Monthly Archives: September 2020

Automatisch?

Ich möchte hier mal eine Frage in die Community werfen:

Wie steht Ihr zu eurem Auto? Wie wichtig ist es euch?

Ich kann die Frage im Grunde einfach beantworten: Nicht besonders. Ich besitze seit Anfang des Jahres einen Skoda Fabia Kombi, der bringt mich zur Arbeit, macht hier und da mal Ärger und ist halt da. Ich hab die Kiste der Pandemie wegen gekauft (spart mir als COPD-Patient pro Arbeitstag 2,5 bis 3 Stunden ÖPNV) und sehe sie ansonsten als sehr praktischen aber verzichtbaren Luxus. Ja, Luxus. Einen Skoda.

Ich weiß, dass das klimatechnisch eher doof ist und was Autos als Statussymbole angeht, habe ich

a) eh kein Verständnis und

b) mit einem Skoda nicht viel zu melden.

Das für mich verwirrende und seltsame ist: Ich fühle mich mit dem Besitz des Autos irgendwie deutlich besser. Besonders dramatisch ist, dass ich merke, wie sehr ich mich als Autofahrer in meiner Vaterrolle bestätigt sehe. Ich bin der Papa, der das Spätzle von A nach B fährt, ich zeige ihm das Auto und bin irgendwie sogar stolz darauf, dass er unser Auto inzwischen unter hunderten anderen findet und es mag.

(Wobei das Spätzle natürlich trotzdem gerne mal bis zu 15 Minuten braucht, um sich überzeugen zu lassen, in den Kindersitz zu klettern.)

Natürlich weiß ich, wo das herkommt. Ich bin nicht nur in Stuttgart – der vermutlich autoaffinsten Stadt Deutschlands – aufgewachsen, sondern auch in den 80ern und 90ern, der goldenen Ära der Boomer-Kinder. Ich habe meinen Vater als Autofahrer kennengelernt, die Urlaubsreisen von Stuttgart nach Schleswig-Holstein, später aber auch nach Spanien oder in die Bretagne haben natürlich Spuren hinterlassen.

Aber ich war bisher so naiv zu glauben, dass ich das hinter mir gelassen habe. Ich habe nach dem eigenen Führerscheinerwerb gemerkt, dass mein Vater nur ein mittelmäßiger Fahrer ist, hab selbst Autos gefahren, die er sich nicht zugetraut hat und zudem von ihm erfahren, dass er all das eigentlich nie gemocht hat.

Geil! Da sollte ich doch eigentlich der voll moderne Mann ohne PS-Allüren sein.

Aber ich bin es nicht. Ja, meine pubertäre Liebe zu Lamborghini hab ich abgelegt. Schon alleine, weil ich eh in keinen reinpasse mit meinen zwei Metern. Dazu will ich das Klima erhalten, finde SUVs prinzipiell rücksichtslos und bin auch sonst Transport-Pragmatiker. Ich hab ja schon im Taxi gerne meinen Großraum-Erdgas-Opel gegen einfache Mercedes-Limousinen verteidigt.

Trotzdem fühle ich mich abgesehen von Momenten des Kuschelns und Rumtobens mit dem Spätzle am meisten als „richtiger“ Vater, wenn ich ihn im Rückspiegel sehe und mich mit ihm übers Autofahren unterhalte. Ich finde das schlimm, aber der Wohlfühlfaktor ist unglaublich hoch, ganz ehrlich!

Deswegen: Kennt Ihr das? Und habt Ihr vielleicht eine Lösung dafür? Ich hätte nämlich gerne eine, weil das eigentlich nicht das ist, was ich sein will.

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THPS 1+2

T.H.P.S. Eine Buchstabenkombination, die gefühlt die frühesten Jugendtage zurückzuholen in der Lage ist – tatsächlich aber war ich bereits 17, als die Demo zu „Tony Hawk’s Pro Skater“ (noch ohne Nummer) in Heavy Rotation die Playstation (damals auch noch ohne Nummer) meines Bruders aufgeheizt hat.

Nein, damals haben wir uns nicht überschlagen, weil das das beste Game aller Zeiten wäre oder so. Es war ein Skateboard-Game und cool. 1080 (ein Snowboard-Game) auf dem N64 war auch cool, aber das hier war neuer und halt besser. So war das damals, neue Games waren meist besser als die alten, schon der Grafik wegen.

Die Nachfolgetitel verschwimmen in meinem Gedächtnis irgendwie, aber ich weiß, dass ich bis THPS 4 alle mehr oder weniger durchgespielt habe.

Ohne je selbst nennenswert oft ein Skateboard unter den Füßen gehabt zu haben, bin ich anno dazumal schon mit der Szene groß geworden. Ein paar Kumpels haben laienhaft geskatet und ich hab die Mode und die Musik damals gerne übernommen. Man hat die Hose unter dem Arsch getragen, seinen Geldbeutel mit langen Ketten an selbiger angebracht und in den ersten Discmen mit Anti-Shock-Funktion liefen Dog eat Dog und Such a Surge rauf und runter.

Coole Skate-Videos wurden damals noch via VHS-Kassette und nicht übers Internet geteilt und THPS hat den ganzen Spirit einfach rübergebracht. Endlich mal ein perfekter Soundtrack in einem Spiel, die Mechanik war wirklich gut und als Belohnung hat es damals halt gereicht, das einminütige Video des Skaters freizuschalten, mit dem man gerade das Game durchgespielt hat.

Bei mir folgte dann eine Phase, in der ich kaum gespielt habe und dazu hat man auch immer gelesen, dass der neueste THPS-Titel nur so mittel sei.

Seit 2018 aber hab ich desöfteren überlegt, mir THPS 4 wieder zu installieren. Was regelmäßig daran scheiterte, dass ich die CD nicht mehr hatte und das Spiel überhaupt nicht so günstig zu bekommen war, wie ich das für so alte Software erwartet hatte. Zuletzt hatte mein PC dann nicht einmal mehr ein Laufwerk dafür.

Und dann aus dem Nichts – weil ich einfach nicht tief drinstecke im Gaming-Universum – hieß es, dass THPS 1+2 remastered als ein Spiel rauskommen soll. Ich hab die ersten Trailer gesehen und da war es wieder: Dieses Begeisterungsgefühl aus der Jugend!

Getragen hat diese Begeisterung auch der ironische Ton der Trailer. Denn dass das Game die Physik immer eher kreativ ausgelegt hat, war seit jeher ein Kritikpunkt. Auf den „900“ hat Tony Hawk mehr als ein Jahrzehnt hingearbeitet und auch viele andere Tricks, die man in Game mal eben nebenbei macht. gelingen Pro-Skatern nur nach langer Übung. Aber jetzt das Spiel anzuteasern mit der Idee, mehr als im Reallife zu schaffen … Respekt!

Kurzum: Ich hab’s gekauft. Noch vor dem Release. Und ich stimme am Ende der Meinung so ziemlich aller Journalisten da draußen zu: Es ist im Wesentlichen ein grandioses Spiel! Dabei schafft es wirklich gut den Spagat zwischen 2020 und 1999: Es spielt sich wie damals und die Level sind im Grunde gleich geblieben – aber es ist erkennbar ein modernes Spiel und es wurden nicht nur neue Lieder mit in den alten Soundtrack gepackt, sondern auch behutsam die Verbesserungen aus den Nachfolgetiteln übernommen. Vorneweg seien hier die Reverses und Manuals genannt, mit denen man längere Combos machen kann.
Puristen fehlt sicher hier und da – z.B. in den Menüs – der alte Flair, aber ganz ehrlich: Wie bei jedem Spiel wäre man auch hier enttäuscht, wenn ein Remaster wirklich nur die (nun übrigens sehr hübsche) Grafik aufgefrischt hätte. Es ist ein 2020er-Spiel mit sehr sehr hohem Nostalgie-Faktor. Ich denke, das trifft’s.

Multiplayer hab ich übrigens bisher gar nicht ausprobiert, da fehlt es mir dann doch an Geschick.

Ach ja, auch ich möchte noch etwas anmerken, das in keinem THPS-Titel fehlen darf: Muscle Memory! Es ist fast schon bizarr, wie gut einem das Spiel von der Hand geht. Ich hab seit mindestens 12 Jahren nicht mehr THPS und auch nichts vergleichbares gespielt. Zumal am PC! Da hab ich zwar Nummer 4 gezockt, aber verglichen mit den Vorgängern an der Playstation war das gar nix. Und trotzdem flutschen mir die Combos nur so weg, weil das alles noch da ist. Irres Gefühl! Schon dafür hat sich das gelohnt!

Naja, so ist es. Ich muss nochmal kurz rüber nach Roswell, denn da wartet noch ein Tape auf mich. VHS. Wie damals.

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Berlin, Coronaleugner etc. …

Ich kann keinen sinnvollen Beitrag mehr leisten zu allem, was in der letzten Woche passiert ist. Dass Leute auf die Straße gehen und mehr oder weniger indirekt gegen ein Virus demonstrieren … was soll man auch sagen mit mehr als drei gleichzeitig aktiven Gehirnzellen?

Nein, das war schon wieder unnötig ableistisch, das will ich auch nicht, aber ich bin bezüglich der Dinge, die da passieren, einfach nur noch ratlos, verzweifelt und wütend. Im Grunde können die Leute, die da gemeinsam eine Art Superspreading-Event veranstaltet haben, nur bedingt selbst etwas dafür. Also die, die es wirklich nicht besser wissen. Nicht umsonst lautet – wie ich kürzlich in einem Tweet von Natalie Grams gelesen habe – die erste Regel des Dunning-Kruger-Clubs, dass man nicht weiß, dass man im Dunning-Kruger-Club ist.

Zudem sind auch intelligente bis sehr intelligente Menschen anfällig für Verschwörungstheorien. Klingt komisch, ist aber so. So ist unser Gehirn nun einmal: Es sucht nach Bestätigung und einfachen Lösungen und da werden Esoteriker und Populisten uns anderen immer einen Schritt voraus sein.

Ich würde mir sehr einen Konsens für unverrückbare Fakten wünschen, aber zum einen ist die Wissenschaft an sich nur so gut wie sie ist, weil sie in permanentem Diskurs einer Lösung näherkommt und trotzdem nie DIE Wahrheit verkünden kann; zum anderen ist die Vorstellung einer totalen Technokratie als Gesellschaftsform ethisch nicht wirklich haltbar.

Im Grunde haben wir also so eine traurige „Das müssen wir halt aushalten“-Situation.

Was mich betrübt und wütend macht, ist:

Das trifft darauf zu, dass es Menschen passiert, ins esoterische Milieu abzurutschen und verbrecherischen Vollarschlöchern zu folgen.

Nicht aber, dass wir ihnen alles durchgehen lassen müssen! Es darf einfach nicht sein, dass vollumnachtete Superspreader mit Weltbeglückungsanspruch von der Polizei wie ein Kindergartenchor behandelt werden, während die Wasserwerfer nur beim Protest dagegen rumstehen und auf Krawall warten!
Es darf nicht passieren, dass Nazis immer wieder gleichberechtigt in Talkshows eingeladen werden, um ihre menschenverachtenden Ideen als Alternative zu diskutieren!
Es darf nicht passieren, dass einem als Suchergebnis für „Corona“ schon auf Platz drei gezeigt wird, dass man sich nur nicht so haben solle, das sei alles nur eine Idee von Bill Gates!

Nein, ich spreche nicht von Verboten, Unterdrückung und ähnlichem! Ich will da keine staatliche Verordnung von Google-Suchergebnissen, sondern „nur“ gesellschaftliches Engagement!

Ich will eine Polizei, die wenigstens neutral ist; Medienschaffende, die wenigstens vor todbringenden Ideen warnen, anstatt auf Quote zu hoffen; Plattformen, denen ein paar Euro es nicht wert sind, die Menschheit auszurotten – und mangels Alternative auch eine Antifa, die allen freiwillig töten wollenden Nazis wenigstens die Fresse poliert, damit die nochmal drüber nachdenken müssen, während sie Milch aus Strohhalmen schlürfen!

Und Bildung! Bildung will ich mehr als all das, doch wie oben bereits angesprochen: Leider reicht das nicht! Verschwörungstheorien sind wie Drogen: Man muss nicht dumm sein, um ihnen zu erliegen, die wird es immer geben, egal was man verbietet.

Aber wir müssten nicht so wehrlos sein, wie es momentan den Anschein hat. Wir könnten das besser. Nur wollen müssten wir. Und den Ball muss man dann ehrlicherweise halt an Politik, Polizei, Medien und all die anderen zurückspielen die aber ja ohnehin angegriffen werden. Und wenn die jetzt schon nix machen, hab ich Angst vor der Idee, was wir tun müssten, um sie zu überzeugen …

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