Eingetütet

Ich weiß, ich schreibe ein bisschen viel über Zahnarztbesuche im letzten halben Jahr. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, schließlich habe ich ein bis zwei davon monatlich. Wem das trotzdem auf den Keks geht, der kann sich jetzt ein wenig freuen – obwohl es schon wieder darum geht. Denn: Ein großer Teil davon ist abgeschlossen.

Gestern morgen war mein letzter Besuch auf hoffentlich lange Zeit beim Kieferchirurgen. Nach der Aktion letzte Woche stand nun noch das Ziehen der Fäden an und das war mit grob geschätzten 40 Sekunden im Behandlungszimmer der wohl kürzeste Zahnarzt-Besuch aller Zeiten. Was das angeht, setzt der sehr sympathische junge Mann dort wirklich Maßstäbe. Egal, was gerade ansteht: Sobald er im Raum ist, erfolgt keine halbe Minute später die Behandlung. Ob es nun nur ums Fädenziehen geht, das Setzen von Betäubungsspritzen oder gar die Extraktion von – wie bei mir zuletzt – sechs Zähnen. Chef ist da da – es geht los!

Ich glaube, vielen Leuten würde das nicht behagen – ich als Schisser und Weichei finde es klasse. Bevor man auch nur auf die Idee kommt, Panik zu schieben, ist man schon mittendrin. Im heutigen Fall war es so schnell vorbei, wie es angefangen hat:

„Setzen Sie sich doch hin und Mund auf, aha, sieht gut aus, Achtung, dass zieht jetzt kurz, aha, aha, oh, aha, so, das war es schon. Das war dann wahrscheinlich der letzte Termin hier, warten Sie bitte draußen noch kurz, wir geben ihnen noch einen Brief mit.“

Bei den „aha“ hat er Luft geholt, glaube ich.

Das Ganze wäre keine absurde Posse meines Alltags, wenn es das gewesen wäre. Denn ich, treudoof und wie jedes Mal angenehm beeindruckt – setze mich und warte. Auch am Tresen sind sie in dieser Praxis regelmäßig schnell. Doch Patient um Patient wird vor mir reingewunken.
Nach vielleicht 25 Minuten gehe ich mal zu den Herlfern und frage nach, ob sie meinen Brief vielleicht vergessen haben. Ist nicht böse gemeint, nur weil sie sonst doch so schnell sind …

„Der Brief? Ach. Den hab ich doch schon eingetütet. Den schicken wir doch …“

„Aber es hieß, ich solle warten.“

„Oh. Hmm. Blöd. Wollen Sie ihn gleich mitnehmen?“

„Nö, schicken Sie ihn ruhig wie geplant. Dann vergess‘ ich das schon nicht.“ 🙂

Zugegeben: Wenn der Termin schon nur 40 Sekunden (mit Wartezeit viereinhalb Minuten) dauert, wartet man ungern eine halbe Stunde umsonst. Bei meinem Zahnarzt in Stuttgart waren jedoch trotz Termin anderthalb Stunden Vorlauf keine Seltenheit. Und Fehler passieren sowieso immer mal wieder. So gesehen hab ich mich da trotzdem sehr gut aufgehoben gefühlt und bereue es auf eine sehr komische Art und Weise sogar, dass ich nun das letzte Mal da war.

Im Nachhinein bleibt also nur zu sagen, dass es echt eine gute Praxis ist, auch wenn ich froh bin, es hinter mir zu haben. Ehrlich.

Praxis Dr. Fischer und Dr. Schüler
Mehrower Allee 34
12687 Berlin

2 Comments

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2 Responses to Eingetütet

  1. ich hab mir die fäden damals einfach selbst gezogen, weils mir zu blöd war dafür extra zum zahnarzt zu gehen. war bisi schwer hinten ranzukommen, aber mit kosmetikspiegel und ner bastelschere gings ganz gut ^^

  2. @Mausflaus:
    Das verdient einen Pragmatismus-Award! 🙂

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