Auch im Februar hab ich wieder einiges gespielt, das meiste wie immer wenig zielgerichtet. Aber ich habe es auch geschafft, Spiele zu beenden – was eigentlich nach wie vor als meine persönliche Schwäche betrachtet werden kann. Tatsächlich habe ich gerade über 50 angefangene Spiele, von denen ich die meisten irgendwann mal beenden möchte, aber ich schaffe es selten, mich auch wirklich auf ein oder zwei zu konzentrieren. Zu gerne zocke ich nebenher meine großen Open-World-Shooter vor mich hin, die bei irgendwas zwischen 30 und 200 Stunden halt gerne mal etliche Monate für Ablenkung sorgen. Und selbst davon habe ich immer ein paar parallel offen.
Am meisten diesen Monat gespielt habe ich diesbezüglich Far Cry Primal, eines der wenigen Spiele des Franchises, das ich bisher nicht gespielt und für das ich mich auch nicht sehr interessiert hatte, im Grunde einfach weil es in der Steinzeit spielt. Zu Unrecht, kann ich gerade sagen, denn auch wenn ich nach wie vor Shooter mit Feuerwaffen bevorzuge, so zockt es sich halt im besten Sinne wie ein normales Far Cry. Und bei aller Kritik an der Serie bezüglich der auch zu Recht gescholtenen „Ubisoft-Formel“ merke ich gerade bei diesem für mich neuen Teil wieder, was sie so erfolgreich macht: Die Spiele spielen sich so angenehm weg. Zack, zack, zack, Missionen, Collectibles, ein paar Storyfetzen, aber viel schnelle Action und ein Progressionssystem, das das Belohnungszentrum konsequent anspricht. Das ist kein Game-of-the-Year-Material und keine Freude für Kritiker, deren Zeit wertvoll und deren Ansprüche an Story und Charaktere hoch sind, aber es knallt halt, wenn man das so sagen will. Was ich unbedingt noch anmerken muss: Als das Spiel damals rauskam, galt es als großer Skandal, dass es die Map von Far Cry 4 recycelt hat, was echt hart übertrieben ist, weil man es nicht merkt, wenn man es nicht weiß. Es war das zweite von inzwischen drei „halben“ Far-Cry-Spielen, die mit wiederverwendeter Map des vorherigen großen Spiels, geringerem Umfang und deswegen auch nicht zum Vollpreis erschienen sind. Und gerade im Fall von Primal bin ich sehr überrascht, was den Umfang angeht. Selbst für einen schnellen Durchlauf sind 10 Stunden sicher Minimum, aber wenn man wenigstens ein bisschen aufleveln und auch die Nebenmissionen machen will, landet man schnell über 20 oder gar 30, was für ein qualitativ astreines Open-World-Spiel zum halben Preis definitiv fair ist. Heute, wo man es eigentlich immer irgendwo für einen Zehner kriegt, gilt das natürlich erst recht.
Aber gut, was hab ich denn beendet?
Zum einen Call of Juarez: Gunslinger.
Das ist ein kleiner aber wirklich sehr feiner Western-Shooter. Am Anfang hat mich der Cell-Shading-Look etwas irritiert, aber je länger ich gespielt habe, desto mehr hab ich das Spiel als Gesamtkunstwerk auch optisch zu schätzen gelernt. Ich hab den Story-Modus mit einigen Fails in knapp unter 8 Stunden durchgespielt, aber mit etwas mehr Engagement sind 5 sicher möglich. Das Spiel ist schon 12 Jahre alt und damit auch nicht sehr ressourcenhungrig. Mit einem Quad-Core-Prozessor, 4 GB RAM und 2 GB V-RAM ist man schon auf der sicheren Seite. Und mehr als 5 GB Festplattenplatz braucht man auch nicht. Dafür ist die Grafik im Übrigen geradezu opulent. Die Story ist eine ziemlich simple Rache-Geschichte, wird aber dadurch reizvoll, dass man sie mit Erzählerstimme am Kneipentisch von sich gibt und bei Rückfragen auch gerne mal Level umgebaut werden, weil man sich plötzlich anders erinnert. Netter kleiner Kniff. Dazu eine eigene Duell-Mechanik (mit der ich nicht so ganz warm geworden bin) und eine ganze Reihe von auflevelbaren Fähigkeiten, was für ein so kurzes Spiel auch ziemlich reichhaltig wirkt. Zu guter Letzt muss noch gesagt werden, dass das Herzstück – die Shootermechanik – für so ein kleines Game fantastisch ist. Also ich spiele gerade nebenher auch Doom 3 und das ist im Vergleich träge und unresponsiv wie Sau. Kleiner Geheimtipp. Ach ja, da es schon so alt ist, hab ich es bei Steam letztes Jahr irgendwann für 1,24 € bekommen. Dafür hätte es auch um Größenordnungen schlechter sein dürfen. Also falls irgendwer hier auf Western-Shooter steht und nicht gleich 300 Stunden in RDR2 versenken will … für das, was es sein will, macht Call of Juarez: Gunslinger quasi nichts falsch.
Auch fertig gespielt habe ich Detroit: Become Human.
Das ist nun nicht wirklich ein Geheimtipp, aber natürlich ebenfalls fantastisch. Es ist alles andere als ein Shooter, mehr ein Adventure und selbst ich hab es lieber mit dem Controller gespielt, obwohl ich sonst ein großer Anhänger meiner Maus bin. Manche haben das Spiel wegen der Inszenierung und den vielen guten Schauspielern schon als interaktiven Film beschrieben, aber dafür sind dann doch ein paar Action-Sequenzen zu viel drin. Hauptsächlich geht es aber darum, viele bedeutsame Entscheidungen zu treffen, die dem Spiel ein paar Dutzend unterschiedliche Enden geben. Die Möglichkeiten werden nach jedem Level auch in einem Entscheidungsbaum wiedergegeben, man kann also behaupten, dass es definitiv gemacht wurde, um mehrfach durchgespielt zu werden, weswegen ich auch nichts schlimmes darin finde, dass ich nach 12 Stunden mit dem ersten Durchlauf fertig geworden bin. In der Story verfolgt man 3 Protagonisten, allesamt den Menschen auf unterschiedliche Art dienende Androiden in einer nahen Zukunft und begleitet sie auf deren Weg durch eine Zeit, in der immer mehr dieser hochkomplexen Roboter ein Bewusstsein entwickeln und sich nicht mehr unterwerfen wollen. Das Spiel ist wesentlich dystopischer und dunkler als es die Aufmachung vermuten lässt und ich denke schon, dass man sagen kann, dass es eine emotionale Achterbahnfahrt ist. Das Spiel ist von 2020 und in Sachen Grafik und Inszenierung immer noch State of the Art, was natürlich auch bedeutet, dass ein moderner Rechner nicht schaden kann. Mit meiner alten 1660 Ti, noch ohne Raytracing und sonstigem Schnickschnack, lief es aber auch schon prima. Trotzdem sollte man bei dem Spiel vielleicht vorher kurz checken, ob es läuft. Dann allerdings sehe ich keinen Grund, es nicht zu empfehlen, wenn man sich die Art von Spiel prinzipiell vorstellen kann.