Freiheitsentzug

Ich habe heute erfahren, dass ein Freund von mir zu einer etwa einjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Auch wenn ich persönlich bisher meist gute Erfahrungen mit der Justiz gemacht habe, bleibt mir kaum mehr, als ein „Fuck you!“ an die Beteiligten auszusprechen!

Ich kenne diesen Menschen als einen wirklich liebenswerten Kerl und es tut mir weh zu sehen, dass er wegen einer Rangelei bei einer Demo (bei der ich auch dabeigewesen wäre, würde ich noch in Stuttgart wohnen) derart harte Konsequenzen zu tragen hat.

Ja, ich bin nicht dagewesen! Ich kann somit nichts darüber sagen, ob die Anklagepunkte irgendwie rechtens sind (böse linksradikale Seite). Aber – und so viel Subjektivität müsst ihr mir zugestehen – ich weiss, dass nun ein wirklich beispiellos guter Mensch seiner Freiheit für ein Jahr seines Lebens beraubt wird, weil er sich aktiv mit etlichen anderen gegen eine beschissene rassistische Wahlkampfveranstaltung engagiert hat.

Ich hatte selbst schon Auseinandersetzungen mit unserer Staatsmacht und bin nur zufällig irgendwie immer auf den Füßen gelandet, ohne belangt zu werden für meine Gegenwehr gegen unsinnige Gewalt. Und genau diese Erfahrungen lassen mich vermuten und es nicht unplausibel finden, dass hier ungerechtfertigterweise ein Exempel an jemandem statuiert wird, der das nicht verdient hat.

Ich fühle mit ihm und verachte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft dafür, dass Chris nicht zu meiner Hochzeit kommen können wird!

🙁

14 Comments

Filed under Politik

14 Responses to Freiheitsentzug

  1. der Schwob

    Ich bitte um erlaubnis zum copy >paste verfahren. Um ihm diese Zeilen zukommen zu lassen.

  2. @der Schwob:
    Ist selbstverständlich genehmigt! Aber teil mir bei FB doch bitte seine Anschrift zu. Hab ggf. ja noch einiges zu schreiben!

  3. der Schwob

    Ja kann ich machen…jetzt erstmal schauen revision und so. Dann entscheidet sich seine künftige Adresse.

  4. Aloevio

    Wir hoffen alle das die Revision was bringt. .. Wenn er wenigstens wegen etwas richtigem sitzen würde, etwas nachvollziehbares…. Aber so ist es nur die Justiz die ein Handwerkszeug auspackt und einschüchtert. In Gedanken bei Ari und Chris!

  5. @Aloevio:
    Hab ich natürlich schon gelesen 🙂
    Und du hast Recht: Es ist einfach albern (wenn auch nicht zum Lachen) was da gemacht wurde…

  6. Klingt interessant.
    Gibt es dazu auch informationen auf unvoreingenommenen Seiten?
    Hab auf die schnelle nichts ergooglen können, und die verLINKten 😉 Texte sind mir zu einseitig.

  7. @Nick:
    Ich hab nichts anderes gefunden. Aber so verwunderlich ist es nicht, wen interessiert schon eine Rangelei auf einer Demo?

  8. steakhouse

    Sollte er wirklich für ein Jahr in den Knast wandern, kommt das nicht aus dem nichts. Bis zu zwei Jahren werden Haftstrafen regelmäßig zur Bewährung ausgesetzt – er hätte also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bereits eine Vorstrafenliste, die darauf hindeuten würde, dass er ohne die Haftstrafe auch weiterhin Körperverletzungsdelikte begehen würde.
    Auch sonst sind 11 Monate für die auf der verlinkten Seite dargestellten Tathandlungen ungewöhnlich hart, sofern wirklich nur diese Handlungen begangen wurden und keine Vorstrafen vorliegen. Für eine kleine Rangelei auf einer Demo ohne Verletzte gibt es im Regelfall keine 11 Monate. Nicht einmal auf Bewährung. Da werden ein paar Tagessätze fällig.

    Insgesamt ist die verlinkte Seite wirklich schlecht, weil sie das Thema in sich nicht schlüssig darstellt. Hier fehlen eindeutig zu viele Informationen, um das Urteil kompetent bewerten zu können.

  9. blah

    moin moin
    steakhouse mag sein das daß normal ist aber vieleicht schaust du dir mal die Stuttgarter Staatsanwälte und Richter an ( z.B. Hackenkreuzurteil)
    Und wenn du Pefferspray abbekommst und dich am Boden windest vor schmerzen Wiederstand angehängt bekommst, weil du nicht still hältst bei der Verhaftung…
    naja in den nächsten tagen veröffentlichen wir die gesamte Prozessmitschrift.
    Und ich werde sie hier auch verlinken, aber ich warne vor über 30 seiten..

  10. Fastdäne

    Moin, moin,
    ich muss da Steakhouse beipflichten. Sash bei aller Sympathie, da muss mehr als Gerangel gewesen sein. Auch muss da im Bundesregister schon einiges stehen, ansonsten wären die 11 Monate ohne Bewährung sowas von angreifbar, das schafft jeder RA im ersten Berufsjahr. Bitte guckt mal selbstkritisch, was bleibt, wenn man mal die Politikbrille abnimmt.
    Wollen wir Gewalt wirklich legitimieren, wenn es gegen Nazis geht oder gegen arme Polizisten, die nur ihren Dienst tun und politisch den Demonstranten viel näher stehen, als es durch Helm und Uniform zu erkennen ist? Das ist nicht mein Ding! Gewalt ist Scheiße, egal von wem und gegen wen! (Ich hab aber auch keine Idee, wie sich das in Libyen anders gelöst hätte )
    Ich kann dieses Opfergelaber der linken Täter echt nicht mehr hören. Ich kann auch demonstrieren ohne mich zu rangeln. Für den anderen Scheiß bin ich echt zu alt!
    Ist dann natürlich blöd, wenn ein guter Freund bei deinem Fest fehlt. Das kann ich gut verstehen.

  11. @Fastdäne:
    Was genau da vorgefallen ist, weiss ich wie erwähnt auch nicht. Mir geht es auch nicht um die Legitimierung von Gewalt. Zum einen fühle ich mit einem Freund – und das kann ich ja auch machen, wenn ich nur subjektive empfinde, dass das ungerecht ist.
    Aber meine Herangehensweise an die Sache ist nicht weniger einseitig als deine. Warum hab ich eine Politikbrille auf? Wo sind denn die locker 5 bis 10 Jahre Strafe für all die Polizisten, die mich jemals geschlagen und getreten haben? Glaub es oder nicht, aber ich habe keinen von denen bedroht oder angegriffen. Denn ja: Ich kann auch demonstrieren ohne zu randalieren!
    „Opfergelaber von linken Tätern“ ist das also und auf der anderen Seite die armen hart arbeitenden Polizisten. Beides gibt es, zweifelsohne. Aber die hart arbeitenden Demoorganisatoren und Opfergelaber von sadistischen Bullen gibt es genauso.
    Und deswegen muss gelegentlich auch mal sowas geschrieben werden, damit nicht alle mit den immer selben Brillen rumrennen.

  12. Fastdäne

    Hallo Sash,
    ich will mich doch nicht mit dir streiten. Du hast doch völlig Recht, dass es Täter auf beiden Seiten gibt. Mit Opfergelaber habe ich die immer wieder zu hörenden Rechtfertigungen gemeint, nämlich zu relativieren wann ich einen Polizisten schlagen darf oder einen Molli werfen kann. Da gibts es eben eine Szene, die plant Gewalt als politisches Mittel durchaus ein. Wenn dann genau diese Kreise sich als Opfer von Polizeigewalt darstellen, werde ich sauer. Ob dein Kumpel zu diesen Kreisen gehört oder wirklich nur das Bauernopfer ist, kann ich gar nicht beurteilen. Allerdings ist die versagte Bewährung entweder ein Witz und angreifbar oder aber da gibts es einschlägige frühere Urteile. Dann ist der Freund aber vielleicht doch kein Bauernopfer.
    So, und nun freu dich auf Eure Hochzeit und sieh zu, dass der P-Schein rechtzeitig einen neuen Stempel kriegt.
    Gruß Frank

  13. @Fastdäne:
    Meine Lust zu streiten ist ähnlich gering, ernsthaft. Und ich lehne Gewalt überwiegend ab. Aber ich beobachte und verfolge die Gewaltdiskussion in der linken Szene seit geraumer Zeit.
    Und ich bekenne mich dazu, unentschlossen zu sein.
    Ich will meinen Freund hier nicht als Bauernopfer darstellen oder vermuten, er hätte schon verdient, was er gekriegt hat. Dazu fehlt mir jede sachliche Einschätzungsmöglichkeit.
    Was ich sagen will, ist, dass es – so gerne ich Pazifist wäre – Situationen gibt, in denen Gewalt ein legitimes Mittel sein kann. So sehr man sie auch vielleicht verabscheut. Nicht umsonst existieren Paragraphen für Notwehr.

    Es kann sein, dass es frühere Urteile gab, die vielleicht das jetztige beeinflusst haben. Aber obwohl ich ein strikter Gegner von Verschwörungstheorien bin (also auch solche, die das böse „Kapital“ hinter allem vermuten!) kann ich schon aufgrund eigener Erfahrungen nicht ausschließen, dass selbst diese schlicht und ergreifend idiotisch waren.
    Ich hab schon viel in Zeitungen gelesen über „Chaoten“ und „Spinner“, von denen ich aufgrund eigener Beobachtungen weiss, dass sie völlig legitim im Rahmen des Selbstschutzes gehandelt haben – was dann in der ein oder anderen Zeitung oder Pressemeldung doch nur „Randale“ war.

    Und deswegen bin ich in diesem einen Punkt durchaus gewissermaßen streitlustig: Ja, es kann auch ok sein, einen Polizisten zu schlagen!
    Witzigerweise aus dem selben Grund, der allzu oft gegen diese Argumentation angewendet wird: Sie sind Menschen!

    Und damit machen sie Fehler. Nur, dass ihre Fehler gedeckt, verschwiegen und für Recht erklärt werden. Während eine Überreaktion der anderen Seite sie deklassiert als Chaoten, Proleten, Idioten oder sonstwas. Nicht immer, aber solche Fälle gibt es.

    Und deswegen ist es mir wichtig, klarzustellen, dass der hier verhaftete Mensch ein netter Mensch ist. Ein Mensch, mit dem ich einen Urlaub verbracht habe, mit dem ich getrunken, gelacht und lustige Parties veranstaltet habe. Ein Mensch, der durchaus mehr zu tun hat in seinem Leben, als sich mit Cops zu kloppen – selbst wenn das in diesem einen Fall oder einem anderen Fall passiert sein sollte!

    Wie gesagt: Das mag subjektiv sein. Ok!
    Aber ich bin kein nüchterner Berichterstatter, der seine vermeintlich nüchternen Thesen weiterreicht, die letztlich auch nur der Polizeipressemeldung entnommen sind! Ich betrachte diesen Menschen, der jetzt für ein Jahr hinter Gitter muss, als Freund! Als Menschen. Als ein Mitglied unserer Gesellschaft – und zwar eines, das sich mehr als viele andere da draussen überhaupt Gedanken über unsere Gesellschaft macht.

    Ich will – wie eingangs erwähnt – auch nicht zwingend streiten. Aber ich habe eine belastbare Grundlage für meine Einstellung zu der Sache. Und dazu stehe ich.

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