Kein Veganer, dennoch nett!

Seit jeher bin ich ein Fleischfresser gewesen. Das mögen mir meine Eltern eingeredet haben oder die sicher mehr als nur fehlerbehaftete Gesellschaft. Vor einigen Tagen sah ich durch einen sehr absurden Zufall auf youtube ein Video über eine Schweineschlachtung. Der einleitende Kommentar war wieder einer von der Sorte „Das ist an alle, die immer noch Fleisch essen…“
Nun bin ich trotz meiner Vorliebe für Fleisch ein Freund von Veganern, manchmal sogar Vegetariern (wenngleich ich sie für inkonsequent halte). Ich selber habe mir bisweilen die Vorwürfe zu Herzen genommen, und mich selbst gefragt, wie ich es eigentlich verantworten kann, dass ich Fleisch esse. Denn natürlich will ich keinem Tier etwas Böses, und ich denke, dass ich diese Einstellung grundsätzlich mit einer Menge Fleischfresser teile. Über dieses Video, das eine eigentlich humane Schlachtung – wenngleich anders kommentiert – zeigte, habe ich mit meiner Freundin eine Weile diskutiert. Und dieses Gespräch hat mich zu einer Einsicht gebracht, die ich bis dato nicht so wahrgenommen hatte:
Es ist nicht das Gleiche, das Leid von Tieren zu ignorieren und die Tötung zu unterstützen!
Denn: Ein plötzlicher Tod ist de facto kein schlimmes Erlebnis. Das möchte ich hier auch gerne mit Bezug auf mich selbst betrachten. Wenn ich jetzt plötzlich tot umfalle, dann kann ich nicht behaupten, dass das schlimm für mich ist. Meine Verwandten und Bekannte mögen das als Verlust auffassen, aber für mich wäre es de facto egal. Ich wäre tot.
Warum sollte das bei Tieren anders sein? Insbesondere bei Tieren, die keine Selbsterkenntnis haben? Die Diskussionen darüber, ob Tiere Leid empfinden, erübrigen sich bei einer Schlachtung, die einen Elektroschock vorwegnimmt. Noch einmal zwischenrein: Ich respektiere keinerlei Tierquälerei und keine Massentierhaltung. Dass hier auch der derzeitige Standard bei weitem nicht in Ordnung ist, das finde ich auch. Eine Reformierung halte ich für unumgänglich. Wenn das dazu führt, dass Fleisch nahezu unbezahlbar wird, oder man sich sein Essen wieder selber jagen muss, dann finde ich das ok. Aber ob das Tier nun einem Herzschlag des Alters wegen oder einem Herzschlag eines Stromstoßes wegen erliegt, macht keinen Unterschied.
Man kann es für falsch halten, dass Menschen Tiere töten. Und es ist mir relativ egal, ob der Mensch ein Allesfresser ist. Ich halte es allerdings für absurd, mit diesbezüglich falschen Tatsachen gegen den Fleischkonsum zu wettern. Der Mensch hat noch nicht ewig die Wahl, sich gleichermaßen gesund und pflanzlich zu ernähren. Aber inzwischen kann er es.
Dennoch glaube ich nicht, dass es grundsätzlich schlimm ist, Tiere zu töten. In der freien Natur haben fast alle Tiere Fressfeinde, und der Mensch ist eben ein besonders erfolgreicher. Wenn er sich mehr darum kümmern würde, dass sein Raubzug ökologisch vertretbar ist, sollte dem eigentlich nichts entgegenstehen.
Hat jedes Tier ein Recht auf Leben? Auf ein langes Leben? Auf ein gesundes Leben?
Wenn ja: Warum nicht auch jede Pflanze? Ein Tier ohne Selbsterkenntnis kennt nicht den Wert eines Lebens. Natürlich versucht es, seines zu verteidigen, aber dem ein menschliches Antlitz zu geben, indem man von „Furcht, Beängstigung“ und dergleichen redet, ist in meinen Augen reichlich verlogen.
Wenn ein Tier ungequält zu Tode kommt, welche Argumente bleiben, es nicht auch zu essen? Wieviele Argumente gibt es gegen den Konsum von glücklichen, niedlichen Kartoffeln? Und warum kann man nicht auch mal sachlich drüber sprechen? Weder sind Vegetarier und Veganer zu schwach und körperlich marode, noch sind Fleischfresser alle skrupellose Mörder und am Unrecht dieser Welt schuld.
Das wollte ich nur mal gesagt haben.

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