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Momente, in denen einem selbst Stuttgart irgendwie weltoffen vorkommt …

Dieses Wochenende war ausnahmsweise mal nicht von Arbeit bestimmt. Weder bezüglich schreiben, noch gar im Taxi. In meinem Terminplan stand mitten in der Nacht (11 – 18 Uhr) eine der Familienfeierlichkeiten, die eben manchmal anfallen. In diesem Fall ein verschobenes Pfingsttreffen, das verschiedenste Teile meiner angeheirateten Familie mal wieder an einem Tisch im Garten bei Kaffee und jeder Menge selbst zubereiteter Speisen zusammenbrachte.

Da sich inzwischen die eigene Generation umfangreich der Vermehrung widmet und die Abkömlinge zwischen Gebäck und Bäumen umhertollten, haben Ozie und ich uns für die Zigarettenpausen meist einmal ums Haus verzogen, man ist sich der Problematik ja bewusst.

Und so standen wir in der gleißenden Sonne, kniffen deretwegen die Augen zusammen und nahmen mehr schemenhaft wahr, dass eine Nachbarin dieser Kleinsiedlung mit einem Altersdurchschnitt von ungefähr 70 Jahren vorgefahren kam. Zunächst wurde sie unser kaum gewahr, dann weitete sie erschrocken Augen und Mund und rief uns über die nächstbeste Hecke zu, ob alles in Ordnung sei.

„Selbstverständlich. Der Rest sitzt hinter’m Haus und trinkt Kaffee.“

gab ich vermeintlich eindeutig zurück. Das aber beruhigte die resolute Dame kein bisschen und sie trat näher, um folgendes zu erfahren:

„Ist irgendwas schlimmes passiert?“

WTF? Was sollte denn passiert sein? Offenbar waren wir als junge Menschen ihr nicht mal per se unheimlich, also …“

„Ich mein ja nur, weil Sie hier beide … und dann in schwarz …“

DER war wirklich gut! 🙂

Wir machen uns ja nicht wirklich Gedanken über unsere gemeinhin etwas monochromen Auftritte. Vor allem aber kam noch niemand bislang auf die Idee, uns (und sei’s wie hier durch die Blume) zu fragen, ob wir einer Beerdigung wegen vor Ort wären. Aber da unterschätzt man als Berliner wohl gerne die Neugier der Menschen aneinander. Auch als wir zu Tisch zurückgekehrt waren, zeigten sich die Anwesenden wenig verwundert:

„Passiert Euch das nicht ständig?“

Nein. Nicht.

5 Comments

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5 Responses to #000000

  1. Tja Ja, das Dorfleben.

    Ich wohne ja auch im Dorf, aber Ich kenne meinen Nachbar zur Rechen mit Namen und den zur Linken vom sehen. Und das wars mit Leute-im-Dorf-kennen, obwohl Ich da schon 26 Jahre lang wohne.

    Bei mir ists der Vorteil, das Dorf ist ein Stadtteil von Kaiserslautern und daher nicht ganz so schlimm, doch Ihr müsst der armen Frau nachsehen dass Sie vielleicht nur dachte Sie hätte ein Gratis-Trockenkuchen-Essen einer Beerdigung verpasst. Ich kenne das noch von meiner Oma, die ging zu jeder Beerdigung und zum „Leich-Ims“ von Leuten die Sie gar nicht kannte 🙂

    Grüße aus Kaiserslautern

    Philipp

  2. Nadja

    Haha, das ist ja mal ne super Geschichte ^^ Ich fass es nicht. Aber ja, alte Leute, und dann noch in eher ländlicher Gegend sind da ein wenig… nennen wir es hinterwäldlerisch! Spontan fällt mir da das Lied von den Ärzten „Lasse redn“ ein, Du weißt ja auch nicht, was sie ihren Freundinnen erzählt hat, was da wohl im Garten abgegangen ist 😛

  3. …herrliche Story!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Was habe ich gelacht. 🙂 – Ick sach ja, hier in Berlin kannste im Pyjama rumloofen. Den janzen Tach. Oooch draußen. Und keener kieckt dich blöde an oder fracht sich, ob mit dir wat nich stimmt. Dafür lieb ick mein Baerlin. <3

  4. @Philipp:
    OK. Andere Menschen, andere Hobbies … 0.o

    @Nadja:
    Ich will es auch nicht wissen, glaube ich. 😉

    @Baerlinerin:
    Das ist wohl wahr. Man sollte sich nur gelegentlich vor Augen halten, dass das Luxus ist.

  5. Wahlberliner

    Geschieht Euch ganz Recht, Ihr tiefschwarzen, düsteren Gestalten! 😉

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