Nu isses raus!

Raus? Was? Na zumindest mal mein halbes Gebiss. Und dank des unterwürfigen Gewinsels bei den Betäubungsspritzen auch meine Selbstachtung – aber sei’s drum!

In einem Anflug von organisatorischer Super-GAUness hatte ich den Zettel verlegt, auf dem stand, wann mein zweiter Zahnarzttermin zur Entfernung der kaputten 6 Zähne auf der rechten Seite ist. So Pi mal Daumen wusste ich, es war irgendwann am Wochenanfang Mitte Mai. Langzeitstudenten lachen über derart akkurate Planung, ich war das ganze Wochenende ein wenig hibbelig:

„Hab ich den Termin jetzt diese Woche, und vielleicht echt schon am Montag?“

Ich hätte am gestrigen freien Abend nach einem anstrengenden, aber sehr schönen, Wochenende gerne einfach ein paar Bier in den Morgenstunden getrunken und feierlich ausgeschlafen. Stattdessen war da dann ein eher verkrampftes Warten auf 8 Uhr – viel zu spät, ich war müde! – um umgehend beim Zahnarzt anzurufen. Und immerhin: Es war gut so.

„Ich muss gestehen, ich weiß nicht mehr genau, wann mein Termin bei ihnen war …“

„Um 9 Uhr.“

Gut, dass wir das Internet haben und ich nicht auf Verdacht erst um 9 Uhr zum Telefonhörer griff. 60 Minuten nach meiner Frage etwa setzte der Chirurg mit den Worten „da ist es besonders unangenehm“ die fünfte von sieben (oder waren es neun?) Betäubungsspritzen – ein Vorgang, der in mir die niedersten Instinkte zu wecken vermöchte. Vor einem Jahr noch zahnarztscheu lasse ich mich ja inzwischen beim normalen Bohren grundsätzlich ohne Betäubung behandeln. Das tut zwar auch mal ein bis zwei Minuten lang höllisch weh, aber meine Schmerztoleranz ist eben auf unterschiedlichen Gebieten unterschiedlich ausgeprägt. Und ich ziehe Bohren am offenen Nerv dem Stechen ins Zahnfleisch vor. Klingt irrational, ist für mich aber angenehmer.

(Im Übrigen ist das nicht eine pauschale Angst vor Spritzen. Ich mag sie nicht, ja. Aber nach meinem Beinbruch vor ein paar Jahren hab ich mir selbst welche in den Bauch setzen können und ich kipp auch beim Blutabnehmen nicht um. Im Mund geht halt gar nicht!)

Nachdem das erledigt war, bin ich eigentlich recht entspannt auf den Behandlungsstuhl gekraxelt. Dass der Rest easy werden würde, war mir klar. Im Grunde war ich eher versucht, einzuschlafen als nervös zu werden. Zu meinem Erstaunen fragte mich der Arzt, ob ich weniger rauchen würde, was ich verneinte. Im Gegenteil: Nach der letzten Zigarette vor der Praxis hatte ich mich noch geärgert, dass ich keine Bonbons mehr zum Überdecken hatte. Ich vermute, das hat dann die Tomatensuppe vom letzten Abend erledigt, bzw. die etwa 6 Zehen Knoblauch darin.
Ganz schmerzfrei ging der eigentliche Teil des Spektakels dieses Mal nicht vonstatten – obwohl selbst meine Nase zur Hälfte taub war – am Ende stand ich aber trotzdem nach kaum 45 Minuten im Gang und hab auf die Frage, ob es mir gut ginge, eloquent geantwortet, dass das zwar der Fall sei, mir aber just das Sprechen über diesen Umstand in Anbetracht von Schwellungen, Betäubung und Tupfern im Mund ein bisschen schwerfallen würde. Ich glaube, meine Wortgewandtheit wird von Ärzten wesentlich weniger geschätzt als von der Durchschnittsbevölkerung.

Die letzten 10 Stunden waren hart. Mal abgesehen von den psychischen Problemen, die das Essensverbot nach Zahnarztbesuchen jedes Mal bei mir auslöst, hatte ich mit der Zeit wirklich wirklich schlimme Schmerzen. Warum sie dort in der Praxis nicht einmal Rezepte für Ibuprofen 800 ausstellen, hab ich noch nicht rausgefunden. Die 400er, die sie stattdessen verschreiben (obgleich rezeptfrei billiger zu bekommen), nehme ich bei leichten Kopfschmerzen. Nach zweien davon konnte ich wenigstens schlafen.

Gut, jetzt bin ich wieder mehr oder weniger wach – vor allem aber (nach noch einer Tablette) schmerzfrei. Damit sollte ich das Wildeste hinter mir haben, ab jetzt geht es bergauf. Ein oder zwei kleinere Bohrereien an einem anderen Zahn werden nächsten Monat noch folgen, dann ist der unangenehme Marathon mit den Beisserchen wohl erst einmal vorbei für mich. Dann geht es noch an den Ersatz für das, was heute unter großem Knirschen aus meinem Kiefer entfernt wurde. Ich vermute, das wird halb so wild.

Und meine Uhr sagt mir gerade, dass es jetzt Kartoffelpüree gibt. Und das wird auch Zeit. Eigentlich wollte ich ja heute morgen vor dem Schlafengehen, vor 12 Stunden, noch kochen.

2 Comments

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2 Responses to Nu isses raus!

  1. Wie passend, dass jetzt gerade im Fernsehen ein Test von Stuttgarter Zahnärzten lauft. 😉
    Gute Besserung Dir. 🙂

  2. @Nessa LG:
    Ui, das ist mal wirklich eine lustige zeitliche Übereinstimmung. 🙂

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