Monthly Archives: September 2021

Beim Frisör

Ich war gestern beim Frisör. Mal wieder. Mal wieder zu spät, es ist wieder der Bart unkontrolliert aus der Maske gequollen und die Haare ragten wirr in alle Richtungen und lagen angeschwitzt auf der Stirn. Klassiker.

Obwohl: Dann halt doch nicht so ganz.

Mein Verhältnis zu Frisören als Kunde ist gespalten. Nicht als Mensch, denn ich weiß das Handwerk (oder die Kunst) zu schätzen und finde sie massiv unterbezahlt. Aber meine Erfahrungen als Kind waren irgendwie, dass Mama denen was einflüstert und ich am Ende rausgehe und mich hässlich finde. Dabei waren meine Eltern nicht irgendwie tyrannisch beim Haarschnitt, aber ich war halt der Typ, der Veränderungen nicht mochte. Wie jedes Kind.
Dann war ich irgendwann 15, bin zu meinem Vater gezogen und den hat es dann einfach nicht mehr interessiert. Er hat seine Haare selbst lang getragen und dann war es das für so etwa 10 Jahre.

Ehrlich.

Natürlich sind meine Haare nicht zehn Jahre gewachsen, denn ohne entsprechende Pflege muss man dann schon mal ein paar verfilzte Ecken rausschneiden, was ich auch getan habe. Aber die Matte blieb weit über schulterlang und ich hab sie zurückgebunden, fertig. Passt als Metaller ja eh ganz gut.

Dann kam schon Sophie und seit sie mir das erste Mal die Haare geschnitten hatte, wollte ich nicht mehr zur Headbanger-Mähne zurück, musste mich aber immer wieder all Halbjahr von meiner Freundin und dann Frau dazu überreden lassen, mal wieder zu kürzen. Das war toll, sehr persönlich und darüber hinaus auch kostenlos. Muss ich rückblickend anmerken, denn wir hatten die Kohle eigentlich ja nicht. Alleine der Gedanke, vier Stunden im Taxi zu sitzen, nur um die Haare gekürzt zu bekommen … ach komm, langhaariger Student passt doch als Klischee!

Aber nun ist Geld da, die Anstrengung war eh immer groß und ich bin eben über einen kleinen Umweg bei einem „Oriental Barbier“ im örtlichen Einkaufscenter gelandet.

Die Kommunikation dort war zwar immer nur so mittel, aber ich mag den Laden irgendwie. Stilistisch schafft er es, eine Kreuzung aus Hipster-Laden und Steam-Punk-Szenerie zu sein, die Angestellten sind immer nett und als ich da das erste Mal rausgelaufen bin, habe ich mich im Spiegel für dieses eine Ich meinerselbst gehalten, das vor 20 Jahren die Mädels abgeschleppt hätte, die ich nur schüchtern im Flur gegrüßt hatte. Wow! Frisör bedeutet gar nicht Unterdrückung, für die man auch noch zahlt!

Ich hatte angefangen, mich daran zu gewöhnen, das als Wellness-Termin zu sehen. Mal den Bart mit einem echten Messer ausdefiniert bekommen, alle Wässerchen und Gels, die da rumstehen mal zu probieren … geiler Scheiß! Und zu einem Preis, der mir als Ex-Taxifahrer Tränen in die Augen treibt.

Und gestern saß ich da dann eine Stunde. Weil der supernette Typ mit den unglaublich gut riechenden Händen mir zwar alle Wünsche erfüllen wollte, aber keinen Plan hatte, was ich gesagt habe. Nicht wegen einer Sprachbarriere, vielleicht lag es sogar an mir, aber er traute sich nicht, die Haare da so kurz zu machen, wie ich es wollte und hat dort den Bart zu sehr rundgeschnitten, wo das auch nicht mein Ziel war.

Natürlich poste ich jetzt nur keine Fotos, weil ich trotzdem verdammt scharf aussehe und niemanden ungebührlich verunsichern will, aber ich habe mir das sehr sehr anders vorgestellt.

Und da kam das Trauma meiner Kindheit auch wirklich unvermittelt um die Ecke galoppiert. Ich hab mich wirklich sehr schlecht gefühlt, hab sogar einen (leicht zu unterdrückenden) Reflex zum Weinen verspürt, weil ich das Gefühl hatte, ich werde da jetzt verunstaltet.

Der Ausgang ist wie oben erwähnt voll ok. Ich sehe erst einmal nicht mehr wie der letzte Heckenpenner aus und sogar irgendwie erstaunlich gut. Entgegen meiner Hoffnung muss ich aber nun wohl morgens einen Kamm benutzen, was ein echt krasser Downer für einen Ex-Punk wie mich ist.

Aber hey, ich und Sophie können nachschneiden, das ist immerhin auch schon was.

Leave a Comment

Filed under Vermischtes

Ich hab einen Bus bestellt

Ja gut … nein. Also ich hab kein Wohnmobil geordert, obwohl man das wohl mit den selben Worten umschreiben könnte. Ich hab den „Repair Bus“ von Samsung herbestellt. Etwas, von dem ich keine Ahnung hatte, bis ich mal wieder mein Smartphone runtergeschmissen hab und nach erst 4 Monaten wirklich nicht nochmal 400 Euro für ein neues ausgeben wollte.

(Die traurige Ironie ist, dass das gebrochene Backcover vermutlich ausgerechnet meiner dieses Mal pünktlich angebrachten „Schutzhülle“ zu verdanken ist. Die hat nämlich auf der Rückseite einen praktischen ausklappbaren Ständer, mit dem man das Telefon zum Videogucken auf den Tisch stellen kann, was ich auf Arbeit total praktisch finde. Aber scheinbar ist es jetzt genau dort aufgeschlagen und das Zentrum der Sprünge im Glas legt eine Punktbelastung an genau der Stelle nahe, wo das Ding angebracht ist. Grr!)

Naja, wie dem auch sei. Ich hab natürlich erst einmal in dem Überangebot Berliner Handy-Reparaturdienste nachgesehen und es ist ja toll, dass es das alles gibt und meistens sind die sicher auch gut und auch etwas günstiger. Aber ich bin gerade nicht gut darin, sowas zu planen und schon die Auswahl an sich macht mich fertig. Aber überall muss man hinfahren, sich die Zeit vertreiben, im billigsten Fall sogar ein paar Tage ohne Handy leben.

Dazu kommt, dass ich dekadenter Vollhonk seit drei Generationen die superteuren Samsung-S-Modelle (immerhin gebraucht, veraltet oder refurbished) aus nur drei Gründen kaufe:

  1. Sie sind wasserdicht
  2. Sie sind induktiv aufladbar und die Wohnung ist inzwischen darauf ausgelegt
  3. Ich hab im Schadensfall Optionen, weil die Dinger teuer und nicht selten sind

Und nun war da der Präzedenzfall: Wichtig war mir, dass es wieder wasserdicht wird und ich hatte Optionen. Unter anderem eben, dass ich für einen immerhin noch halbwegs okayen Preis plus nur zehn Euro Anfahrtspauschale jemanden zu mir bestellen kann, der auf dem Parkplatz vor meiner Tür in maximal einer Stunde das Ding repariert und danach einen Samsung-Stempel draufmacht, dass das Ding wieder wasserdicht ist. Was ich ziemlich geil finde, ganz ehrlich. Ich will da jetzt nicht einmal realistisch Lebenszeit und eigene Spritkosten verrechnen, aber am Ende war die Entscheidung gut.

Terminfindung, Absprache, Techniker vor Ort und Durchführung war alles super. Das Manko ist das Bestellformular, das aus der Hölle kommt und bei dem der Techniker mir schon am Telefon sagte „Ja, das ist derzeit noch blöd, wir ignorieren die Angaben da und schauen nur auf den Freitext, den Sie ja optimal genutzt haben!“

Ich hoffe, der nächste Handy-Crash ist noch eine Weile hin, aber sonst gerne wieder!

Leave a Comment

Filed under Vermischtes

FarCry 6! \o/

Ich hab mir vor ein paar Tagen FarCry 6 vorbestellt und freue mich wie ein kleines Kind. Ich bin zwar noch neu im Markt der Game-Vorbestellungen und das bisher einzige Erlebnis (*hüstel* Cyberpunk 2077 *hüstel*) ist nicht so die beste Referenz, aber jetzt fange ich das Weihnachten-Feiern halt auch mal rechtzeitig mit den Supermärkten und ihrer Lebkuchen-Auswahl an!

Ich freue mich einfach, weil ich gerne mal wieder eine neue Open World hätte, in die ich mich reinfuchsen kann. Und leider bin ich ja der wählerischste Triple-A-Gamer, den die Welt bisher gesehen hat:

Ja, ich stehe auf die angesagten Open-World-Megaspiele, die alle anderen schon wieder total untrue finden und mag dabei sogar viele der Dinge, die die meisten anderen hassen: Endloses Gameplay, Grinden und Looten. Während ich dabei zwar sogar mit der Grafik von FarCry 3 noch leben kann, nehme ich den Spielen aber tausend Kleinigkeiten übel, die anderen entweder gar nicht erst auffallen oder sogar GEfallen. Mittelalter zum Beispiel!

Im Grunde bin ich sogar skeptisch bei FarCry 6, weil die letzten zwei Teile deutlich schlechter waren als die zwei davor (die zugegebenermaßen aber besser waren als die Teile davor), aber ich musste da auch innehalten, bevor ich Trailer vom neuen Teil gesehen habe: Ja, Teil 5 und New Dawn haben FarCry in meinen Augen nicht zum besseren hin verändert. Aber es waren trotzdem – in meinen Augen – sehr valide Shooter, die mir Spaß und eine Menge Gameplay geboten haben. Auch ich trauere Vaas ein wenig hinterher, ach, … eigentlich will ich mit allen Open-World-Spielen seit zwei Jahrzehnten nur endlich wieder das Gefühl zurückholen, dass mir das revolutionäre GTA III an meinem ersten eigenen Rechner gegeben hat!
Und auch Vaas kam in ein paar Dutzend Stunden Spiel nur ein paar Minuten vor – so wirklich glaubwürdig und deep war zudem auch die Story von Jason Brody nicht wirklich. Für die damalige Zeit: Wow! Heute nach 650 Stunden RDR2 muss ich zugeben, dass das Storytelling vielleicht nicht das eigentlich entscheidende damals gewesen sein kann oder das wir das nur so gerne sagen, weil wir damals ja nichts hatten.

Was ich Spielen inzwischen übel nehme, sind nicht aufgegriffene Chancen. Zugegeben etwas, das mich bei „meinen“ Spielen sogar oft wurmt. GTA V war/ist ein nicht wegzudiskutierender Meilenstein bei Open-World-Spielen, aber es war eine Frechheit, dass dieses Spiel selbst einem Completionist nur fucking 30 Minuten in Autorennen geboten hat – obwohl das zur Spiel-DNA gehörte. Ja, die haben das für „Online“ aufgehoben, aber genau das ist es ja: Ich mag sowas in der Story oder meinetwegen in einem DLC. Und das ist bei FarCry bisher anders gewesen. Mag sein, dass sie den Multiplayer bloß nie zum Abheben gekriegt haben, aber das ist ja nicht mein Problem als Singleplayer. 😉
Die Welt in FarCry war erkennbar immer so gut, wie Ubisoft es eben hingekriegt hat. Was deutlich weniger gut ist als das was Rockstar so liefert, aber die haben mehr Budget und nehmen sich inzwischen offenbar zwei- bisdreimal so viel Zeit für ein Spiel. FarCry 5 kam erst 2018 raus, im Jahr darauf dann noch New Dawn, was zwar die Map recycelt und weit weniger Umfang hat – aber doch deutlich anders war und mit vielen anderen Games dieser Ära in Sachen Umfang und Qualität mithalten kann, selbst wenn man – wie ich auch – die Änderungen nicht alle gut findet.

Ich werde im ewigen Vergleichen an FarCry 6 viel zu meckern haben, aber nach allem, was ich bisher gesehen habe, auch viel zu spielen und zu mögen. Tatsächlich habe ich heute mal nachgeholt, was diese Woche an DLC-Ankündigungen rauskam, und jetzt bin ich wirklich ernsthaft verliebt. Ein Stranger-Things-DLC? Wöchentliche Extra-Missionen? Von den Vaas/Pagan Min/Joseph Seed-Extras ganz zu schweigen! Mir ist schon klar, dass die pure Menge vermutlich wieder einmal dazu führt, dass FarCry nicht der Story wegen geliebt werden kann, aber das ist mir jetzt erst einmal egal. Ich hab 100 Euro investiert und werden die Sunken-Cost-Fallacy zum Lebensmotto erklären und das Ding totlieben mit allen Mankos.

Lest mich morgen wieder in meinem Live-Blog „Moralisches Denken aus der Sicht von Zweijährigen“!

Leave a Comment

Filed under Vermischtes