Spiderman und ich*

Spinnen. Kennt jemand ein Thema außer Homöopathie und Apple, das kontroverser sein könnte? Im Ernst: Ich nicht. Denn die Trennlinie zwischen Abscheu und Faszination läuft in diesem Fall direkt durch mein eigenes Gehirn. Wie komme ich drauf? Ich hab vorher bei Google+ folgendes Bild von Peter gefunden:

Zwei Prachtexemplare von Weberknechten, Quelle: Peter Siepe

Zudem bin ich neulich „irgendwo im Internet“ über die Behauptung gestolpert, dass kein Mensch sich zu irgendeinem Zeitpunkt weiter als einen Meter vom nächsten Spinnentier entfernt aufhält. Sicher eine Aussage, die vor der Erfindung von Reinräumen gemacht wurde, aber in ihrer Knappheit dennoch bemerkenswert drastisch klingt.

Ich selbst habe zu Spinnen ein wahnsinnig ambivalentes Verhältnis. Überzogen in die eine wie auch die andere Richtung. Denn auf der einen Seite haben mich diese Tiere seit meiner Kindheit fasziniert. Ich hatte Bücher zur Artbestimmung zu Hause und habe Stunden mit einem Freund zusammen in dessen Garten verbracht, immer auf der Jagd nach dem interessantesten Exemplar. Seit damals sind mir die Ungefährlichkeit der hier lebenden Arten ebenso bekannt wie die Ausnahmen davon. Auch habe ich sie vor dem ersten Ekelgefühl als wichtigen Teil des Ökosystems kennengelernt und habe deswegen bis heute eigentlich ein außerordentlich positives Verhältnis zu diesen Tieren.

Eigentlich.

Das Problem ist, dass ich im Laufe des Erwachsenwerdens irgendwann begonnen habe, unbegründeten Ekel vor diesen faszinierenden Geschöpfen zu empfinden. Zu einer Arachnophobie hat es nie gereicht, aber ich habe tatsächlich alle paar Jahre das Gefühl, dieses unangenehme Schaudern überwinden zu müssen. Bisher habe ich das glücklicherweise auch immer rechtzeitig geschafft – und zwar dadurch, dass ich mir eine möglichst große Spinne genauer ansehe und sie über meine Hand laufen lasse. Dabei bevorzuge ich übrigens große Winkelspinnen, wirklich sehr reizende Tiere, die groß genug sind, dass man das Tier selbst, aber auch alle Beine einzeln spüren kann.

Diese Form der Konfrontation ist natürlich nichts für echte Phobiker. Das verstehe ich und bedauere es ziemlich. Denn das angenehme Gefühl, in einer gewissen Zufriedenheit mit den unweigerlich auftretenden Mitbewohnern zu leben, ist tatsächlich sehr schön. Mal abgesehen davon, dass die Faszination aus der Kindheit jedes Mal zurückkehrt, wenn man so eine Spinne wirklich mal intensiv beobachtet.

*Die Überschrift ist übrigens wieder mal ein geklauter Songtitel, dieses Mal von Fettes Brot. Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, ist dennoch ein geiles Lied.

7 Comments

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7 Responses to Spiderman und ich*

  1. Michi

    Ich bin zwar kein Phobiker, aber um mich herum muss ich die Viecher auch nicht haben. Über-die-Hand-laufen erst recht nicht. Dabei ist der Ekelfaktor proportional zur Größe 😉

    Spinnenhasser bin ich aber dennoch nicht. Die sollen ruhig das ganze andere Getier im Hause (Fliegen etc.) auffuttern, nur müssen die mir nicht unbedingt unter die Augen kommen 🙂

    (Kürzlich wieder so ein fettes Ding gesehen – brrrr….)

  2. antagonistin

    Dazu gibt es meinerseits nur eines zu sagen: Fliegengitter sollten niemals – NIEMALS! – vor Beginn des Winters von den Fenstern entfernt werden. Was im Sommer die Mücken fern hält tut im Herbst selbiges mit Spinnen. Amen. 😀

  3. Lifthrael

    Ich würde mich schon als einen leichten Phobiker bezeichnen. Das Bild, das du hier gepostet hast, hat mich schon ein wenig getriggert…
    Auf der einen Seite bin ich schon ein bischen fasziniert, aber nach der ersten Sekunde des Betrachtens (auch bei Bildern) kommt bei mir das Kribbeln hoch und ich muss mich ziemlich zusammenreißen. Auf dem Monitor habe ich manchmal sogar das Problem, dass ich beim wegklicken mit dem Cursor nicht in die Nähe des Bildes kommen möchte… könnte ja sein, dass ich die Spinnen damit aufschrecke…
    Ich weiß, dass diese Angst irrational ist. Dagegen tun kann ich allerdings nichts. Mitlerweile habe ich mich immerhin mit den Spinnen in der Wohnung meines Freundes abgefunden. Der hat direkt hinter dem Haus in dem er wohnt einen alten Blumenladen und von daher ständig kleine Besucher. Das sind aber immerhin nur Weberknechte (??? Diese Spinnen, die eigentlich nur eine kleine Kugel mit ganz dünnen, längeren Beinen sind). Solange die nicht zu groß werden und irgendwo friedlich rumhängen… ok.
    In meiner eigenen Wohnung gibt es sowas nicht. Sobald ich eine Spinne sehe, hetze ich meine Katzen auf sie. Im Idealfall wird die Spinne gefressen und ich hab meine Ruhe (gleiches gilt für große Motten… da haben die Terrortiger allerdings von Natur aus Spaß dran). Blöd ist es nur, wenn eine größere Spinne auf dem Balkon hockt und sie mir dann als Liebesbeweis vor die Couch oder vors Bett gelegt wird. Den Kadaver kann ich dann nur mit Gänsehaut am ganzen Körper beseitigen.
    Um nochmal zu den Weberknechten auf dem Bild zu kommen: Oh Gott… würden die bei uns im Keller oder bei mir in der Wohnung rumhängen… Der Keller würde nie wieder betreten werden und in der Wohnung müsste mich jemand retten. Im Idealfall so, dass ich die Spinne von Ferne im Auge behalten könnte, damit sie sich nicht irgendwo versteckt. Sonst müsste ich mich wohl bis zur Beseitigung oder Freilassung ausquartieren.

    Sorry für den Monsterpost. Aber wenn man Angst vor den Tierchen hat, dann ist das meist ziemlich komplex.
    Das sie nützlich sind, weiß ich ja auch. Aber sie dürfen gerne weit weg von mir nützlich sein…

  4. @Michi:
    Über die Hand laufen lassen muss man sie ja auch nicht. Und in der Regel verstecken sie sich ja schon aus Eigeninteresse 😉

    @antagonistin:
    Mag weitgehend stimmen…

    @Lithrael:
    Hmm, das klingt natürlich unschön. Ich hoffe, dass das Bild wenigstens nicht allzu schlimm war.
    Ansonsten ist es natürlich praktisch, wenn sich die Katzen darum kümmern 🙂
    Einen komplett spinnenfreien Haushalt wird es aber wahrscheinlich trotzdem so schnell nicht geben. Ich hoffe, es ist wenigstens ein Trost, dass die Viecher ja freiwillig so weit weg von einem bleiben wie möglich 🙂

  5. Aro

    Also, ich finde Spiderman süüüß…

  6. @Aro:
    Und damit hast du einen Kommentar abgegeben, mit dem ich wirklich nicht gerechnet habe. Hut ab! 😀

  7. Lifthrael

    Das auch mein Haushalt nicht spinnenfrei ist, weiß ich natürlich. Ich weiß sogar, dass eine Spinne zwischen Mikrowelle und Wand wohnt. Da ich die aber eh selten benutze, bzw die Spinne sich aus ihrer Niesche nicht wirklich wegbewegt, ist das ok. Außerdem ist sie relativ klein. Spinnen werden mit wachsender Größe und Detailiertheit schlimmer.
    Das Bild hier war nicht so unglaublich schlimm. Es gibt zwar ein Schütteln, wenn ich so drüberscrolle, aber ich hab schon (bewusst oder unbewusst) auf schlimmere geklickt, nach denen ich dann einmal die ganze Wohnung absuchen musste, ob so ein Tier nicht bei mir hockt.

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