Monthly Archives: August 2020

Arbeit und so …

Ich hab hier bisher nichts über meine „neue“ Arbeit geschrieben, und das ist eigentlich traurig. Klar, ich arbeite jetzt im öffentlichen Dienst und ich darf deswegen keine allzu plakativen Details nennen, aber die Grenzen ausloten muss drin sein. Mich selbst verleugnen war noch nie mein Weg.

Und ja, ich habe vor Monaten ein paar Fotos von Twitter gelöscht, weil mir zu verstehen gegeben wurde, dass das nicht im Sinne der Behörde ist. Einer Behörde und insbesondere einer Abteilung nach, die gelinde gesagt nur so mittel beliebt ist. Meine Meinung dazu könnt Ihr euch sicher denken, aber hey, was weiß ich als Blogger schon von den Effekten der unkonventionellen Öffentlichkeitsarbeit? Dazu hab ich ja gar keine Schulung gemacht!

Klingt schlimm, isses aber gar nicht. Ich bin ja nicht zu doof, mich an Regeln zu halten. 😉

Man sagt der Verwaltung (insbesondere in Berlin) schlimmes nach, aber ich bin nun in einem Job gelandet, der wesentlich schneller und direkter Einfluss auf die Stadt hat, als man es vermuten würde:

Ich kriege die Anrufe rein, wenn eine Ampel ausgefallen ist oder wenn wegen einer Baustelle ein Autobahntunnel gesperrt werden muss.
Und: Nein, das ist kein Callcenter-Job, ich kann die Ampeln schalten, Verkehrswarnmeldungen rausschicken und die Autobahn sperren. Da hängt einiges an Verantwortung dran.

Ohne das wirklich aktiv gesucht zu haben, muss ich sagen, dass das schon leider geil ist.

Ja, ich arbeite eng mit der Polizei zusammen (genau genommen sitzen die im selben Raum mit mir) und am Ende muss ich diese und jene Vorgabe einfach umsetzen, aber am Ende kann ich das befürworten, da es um die Verkehrssicherheit geht und ich darin wirklich nichts verwerfliches finden kann.

Zugegeben: Der Schichtdienst ist teilweise hart (Wecker auf 3:40 Uhr), aber es macht Spaß.

Der Job war ein Zufallsfund von Sophie, das Bewerbungsgespräch war absurd schlimm, aber da bin ich nun. Sehr zufrieden, mehr als manch andere, die das schon länger machen.

Aber falls ich jetzt wegen dieses Textes rausfliege, schnorre ich Euch wieder an, das ist hoffentlich klar. 😉

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Wir sollen alle sterben!

Ich mische mich „seit Corona“ nicht mehr allzu viel unter Menschen … ach, eigentlich war ich auch davor schon eher so ein Höhlenbewohner. Egal, darum geht es eigentlich nicht, aber so kann es halt passieren, dass man Leute erst nach Ewigkeiten wiedersieht.

Auftritt David:

„Hey Sascha, Du weißt schon, dass die Amis Corona mit Drohnen über China abgeworfen haben, um die Bevölkerung zu dezimieren, oder?“

Ja, Dir auch erst einmal einen schönen guten Morgen, David.

„Nein, David, das glaube ich nicht. Sollte irgendwer die Bevölkerung dezimieren wollen, gäbe es dazu eine Menge einfacherer Wege, die lange bekannt und wesentlich besser kontrollierbar sind.“

„Aber es geht denen ja auch darum, das China wirtschaftlich schlechter dasteht.“

„Na dann herzlichen Glückwunsch an die Amerikaner. So wie es jetzt aussieht, trifft Corona die USA viel härter als China. Ein weiterer Grund, eher nicht davon auszugehen, dass das geplant war, denn so schlecht würde es ja wohl niemand planen, der die Ressourcen für sowas hätte.“

David hat gezuckt, offenbar hat er im letzten Monat eher wenig Gegenrede bekommen zu seinen „Theorien“.

Ich hab mein Bestes gegeben, ehrlich. Wir waren nach 2 Minuten dabei, dass die Mondlandung gefälscht war und David brachte an, dass wegen der Strahlung eh niemand zum Mond fliegen könne ohne meterdicke Bleiwände und ich hab aus meinem spontanen Halbwissen ohne Witz ganz spontan geantwortet, dass die erhöhte Strahlenexposition von Astronauten natürlich ein Thema sei, die kosmische Strahlung allerdings nur zu kleinen Teilen aus Gammastrahlung besteht, die im wesentlichen dicke Bleiwände erforderlich machen würde.

Die Eloquenz hätte ich gerne mal in Situationen gehabt, die für mich wirklich wichtig waren!

Mein Fähigkeitsrepertoire ist überschaubar, aber wenn ich was kann, dann Verschwörungsmythen debunken. Ich kenne sie fast alle und weiß wie und warum sie funktionieren. Das hab ich David auch so gesagt und in der kürzesten Kurzfassung erklärt, wie komplexe Situationen sich gerne einfach erklären lassen, dass das aber halt nicht unbedingt was mit der Wahrheit zu tun haben muss.

„Aber hey, der Trump sagt wenigstens die Wahrheit!“

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Ja, er sagt halt was er glaubt.“

„OK, David. Mal ganz kurz: Ich glaube, hier gegenüber, das Fabrikgebäude ist eine Giftgasfabrik. Und das Auto dahinten: Da sitzt Obama drin und fährt gleich gegen einen Baum. Und dann fällt hier eine Maus vom Himmel und sorgt dafür, dass das komplette Viertel hier in einer gewaltigen Atomexplosion ausgelöscht wird.“

„Das ist Schwachsinn.“

Aber ich hab Dir gesagt, was ich glaube. Das hat doch nix mit der Wahrheit zu tun, oder? Was hat Trump denn wichtiges gesagt, was niemand sonst gesagt hat?“

„Da … da bin ich jetzt im Moment sprachlos.“

Ja, das klingt ganz gut und es hätte alles noch viel schlimmer laufen können. Das Problem mit Verschwörungsmythen ist, dass das halt leider nur zum Teil stimmt. Die Auseinandersetzung mit David war ok und man könnte meinen, ich hätte argumentativ einiges an Boden gewonnen, zum Nachdenken angeregt und die Welt zu einem besseren Ort gemacht. Ist halt wahrscheinlich nicht so, denn alles was David zuletzt zu sagen hatte, war:

„Na Sascha, da hab ich dich jetzt aber ordentlich erschreckt, was?“

Ja, verdammt! Und ich finde das leider überhaupt nicht witzig.

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Gehirnchen

Ich bin ja immer mehr baff, was das kleine Spätzle inzwischen alles kann. Selbst, bzw. gerade beim Sprechen, wo es ja eher nur so mittelfrüh angefangen hat, kann man den Synapsen quasi beim Wachsen zusehen. Ich hätte nie gedacht, was so ein Zweijähriger alles verarbeiten kann. Natürlich mit Lücken bei der Aussprache, aber sonst: Holla die Waldfee!

Mal als Beispiel: Nach einer kurzen Erklärung von uns – die nötig war, weil er die alte kaputte Kaffeemaschine sehr vermisst – erzählt er jetzt gerne auf Nachfrage, dass ich die alte Maschine zum Recyclinghof in einen Container gebracht habe und die dort eine Neue draus machen.

Noch geiler sind aber die Momente, wo man erkennt, WIE seine Welt zusammenhängt und wo die Grenzen liegen.

So kam es vor ein paar Wochen, dass er mir beim Spielen seinen Eimer für die Bauklötze auf den Kopf gesetzt hat und nach einem kurzen Blick wie eine Maschine zu singen begann:

„Bogsag Ebogsag, Papaa! Glück gehabt!“

Sieh an, in der Kita kriegen die Geburtstagskinder also offenbar eine Krone aufgesetzt. Geburtstag, Geburtstag, so viel Text konnte er sich merken. Und dann – und da zerfließe ich innerlich ein wenig – ist ihm das Wort Glückwunsch offenbar noch nicht so geläufgig und er verwendet die einzige ihm bekannte ähnliche Formulierung von uns: „Glück gehabt“.

Es ist so grandios!

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Freiheit

Nein, nach der langen Pause kein Text zu „Corona-Kritikern“ oder vergleichbarem Bullshit! Hätte ich zugegebenermaßen auch mal wieder Bock drauf, aber nicht jetzt.

Wie man sieht, treibt mich gerade nicht mehr viel an die Tastatur. Genau genommen sind es gerade im wesentlichen ein paar Games oder ernsthaft notwendige Sachen. Umso mehr dürfte überraschen, dass dann plötzlich ein Thema daherkommt, dessen Relevanz man getrost irgendwo knapp über Null verorten kann: Freibad!

Wir waren im Freibad. Recht oft in den letzten Wochen, denn ein Freibad (meist nur das Kinderfreibad ums Eck) ist wirklich eine gute Idee, um aufgedrehte Zweijährige zu beschäftigen, auszupowern und trotzdem nicht überhitzen zu lassen. Die Eltern interessieren in diesem Szenario eigentlich eher wenig, aber da ich nun ein Elternteil in entsprechender Position bin, möchte ich genau darauf raus.

Ich hab mich in den letzten Jahren selten so gut gefühlt wie dieser Tage im Freibad und das hat natürlich seine Gründe.

Unspektakulär an sich ist natürlich dieser: Ich war seit etwa 25 Jahren nicht mehr in einem Schwimmbad.

Der Punkt wo es interessant wird, ist natürlich der Grund dahinter, gemeinhin Hintergrund genannt: Ich hab mich in Bädern immer unwohl gefühlt, weil ich seit meiner Kindheit stark übergewichtig bin und das halt in Kombination mit den Menschen da draußen seine Komplexe mit sich bringt.

Das klingt irgendwie so normal und gleichzeitig fies pathologisch, ich hab keine Ahnung, ob sich das Leute vorstellen können, die mit einem halbwegs „normalen“, sprich „normentsprechendem“ Körperbau irgendwie vorstelllen können. Vielleicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich bin für Erfahrungsberichte dankbar.

Bei mir jedenfalls ist es so, dass mein Bauch, seit ich 10 bin oder so, aus jeder Badehose rausquillt. Vorne, rechts, links. Hängt, hat Falten und Dehnungsstreifen, „Man Boobs“, die gut in B-Körbchen passen würden, treten hervor und nicht zuletzt hat auch die Akne den ein oder anderen Fleck auf meinem reinweißen Körper hinterlassen. Ich bin ehrlich gesagt für meinen ganz persönlichen Geschmack bezüglich attraktiver Menschen nicht hübsch.

Das eigentliche Ding daran ist natürlich: Ja und?
Ich gehe ja nicht ins Freibad, um potenzielle Sexualpartner zu umgarnen, sondern um mich daran zu erfreuen, all dem Speck mal etwas weniger Gravitation zugute kommen zu lassen. 😉

Das Ding ist halt: Als ich mich das letzte Mal getraut habe, ohne Shirt ins Wasser zu gehen, war in meinem Kopf noch fest verankert, dass es dann doch irgendwie wichtig ist, ob die anderen Menschen mich dort wenigstens noch ok finden. Natürlich ist man mit 15 fast zwangsweise in einer Peer-Group, die dicke Senioren auslacht und die Körper der Gleichaltrigen bewertet. Und so kommt es dann, dass ich als Übergewichtiger jede Situation, in der ich in die Gefahr hätte kommen können, mich mal meiner Oberbekleidung zu entledigen, als Gefahr gesehen hab. Jetzt nicht im Todesangst-Totalvernichtungs-Sinne, aber immer wenn „Schwimmbad“ auf der Liste stand, war da der Gedanke ans Ausziehen. Immer. So wie verantwortungsbewusste Eltern zuerst „Sonnencreme!“ denken und Kinder „Pommes!“. Immer. Und das war eben ein unangenehmer Gedanke: „Was denkt Julia, wenn ich im Sitzen dickere Brüste habe als sie?“, „Nimmt mir Dennis noch ab, dass ich der coole Typ bin?“, „Rennt Lina nicht eh weg, wenn ich da so durchs Gebäude schwabbel?“.

Richtig: Man ist schon dick und kann sich nicht einmal auf die Pommes im Freibad freuen!

Und ganz im Ernst: Das Problem ist, dass diese Gesellschaft halt am Ende eine Menge ekliges Fatshaming betreibt. Ja, auch dein blöder Kommentar mit 12 über „die dicke Kuh Laura“ gehört dazu.

Ich kann mich nun wirklich nicht damit brüsten, in meinem Leben allzu hart diskriminiert worden zu sein. Wie auch als großer weißer Mann in diesem Land? Ich hab sogar lange Zeit meines Lebens echt geile Freunde und Freundinnen gehabt, die sich explizit gegen so eine Scheiße ausgesprochen haben, aber am Ende habe ich vielleicht doch mehr als ich wollte darunter gelitten, dass meine Mutter mich mal irgendwann entsetzt angeschrieen hat, dass das doch nicht sein könne, als ich ihr verkündet hab, dass die Waage im Schwimmbad 70 kg angezeigt hat. Das hat sich locker verdoppelt seither.

Ich hab mich jedenfalls seit 2003 etwa (und das war eine einmalige und doch eher weirde Ausnahme mit WG-Mitbewohnern in der Sauna, davor das letzte Mal war eher 1996) nie oberhalb der Kniee in der Öffentlichkeit ausgezogen. Nie. Weil ich ein schlechtes Gefühl dabei gehabt hätte. Überlest das bitte nicht, denkt bitte über eure Erfahrungen nach! Ich war seit 1995 nicht mehr schwimmen! NUR deswegen! Und ich halte mich für sonst emotional recht stabil.

Und nun Freibad!

Auch hier erst einmal gerne mit Hemd. Ich kriege ja schon Sonnenbrand von Fotos der Sonne. Aber dann eben auch weil geht halt nicht. Gucken ja alle.

Dass ich zuletzt dann doch zwei Tage oberkörperfrei im Bad verbracht habe, hat mir ein Hoch beschert, das wirklich unfassbar war. Ich hatte selbst keine Ahnung, wie groß die Blockade davor gewesen sein muss. Ich bin nahe daran, es mit dem Selbstwertgefühl zu vergleichen, das man in den ersten Wochen nach dem ersten Sex hat. Obwohl ich nur das getan hab, was Bauarbeiter offensichtlich als Einstellungstest absolvieren müssen. Irgendwas ist da falsch.

Ich würde jetzt gerne irgendwelche Tipps an Leute geben, denen es geht wie es mir ging. Kann ich nicht. Denn ganz ganz ehrlich: Ich glaube, dass das ein ernstes psychologisches Trauma ist, das ich selbst noch nicht wirklich aufgearbeitet habe und zu dem ich entsprechend keine Tipps geben sollte.

Mein „Trick“ ist der gewesen, als seit bald 15 Jahren in einer stabilen Beziehung lebender Typ wirklich nichts mehr auf den Balzmarkt geben zu können, vielleicht noch garniert mit einer weiteren LMAA-Haltung, weil ich kein Problem damit hab, jetzt gerade in der Rolle „dicker, aber sehr guter Papa“ zu brillieren, die halt auch kaum körperliche Grenzen hat.

Vielen Dank.

Wir hören uns wieder in der Folge „Arschbombe mit 40 – jetzt wird’s richtig feucht!“

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