Ich war ein kleines Bisschen zu voreilig.
Nach dem letzten Blogeintrag bin ich tatsächlich am Freitag noch für sieben Stunden rausgefahren. Etwas kurz, aber für Schüttelfrost am Morgen davor eigentlich eine ordentliche Arbeitszeit. Am Samstag dann das gleiche Spiel, nur dass ich dann bereits nach 5 Stunden aufgegeben habe. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht auf die Straße und war nicht arbeitstauglich. Ein wenig müder als sonst, aber Koffein hat schon ganz andere Leichen wiederbelebt.
Nun, dachte ich. Der Samstag hat mir dann aber gezeigt, weswegen wir Krankheiten gerne so fürchten. Es ist ja wenn man ehrlich ist nicht unbedingt hier ein Husten und dort ein bisschen Kopfweh. Klar, das kann beides endlos terrorisierende Ausmaße annehmen, aber meistens trifft es einen dann ja doch eher mittelmild.
Ich hab in den letzten Tagen festgestellt, wie schnell einem ein bisschen gut im Griff gewähntes Kranksein völlig die Laune verhageln kann. Eigentlich ist alles, was ich hab, ein bisschen erweiterte Mattheit. Dieses Schweregefühl, das man gemeinhin den üblichen Gravitationsanomalien von Betten zuordnet. Dieses Nicht-in-die-Gänge-kommen-wollen. Oder Wollen-aber-nicht-können.
Ich hab den Samstag letzten Endes nach einer Stunde Wartezeit abgebrochen. Gut, Wartezeit nervt. Aber als Dritter am Stand wegfahren? Und dann auch noch die Fackel ausmachen und nicht mal mehr zufällige Kunden sehen wollen? Ich weiß nicht, ob ich das jemals zuvor gemacht habe. Und obwohl ich keine Schmerzen hab – und damit eigentlich einfach nur frei – krieg ich auch hier zu Hause gerade nix gebacken. Von schwierigen ToDo-Listen mal abgesehen hab ich beispielsweise seit einer halben Stunde Lust auf eine Tasse Tee. Lust auf diesen Blogeintrag hatte ich vor etwa 48 Stunden. Hätte ich nicht wie immer im Krankheitsfalle noch einen ausgesprochen guten Appetit, könnte ich gar eigentlich gar nichts aufzählen, was ich gemacht habe. Selbst die Artikel drüben bei GNIT sind schon vorgeschrieben gewesen.
Bevor das jedoch wirklich ein Jammer-Artikel wird, muss ich doch die zwei nahezu einzigen Dinge erwähnen (neben Twitter), die mich in den letzten zwei Tagen davon abgelenkt haben, dass ich einen Großteil der Zeit im Bett verbracht habe.
Zum einen wäre da Plague.inc. Ich hab’s irgendwo schon mal erwähnt, als ich es neu hatte. Ein gleichermaßen simples und doch komplexes Spiel für Handy oder Tablet (sehe gerade auf der Seite, dass es inzwischen auch für PC zu haben ist), bei dem man die komplette Menschheit mit Viren, Bakterien oder ähnlichen Erregern ausrotten muss. „Macht mehr Spaß als es sollte.“ lautet eine der Kritiken, die im Play-Store von Google aufgeführt werden und das ist so. Ich hab recht schnell nach Erhalt die paar Euro für Werbefreiheit gezahlt, weil es mir das absolut wert war. Und ebenso wie die käuflichen Freischaltungen notfalls bezahlbar sind, sind auch die Aufforderungen zum Teilen des Spielstandes nicht so aggressiv wie bei anderen Apps. Und der Humor … da haben ein paar Leute mit wirklich guten Ideen dran gesessen, ganz ehrlich! Hat mir so gut gefallen, dass ich jetzt wieder ein paar Stunden gezockt hab. Was man im Übrigen besser zu Hause tut, denn zumindest auf dem Handy isses für den Akku doch recht fordernd.
Zweitens hab ich natürlich gelesen. Ich wollte in letzter Zeit so oft über gute Bücher schreiben, aber ich hab’s immer wieder aufgeschoben. Heute mache ich mal eine Ausnahme, obwohl ich noch mittendrin bin. J. Robert Oppenheimer: Die Biographie (Ref-Link zu Amazon) ist tatsächlich verdammt gut. Mag vielleicht morbide wirken, dass ich im gleichen Atemzug spielerisch die Welt vernichte und dazu die Biographie eines Mannes lese, der mit für die Entwicklung der Atombombe verantwortlich war. Tatsächlich aber ist das Zufall. Wie schon bei Richard Feynman ist es auch bei Oppenheimer einfach wahnsinnig interessant, etwas über die Menschen und die Umstände zu erfahren, die zu diesem grotesken Projekt geführt haben. Obwohl ich mich selbst nicht für einen Liebhaber von Biografien halte, würde ich sagen, dass es keine verschwendete Zeit ist, die man dabei mit Lesen zubringt. Wobei Bücher über Feynman schon des beschriebenen Menschen wegen weit mehr Humor haben, so ehrlich sollte man sein. 🙂
So viel dazu. Eigener, produktiver, kreativer Output ist gerade allerdings Mangelware. Wahrscheinlich gehe ich auch jetzt gleich wieder ins Bett. Und wende mich entweder dem Buch oder dem Spiel zu. Aber vielleicht brauche ja selbst ich so eine Auszeit mal …