Teilaspekt, der erörtert werden kann. Zu welchem Ergebnis man dann kommt, das sei mal dahingestellt.
3. Mir schon klar. Und das ist wahrscheinlich der interessanteste Punkt in Sachen Weiterentwicklung. Ich sehe da derzeit auch noch nicht viel Land – aber was haben wir nicht alles in den letzten 100 Jahren neu erfunden?
4. Das stimmt natürlich, so gesehen wäre es keine schlechte Idee. Wahrscheinlich ist das auch eher eine PR-Geschichte, weil’s eben weiter weg – und damit „noch unmöglicher“ – ist.
6. Wirklich einsatzbereit ist sicher das wenigste. Aber über eine Sprengung denkt jenseits von Hollywood keiner mehr nach. Bei dem Punkt, dass da noch viel Arbeit vonnöten ist, gehe ich auch mit.
Was die Menschen dort auf dem Mars alles alleine machen können, hängt in meinen Augen davon ab, was sie als „Starthilfe“ in den ersten Jahren der Mission erhalten. Wenn dazu sinnvoll ausgewählte Werkzeuge und Maschinen gehören, ist z. B. der Anbau von Nahrung, ja sogar die Zucht von Geflügel etc. auf dem Mars keine Utopie. Alles was dazu benötigt wird sind Erdbaumaschinen um unterirdische Kavernen anzulegen und transportable Schmelzöfen um Glas herzustellen und Mineralien zu schmelzen. Wenn das Ganze richtig angegangen wird, ist es durchaus möglich, dass eine Kolonie auf dem Mars zu großen Teilen autark wird. Hierzu empfehle ich auch die Mars Trilogie von Kim Stanley Robinson (http://de.wikipedia.org/wiki/Marstrilogie) der das Ganze ziemlich gut durchdacht hat und im ersten Teil seiner Trilogie die Besiedlung des Mars mit annähernd heutigen Technologien beschreibt. Das es auf jeden Fall nicht einfach wird, ist klar. Ich beobachte das Ganze sehr gespannt.
2. Wir scheinen aber wohl auch eine gewisse Abweichung in Sachen Ethik zu haben. Für mich fangen ethische Fragen frühestens dann an, wenn andere Lebewesen betroffen sind. Nimmt man die Menschheit als Ganzes gibt es aber außerhalb der Erde keine anderen Lebewesen.
Eine Handlung, mit der man ausschließlich sich selbst schadet, hat für mich dagegen keine ethischen Probleme. Und somit können wir die Erde oder deren Orbit zumüllen so viel wir wollen. Der Erde schadet es nicht, nicht mal den anderen Lebewesen auf der Erde.
Langfristig schadet der Erde sowieso nichts. Lass mal eine Million Jahre vergehen. Mit ziemlicher Sicherheit wird es für mögliche außerirdische Besucher keine Anzeichen mehr für irgendwelches intelligentes Leben geben (im Sinne von: Hat die Fähigkeit die Erdoberfläche im großen Maßstab den eigenen Bedürfnissen anzupassen).
3. Nur es dann nicht sinnvoller erst mal diese Probleme praktisch lösen zu können als die Reisetaschen schon halb zu packen obwohl man weiß, dass man die andere Hälfte noch gar nicht erfunden hat?
6. Was ist denn einsatzbereit? Nenn doch mal ein Beispiel was man heute verwenden würde, falls ein Einschlag in unmittelbarer Zukunft stattfinden wird. Ob es sich dabei um Tage, Wochen, Monate oder (wenige) Jahre handelt, kannst du dabei sogar noch alternativ selbst aussuchen.
Ich denke dabei übrigens nicht an Hollywood. Sowas wie Armageddon war zwar in gewisser Weise ein guter Film, vom physikalischen Standpunkt her aber mehr als grauenhaft. Auch weiß ich, dass Atomwaffen nicht als Allheilmittel angesehen werden bzw. deren kontraproduktive Wirkung bekannt ist. Nur was bleibt? Selbst bei jahrzentelangen Vorbereitungszeiten wird es knapp. Die wenigen theoretisch nutzbaren Methoden des Ablenkens sind darauf ausgelegt teils jahrelang auf den Kometen einwirken zu können. Entsprechend lange ist die Anreisezeit, wozu noch Planung und Konstruktion kommt.
@Legatus:
Ich denke auch: Man wird sehen.
@Erdonaut:
2. Ob sie sich groß unterscheidet, weiß ich nicht. Ich denke aber, dass es im Hinblick auf die Erforschung oder gar Besiedelung neuer Räume geht, durchaus ein Thema sein kann, inwiefern das eigene Handeln jetztige oder eben ggf. nachfolgende Lebewesen beeinträchtigen kann.
Im Übrigen finde ich das aber nicht wirklich interessant für die jetztige Mission, das ist doch eher eine allgemeine Frage.
3. Ist eine Frage der Prioritätensetzung. Und es ist wohl ein Teil des Forscherdrangs, sobald als möglich loszulegen.
Ich denke mir heute auch, dass die großen Überfahrten der Seefahrer vor ein paar hundert Jahren unsinnige Himmelfahrtskommandos waren. Aber hätten sie wirklich auf den Fortschritt von Medizin oder Technik warten sollen? Ich glaube nicht, dass es da eine einzig wahre Lösung gibt.
6. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Rakten mit (oder selbst umgewandelt zu) Projektilen zum Rammen eine ziemlich schnell einsetzbare Technologie sind. Vermute, im Ernstfall ist das eine Sache von sehr wenigen Monaten. Die Wirksamkeit hängt natürlich enorm von der Situation an sich ab, das ist klar.
Vermutlich ähnlich weit – aber auf der politischen Ebene am Boden sicher um einiges träger – wäre natürlich die Nuklearwaffenidee (also die Sprengung in unmittelbarer Nähe)
Alles weitere ist sicher noch Zukunftsmusik.
Und ich glaube im Übrigen, dass das Ablenken durch Rammen – bei dem, was wir im Notfall alles „auf einmal“ ins All schießen könnten, gar nicht so unrealistisch ist.
(Wobei uns natürlich noch einiges fehlt, um überhaupt den Himmel komplett zu überwachen – was zugegebenermaßen ein ziemliches Manko ist)
3. Ein schöner Vergleich. Nur nicht ganz vergleichbar. Was du vermutlich sagen willst: In beiden Fällen gab/gibt es enorme Risiken, die sich dann eben doch mal jemand trauen musste einzugehen. Stimmt. Eine risikofreie Marsmission wird es nie geben.
Bei den früheren Schiffsreisen waren die Ressourcenengpässe auf Frischwasser und Nahrung beschränkt. Anderweitig ausgelöste gesundheitliche Probleme hätte man epochenbedingt ebenfalls an Land bekommen können.
Bei der Schiffsreise war eine wesentliche Sache klar: Egal wo man unterwegs war, solange man nicht vom vermuteten Ende der Welt fällt und irgendwo ankommt, wird es Möglichkeiten geben Nahrung und Frischwasser wieder aufzufüllen. Auf welchen Irrwegen man dort hingelangt ist: egal. Wo auf der Welt sich diese Zwischenstation befindet: egal. Natürlich gibt es dort Qualitätsunterschiede (an der Küste einer Wüste zu landen ist schlechter als … naja überall anders), doch alles ist besser als bei Flaute und leeren Vorräten mitten auf dem Ozean zu treiben.
Warum der Vergleich mit dem Mars doch etwas hinkt. Es geht darum, dass die Seefahrer nicht mit Unmöglichkeiten aufgebrochen sind. Sie nehmen für eine Reise mit einer prognosdizierten Seezeit von sicherheitshalber einem Jahr nicht nur ein Schiff, das maximal Vorräte für einen Monat transportieren kann. Oder – als fiktives Beispiel – wenn klar wäre, dass ein Segel maximal einen Monat halten kann, würde es auch nichts bringen einige Ersatzsegel mitzunehmen. Dann wäre es notwendig erst mal die Segel-Technologie voran zu treiben, bevor eine Mission gestartet wird, die auf bessere Segel angewiesen ist.
Nach dem Motto: Hey, im Hafen steht das fertig Schiff bereit. Alle Besatzungsmitglieder sind jahrelang ausgebildet worden, die Mission ist jahrelang vorbereitet worden, tausende Menschen haben auf diesen hingearbeitet, alle sonstigen Probleme sind gelöst, eine rießige Menschenmenge wartet darauf das auslaufende Schiff bejubeln zu können, aber wo sind eigentlich die besseren Segel? Ach die brauchen noch ein paar Jahre? Hmm, blöd.
6. Nun, das Rammen ist aus mehreren Gründen auch nicht so einfach. Ich halte mich jetzt hier mal etwas kürzer:
a) Je näher der Rammstoß an der Erde stattfindet, desto größer ist die benötigte kinetische Energie, da die Ablenkung größer sein muss.
b) Der Rammstoß muss seitlich erfolgen, was die Anreisezeit bei sehr kurzen Vorwarnzeiten zu einem wesentlichen Faktor macht.
c) Je größer die aufzuwendende kinetische Energie sein muss, desto eher ist die Aufschlagswirkung mit einer Kernwaffenexplosion vergleichbar, weswegen Rammen generell ebenfalls kritisch gesehen wird.
d) Multiple Treffer sind quasi nicht durchführbar, da für eine genaue Flugbahn die Wirkung vorheriger Treffer auf die Flugbahn und den Zustand des Ziels bekannt sein müssten.
e) Bekannt ist bei solchen Objekten nahezu gar nichts. Sie müssen kein fester Brocken, sondern können auch ein Haufen loser Einzelteile sein. Selbst wenn sie relativ massiv sind, müsste der genaue Aufschlagspunkt zuerst ermittelt werden, um das Ziel nicht einfach nur in Rotation zu versetzen, sondern ordentlich auf den Schwerpunkt einwirken zu können. Deshalb ist das Rammszenario eigentlich immer nur bei der Möglichkeit einer jahrelangen Erkundungsmöglichkeit durch begleitende Satelliten angedacht.
f) Um dann das gleiche Ergebnis (das Ziel fliegt an der Erde vorbei) bei möglichst niedriger kinetischer Energie (das Risiko einer bloßen Aufsplitterung des Ziels ist möglichst gering) zu erreichen, müsste der Rammstoß möglichst weit von der Erde entfernt stattfinden. Hier wird die Anreisezeit wieder zu einem entscheidenden Faktor. Selbst ohne Erkundung ist es dann nur für Ziele verwendbar, die noch ein paar Mal an der Erde vorbei fliegen bevor der prognosdizierte Einschlag stattfinden soll.
Fakt ist, dass die Beobachtung deutlich intensiviert werden müsste. Je früher wir mögliche Ziele entdecken, desto größer ist die Vorwarnzeit und desto großer ist die Möglichkeit aus mehreren Abwehrszenarien auszuwählen oder noch eine zu entwickeln. Das müssten aber schon Jahrzehnte sein.