Oops, I did it again …
Ja, ich hab mal wieder ein neues Projekt gestartet. Ungeachtet allen Ungemachs, das neue Websites so mit sich bringen, habe ich einen neuen Blog gestartet. Und ja, auch auf die Gefahr hin, dass ich hier noch weniger schreibe. Dass Nischenblogs besser sein können als privates Tralala, beweist GNIT ja nun seit fast 5 Jahren ganz gut …
Worum geht es?
Wie die meisten von Euch Lesern inzwischen wissen, interessiere ich mich ja beileibe nicht nur fürs Taxifahren oder meinen Haushalt, sondern auch für einige andere Dinge. Ein großes Steckenpferd war und wird wohl auch immer sein: Die Wissenschaft. Nicht nur, dass ich Wissenschaft an sich ein spannendes Thema finde, ich hab mich im Laufe der Jahre auch in viele Themen eingelesen. Und ebenso sehr haben mich in all den Wissenschaftsblogs die Themen Pseudowissenschaft und Esoterik gestreift. Ich hab mich auseinandergesetzt mit Theorien der „Alternativmedizin“ und Perpetuum-Mobile-Erfindern. Darüber hinaus aber auch mit Verschwörungstheorien von der „Mondlandungslüge“ bis hin zu „Reichsbürgern“ und „Chemtrails“. Ich habe etliche hundert Stunden (!) damit verbracht, irrationale Überzeugungen zu hinterfragen, zu analysieren und zu kritisieren. Nur halt kaum öffentlich. Aber dank argumentresistenten Impfgegnern schwappt derzeit eine Masernwelle durch Berlin und ich finde keine verdammte Apotheke, die nicht der Hilfsreligion Homöopathie verfallen ist.
Natürlich bin ich auf keinem der Gebiete ein Professioneller – aber ich bin im weitesten Sinne professionell darin geworden, Argumente zu analysieren. Das tun zwar freilich auch schon einige andere, aber viele machen das sehr trocken und ausschließlich möglichst seriös, weniger spielerisch erzählend und hier und da auch mal unterhaltsam.
Und genau in die Kerbe möchte ich schlagen.
Auf there-is-no-spoon.de versuche ich, in kleinen Häppchen, möglichst publikumsgerecht und auch mal kleinteilig, abstruse Theorien auseinanderzunehmen und – wenn angebracht – auch mal darüber zu spotten.
„There is no spoon“ bezieht sich als Name natürlich auf den Film „Matrix“. Er ist gewollt doppel-doppeldeutig. Natürlich ist die Kernaussage von Matrix, dass sich hinter der oberflächlichen Welt eine weitere verbirgt. Andererseits beschreibt die Löffel-Szene auch eine typische Esoteriker-Geschichte: Obwohl die Welt eigentlich komplex und von den meisten unverstanden ist, mühen sich allerlei Gurus ab, mit billigen oberflächlichen Erklärungen Lösungen zu finden für Probleme, die so oft gar nicht existieren. Warum sollte man sich seine Aura reparieren lassen, wenn es sowas nicht gibt? Warum über Begründungen für die Wirksamkeit der Homöopathie sinnieren, wo sie doch eigentlich nicht einmal diese Wirksamkeit zeigt?
Ja, TINS ist auch ein wenig plakativ angelegt, keine Frage. Aber entgegen aller Kritik, die ich fraglos in der nächsten Zeit deswegen einstecken werden muss, geht es mir nicht um Dogmatik. Ich möchte mit der Seite zwar durchaus eine Bresche für die wissenschaftliche Weltanschauung schlagen, aber ich will auch transparent sein und Fehler meiner Denkweise zugeben. So gesehen ist das Projekt für mich ähnlich spannend, wie es das hoffentlich für Euch Leser ist – und ich hoffe, dass einige von Euch die Seite besuchen oder ihr sogar via Twitter oder Facebook folgen werden.
Kleine Anmerkung: Aufgrund der heiklen Themen wird es dort in den Kommentaren anders laufen als hier. Ich werde viel raussortieren, egal ob pro oder contra meiner Meinung, ich bin dieses Mal so frei, dort keine ellenlangen Diskussionen zuzulassen. Es ist eben was anderes als ein privates Plaudern dort, versteht das bitte!
Nun aber: Bühne frei für TINS:
Eine Empfehlung in dieser Richtung auch noch von mir:
https://aargks.wordpress.com/
„…keine verdammte Apotheke, die nicht der Hilfsreligion Homöopathie verfallen ist“ – Die sind dem nicht verfallen, sondern für die ist das in erster Linie ein Geschäft. Und da es für ihr Geschäft gut ist, wenn möglichst viele Leute daran glauben, fördern sie das natürlich auch entsprechend.
So ist es mit der gesamten Esoterik, und es nervt gewaltig – denn Wissenschaftlichkeit heißt ja auch, zu sagen: „Nur weil bisher kein wissenschaftlicher Nachweis gelungen ist, dass es sowas wie eine Aura gibt, heißt das noch lange nicht, dass es sowas nicht doch geben könnte – aber wenn, dann eben außerhalb unserer Relevanzsphäre.“ Somit würde ich das Zeug, mit dem sich Esoteriker beschäftigen, solange sie es nicht tun, um damit ein Geschäft zu machen (aber: Gibt es überhaupt noch „echte“ Esoteriker? Ich bezweifle es stark…), nicht von vornherein als inexistentes Hirngespinst abtun, sondern lediglich sagen: „Tangiert mich jetzt nicht, mag sein, mag nicht sein, ist mir egal – zumindest, solange kein wissenschaftlicher Nachweis gelingt, es also außerhalb jeglicher Berechenbarkeit liegt.“ Und letztendlich ist das ja auch ein Thema, wo jeder nur für sich selbst zu eigenen Erkenntnissen gelangen kann, die dann aber wieder für niemanden anders gültig sein müssen. Seiner Natur nach also unwissenschaftlich, und dementsprechend nicht mit wissenschaftlichem Denken kompatibel.
Und dann war da vor der Tangente, auf der ich gerade ausgerutscht bin, noch eine tolle Überleitung von Homöopathie – Placeboeffekt zu Verschwörungstheorien. Nämlich, wenn es sowas wie eine Verschwörung geben sollte, dann sind die Verschwörungstheoretiker diejenigen, die dieser am meisten dienlich sind. Beispiel „Chemtrails“ -> Nocebo-Effekt. Wenn ich Verschwörer wäre, würde ich bestehende VTs nehmen, und sie entsprechend abgewandelt verbreiten, so dass die Verschwörunstheoretiker daran glauben, und sich damit selbst „vergiften“, indem der Nocebo-Effekt greift. Hintergrund: Das ist das Gegenteil zum Placebo-Effekt. Beim Placebo ist es ja so, dass etwas hilft/gut tut/gesund macht, weil man daran glaubt, dass es das tut. Beim Nocebo hingegen glaubt man, dass etwas schädlich ist, und sowie man dem ausgesetzt ist, wirkt es deshalb auch tatsächlich schädlich, obwohl das vielleicht gar nicht sein müsste, oder die Schadwirkung nur viel geringfügiger vorhanden wäre.
Das wiederum führt zu dem Gedanken, dass da an dem ganzen „Der Geist kann heilen/krank machen“ doch so einiges dran ist, es gibt ja auch psychosomatische Krankheiten… Nur ist es verdammt schwer, da zu forschen, weil brauchbare (universell gültige) Ergebnisse praktisch nicht zu erhalten sind, und zugleich auch wieder eine Art „Unschärferelation“ greift, d.h. indem etwas von außen beobachtet wird, eine Veränderung des Beobachteten eintritt…
Klingt interessant. Mal sehen, wie intensiv ich das verfolgen werde, das hängt wohl auch davon ab, wie häufig und ausführlich du dort schreibst, wieviel Zeit das intensive Verfolgen also ausfüllt.
Mir würdest du das Verfolgen der Seite einfacher machen, wenn du sie hier in der Seitenleiste, oben rechts unter „Eigenes“ noch verlinkst.
@Roichi:
Das aargks ist schon lange im Feedreader. 🙂
@Wahlberliner:
Sicher bedeutet Wissenschaftlichkeit auch, bestimmte Dinge im Unklaren lassen zu müssen, weil man noch nicht soweit ist. Aber wo stellt denn heute noch jemand die Frage „Haben wir vielleicht eine Aura?“?
Stattdessen wird eine postuliert, und in sicher 99% aller Fälle inklusive der Meinung, sie könne kaputt sein, Möglichkeiten sie zu reparieren, etc. pp.
Und so interessant Noceboeffekte und psychosomatische Krankheiten sind: An irgendeinem Punkt der Argumentationskette sollte man das genau als solches benennen, weil die Konsequenzen, die Betroffene ziehen würden, reichlich nachteilig wären.
@Marco:
Keine schlechte Idee eigentlich.
@Sash: „Aber wo stellt denn heute noch jemand die Frage “Haben wir vielleicht eine Aura?”?“ – Tja, das ist das Problem: Die Geschäftemacher postulieren einfach eine, und alle, die sich wissenschaftlich nennen, schließen die Existenz einfach aus. Beides ist in meinen Augen gleich falsch. Ist halt so ein Ding, was man offen lassen muss (außer, man will ein Geschäft damit machen, klar).
Worauf Du Deinen Einwand bzgl. Nocebo-Effekt/Psychosomatischen Krankheiten beziehst, weiß ich nicht. Ich schrieb das ja, indem ich mich in einen Verschwörungstheoretiker hineinzudenken versucht habe, und dann so versucht habe zu denken, wie ein von diesem postulierter Verschwörer das nutzen würde. So ein Verschwörer, im Denken der Verschwörungstheoretiker, hat natürlich immer nachteilige Effekte für die Betroffenen im Sinn, also wäre es wenig sinnvoll, diese Effekte zu erwähnen und damit aufzuheben. Wie gesagt, alles hypothetische Gedankenspielchen…
Schade, dass mein Kommentar unter dem „Perpetuum-Mobile-Beitrag“ noch nicht freigeschaltet wurde. Gibts einen Grund? Willst Du erst die 5 Videos anschauen? Die finde ich ziemlich interessant, zumindest zum Ende hin (Teil 3 und 4)… 🙂
Oh … da haben wir ja schon wieder was gemeinsam … auch ich habe in letzer Zeit so manche Stunde mit solchen Themen verbracht, „Vorwärts in die Vergangenheit“, „Muss man Wissen!“, das „Chemtrail Handbuch“ gelesen, mein Biochemie- und Mikrobiologiewissen aus dem lang vergangenen Nebenfachstudium wieder aufgefrischt und mich in letzer Zeit kräftig mit ein paar Impfgegnern „der besonderen Sorte“ auf FB verbissen …
Hallo Sash,
Ich wünsche dir viel Glück bei deinem Projekt.
Ich hatte auch mal vor etwas ähnliches aufzugreifen, mir fehlte aber die Energie dazu.
Ich vermute mal PSIRAM (ehemals Esowatch) kennst du schon?
Wenn nicht schau mal rein: http://www.psiram.com/
Könnte hilfreich sein.
Grüße aus Dresden
Philipp
@Hartmut:
An das Thema wird’s natürlich auch noch rangehen. Obwohl ich die Verzweiflung schon im Vorfeld fast spüre. Aber manchmal musses wohl weh tun. 😉
@Philipp:
Natürlich kenne ich Psiram. Ist und wird mir weiterhin eine Inspirationsquelle und Nachschlagewerk sein. 🙂