Monthly Archives: Juli 2014

Dunning, Kruger und der Saft

Auf eine wirklich haarsträubende Story hat mich heute Nacht Klopfer auf Twitter gestoßen: die von McArthur Wheeler. Da der Wikipedia-Artikel nur in englischer Sprache vorliegt, fasse ich kurz mal mit eigenen Worten die wichtigsten Fakten zusammen.

Wheeler ist ein eher nicht so erfolgreicher Bankräuber. Er hat 1995 mit einem Komplizen zwei Banken an einem einzigen Tag ausgeraubt. Er wurde recht schnell geschnappt, und das lag an seiner, nun ja, etwas sonderbaren Vermummung. Er nutzte nämlich nicht etwa eine Strumpfhose, eine Clownsmaske oder vergleichbare Dinge, wie man sie aus Filmen kennt – sondern Zitronensaft.
Ja, wirklich!
Wheeler wusste nämlich, dass man Zitronensaft als Geheimtinte verwenden konnte, die erst sichtbar wird, wenn sie erhitzt wird. Im Umkehrschluss müsste er mit kaltem Zitronensaft im Gesicht für die Kameras in der Bank unsichtbar sein, dachte er. Was, wie eingangs erwähnt, nicht so wirklich funktioniert hat. „Aber ich hab doch den Saft getragen!“, soll er gesagt haben, als ihm die Videobeweise vorgelegt wurden.
Tatsächlich hatte Wheeler zuvor mit einer Polaroidkamera versucht, die Wirkung des Saftes zu testen, aber aus irgendwelchen vermutlich eher nicht zitroneninduzierten Gründen gelang das Foto nicht, was den Räuber dann endgültig überzeugte.

Dem Wikipedia-Artikel nach war dieser kuriose Kriminalfall dann auch der Auslöser für die Psychologen Dunning und Kruger, Forschungen über die Wahrnehmung der eigenen Kompetenz anzustellen, die Jahre später in der als Dunning-Kruger-Effekt bekannten Feststellung gipfelten, die wie folgt lautet:

„Wenn jemand inkompetent ist, dann kann er nicht wissen, dass er inkompetent ist […] Die Fähigkeiten, die man braucht, um eine richtige Lösung zu finden, [sind] genau jene Fähigkeiten, die man braucht, um eine Lösung als richtig zu erkennen.“

– David Dunning

Nun kann man herzlich lachen über die Blödheit von Wheeler (hab ich auch ausführlichst gemacht eben, ich gestehe es.), aber man sollte sich vor Augen halten, dass das alles in allem gar nicht so weit weg war von dem, was massenhaft passiert da draußen. Wenn wir es aufs Allgemeine runterbrechen, hat der Bankräuber ja nur aus seinem eigenen Wissen eine Hypothese abgeleitet, die er dann leider mangelhaft überprüft und dementsprechend vorschnell als wahr angenommen hat: Wenn Zitronensaft unsichtbar macht/ist, eignet er sich als Tarnmaske.

Und wenn wir uns jetzt mal allerlei esoterischen Quatsch oder irgendwelche Verschwörungstheorien und deren Herleitung ansehen, dann stellen wir recht schnell fest, dass Wheeler eine ganze Menge Kompetenzgenossen auf diesem Planeten hat. Und das ist, mal ganz ehrlich, leider viel unlustiger als dieser spektakuläre Banküberfall.

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Dieses Staunen …

Immer wieder!

Es gibt ja so viele Dinge auf der Welt, an denen man sich erfreuen kann. Kunst sei da gerne an erster Stelle genannt. Und zwar in all ihren Formen. Ich denke, jeder von uns hat da seine speziellen Vorlieben, aber die meisten von uns werden irgendwas ganz besonders mögen und bisweilen vor Ehrfurcht erstarren in Anbetracht schierer Überwältigung. OK, dick aufgetragen, aber das muss man verstehen: mir wird hier ja bisweilen vorgeworfen, als Atheist sei ich einem leb- und damit emotionslosen Stein näher als der ach so freudenerfüllte Welt der Christen, die sich bisweilen vor ihrer eigenen Sexualität fürchten.

Zusätzlich zur Kunst kommt in meinem Fall die Wissenschaft. Wenn ich mir ansehe, wie die Erklärung dieser Welt und die Anwendung dieses Wissens die letzten 100 Jahre zugenommen hat … dann möchte ich auf der Stelle noch mindestens 200 Jahre leben, um alle Entdeckungen bis dahin noch mitzubekommen. Obwohl ewiges Leben ja selbst aus Sicht der wenigen und ausschließlich fiktiven Charaktere, denen das vergönnt war, eher nicht so erstrebenswert scheint.

Von Richard Feynman stammt das wunderbare Zitat – er gab es zum Besten, als ihm vorgeworfen wurde, als Wissenschaftler könne er die Schönheit einer Rose nicht würdigen:

“Die Schönheit, die sie für dich hat, entgeht mir keineswegs. Aber ich sehe auch eine tiefere Schönheit, die sich anderen nicht ohne weiteres erschließt. Ich sehe die komplizierte Wechselbeziehungen in der Blüte. Die Blüte ist rot gefärbt. Sie hat eine Farbe – bedeutet das, dass sie sich in der Evolution entwickelt hat, um Insekten anzulocken? Damit haben wir eine neue Frage. Können Insekten Farben sehen? Haben sie ein Gespür für Ästhetik? Und so weiter. Ich verstehe nicht, wie eine Blüte an Schönheit verlieren soll, wenn wir sie untersuchen. Es kommt immer nur Schönheit hinzu.”

Und diese tiefergehende Schönheit – und mehr noch das pure Staunen, das sich aus meiner herrlich umfangsarmen Allgemeinbildung ergibt – die lässt mich manches Mal immer noch mit offenem Mund irgendwo rumstehen. Oder mehr noch sitzen, meist ganz einfach und bequem vor dem Rechner. Ich hab das hier, in Anbetracht eines simplen Bildes vom Zentrum unserer Galaxie, schon einmal ansatzweise geschildert.

Wozu jetzt das Rumgesabbel? Bock auf Wiederholungsgeschwurbel?

Nee, ganz bestimmt nicht. Aber gerade saß ich wieder einmal staunend da und das wollte ich mit Euch teilen. Die Weite des Universums betrifft es dieses Mal nicht so recht, dieses Mal wird es bedeutend kleiner. Und schneller vor allem. Das Video ist schon 2 Jahre alt, aber man kann ja nicht alles mitkriegen im Netz der Netze, nicht wahr …?

Deswegen hier für all die, die es wie ich verpasst haben, ein TED-Talk-Video von Ramesh Raskar, der die Femto-Fotografie vorstellt. Rudimentäre Vorstellungen von der Lichtgeschwindigkeit und ein halbwegs passables Englisch sollte man mitbringen, um das unterhaltsam zu finden – aber ich bin sicher, dass sich diese Kenntnisse in meiner Leserschaft finden lassen.

So, jetzt ist mir aber erst einmal wieder nach Kunst. Schwanke noch zwischen Musik und Literatur, bin mir aber sicher, ich finde was passendes in meiner Sammlung. 🙂

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2015

Manchmal zuckt man wirklich nur noch mit den Achseln. Ich war gestern bei meiner Zahnärztin. Zahnreinigung, Prophylaxe, soweit ist es mit mir schon gekommen. War so weit auch ok, ich freue mich ja, endlich mal wieder schmerzfreie Zahnarztbesuche zu haben. 🙂

Ansonsten hab ich das (eigentlich gute) Gefühl, dass sie dort nicht wirklich Ahnung von meinem Leben haben.

„Sie benutzen ziemlich oft eine Mundspülung, oder?“

Äh, nein? Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nach wie vor keinesfalls zum Vorbild bei der Mundhygiene tauge. Mein kaputtes Gebiss hab ich mir bis 2012 hart erarbeitet und es ist leider nicht so leicht, seine Gewohnheiten wieder loszuwerden. Ich würde es gerne, aber wie in so vielen Punkten kann ich mir Routine nur schwer angewöhnen. Während die Ärztin also befürchtete, ich würde mehrmals täglich Mundwasser nehmen, schämte ich mich ein wenig, dass selbst meine Zahnbürste mich manchmal drei Tage nicht sieht. Aber ich bin ja wenigstens ehrlich …

„Äh, nee … nicht wirklich.“

„Aber die Verfärbungen …“

„Das Rauchen vielleicht … oder Kaffee, Cola?“

„Ach, Sie rauchen!?“

Ich helfe fremden Leuten gerne, unbekannte Phänomene zu erklären. 🙂

Wirklich herzallerliebst wurde es dann aber an der Rezeption. Neuer Termin und so.

„Ja, da wäre der 12. Januar 2015. Passt Ihnen das?“

BITTE WAS?

Ich hab es gestern schon bei Twitter gepostet: ich hatte bis dahin noch nicht einmal eine Ahnung, was ich zu Mittag essen würde. Wie soll ich da bitte wissen, ob ich am 12. Januar 2015 Zeit habe? Termine so weit in der Zukunft mache ich einfach und habe entsprechend an diesem Tag eben aufgrund dieses Termins keine Zeit für anderes. Ist nicht so, dass ich keine Termine hätte, aber hey: ich bin Taxifahrer und Blogger, in diesen Maßstäben denke ich dabei nicht!

PS: Ich hab am 12.1.2015 einen Zahnarzttermin. Ihr dürft mich gerne 3 Tage vorher daran erinnern. 😉

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Wochendend-Nachtschicht ist …

… wenn man einen Arzttermin zu einer, nun ja, etwas ungünstigen Stunde kriegt. Sagen wir (in normales Leben übersetzt) Montag abends um 23.30 Uhr. Und man dann verabschiedet wird mit:

„Schönen Tag noch!“

„Schönes Wochenende noch!“

und

„Schönes Wochenende und – falls Urlaub ist – schönen Urlaub!“

Nun ja.

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Gauchogate

Ich wollte mich hierzu eigentlich nicht äußern. Ich hab nämlich – auch wenn der ein oder andere Eintrag anderes vermuten lassen würde – eigentlich keinen Bock auf Trolle. Und die kommen bei solchen Themen so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber vielleicht hilft meine Meinung ja sogar (die Hoffnung stirbt zuletzt), ein wenig Entspannung zu verbreiten.

Für all die, die es noch nicht mitbekommen haben: es wird ein riesen Bohei gemacht um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, die gestern bei ihrer Feier am Brandenburger Tor eine Art Performance gebracht haben, bei der sie zunächst geknickt gehend „So geh’n die Gauchos, die Gauchos gehen so …“ gesungen haben, dann aufrecht, jubelnd und euphorisch herumhüpfend „So geh’n die Deutschen, die Deutschen die geh’n so!“.

Die von mir nur am Rande verfolgte Diskussion rief zum einen die Leute auf den Plan, die das als unnötige Herabwürdigung der im Finale besiegten Argentinier sahen – zum anderen dann die, die riefen, dass man das nicht überinterpretieren sollte und das zudem ein sehr übliches Lied nach dem Sieg im Fußballkosmos ist.

Nun ja.

Klar ist sicher eines: beide Seiten reagieren gerade ein bisschen über. Aber wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, finde ich, dass die erste Ansicht durchaus ihre Richtigkeit hat.

Und nein: es geht nicht darum, der Weltmeistermannschaft gegenüber eine angeblich vorhandene Nazikeule auszupacken oder ein Spielverderber zu sein! Beileibe nicht. Im Grunde nehme ich es der sieges- und sonstwie trunkenen Mannschaft nicht einmal übel, ihren Sieg so zu feiern. Das Problem ist wie so oft ein kommunikatives. Natürlich freut sich die Mannschaft über den Sieg und hat gewissermaßen zu Recht auch auf diese Art nur nochmal klargestellt, dass sie den Argentiniern sportlich überlegen waren. Zudem ist es offenbar ein altbekannter Schmähgesang (im weitesten Sinne) gewesen, den Fußballer und deren Fans halt gerne mal singen. So weit, so gut.

Aber sind das brauchbare Argumente, um hunderttausend Fans damit anzuheizen?

Während ich bei dieser WM, bei der ich wirklich viele Spiele gesehen habe, der deutschen Nationalmannschaft wirklich kein schlechtes Zeugnis ausstellen kann und der Meinung bin, sie haben den Titel absolut verdient, verhält es sich mit vielen Fans halt anders. Der immer wieder thematisierte Party-Patriotismus zur WM ist nur deswegen kein Problem, weil es einen Haufen denkender Menschen da draußen gibt. Studien zufolge ist es aber durchaus so, dass Menschen, die Patriotismus leben, nicht umhin kommen, infolge dessen andere Nationen und deren Einwohner negativer bewerten als die eigenen Landsleute. was bedeutet, dass sie nationalistischen Gedanken näher sind, bzw. sicher auch durch den vermeintlich neutralen Patriotismus diesen Ideen näherkommen.

Und nur weil das im Fußball eine lange Geschichte hat, ist es ja nicht besser. Die Welt ist voller Dinge, die eine lange Geschichte haben und einfach scheiße sind. Da können wir bei Diktaturen anfangen und sollten bei Homophobie nicht aufhören zu zählen. Alles gut, plausibel und gesellschaftsfähig, weil es halt „immer schon“ so war.

Natürlich sind bezüglich des „Gaucho-Tanzes“ der Nationalelf vorgebrachte Nazi-Vorwürfe übertrieben. Keine Frage. Aber es ist auch nicht das viel vorgebrachte „Aus einer Mücke einen Elefanten machen“, wenn Menschen anmerken, dass es nicht gut ist, wenn ein medial weitverbreitetes Ereignis dazu genutzt wird, eine Überlegenheit eines Landes gegenüber einem anderen so zur Schau zu stellen.

Sicher ist das in den Augen vieler eine unnötige Politisierung eines Sportereignisses. Und das ist schwierig, sicher. Aber so lange so viele Menschen sich derart mit einer Mannschaft identifizieren, zu deren Erfolg sie nix – und zwar gar nix! – beigetragen haben, dass sie sich selbst als Weltmeister fühlen – einfach weil sie zufällig im gleichen Landstrich geboren sind – ist das keine weltfremde Überlegung. So lange sich irgendwelche Deutschen „den Argentiniern“ überlegen fühlen, weil die sportliche Leistung der deutschen Mannschaft der der argentinischen überlegen war, muss Platz sein für diese Kritik am außersportlichen Vorgehen der Weltmeisterelf. Vielleicht könnte man sogar sagen, dass diese Kritik so lange angemessen ist, so lange es noch Leute gibt, die das stört.

Ein Pressespezialist, der derartiges im Hinterkopf hat, ist doch sicher nicht unbezahlbar für den DFB, oder?

PS: Ebenso wie „das gab’s schon immer!“ ist „andere Länder machen das viel heftiger!“ kein Argument. Es sei denn, „so blöd sein wie die anderen“ ist plötzlich ein erstrebenswertes Ziel geworden.

PPS: Wer auch immer glaubt, diese Kritik würde die deutsche Fußballnationalmannschaft oder gar Deutschland an sich irgendwie herabwürdigen, ist Teil des Problems – nicht der Lösung.

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Die Liebe der anderen

Vermutlich tue ich meinen Nachbarn mit den beeindruckenden Stimmbändern und dem Hang zum gegenseitigen Anzeigen unrecht – aber irgendwie musste ich bei diesem Stilleben auf unserem Vordach an sie denken:

Bei uns in Marzahn regnet's rote Rosen! Quelle: Sash

Bei uns in Marzahn regnet’s rote Rosen! Quelle: Sash

PS: Noch ist unklar, inwiefern das mit dem Vordachfund von 2011 zusammenhängt.

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Aus dem Bett gedonnert

Und das wörtlich.

Hier in Marzahn ist man an gelegentliche Explosionen gewöhnt. Im Ernst. Pyrotechnik ist eine Art Massensport – selbst wenn mal kein WM-Spiel mit einem 7:1-Sieg gegen Brasilien (btw. WTF? o.0) einen Auslöser bietet. Vermutlich ist es die Grenznähe, die hier für ein vermehrtes Aufkommen der „guten“ Kracher sorgt, mit denen man auch größere Objekte spaßverliebt pulverisieren kann.

Gestern aber war es der gute alte natürliche Donner, der mich im Rahmen des Unwetters hat senkrecht im Bett stehen lassen. Gut, ich war davor schon halb wach, denn lautstarker Regen und der ein oder andere Blitz hatten eine Stunde zuvor schon ein wenig an meinem Schlaf gezerrt. DAS jedoch hab ich in all meinen 32 Jahren auf diesem Planeten noch nicht mitbekommen. Und ausgerechnet bei Gewittern bin ich tatsächlich einiges gewöhnt. Viele Jahre meiner Kindheit habe ich in einem Zimmer geschlafen, das keine 100 Meter von der Turmspitze der höchsten Stuttgarter Kirche entfernt lag. Dementsprechend hatte ich ein paar Mal das Vergnügen, mit recht nahen Blitzeinschläge zu tun zu haben.

Irgendwie aber muss die Akustik der Plattenbausiedlung hier eine besondere sein, denn sowohl der Einschlag der Lautstärke nach sehr nah war, kam statt dem scharfen Knall nur ein mehrfach reflektierter Donner an, der aber ohne Übertreibung den kompletten Betonbunker mit seinen 150 Metern Länge hat erzittern lassen. Würde ich heute in den Pressemeldungen der Polizei lesen, dass es kein Blitzeinschlag sondern die Sprengung eines Hauses war, ich wäre nicht verwundert.

Und ich wäre nicht ich, hätte ich in Anbetracht dieses eindrucksvollen Schauspiels nicht nochmal darüber nachgedacht, wie viel Glück ich eigentlich habe, mich so wenig mit der unglaublichen Kraft der Naturgewalten beschäftigen zu müssen. Wo ich wohne, wird der heute auf die Straße gewehte leere Altpapiercontainer für lange Zeit die aufsehenerregendste Begegnung mit irgendwas gewesen sein, gegen das das Ordnungsamt nichts tun kann. Und das hat mich ein bisschen daran erinnert, wie ich letztes Jahr „Eroberung des Nutzlosen“ von Werner Herzog gelesen habe. Ein Buch, das ich jedem nur empfehlen kann. Mir wurde es netterweise zugeschickt und ich hab mich damals gefragt:

„Hä? Was soll mich das interessieren? Ich kenne ja nicht mal den Film, dessen Dreharbeiten darin beschrieben werden!“

Aber wisst Ihr was? Das macht nix!

Diese Beschreibung, wie Deutsche im südamerikanischen Regenwald einen perfekten Film drehen wollen/müssen, könnte für mich auch komplett fiktiv sein. Es ist ein großartiges und spannendes Buch. Für die, die sich mit Kinski, Herzog und deren Filmen näher auskennen, ist es sicher nochmal wertvoller – aber ich als nicht zu dieser Gruppe gehöriger Mensch habe den Link nicht des Amazon-Partnerprogramms wegen gesetzt, sondern weil mich die Erzählung gefesselt und gerade im Bezug auf die Widrigkeiten zwischen Mensch und Natur wieder etwas geerdet hat.

Dass meine Sicht auf Naturgewalten etwas schwärmerisches hat, kann ich nicht verleugnen. Ich bin mir aber bewusst, dass ich in diesem wie in vielen anderen Punkten irgendwo unter den obersten 10% der Menschen zu finden bin, die sich keine Sorgen machen müssen. Selbst in Deutschland haben wir ja erst im vergangenen Monat wieder mal gemerkt, wie hart man bisweilen von sowas „simplem“ wie einem Sturm getroffen werden kann. Ich persönlich freue mich aus meiner Perspektive dann halt trotzdem immer, wenn ich sowas mal in Ansätzen miterleben kann. In diesem Punkt kann ich „Leider geil“ von Deichkind mal sowas von nachvollziehen. 🙂

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