Es gibt ein paar Dinge, die nun wirklich die allerwenigsten meiner Leser wissen. So zum Beispiel, dass mir jetzt auf Anhieb kein lustiger zweideutiger Witz mit „Französisch“ einfallen will, obwohl es doch so nahe liegen würde.
Nein, im Ernst: Französisch war meine erste Fremdsprache, und nicht nur das: ich hätte um „Haaresbreite“ sogar das „französische Abi“ gemacht. Davon merkt man nicht mehr viel, wenn man mir heute eine Frage auf französisch stellt, aber es ist wahr. Meine Schule hat damals als eine der ersten diese Möglichkeit geboten und meine Eltern haben mich aufs Geratewohl in jenem französischen Zug angemeldet. Das nehme ich ihnen nicht übel, aber wirklich geklappt hat’s halt auch nicht. Ausgerechnet mit Französisch bin ich nicht sonderlich warm geworden – noch lange bevor ich mir mein hier schon oft erwähntes Mathe-Defizit eingetreten habe. Trotzdem hatte ich jahrelang extra viele Stunden „Franz“ und mit der Zeit dann auch andere Fächer in dieser Sprache. Was mich bei meiner Französisch-Schwäche zugegebenermaßen nur bedingt weiterbrachte.
Als ich dann die elfte Klasse wiederholen musste, hab ich zusätzlich den Absprung gewagt und das Ziel „Bac“, das Baccalauréat, sausen lassen. Ich bin in den Englisch-Zug gewechselt.
Ich hab das nie bereut. Ernsthaft. Wie bei Mathe hatte ich zwar auch gegen Französisch nichts, nur weil ich es nicht gut konnte, aber wirklich gefehlt hat es mir auch nicht. Ich wollte nunmal nicht in Frankreich studieren, kannte nur Franzosen, die auch deutsch konnten und war genug beschäftigt damit, einsprachig nicht auf die Schnauze zu fallen. Daran hat sich im Grunde nicht viel geändert.
Aber.
Ich hab mir in den letzten Jahren einfach so nebenher ein brauchbares Englisch zugelegt. Und es hilft mir jeden einzelnen Tag im Internet und jeden einzelnen Arbeitstag im Taxi. Es ist ja wirklich so: Fremdsprachen sind was tolles.
Dass ich für mein Englisch im Taxi gelobt werde, hat zudem wenig zu tun mit meiner perfekten Grammatik (die wo ich selbst im Deutschen nur so halb beherrschen), sondern mit der Aussprache und einem gewissen Grad an Spontaneität. Und zumindest das beherrsche ich im Französischen durchaus auch. Nur hat mein aktiver Wortschatz da über die Jahre so gelitten, dass ich kaum mehr frei reden kann und für die Bestellung eines Apfelsaftes locker 5 Minuten Vorbereitungszeit brauche. Was für 7 Jahre Unterricht echt bitter ist und zudem etwas kurios, wenn ich bedenke, wie viel ich verstehe, wenn französische Taxikunden in ihrer Landessprache lästern. Meist traue ich mich dennoch nicht, sie mit einem akzentfreien „au revoir“ (Auf Wiedersehen!) zu verabschieden, weil mir immer noch nachhängt, wie ich in der 6. Klasse der Oma meines Austauschschülers aus Grenoble ein schallendes „aujourd’hui“ (Heute) entgegengeschmettert habe.
Doch dann kam Ozie an und zeigte mir Duolingo.
Das ist eine sehr einfach gehaltene Website, mit deren Hilfe man Sprachen erlernen kann oder zumindest können soll. In kurzen Lektionen, bunt zusammengewürfelt, weit weg vom Frontalunterricht aus meiner Erinnerung. Eher spielerisch. Gamification ist das Stichwort, Ingo! Wie weit man damit kommen kann, weiß ich nicht. Weiter als ich es eigentlich sein sollte sicher nicht. Weiter als ich tatsächlich bin jedoch durchaus. Und so erarbeite ich mir Französisch in den letzten Tagen wieder zurück. Und Ozie macht dankenswerterweise mit. Für sie ist die Sprache komplett neu und so komme ich in die wirklich sehr komische Situation, ausgerechnet in Französisch ein paar Dinge erklären zu können. In Französisch! Hätte mir das vor ein paar Jahren mal wer gesagt!
Wie weit das gehen wird, weiß ich nicht. Vielleicht gebe ich es in zwei Wochen wieder auf, vielleicht gucke ich in einem halben Jahr TV5 und lese Houellebecq im Original. Oder alles dazwischen. Momentan fasziniert mich vor allem, dass ich das Interesse an der französischen Sprache zumindest kurzfristig wiederentdeckt habe. Und da sind zwei Dinge, die ich deswegen mal wieder anmerken muss:
- Das Internet ist geil!
So viel Mist im Netz auch passiert; es vermag tolle Sachen zu leisten. Es sind Dinge möglich, die in meiner Kindheit, während meiner Schulzeit, nicht möglich waren. Sehr einfache, manchmal aber auch sehr komplexe Dinge. Ich liebe es, diese Entwicklung mitzuerleben! - Bildung ist geil!
Ich rante gerne über meine Schule, meine Lehrer und das verkrustete Bildungssystem zu „meiner Zeit“ rum. Sicher nicht zu Unrecht. Aber ich bin rückblickend so froh, es aufs Gymnasium geschafft zu haben, wo mir neben allen Fehlschlägen dann doch auch viel beigebracht wurde, selbst als ich eigentlich nicht so wirklich Bock drauf hatte. Dieses Glück hatten nicht alle mit ihrer Schule und ich muss rückblickend sagen, dass ich verdammt dankbar bin, selbst falls es sich nicht in einer Bilderbuchkarriere niederschlagen sollte.
Ich verbleibe mit einem netten „au revoir“ und bringe einfach noch eine weitere Lektion hinter mich. 🙂
Mon dieu!
Als gebürtiger Saarländer wurde ich ja auch mit der ersten Fremdsprache zwangsbeglückt. Und ich kenne das Phänomen sehr gut, neben Franzosen zu stehen und ihrer Unterhaltung gut folgen zu können, während ich selbst inzwischen nichtmal mehr den Weg zur nächsten Toilette unfallfrei erfragen könnte. Dafür habe ich mir aber den folgenden Satz so ins Hirn gehämmert, dass ich den immer fehler- und akzentfrei beherrsche:
„Excuse-moi. Parlez-vous Anglaise ou Allemande?“
Hat bisher immer geholfen. 😉
Ach wie cool. 😀
Mir wurde duolingo vor zwei Wochen in die Timeline gespült (kleine Welt!) und seitdem bin ich das erste Mal wirklich motiviert dabei Englisch zu lernen. Und ich bin überraschend gut, traue mich aber natürlich nicht irgendwas zu übersetzen. Aber ich bin auch so schwer begeistert und gespannt wie weit mich das bringt. Mein Ziel ist es auf jeden Fall demnächst dann endlich mal auf Englisch zu lesen. Ich verstehe nämlich scheinbar wesentlich mehr als ich immer dachte o.O
Im Wirtemberg-Gymnasium, Stuttgart-Untertürkheim war mal ein Französischlehrer der hatte einmal zu meiner Klassenarbeit, einer 6, gesagt:
Das deutsche Notensystem hat leider als unterste Stufe die 6. Ihren Fehlern nach müsste es aber eine zwanzig sein‘. In Frankreich kann man das entsprechend bewerten nach dem dortigen System.
Klasse!
Nachdem ich in der Schule nur ein Jahr einstündig spanisch hatte, aber sehr bald mit meinem Freund (deutscher) und seinen spanischen Freunden in den Urlaub will, war ich eh grade am überlegen, ob ich nicht online ein Programm zum spanisch lernen finde. Dank großem Latinum und recht brauchbaren Sprachgefühl verstehe ich zwar einigermaßen worum es grob geht, wenn Menschen um mich rum spanisch sprechen, aber sich verständigen können wäre schon schön.
Bislang kann man auf Duolingo zwar noch nicht spanisch mit deutsch als Grundsprache lernen, aber glücklicherweise ist mein englisch gut genug, um das auch damit hinzukriegen (meine Ungeduld, bei Harry Potter Band 5 auf die deutsche Übersetzung zu warten, hat dazu geführt, dass ich seit dem kaum mehr ein deutsches Buch angefasst habe (vorrausgesetzt die Originalsprache ist englisch)).
Also mal sehen, wie weit ich damit komme, bis es in den Urlaub geht. Bisher hält es mich zumindest schonmal sehr erfolgreich vom lernen auf die Klausur am Dienstag ab 😀