Auf eine wirklich haarsträubende Story hat mich heute Nacht Klopfer auf Twitter gestoßen: die von McArthur Wheeler. Da der Wikipedia-Artikel nur in englischer Sprache vorliegt, fasse ich kurz mal mit eigenen Worten die wichtigsten Fakten zusammen.
Wheeler ist ein eher nicht so erfolgreicher Bankräuber. Er hat 1995 mit einem Komplizen zwei Banken an einem einzigen Tag ausgeraubt. Er wurde recht schnell geschnappt, und das lag an seiner, nun ja, etwas sonderbaren Vermummung. Er nutzte nämlich nicht etwa eine Strumpfhose, eine Clownsmaske oder vergleichbare Dinge, wie man sie aus Filmen kennt – sondern Zitronensaft.
Ja, wirklich!
Wheeler wusste nämlich, dass man Zitronensaft als Geheimtinte verwenden konnte, die erst sichtbar wird, wenn sie erhitzt wird. Im Umkehrschluss müsste er mit kaltem Zitronensaft im Gesicht für die Kameras in der Bank unsichtbar sein, dachte er. Was, wie eingangs erwähnt, nicht so wirklich funktioniert hat. „Aber ich hab doch den Saft getragen!“, soll er gesagt haben, als ihm die Videobeweise vorgelegt wurden.
Tatsächlich hatte Wheeler zuvor mit einer Polaroidkamera versucht, die Wirkung des Saftes zu testen, aber aus irgendwelchen vermutlich eher nicht zitroneninduzierten Gründen gelang das Foto nicht, was den Räuber dann endgültig überzeugte.
Dem Wikipedia-Artikel nach war dieser kuriose Kriminalfall dann auch der Auslöser für die Psychologen Dunning und Kruger, Forschungen über die Wahrnehmung der eigenen Kompetenz anzustellen, die Jahre später in der als Dunning-Kruger-Effekt bekannten Feststellung gipfelten, die wie folgt lautet:
„Wenn jemand inkompetent ist, dann kann er nicht wissen, dass er inkompetent ist […] Die Fähigkeiten, die man braucht, um eine richtige Lösung zu finden, [sind] genau jene Fähigkeiten, die man braucht, um eine Lösung als richtig zu erkennen.“
– David Dunning
Nun kann man herzlich lachen über die Blödheit von Wheeler (hab ich auch ausführlichst gemacht eben, ich gestehe es.), aber man sollte sich vor Augen halten, dass das alles in allem gar nicht so weit weg war von dem, was massenhaft passiert da draußen. Wenn wir es aufs Allgemeine runterbrechen, hat der Bankräuber ja nur aus seinem eigenen Wissen eine Hypothese abgeleitet, die er dann leider mangelhaft überprüft und dementsprechend vorschnell als wahr angenommen hat: Wenn Zitronensaft unsichtbar macht/ist, eignet er sich als Tarnmaske.
Und wenn wir uns jetzt mal allerlei esoterischen Quatsch oder irgendwelche Verschwörungstheorien und deren Herleitung ansehen, dann stellen wir recht schnell fest, dass Wheeler eine ganze Menge Kompetenzgenossen auf diesem Planeten hat. Und das ist, mal ganz ehrlich, leider viel unlustiger als dieser spektakuläre Banküberfall.