Monthly Archives: März 2015

Dieses kapitalistische Gruseln

Ich befinde mich in einer äußerst dummen Position:

Ich habe wenig Geld, bin aber alt genug, mir über den Wert von Dingen bewusst zu sein.

Denn das führt tendenziell dazu, dass ich Dinge kaufe, die ich mir nicht leisten kann. Oder ist es vielleicht noch schlimmer, wenn man stattdessen Dinge kauft, bei denen man weiß, dass sie furchtbar sein müssen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, aber einen gewissen Gruselfaktor haben beide Möglichkeiten.

Wir alle wissen, dass Klamotten für 2,99 € vermutlich von Kindern genäht werden. Oder dass Lasagne für 1,50 € auch mal Einhuferfleisch enthält. Wir verdrängen das halt gerne, und vieles davon ist auch einfach so alltäglich, dass man jedes Gefühl verloren hat, was vielleicht unter irgendwie noch akzeptablen Bedingungen hergestellt worden sein könnte.

Und dann war ich gestern Abend zu einem Termin in einem Restaurant. Mal kein Presseinterview, ich musste also selbst zahlen. Dass es günstig werden würde, war vorher abgeklärt und ich war aus eingangs genannten Geldgründen auch dankbar darüber. Als ich dann die Karte gelesen hab, hab ich mich aber sehr aktiv darum bemühen müssen, meine Bedenken runterzuschlucken.

Das Restaurant (ich nenne jetzt keine Namen) war ein Italiener, es gab also auch Pizza. Kein sonderlich teures Essen, schon klar. Auch Meeresfrüchtepizza gab es, mein All-Time-Favorit. Ich bemühe mich ja, halbwegs wenig Fleisch zu essen; aber das eine Mal auswärts pro Quartal enge ich mir nicht irgendwie ein, da nehme ich alles, worauf ich Lust habe. Und Meeresfrüchte … es ist einfach sowas wie Liebe. Für gewöhnlich vergleichsweise teure Liebe. Ich bestelle in den seltenen Runden im Restaurant oder beim Pizzaservice immer das teuerste Essen. Da es dabei in der Regel auch nur um ein paar Euro geht, ist das nicht schlimm, aber eben auffällig. Gestern Abend dann suchte ich fast schon zielstrebig nach der „Frutti di Mare“ und fand sie neben einem Preis, der mir surreal erschien: Vier Euro.

Und das war kein Tippfehler. Die anderen Pizzen kosteten teilweise unter drei Euro.

Ich hab’s ausprobiert und erschreckenderweise auch tatsächlich eine Meeresfrüchte-Pizza bekommen.

Natürlich reden wir hier so oder so nicht von Sterne-Küche oder auch nur gehobenem Niveau. Natürlich war die Pizza auch nicht sonderlich groß. Aber es war eine Pizza mit Meeresfrüchten. Zu einem Preis, zu dem man sonst allenfalls eine von Großkonzernen zigtausendfach produzierte Meeresfrüchte-Pizza im Supermarkt bekommt – ungebacken, nicht serviert, ohne Raumkosten, ohne … WTF?

Ich meine: Das kann doch nicht aufgehen, selbst wenn sie billige Tiefkühlpizzen verwenden!

Ehrlich gesagt bin ich einfach nur schockiert. Aus dem selben Grund, aus dem ich als Taxifahrer über UberPop schockiert bin.

Ich weiß in dem Fall nicht, ob ich einfach nur schön dekorierte Scheiße gefressen hab oder ob der Kellner ein Sklave für einen Euro Stundenlohn war, aber ich weiß, dass ich mit der Sache irgendwas unterstützt habe, was ich nicht unterstützen will. Obwohl ich mich gerne einfach freuen würde, dass ich gut und günstig gegessen habe. Das ist das, was dieses „Nachdenken“ so furchtbar anstrengend macht.

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Die erste schlechte Rezension

Heute kam sie dann. Die erste schlechte Rezension zu meinem Buch bei Amazon. Die vierte Rezension dort und die vielleicht fünfzehnte all in all, wenn man die Presseberichte mitzählt. Es ist sicher ein schwieriger Balanceakt, darüber jetzt zu bloggen, weil es vielleicht den Eindruck vermittelt, ich messe einer für mich unschönen Meldung so viel Bedeutung bei. Das tue ich gar nicht – deswegen der Post auch hier im privaten und nicht im großen Blog drüben – aber dieses „Wie gehst Du mit Kritik um?“ ist ja immer schon eine interessante Frage an Menschen gewesen, die irgendwie in der Öffentlichkeit stehen und mit Kritik konfrontiert werden, das interessiert halt. Heute vielleicht nicht mehr ganz so viel, weil jeder mit einem Facebook-Account mal angepöbelt wird – aber für Journalisten ist das immer noch eine Top-Frage. Beziehungsweise Fragen, denn eigentlich sind es zwei Aspekte:

1. Interessiert mich das?

2. Was sage ich zu den „Vorwürfen“?

Letzteres ist natürlich nur interessant, wenn tatsächlich irgendwas substanzielles gesagt wird. Und da hab ich Glück, denn „XUnscarredX“ war so gesehen recht fair. Er fand das Buch halt langweilig, hatte sich mehr erhofft und entschuldigte sich abschließend sogar bei mir persönlich. Dafür kann man sich doch fast schon bedanken. Und seinen Seitenhieb, ihm würde sogar jetzt bei der Rezension langweilig, fand ich eigentlich sogar ganz amüsant. 😉

Interessiert mich das?

Ja. Im positiven wie im negativen Sinne. Im negativen Sinn kann ich Kritik nicht gut ausblenden. Nicht dass mir jeder Troll auf die Füße treten kann mit hirnlosem Gesabbel – aber Kritik in ihrer ehrlichen Form interessiert mich einfach. Ich bin’s als Blogger gewohnt, direktes Feedback zu bekommen und das bekomme ich eben auch von Leuten, die nicht meiner Meinung sind. Und andere Meinungen – da kommt der positive Teil – können ja auch dabei helfen, tatsächliche Fehler zu erkennen. Natürlich wünschte ich mir nur Positives, aber ich lebe nicht im Teletubbieland. Kein Buch auf der Welt gefällt allen und was bedeutet ein Stern schon bei jemandem, der nur einen oder fünfe vergibt?

Was sage ich dazu?

Kurz gesagt: Dumm gelaufen, aber da kann ich jetzt auch nix machen …

Tatsächlich ist die große Frage, ob die Geschichten, die ich erzähle, nicht eigentlich zu langweilig sind, immer wieder mal zu Gast in meinem Kopf. Ich erzähle halt „nur“ Alltagsgeschichten. Ich könnte mir bessere ausdenken, aber das hab ich in dem Buch halt nicht getan. Vor Jahren hab ich im Radio schon gesagt, dass sich Taxigeschichten in aller Regel darauf beschränken, was Fahrgäste tun oder sagen. Natürlich kann man sich da jetzt mehr Sex, mehr Crime oder mehr Promis vorstellen, aber in meiner Welt ist ein junger Mann, der seinen Penis mit Godzilla vergleicht, eigentlich immer für einen Lacher gut gewesen. Aber klar, für manche Menschen sind reine Erzählungen z.B. per se langweilig, die hätten lieber mehr Action. Und mit „Taxi Taxi“ hält die Berliner Nachtschicht dann halt vielleicht doch nicht ganz mit. So gesehen: Sorry, lieber XUnscarredX …

Kleiner Nachtrag:

Um genau sowas zu vermeiden, versuche ich immer irgendwie zu relativieren. Nicht, weil ich allen gefallen will, sondern weil ich nicht möchte, dass die Leute sich von einer Überschrift falsche Versprechungen machen. Natürlich sind Klappentexte wie Filmtrailer immer ein Best-of und natürlich berichten die Zeitungen lieber über Sex und Drogen als über Hans Baecker. In der Werbung den Spagat zu finden zwischen „Nicht alle erreichen, die es gut finden könnten“ und „Mehr Leute erreichen als es eigentlich interessiert“ ist nicht einfach. Und ich als Autor bin da eh nur eines der Rädchen im System. Ich sage auch immer allen Journalisten, dass ich die Fahrten besonders zu schätzen weiß, bei denen ich am Ende einfach irgendwie helfen konnte. Sucht den Satz mal in den Interviews …

Aber mal zurück zum Thema. Wenn ich eines offenbar ganz gut hinbekommen habe in den letzten Jahren, dann mit Kritik für mich selbst umzugehen. Das ist nicht automatisch passiert, das war wie so oft ein langer Prozess, auch einer mit vielen Diskussionen übrigens. Gerade weil man ja auch immer zwischen Trollen und ernsthafter Kritik unterscheiden muss. XUnscarredX werte ich nicht als Troll und wenn ich was aus seiner Rezension mitnehme, dann, dass es nicht falsch ist, sich Gedanken darüber zu machen, wen man wie erreicht, um Enttäuschungen zu vermeiden. Andererseits werde ich vermutlich trotzdem auch weiterhin Interviews freigeben, die mir stilistisch vielleicht nicht ganz gefallen, weil ich hoffe, damit deutlich mehr neue interessierte Leser zu gewinnen als fehlgeleitete zu enttäuschen. Es ist halt nicht alles ganz so einfach.

Und am Ende dann trotzdem noch ein kleiner Rant:

Wie „und kommt dabei nicht mal sympathisch rüber“? Sympathisch kostet mindestens zwei Euro extra! 😉

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Rezensionen und so …

Letzte Woche war ich bei PotsdamTV, um im Studio ein wenig über mein Buch zu plaudern. Das war auch alles ganz nett und ich bin dabei immerhin das erste Mal in nüchternem Zustand geschminkt worden. Was mit den Aufnahmen passiert ist, weiß ich derzeit nicht. Sie sollten ausgestrahlt worden sein, aber ich kann mit meiner 2Mbit-Bandbreite leider keine Videos von PotsdamTV anschauen …

Bei Youtube hab ich dann immerhin eine Rezension von ihnen gefunden:

Ich weiß, ich weiß … 😉

Aber ich möchte mich ehrlich bedanken. Die Leute waren alle nett und selbst falls mein sicherlich von genialen Verhasplern nur so strotzendes Interview verschollen sein sollte, war PotsdamTV immerhin ein guter Probelauf für meine Wenigkeit im Fernsehen. Und der war nötig, denn während ich dort im Flur stand, habe ich bereits mit Sat1 telefoniert. Aber dazu später mehr …

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Die erste Lesung

Ich hab’s geschafft. Bei 170 nochmal in den fünften Gang runtergeschaltet, damit er mich nicht abschüttelt, bei 210 km/h fetzten wir dann im Gleichtakt über die nachtleere A9, was für ein Spaß! Natürlich hätte er mich eiskalt stehen lassen können und noch 100 Sachen mehr aus seinem Aventador rausholen können, da hätte ich in meinem Passat Diesel die Rücklichter des eleganten Lamborghinis nur einmal sehr sehr kurz gesehen. Aber wer immer da vor mir meine grob geschätzt nächsten 25 Jahresgehälter ausfuhr, war ein fairer Spieler: In den 120er-Zonen fuhr er unter Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit auf die rechte Spur, danach war wieder Flucht nach vorne angesagt, ein bisschen Spaß muss sein.

Ich bin nicht unter die unvernünftigen Raser gegangen, aber nach dem langen Tag gestern hat das kleine Necken mit dem Supersportwagen auf dem Weg Richtung Berlin bei mir noch einmal die Höchstkonzentration ins Cockpit zurückgeholt und mich vor der schleichenden Müdigkeit nach 18 Wachstunden gerettet.

Und auch den Tag endgültig vergoldet, denn ja: Ein bisschen hat auch das Autofahren dazugehört.

Eigentlich hatte ich vor allem meine allererste Lesung als Autor. Dem ein oder anderen schreibenden Mitleser mag das jetzt wie eine Petitesse erscheinen, für mich war es das mitnichten. Seit ungefähr der 10. Klasse hab ich mich selbst in der Schule immer vor Referaten gedrückt. Das ging damals gerade noch so – um die Jahrtausendwende war die Idee, dass Schüler sich selbst präsentieren können müssen in Baden-Württemberg noch eher ein seltsamer reformpädagogischer Ansatz, sowas hat man damals lieber ein bisschen belächelt als ausprobiert. Da hätte man ja eher noch die Grünen gewählt …

Ich hab also seit Ewigkeiten nicht mehr vor Leuten gesprochen und war damit eigentlich auch zufrieden. Publikum hatte ich ja trotzdem, irgendwo hier hinter meinen 0,3 m² Bildschirmfläche.

Nun hab ich aber ein Buch geschrieben und neben mir sitzt jetzt auch noch ein Verlag im Boot, der sich Mühe gibt, dass dieses Buch nicht morgen wieder von allen vergessen ist. Und so ein Verlag macht dazu nun halt genau das, was man zu diesem Zwecke halt macht: Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Presse …
Ich auf der anderen Seite finde es aber auch nicht nur toll, dass eine handvoll scheinbar nimmermüder Emons-Mitarbeiter sich so wuselig um mein Buch kümmert – ich halte es grundsätzlich ja auch für eine gute Idee, mal was anderes zu machen, mal neues kennenzulernen. Da komme ich als ewiger Urlaubsaufschieber eh nur viel zu selten dazu. Also hatte ich schon vor Monaten das Angebot des Verlags angenommen, während der Leipziger Buchmesse im Canito in Leipzig zu lesen. Aus meinem Buch, vor echten Menschen. Hätte ich mir so ja nie ausgedacht.

Leipzig, Symbolfoto. Quelle: Sash

Leipzig, Symbolfoto. Quelle: Sash

Aber nicht nur das: Ich hatte die letzten Wochen auch Zeit, mich mit einem netten jungen Mann vorzubereiten, der mir dann als Moderator (neudeutsch für: Mensch ohne Lampenfieber) bei der Sache zur Seite stehen würde. Yeah! \o/
Wir haben beide auch Überlegungen angestellt, testgelesen, uns quasi wie Profis verhalten – wobei am Ende die Generalprobe platzte, weil wir beide krank waren. Unser Konzept war also eher so mittel ausgereift, aber wir hatten gute Laune. 🙂

Zur Anreise hab ich mir dann o.g. Passat bei einer Autovermietung hier ums Eck rausgelassen. Ich hätte eine Bahnfahrt plus Hotelübernachtung haben können, aber als ich dann die Hotelpreise zur Buchmessenzeit gesehen hab, hab ich im Verlag angefragt, ob ich nicht vielleicht weniger von ihrem Geld verprassen und im eigenen Bett schlafen dürfe. Leipzig ist ja nun von Berlin aus nicht aus der Welt.

Und ich durfte:

Reisegefährt, Quelle: Sash

Reisegefährt, Quelle: Sash

Mir hätte ein Golf gereicht, in der Klasse gab’s aber nix mehr – und im Vergleich zum Hotel war dieses wirklich sehr sehr schnuckelige Kistchen dann immer noch ein Schnäppchen. Ein bisschen verliebt war ich ja auch schon vor dem Rennen auf der A9.

Leipzig war toll – da gab es alte Häuser, Tapas, Frühlingsrollen und Parkplätze. Und bekanntlich bin ich schon mit weniger zufriedenzustellen. 😉

Als ich und mein furchtloser Moderator eine halbe Stunde vor Beginn schon wohlgenährt das Canito betraten, um zum Who-is-who der Verlagsbelegschaft zu stossen, stellte sich dann auch langsam meine inzwischen schon vermisste Panik ein. Der kleine Raum war voll und die Leute guckten so, als wollten sie ernsthaft zuhören. Die Vorstellung, dass das von Vorteil sein könnte, teilte ich nicht unbedingt. Das von einem lieben Blogleser persönlich vorbeigebrachte Bier („Wie versprochen aus’m Hipster-Laden!“) hätte ich besser gleich vor der Lesung getrunken, aber wenn ich danach noch zu fahren gedenke, halte ich mich an diese 0,0-Promille-Geschichte. Das wuselige Durcheinander sagte mir so wenig zu, dass selbst das einzige Bild aus dem Canito verwackelt ist:

Inside the Canito, T: -10 minutes. Quelle: Sash

Inside the Canito, T: -10 minutes. Quelle: Sash

Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich zunächst. Mein Kopf nahm die Farbe überreifer Tomaten an, ich übernahm mal eben die Schweißproduktion eines halben Kontinents und atmete hörbar schwer ins Mikrofon. Nach den ersten paar Holperern aber geschah dann doch etwas unerwartetes: ein paar von den mich anstarrenden Gesichtern lächelten. Lachten bisweilen laut. Oder warfen ein, dass sie kein Problem mit Berliner Straßennamen hätten. WTF, Leipzig!?

Aber im Ernst: Es wurde richtig gut. Auch wenn ich mir nach wie vor ein bisschen hilflos durchs Programm tapsend vorkam, war die Stimmung ausgelassen, viele lauschten geradezu gebannt und der ein oder andere spontane Witz kam tatsächlich als Witz an. Am Ende haben wir die Stunde Lesezeit sogar noch etwas überzogen, um noch eine Geschichte vorzulesen, die ich davor nur einmal angeschaut hatte. Die Leute kauften ein paar Bücher und es hagelte fast ein bisschen arg viel Lob. Von Leuten, die nur zufällig da waren und ebenso von welchen, die mir attestierten, „schon GAAANZ anderes“ bei Lesungen erlebt zu haben.

Laut offiziellem Setting war ich vielleicht sowas wie der Star des Abends, aber ich muss den Kelch ehrlich weiterreichen an Peter Hanss, der während des Abends alleine das Restaurant betrieben hat. Und mit alleine meine ich alleine: Von der Küche bis zur Bedienung! 0.0

Nach allem, was ich gesehen und probiert habe, kann man also auch wenn jetzt bald die Lesungszeit zu Ende ist, im Canito sehr gut einkehren. Ebenso übrigens beim Vietnamesen direkt daneben. Für Interessierte:

Canito
Gottschedstraße 13
04109 Leipzig

Da ich um 9.00 Uhr bereits aufgestanden war, war ich dann trotz all der interessanten Leute und all dem leckeren Essen froh, um 23:00 Uhr bereits den Heimweg antreten zu können. Mit Innenstadtverkehr und tanken dauert die Fahrt halt selbst mit kurzfristigem Lamborghini-Jagen zwei Stunden.

Eine Wiederholung, also ein paar weitere Lesungen, könnte ich mir durchaus vorstellen. Bis sich das ergibt, ist allerdings trotzdem keine Ruhe zu erwarten. Der nächste Pressetermin ist vermutlich keine 12 Stunden mehr entfernt und ab demnächst gibt es in ausgewählten Buchhandlungen sogar GNIT-Bobbycars! (Einself!) 😀

Ich muss ehrlich sein: In Kombination mit der langwierigen Erkältung die letzten Wochen war das alles anstrengend. Und wird es noch ein paar Tage bleiben. Aber es macht doch auch einen Heidenspaß, dieses Autoren-Dings mal wirklich durchzuziehen. Für alle, die jetzt neidisch sind, hab ich aber auch noch was im Repertoire: Vor der Rückgabe des Autos hab ich mich heute morgen so richtig schön auf die Schnauze gelegt und mir das Knie aufgeschürft wie so ein 10-Jähriger. Rutschiger Glasboden und so. Alles Gute ist also auch hier nie beisammen. Aua.

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Sich selbst entkalken

Die ausnahmsweise mal gekaufte 5-Minuten-Terrine war sauer. Ich nur so halb, denn eigentlich schmeckte sie ja dann doch irgendwie. Ich meinte noch, dass das vielleicht das sein könnte, was uns die Lebensmittelchemiker als Crème fraîche verkaufen wollen.

Nun begab sich Ozie ihrerseits an ihr Mahl, aß und meinte:

„Wir essen gerade Zitronensäure.“

Mir war umgehend klar, was sie meinte:

„Du hast den Wasserkocher entkalkt?“

Das hat dann auch den sauren Geschmack im Tee von vor einer Stunde erklärt …

Aber ok, abgesehen vom etwas gezügelten Appetit ab diesem Punkt, war’s dann eigentlich doch auch eine gute Erfahrung. Immerhin wissen wir jetzt, dass unser Entkalker tatsächlich ungiftig ist und nur ein wenig sauer schmeckt. Sowas findet man sehr schnell raus, wenn man erstmal ordentliche Mengen davon zu sich genommen hat.

Haken wir es einfach auf der „Dinge, die man gelernt hat“-Liste ab. 🙂

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Clipboard-Gefühle

Das Buch ist raus, das Buch läuft. Soweit zumindest meine Einschätzung.

Aber mit Einschätzungen ist das so eine Sache. Beim eBook damals hatte ich alles selbst im Griff, ich kannte die Verkaufszahlen sehr schnell, hatte meinen Umsatz im Blick, alles sehr direkt eben. Wenn man ein Buch mit einem Verlag zusammen veröffentlicht, dann sind all die geschäftlichen Sachen vorrangig verlagsintern oder eben gar nicht in Echtzeit erfassbar. Da ist vieles plötzlich intern. Der Verlag hat mir zwar eine Zahl der Verkäufe zum Verkaufsstart genannt, aber auf wie viele Buchhandlungen und oder Barsortimente sich das wie aufteilt, weiß zumindest ich nicht. Und ich will auch nicht wie der letzte Honk jeden Tag eine Mail an den Verlag schicken.

Also behelfe ich, behelfen wir beide uns hier mit dem, was wir haben: Amazon-Verkaufsränge, Verfügbarkeiten, Barsortiment-Trends etc. Das ist natürlich unzureichend. Ich kann nicht einmal größenordnungsmäßig einschätzen, wie viele Bücher inzwischen über den Ladentisch gegangen sind. Was schade ist für einen Nerd, der sich gerne selbst informiert!

Aber, und das ist das Schöne, bisher deutet alles darauf hin, dass es gut läuft. Nicht exorbitant, denn natürlich bin ich mit ein paar Taxigeschichten nicht mal eben auf dem Weg, 50 Shades of grey vom unverdienten Thron zu schubsen. Obwohl das Wort „ficken“ in meinem Buch natürlich auch auftaucht.

Von Weltbestseller oder dergleichen hab ich ja nicht einmal geträumt – aber eine solide Resonanz scheint sich zumindest abzuzeichnen. Ich will das auch nicht im Einzelnen breittreten, denn das hat Ozie und mich nächtelange Gespräche gekostet, das lässt sich nicht runterbrechen. Wir könnten falsch liegen, aber wir glauben nicht, dass es so ist. Das Buch verkauft sich also hier und da. Schön. Sehr schön sogar!

Und doch kommt dann – bei mir, aber manchmal sogar bei Ozie – das auf, was wir inzwischen Clipboard-Gefühl nennen. Und das geht zurück auf die von mir gerne immer wieder erwähnte „Make good Art!“-Rede von Neil Gaiman, während der er erklärt, wie er stets das Gefühl hatte, mit einer Art Betrug davonzukommen, und fürchtete, dass eines Tages ein Mann mit Clipboard vor seiner Tür stehen könnte („I don’t know why he had a clipboard …“) und ihm erzählen würde, dass es nun vorbei sei und er sich nicht mehr einfach Dinge ausdenken und sie niederschreiben könne. Sondern was richtiges, echtes, tun müsse.

Ich kenne das Gefühl schon lange, aber es scheint auch verbreitet zu sein. Man macht ja „nur“ Kunst oder wie immer man das im Einzelnen nennen mag und irgendwer wird das schon aufdecken. Ich hab „nur“ ein Buch geschrieben und irgendwann wird schon wer merken, dass da „nur“ Taxigeschichten drinstehen, dass „nur“ ich das geschrieben hab, dass „nur“ meine Leser dieses Buch kaufen …

Eben wie es davor „nur“ ein eBook und „nur“ ein Blog war.

Das ist natürlich Bullshit. Für den Erfolg eines Buches ist relevant, dass es verkauft wird. Keine Sau interessiert sich dafür, wer es aus welchem Interesse getan hat. Abgesehen von mir vielleicht, aber tatsächlich spiele ich da so gesehen als Autor eine Nebenrolle. Jeder Bestseller wurde „nur“ geschrieben, alle kochen sie nur mit Wasser, selbst die ganz Großen.

Aber das Gefühl bleibt. Habe ich nicht Amazon „verarscht“, indem ich an Tag 1 dutzende Leser zum Buchkauf dorthin geschickt habe? Ist der positive Trend beim Barsortiment nicht ein Hoax, weil jetzt Amazon krampfhaft versucht, neue Bücher irgendwoher zu kriegen? Habe ich als Blogger das System Buchmarkt getrollt?

Nein.

So verkaufen sich Bücher eben. Jeder Autor bringt Fans mit – und wenn es sich anbietet, gibt jeder hier und da mal ein Interview, was letztlich nur den Zweck erfüllt, das Buch zu promoten. Mache ich auch gerade. Mit kuriosesten Medien (außer der Bild). Unecht ist bei der Sache vieles. Hier und da das Interesse der Journalisten, dort mal meine Freude über Aktion XY. Was jedoch nie wirklich unecht sein kann, ist der Erfolg. Nicht, dass das jemand in den falschen Hals bekommt: Jeder Leser sollte sich am Ende freuen über das Buch. Aber ob die Leute es kaufen, weil sie mich mögen, weil sie mich interessant finden, weil das Buch grandios ist, weil alle drüber reden, weil sie selbst Taxi fahren … nichts davon ist irgendwie ein Betrug oder eine unverdiente Aufwertung. Und trotzdem sitze ich mit meinem Clipboard-Gefühl da und denke:

„Fuck, das ist nur einer meiner Texte, wehe die finden das irgendwann mal raus!“

In Wahrheit können sie das natürlich gar nicht. Denn ich hab den Text als gutes Buch ausreichend getarnt. 😉

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