Nach Verbalentgleisungen gegenüber Vergewaltigern und Mördern ist Franz Josef Wagner von der Bild mal zur Ruhe gekommen und schreibt zum Dank an Hilfsorganisationen, die in Burma den Opfern des Taifuns helfen. Das kann man machen, man sollte es vielleicht sogar. Aber wie fast immer schafft Wagner es, daraus etwas ganz anderes zu machen: Eine Lobeshymne auf sich selbst, weil er spendet.
Bitte nicht falsch verstehen! Es ist super, das Franz Josef Wagner spendet, und es ist sicher auch nicht allzu schlimm, dass er seine Kolumne nutzt, um indirekt zu Spenden aufzurufen. Was aber erschreckend ist, ist wie er genau das Klischee bedient, das mich an vielen – oft auch nur so genannten – Wohltätigkeitsveranstaltungen abschreckt: Er kauft sich frei.
Er schreibt „Ich weiß nicht, welcher Organisation ich in diesem Monat 20 Euro gespendet habe, aber gespendet habe ich.“ Schön.
Also eigentlich interessiert es ihn nicht! „Ein Bisschen Geld kann ich entbehren, damit habe ich genug gutes getan!“, oder wie? Er erzählt mal eben, dass er einfach eine Flasche Wein weniger bei seinem Italiener trinkt, dann sind das schon 25 Euro mehr, die er spenden kann. Schön.
Wie… großzügig!?
Ich vermute, dass das auch als Begründung herhalten muss, dem „Penner“ an der Ecke keinen Euro zu geben, weil man seinen Beitrag zu einer gerechten Gesellschaft ja schon geleistet hat. Nun hab ich das Problem, dass ich mir in meinem Leben noch nie eine Flasche Wein für 25 Euro geleistet habe. Das ist nicht grundsätzlich schlimm, denn ich bin einfach kein Weintrinker, und ich lebe in einem für mein Empfinden zufriedenstellenden Umfeld. Aber von meinen 500 Euro Arbeitslosengeld werde ich wohl auch diesen Monat weder 20, noch 50 Euro – wie der großzügige Herr Wagner – spenden können.
Muss ich eben ein schlechter Mensch bleiben. Ich werde wohl nie feststellen dürfen , dass Helfer bei Katastrophen „so beruhigend wie ein Glas Milch am Abend“ sind. Ich werde nicht jede Nacht ruhig schlafen können, weil ich mir bewusst sein muss, dass ich im Vergleich zu vielen Menschen in einem absurden Luxus mit Essen, Computern und (halbwegs garantierter) Meinungsfreiheit lebe. Wie schön, dass Herr Wagner diese Probleme jetzt nicht mehr hat!
Der edle FJW
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