Schmerzen an der Decke

Ich fand, als ich klein war, den Gedanken immer ein wenig gruselig, dass sich die Körpergröße nicht nur während des Wachstumsprozesses ändert, sondern auch später noch – ja, sogar von morgens bis mittags. Andererseits war dieses Bild vom entspannten Aufstehen und dem Zusammensacken im Laufe des Tages schon zu Schulzeiten irgendwie plausibel. Und wie so ein Tag einen runterzieht!

Kleiner Sprung in die Gegenwart: Ich hab Schmerzen.

Bevor mich im Laufe meiner Schlafenszeit die halbe Familie weckt: Keine Panik, es ist wirklich nix wildes. Ich hab mir einen Nerv eingeklemmt, bzw. entzündet, wer will’s schon so genau wissen, die Ärztin meint jedenfalls, dass das kein Problem sei. Hin und wieder mal etwas dehnen und strecken, ggf. Schmerzmittel, dann wird das wieder. Klingt allerdings unter der Diagnose Thoraxblockade für Nichtmediziner wesentlich schauriger, weswegen ich es hier erst hinterher schreibe.

Von allem Quatsch an Krankheiten, die ich in den letzten 34 Jahren so gesammelt hab, ist das eine der interessantesten. Oder ich bin heutzutage am interessiertesten, das kann natürlich auch sein.

Nein, dieser Nerv (irgendwo unterhalb der linken Rippen) ist wirklich ein Prachtstück von Arschkeks. Ich hatte vor einigen Jahren schonmal Stress mit dem Ischias. Das jetzt ist ähnlich, aber komplett anders. Damals war klar: Alles, wo man vom Sitzen zum Stehen oder Liegen wechseln musste, „ging nicht“, tat also höllisch weh und man hatte keinen Grund, freiwillig darüber nachzudenken. Selbst nicht für Geld. Der jetzt ist gemeiner – der startet Überraschungsattaken. Ich war drei Tage damit arbeiten und es ging recht gut. Mal zwiebelt’s beim Einsteigen, mal nicht. Und dann hab ich gemerkt: Oh, aber mit der rechten Hand Türen öffnen tut weh. Das Hinsetzen im Bett nicht, das Umdrehen schon. Manchmal. Und guckt mal, ich kann den Arm völlig schmerzfrei soooo hoch … aua, gestern ging noch höher!

Mit anderen Worten: Von ungelogen entspanntem Einatmen bis zum Springen kann alles wehtun, tut’s aber nur selten  – wenn mich der Nerv gerade verarschen will.

Also gut: Ich will das also loswerden und da Ibuprofen nicht kostenlos sind, drehe und winde, strecke und dehne ich mich seit gestern auch ein wenig. Sport will ich’s noch nicht nennen, aber stellenweise hat’s in Einzelmomenten Ähnlichkeiten mit Gymnastik.

Und – um die Schleife zu schließen – dabei hab ich dann wirklich erstmals an mir selbst festgestellt, dass dieses Schrumpfen im Laufe des Tages selbst bei Sitzgemüse wie mir eindrucksvoll nachweisbar ist. Denn als ich im Laufe des gestrigen Morgens ein paarmal zur Übung die Hände zur Decke streckte, war das ein Kraftakt, ganz ohne Mithilfe der Füße ging es nicht. Und dann, nach etwas Schlaf – könnte ich wie beiläufig mit den Fingern unsere Raufasertapete abziehen. Ich möchte ganz ehrlich sagen: Das ist eindrucksvoll, denn gefühlt bin ich selbstverständlich immer gleich groß. Und sowieso so viel größer als die meisten anderen, dass es um ein paar Zentimeter nicht geht.

So, und jetzt hoffe ich, dass der Vorschlag meiner Ärztin ähnlich eindrucksvoll Wirkung entfaltet. Wissenschaft muss wohl manchmal weh tun.

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