Nicht falsch verstehen: Wir arbeiten hier immer. Heute zum Beispiel haben wir die neuen Küchenschränke aufgehängt und einen Teil davon hat Ozie zuvor erst zusammengeschraubt. Nein, das „zwischen den Arbeiten“ ist natürlich auf die Lohnarbeit bezogen. Ozie hat ihren Shop beendet, ich meine Arbeit bei der Apotheke und auch wenn ich auf dem Papier noch Taxifahrer bin: Ich bin offiziell in Elternzeit und die Kündigung ist bereits abgemacht und muss nur noch geschrieben werden. Tatsächlich muss ich nächste Woche allerdings nochmal mit dem Büro telefonieren, weil immer noch Elterngeld vom letzten Jahr aussteht.
Und ja, das ist so traurig, wie es klingt.
Natürlich war das alles kompliziert mit unseren verschiedenen Jobs, aber dass wir ausgerechnet an Frau Semmelbrösel* geraten sind, ist schon auch etwas abenteuerlich. Denn auch wenn unser Fall etwas außergewöhnlich war, so ist dieser Laden ja nur dafür zuständig, das Elterngeld zu berechnen. Und uns eben gegebenenfalls mitzuteilen, was genau wir einreichen müssen. Wir haben ganz legale Jobs und sonstige Tätigkeiten, dafür muss eine so spezialisierte Behörde halt auch Antworten haben. Ich konnte mich als Taxifahrer bei einer der seltenen Fahrten ins weite Umland ja auch nicht einfach zurücklehnen und sagen:
„Wissen se, Ihr Fall ist ja so schwierig, da muss ich erst einmal gucken, ob ich ein Warndreieck dabei habe, Wissen Sie zufällig, wo das sein könnte?“
So ähnlich aber macht Frau Semmelbrösel das. Die hat trotz noch anstehender Zahlungen einfach mal ein halbes Jahr Pause in unserem Fall gemacht und dann angerufen und uns erklärt, dass sie das ja schon alles sehr schwierig findet.
Ihr beispielloses Engagement war es, das uns scherzen ließ, dass wir uns ja beide im öffentlichen Dienst bewerben könnten, wenn da solche Leute arbeiten können. Und dass wir das ja wohl besser machen könnten. Fazit nach bisherigem Stand: Unser beider jeweils erste Bewerbung wurde angenommen. 😉
Und es soll ja Leute geben, die auf eine rechtzeitige Zahlung angewiesen sind, GERADE WEIL ihre Umstände etwas komplizierter sind.
Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Eigentlich wollte ich auf gar nichts hinaus, denn wären nicht das Spätzle und die Wohnungsoptimierung, dann könnten wir uns gerade jetzt noch etwas zurücklehnen und uns einfach freuen, wie gut es uns gerade geht. Und in gewisser Weise machen wir das sogar. Morgen gehen wir in den Tierpark, was sicher großartig wird, da unser Zwerg gerade seit zwei Wochen frisch festgestellt hat, dass es sowas wie Tiere gibt. Also Dinge, die sich von alleine bewegen. Heute auf dem Weg vom Spielplatz nach Hause hat er das Bellen eines Hundes minutenlang nachgemacht. Der wird sich wundern, wenn er morgen lernt, dass es das ganze auch in groß oder mit Hörnern gibt. 🙂
*Name geändert