Armer Wagner

Franz Josef Wagner schreibt in seiner heutigen Kolumne an die armen Deutschen. An sich völlig korrekt bemerkt Wagner das Wunder, dass die armen Deutschen global gesehen gar nicht arm sind. Ein Fazit will ihm dabei nicht über die Lippen kommen. Wie auch? Auch Arbeitslose sind nunmal ein Klientel der Bild, und es dürfte die meisten Bild-Leser eher peripher tangieren, wie viel ein Lehrer in Bahngladesh umgerechnet verdient. Zumal ich mich immer noch frage: Wen, außer Touristen, interessiert diese Umrechnung eigentlich?
Was sagt es aus, dass ein Lehrer in Bangladesh umgerechnet 15 Euro monatlich verdient? Genau eines: Dass er es sich nie leisten können wird, in Europa Urlaub zu machen. Damit ist die Auskunft aber bereits ziemlich erschöpft. Denn natürlich kann sich der werte Herr Lehrer in seiner Heimat davon mehr als wie hier einen Kasten Bier von 15 Euro leisten.
Mir ist schon klar, was das bedeutet: Wenn die Gehälter sich global angleichen sollten, dann stehen „die Deutschen“ auf der „Verliererseite“ – das will Wagner doch eigentlich sagen. Er will sagen, dass wir doch froh sein sollen über Hartz IV und dergleichen. Derartige Kritik ist nicht grundsätzlich untragbar, peinlich finde ich jedoch dieses ständige Argumentieren mit Blumen und kleinen niedlichen Tierchen.
Diese vergleichende Logik ist eine der schlimmsten Angewohnheiten derer, die manchen die Luft zum Atmen am liebsten noch verkaufen würden.
Etwas schlimmeres findet man immer! Damit Fehler zu rechtfertigen, ist unbedacht und hält keiner ernsten Diskussion stand. Deswegen beendet Wagner seinen Text (indem er die deutschen Armen reich redet) mit dem Vermerk, dass viele Hauptschüler ohne Schulabschluss in die Welt gehen und die Armen von Morgen sind.
Wie üblich sollte man nicht einmal versuchen, da einen Zusammenhang herzustellen, aber logisch wäre nur eines: Wagner geht davon aus, dass es den Armen auch in Deutschland bald schlechter geht. Da könnte ich mich ausnahmsweise sogar drauf einlassen.
Ansonsten… Was war das denn eben?

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