Dumm flattert gut.

Falter. Eine Krankheit. Zumindest, wenn man Ozie glauben darf. Während ich wenigstens gelegentlich ein wenig kindliche Faszination ob der größten regelmäßig in unserem Haushalt anzutreffenden Insekten entwickele, kann sie diese Tiere nicht ausstehen. Bei der Begründung kann ich sogar mitgehen, denn tatsächlich fallen die Viecher ja nicht nur durch ihre schiere Größe auf, sondern auch durch ihre Dämlichkeit auf. Ohne Rücksicht auf Verluste erkunden sie ihre Umgebung durch direktes dagegenprallen. Die unzähligen Tock-Tocks in einem befalterten Raum können nervig sein. Und dass einem selbst von so einem scheinsuizidalen Insekt eine Kopfnuss verpasst wird, ist auch recht wahrscheinlich.

Dennoch haben wir keine Ahnung, wo die Dose herkommt.

Eine Dose Insektenspray steht in unserer Haushaltswarenecke namens Saarland und beschäftigt uns hin und wieder. Bei einer bewegten WG-Vergangenheit wie der unseren reizt es einen hin und wieder, sich zu überlegen, wer denn wohl ein „Insektenspray-Typ“ gewesen sein könnte: Unsere Bio-Essen konsumierende und Capoeira-praktizierende Frohnatur? Wohl eher nicht. Der grummelige Pädagoge oder vielleicht doch der faule kommunistische Mechatroniker?

Wahrscheinlich aber war es Ralf.

Ozie und ich sind es jedenfalls nicht gewesen, denn bei aller Liebe zur gepflegten Selbstzerstörung käme es uns beiden komisch vor, Gift in Dosen zu kaufen und das dann in der Gegend rumzusprühen. Ozie geht seit jeher mit Gläsern und Postkarten auf Falterjagd, ich selbst komme nur selten auf die Idee, so ein Tierchen überhaupt zu vertreiben.

Die Geschichte mit den Faltern und dem Insektenspray freilich kulminierten zu einem gemeinsamen Höhepunkt gestern früh – so ganz grundlos erzähle ich diesen Schwenk aus unserem Alltag dann ja auch nicht:

Ozies Zimmer war wieder mal von einem riesigen Falter besetzt (nach Zeugenberichten war er ungefähr zwei bis drei Meter groß), Ozie selbst trotzte der Gefahr so cool es ging unter ihrer Bettdecke. Es tock-tockte am Fenster, draußen war es bereits hell. Als das Geräusch dann verstummte, war die Gefahr jedoch noch nicht gebannt. Der Falter hatte es leider nicht geschafft, herauszugelangen, sondern flatterte nun im Inneren des Heizkörpers unter dem Fenster und irgendwann schlief selbst Ozie ein.
Doch der Alptraum war nach dem Aufwachen nicht etwa vorüber, nein: Immer mal wieder meldete sich das Viech, stundenlang, immer von der selben Stelle aus, es hing dort offensichtlich fest. Tolle Wurst!

Da ganz offensichtlich keine Möglichkeit bestand, der Situation irgendeine positive Wendung zu verpassen, fiel der Entschluss, das arme Tier zu erlösen. Insektenspray sollte wenigstens schneller gehen als verhungern.

Wie grenzenlos doof man sein muss, um sich als Insekt irgendwo einzuklemmen? Nun, da sollte man besser Insekten befragen. Was meine Frage ist: Ist das Vorhandensein toter Tiere in Heizkörpern bereits ein Fall für die Wohnungsbaugesellschaft? Ich hab den leisen Verdacht, dass davon nix im Mietvertrag steht …

2 Comments

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2 Responses to Dumm flattert gut.

  1. Wahlberliner

    Ich tippe auf Spinnenweben. Diese nützlichen Zeitgenossen nutzen auch manches mal die engen Zwischenräume zwischen Heizkörper und Wand, oder selbst in Heizkörpern, um ihr Netz aufzuspannen. Wenn dann ein Insekt von der größe eines Falters da reinfliegt, ist es eben erst mal festgeklebt und muss noch etwas zappeln. Hoffentlich habt Ihr der Spinne nicht die Mahlzeit verdorben mit der Chemie…
    Ansonsten würde ich vermuten, dass tote Insekten, sofern es sich um einzelne Exemplare handelt, eher kein Fall für die Wohnungsbaugesellschaft sein dürften – warum auch? Stören ja niemanden (mehr)…

  2. Norma

    Ich würde ja empfehlen, euch einen ‚Snappy‘ zu besorgen, den gibt’s z.B. bei Amazon und ist ein erstaunlich erfreuliches, kleines Gerät. Wird deiner Holden gut gefallen, denn er ist mittels Ein-Hand-Bedienung und halblangem Griff deutlich angenehmer zu nutzen, als Glas und Papier! Jegliche Insekten-/Falter-/Spinnenjagd wird fast zum Vergnügen – ohne Tierschaden, ohne versehentliche Berührungen. 😉
    P.S. Armer Falter.
    LG, Norma

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