… also im weitesten Sinne.
Drüben bei GNIT hab ich mich etwas amüsiert gezeigt über den engen Rock einer Fahrgästin, die kaum ins Auto gekommen ist wegen dem Teil – weil sie schlicht die Beine nicht soweit auseinander bekommen hat.
Aber ausgerechnet beim Schreiben ist mir eingefallen, dass ich das vom Prinzip her sehr gut kenne, tatsächlich hatte ich währenddessen beinahe sowas wie ein Phantomgefühl im Oberschenkelbereich.
Nun hab ich mich für Röcke nie so wirklich begeistern können, sondern hab meine Erfahrung eher der modischen Ausnahmeerscheinung der mittleren 90er zu verdanken – den tief getragenen Hosen. Einer der wenigen wirklich bescheuerten Trends, denen ich je gefolgt bin, wobei ich da durchaus gnädig mit mir selbst bin. Ich find’s von der Sache her albern, aber so war das halt und es hat mein ästhetisches Empfinden durchaus beeinflusst.
Für die, die zu jung waren – und alle mit anderen Peergroups damals: Es hat sich damals insbesondere unter Skatern der Trend entwickelt, die Baggypants nicht mehr da zu tragen, wo man Hosen gemeinhin trägt, sondern deutlich tiefer. Heute gibt es eine Menge Hosen, die den Schritt extra tief haben, um so etwas zu suggerieren, wir in den Anfangstagen haben uns die Hosen einfach tatsächlich nicht mehr über den Hintern gezogen, sondern sie darunter getragen.
Um das zu tun, brauchte man zum einen einen Gürtel, den man enger schnallen konnte und zum anderen natürlich vorzeigbare Unterwäsche, am besten Boxershorts. Denn obwohl man natürlich umso längere Oberbekleidung getragen hat … sagen wir es mal so: Man hat damals eine Menge über die Unterwäsche seiner Kumpels gewusst.
Wenn mir heute mal eine Hose rutscht, weil ich ein paar Kilo abgenommen hab, dann frage ich mich manchmal, wie ich das damals überhaupt hinbekommen hab – aber es ging. Man hat sich halt angewöhnt breitbeinig zu gehen, und das sieht auch nur halb so lächerlich aus, wenn für den Beobachter nicht ersichtlich ist, wo die Beine überhaupt anfangen.
Ich kann heute auch drüber grinsen, dass es Partyfotos gibt, auf denen man meine Unterwäsche sieht, ach Gottchen, zumal es mich wundern würde, wenn es die jemals bis ins Netz schaffen.
(Im Übrigen bin ich da sehr gelassen und höchstens neugierig, was irgendwelche alten Freunde mal auspacken, sollte sich irgendwann mal sowas wie Prominenz bei mir abzeichnen. Weiß man als Autor ja nie. Aber ich weiß, welche Klamotten ich getragen, welche Drogen ich genommen habe, mit wem ich Sex hatte und welche Fotos es theoretisch noch geben könnte. Und mit dem meisten könnte ich gut leben, heute noch. Kann also nicht alles falsch gewesen sein.)
Was mich an der Geschichte mit den tief getragenen Hosen aber immer fasziniert hat, war eben genau die auch bei GNIT anhand der Röcke thematisierte Bewegungseinschränkung. Für mich war das ein modischer Gag, doch ich war ja immer schon etwas phlegmatisch. Aber die entsprechenden Kumpels waren ja wirklich Skater – und da braucht man seine Beine ja eigentlich. Wie bei fast allem im Leben hab ich’s zudem auch bei der Geschichte nicht zu der Perfektion getrieben, die andere da erreicht haben. Ein damals nicht mit mir befreundeter Typ in der Schule hat die Hosen so tief getragen, bei dem müsste der Gürtel kurz oberhalb der Knie gewesen sein. Das verbot sich mir schon, weil ich bereits damals an Grenzen bei der Länge der Oberbekleidung gekommen bin. Und doch, auch der Typ war stets mit Skateboard unterwegs. Aber gut, es braucht auch Geheimnisse auf der Welt …
Ich denke nicht oft an die Zeit zurück. Außer wenn ich mir allzu beherzt die Hose hochziehe und mir empfindliche Körperteile kurz unsanft zusammendrücke. Diesbezüglich waren das damals nämlich auch Zeiten der Freiheit. Es gibt ja bei allem Vor- und Nachteile … 😀
Ja, die Hosen kenne ich auch noch. Kann mich noch an eine lustige Situation erinnern. Wir saßen in der Schule. Der Lehrer war schon im Klassenzimmer und ein Schüler mit extremst tief sitzender Hose kommt rein. Nachdem die Glocke geläutet hat und alle Schüler saßen hat er den Schüler vor geholt, sagte ihm er soll die Klasse anschaun und lief 2-3 mal um ihn herum und hat ihn gemustert. Der Lehrer war immer cool drauf und alle Lachten. Auf einmal hat hinter ihm angehalten und hat ihm die Hose ganz hochgezogen. Darauf folgte dann ein lustiger Spruch an den ich mich nicht mehr erinnere und er durfte sich wieder setzen. Wir haben uns gekugelt vor lachen!
Das sind dann wohl gerade die paar Jahre Unterschied zwischen uns – über die Hosen in den Kniekehlen hab‘ ich immer nur den Kopf schütteln können. Die Modesünden meiner Zeit waren eher Flanellhemden, die man über zu großen T-Shirts trug, die (zumindest im Winter) wiederum über langärmligen Sweatshirts saßen.
Ja, das ergab damals Sinn. Irgendwie zumindest. 😉
@Fiona:
So fies waren unsere Lehrer glücklicherweise nicht. 🙂
@Jens:
Erstaunlich, was so ein paar Jahre für einen Unterschied machen können, nicht wahr? Ich erlebe das auch oft mit Ozie – was wir wegen 5 Jahren unterschiedliche Kindheitserinnerungen haben, ist der Wahnsinn!
P.S.: Und was mich eben an der Genttifizierungsgegner-Bewegung mitunter aufregt, ist die fehlende Reflexion auf eigenens Zutun. Es ist ja schizophren. Es regen sich mitunter und häufig Zugezogene über später Zugezogene auf, die Wohnungen für Finanzschwache wegnehmen, in denen sie wohnen. Also dieser aggressive Zeigefinger zeigt irgendwie auch immer auf ein Spiegelbild.
@Mic ha:
Der war jetzt nicht direkt unter dem eigentlichen Artikel, sehe ich das richtig? 😉
Upsi! 🙂
Hehe,
oh ja, diese Hosen kenne ich auch noch vom Sehen. Ätzender Trend, den die Jugend hatte 😉
Und mein Gott, mit welchem Tempo und welcher Kraft ziehst du deine Hose hoch?