Ich bin ja immer ein bisschen langsam, was tolle Dinge angeht. Ich lasse mich manchmal nur widerwillig von schönen Sachen überzeugen und entdecke Trends in der Regel dann, wenn sie schon wieder uncool sind (was durchaus auch einen Reiz hat, aber man prahlt dann halt besser nicht damit!).
Die etwas länger anwesenden Leser wissen ja, dass ich inzwischen ein Serienjunkie bin. Wenngleich ich nach wie vor Literatur und Film wesentlich eher als meine wahre Liebe betrachten würde – Serien nehmen doch inzwischen einen Großteil meiner Sehgewohnheiten vor dem Bildschirm ein. Natürlich nach Blogs, Twitter und dem Netz im allgemeinen.
Serien sind einfach zu einer weiteren Kunstform geworden, die ich sehr zu schätzen gelernt habe. Sie sind natürlich anders als Filme, bieten aber so viel Spielraum für die Macher, auch komplexeste Handlungen angemessen umzusetzen und die Charaktere tiefer zu zeichnen, weiter zu entwickeln, als das in maximal 3 Stunden Kino machbar wäre. Im oben verlinkten Artikel sind ein paar Serien genannt, die ich allesamt empfehlen kann, aber es ist ja auch neues passiert. Momentan warte ich natürlich auf die nächste Staffel „Dexter“, neue Folgen von Eureka und fiebere dem Ende der fünften und letzten Staffel „Breaking bad“ entgegen, wobei man die Serie nach der vierten auch hätte beenden können. Dennoch fantastische Unterhaltung mit Tiefgang – aber da erzähle ich nichts neues. Hier greift das oben erwähnte.
Vor allem aber sehe ich derzeit mal eben im Schnelldurchlauf „Parks and Recreation“ an. Da habe ich die Hoffnung, dem ein oder anderen noch was neues zu erzählen, da die Sendung hierzulande nur im Pay-TV läuft.
Das hab ich natürlich nicht, aber bezüglich Serien muss ohnehin mal ein Rant raus an die deutschen Medien:
Geht’s noch?
Mal abgesehen davon, dass man es offenbar in Deutschland kaum schafft, wirklich neue und gute Serien zu produzieren: Die Crème de la Crème der internationalen Serien wird hier im Fernsehen mit teils Jahren Verspätung verhackstückt durcheinander mit alten Folgen gesendet, teils ohne festen Sendeplatz, die Handlung völlig egal! Ein Programm, das geradezu darauf abzielt, bloß das Klientel zu bedienen, das sich mittags beim Bügeln schon betrinkt und denen es scheißegal ist, was da gerade läuft, so lange nur irgendwas Geräusche und lustige Farben macht. Mir persönlich kann das wurscht sein, ich nutze dann halt illegale Angebote wie serienjunkies.org, aber es ist eine Frechheit sondersgleichen gegenüber den kreativen Machern dieser Meisterwerke, denen ich das Geld wesentlich lieber zukommen lassen würde als irgendwelchen Filehostern. Nun aber genug davon …
Ich wollte wirklich einfach gerne Parks and Recreations lobend erwähnen! Ich habe in letzter Zeit selten so gelacht über etwas! So sehr, dass ich trotz fantastischer Synchronisation inzwischen die englischen Folgen anschaue, weil es davon einfach schon 2 Staffeln mehr gibt. Ich finde den Mockumentary-Stil fantastisch, bin aber als zartbesaitetes Wesen bei Stromberg trotz der Genialität vor Fremdscham fast gestorben. P&R ist da nicht ganz so schlimm, wenngleich der Reiz auch hier daraus entsteht, dass die Protagonisten gleichermaßen überambitioniert und hoffnungslos überfordert oder dämlich rüberkommen. Der Humor reicht von extrem flach bis anspruchsvoll, eigentlich sollte jeder irgendwann mal lachen müssen. Ich erteile nicht gerne Befehle zum Lesen oder Ansehen, das hier kann aber als solcher verstanden werden. Und lasst mich wissen, was ihr dazu sagt!
Ich persönlich finde Stromberg ja genial, auch wenn ich’s teils fast nicht aushalte – der Fremdscham wegen. Wir könnten ’ne Selbsthilfegruppe aufmachen. Aber wenn ich an Ernie … pardon, Berthold Heisterkamp denke, muss ich einfach einschalten.
Hast du denn schon mal das englische „Original“ (The Office; das erste von beiden, es gibt ein Remake) gesehen? Ich hab’s bisher nicht geschafft und wüsste gerne, ob der Fremdschamfaktor geringer ist. Ich find Ricky Gervais ja herrlich.
Meine Highlights aufm Bildschirm in letzter Zeit – in Alphabetischer Reihenfolge…
„Alte Schule“
* Berlin Alexanderplatz <= Der Klassiker
* Rote Erde <= Hab ich als Kind schon gesehen damals und haut mich immernoch um!
* Die Rebellen vom Lian Chan Po <= Ebenfalls Kindheitstrauma 😉
„Sandalen & Schwerter bzw Unichorns & Zombies“
* Borgia <= nicht "The Borgias"!
* Game of Thrones <= Kino im Serienformat. Fantastisch!
* Rome <= imho die erste der großen Serien die nicht mit Blut, Gewalt und Sex gespart hat. Ich liebe die Serie.
* Spartacus <= Plump, aber spricht meine niederen Instinkte an 🙂
* The walking Dead <= Ich find jeden einzelnen Charakter und die "Cowboy vs Indianer" Symbolik zum kotzen, muss es aber immer weiter schauen…
„Krimi“
* Dexter <= Herrlich trocken
* Im Angesicht des Verbrechens <= 1A deutsche Krimiserie!
* Kottan ermittelt <= Leider ziemlich unbeachtet, weil kam zu einer Zeit auf die Welt, als Humor & Krimi in D noch nicht zu vereinen war…
* Luther <= auch ganz Groß
* The Wire <= Grandios, nur leider im Orginal kaum zu verstehen
* The No. 1 Ladies‘ Detective Agency <= Eine Detektivin in Botswana. Yeah!
* Whitechapel <= Top!
Sonstiges
* Lost <= War anfangs begeistert, lies aber schnell nach
* Mad Man <= Jooaaah
* Sopranos <= Muss man nix zu sagen…
Na dann, viel Spaß beim saugen und glotzen 🙂
@Dom:
Ich finde Stromberg ja auch genial, ehrlich. Es ist eine fantastische Sendung, aber bei mir war irgendwann die Grenze zur intellektuellen Körperverletzung überschritten. Ich würde nie was schlechtes über die Serie sagen, außer dass ich sie nicht aushalte – so paradox das auch klingt.
Zugegeben: An „The Office“ hab ich mich genau deswegen nie rangetraut. Allerdings sehe ich Serien auch nicht so furchtbar gerne im Original, da ich dann bei der üblichen Ablenkung einfach zu viel verpasse.
@icke:
Wow, beeindruckende Liste. Ich muss aber zugeben, dass mir vieles nichts sagt und vieles auch nicht interessiert.
Jo, „Rebellen vom Liang ShanPo“, nicht, dass ich nach gefuehlten ca. 35 Jahren noch detailliert sagen koennte, worum es im einzelnen ging, aber die Serie war der volle Burner 🙂
Ich kann dir ehrlich nur beipflichten. Gerade die Deutschen Privatsender, denen ja eigentlich sehr daran gelegen sein sollte ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem anderen zu haben, verbrennen regelrecht gute Serien.
Es hat mit den Sitcoms angefangen: HIMYM ist angelaufen und hat es 3-4 Staffeln lang nicht geschafft davon wegzukommen (Ich hab es nicht genau gecheckt, kam mir aber etwa so vor) Samstag Mittags um 14 Uhr als Lückenfüller zu laufen. Es gibt kaum eine schlechtere Sendezeit. Selbes haben TAAHM und TBBT erlebt. Mittlerweile hat die rote 7 diese zwar prominenter platziert, aber tut sich mit neuen Serien immer wieder sehr ängstlich.
In Drama-Serien wie Dr. House dagegen sehen die Privatsender wohl besseres Potential. Da gibt es immer mal wieder einen Newcomer, der auch mal um 21 Uhr läuft und auch ordentlich beworben wird.
Ich finde die Privatsender haben einfach zu konservative Funktionäre, die das Potenzial von Serien wie Breaking Bad nicht sehen. Das lauft seit jeher auf Arte. Auch die Platzierung von Game of Thrones auf RTL2 finde ich nicht sonderlich angemessen, sind doch die Hauptsender der Privaten Pro7 und RTL. RTL2, Kabel1, Sat1, VOX werden alle eher als Nischen behandelt und grade RTL2 ist mir eher als Kindersender in Erinnerung.
Zuletzt noch ein Wort zur Synchronisationsleistung: Man hat das Gefühl die Sender oder wer auch immer dafür verantwortlich ist, machen das unabhängig von der Zielgruppe. Es gibt Serien, die mit einer unglaublich guten Synchronisation glänzen. Dazu fallen mir z.B. ein: South Park, Two and a half men und auch Breaking Bad. Und es gibt welche, wo ich mich wirklich meistens nicht traue die deutsche Synchronisation anzuhören, weil es einen fast zum heulen bringt, was daraus gemacht wird. Dazu gehören ganz oben: How I met your mother und natürlich The Big Band Theory.
Wortwitze werden einfach übersprungen, Alles ist wirklich sehr wörtlich übersetzt ohne einen Funken an die Deutsche Sprache und ihre Benutzung in der Zielgruppe zu verschwenden und zum Teil auch einfach ein wtf-hat-das-überhaupt-noch-mal-jemand-angeguckt Moment. Es gibt in HIMYM eine Szene, wo es einen Gedankenaustausch zwischen Ted und Stella, der im Deutschen einfach nicht übersetzt wurde. Da ist stille und es werden die Gesichter gezeigt. Von „legendary“, „wait for it“ und „awesome“ fehlen natürlich auch entsprechende Equivalenzien.
Dagegen gibt es Two and a half men, die bei einer Scrabble-Partie souverän mutig deutsche Worte benutzen und auch mal Herbert Grönemeyer referenzieren. Und die Betrunkenen-Szenen von Charlie sind im Deutschen meist besser als im Englischen.
Viele Serien wurden ja schon genannt. Aber, ein paar möchte ich da auch noch reinwerfen als „Serienjunkie“. Ich schreibe mal nichts dazu sondern liste sie nur auf.
Zuerst mal tatsächlich eine deutsche Serie. Der letzte Bulle. Ja, man kann sie sich tatsächlich angucken.
Dann zu, von dir genannt, Eureka der Ableger Warehous 13. Wer Eureka guckt, muss das auch gucken.
Meiner Meinung nach Pflicht ist Boardwalk Empire. Spielt in den 1920ern in Atlantic City zur Zeit der Prohibition. Wenn mich nicht alles täuscht hatte die Serie bis dato das höchste Budget pro Folge.
Und jetzt einfach mal den rest aufgelistet den ich gucke.
Alcatraz
Body of Proof
Breakout Kings
Burn Notice
Falling Skies
Hawaii 5-0 (Die neue Serie) gehört mit zu NCIS LA
Justified
King
Leverage
Person of Interest
Revenge
True Blood
White Collar
@nick331:
Stimme im Großen und Ganzen zu.
@Lars:
Vorm letzten Bullen hab ich seit Switch reloaded Angst 🙂
Die — mit ganz, ganz grossem Abstand — genialste Show aller Zeiten ist „Arrested Development“. Punkt 🙂
@Chris:
Noch nicht gesehen, klingt aber gut 🙂