Automatisch?

Ich möchte hier mal eine Frage in die Community werfen:

Wie steht Ihr zu eurem Auto? Wie wichtig ist es euch?

Ich kann die Frage im Grunde einfach beantworten: Nicht besonders. Ich besitze seit Anfang des Jahres einen Skoda Fabia Kombi, der bringt mich zur Arbeit, macht hier und da mal Ärger und ist halt da. Ich hab die Kiste der Pandemie wegen gekauft (spart mir als COPD-Patient pro Arbeitstag 2,5 bis 3 Stunden ÖPNV) und sehe sie ansonsten als sehr praktischen aber verzichtbaren Luxus. Ja, Luxus. Einen Skoda.

Ich weiß, dass das klimatechnisch eher doof ist und was Autos als Statussymbole angeht, habe ich

a) eh kein Verständnis und

b) mit einem Skoda nicht viel zu melden.

Das für mich verwirrende und seltsame ist: Ich fühle mich mit dem Besitz des Autos irgendwie deutlich besser. Besonders dramatisch ist, dass ich merke, wie sehr ich mich als Autofahrer in meiner Vaterrolle bestätigt sehe. Ich bin der Papa, der das Spätzle von A nach B fährt, ich zeige ihm das Auto und bin irgendwie sogar stolz darauf, dass er unser Auto inzwischen unter hunderten anderen findet und es mag.

(Wobei das Spätzle natürlich trotzdem gerne mal bis zu 15 Minuten braucht, um sich überzeugen zu lassen, in den Kindersitz zu klettern.)

Natürlich weiß ich, wo das herkommt. Ich bin nicht nur in Stuttgart – der vermutlich autoaffinsten Stadt Deutschlands – aufgewachsen, sondern auch in den 80ern und 90ern, der goldenen Ära der Boomer-Kinder. Ich habe meinen Vater als Autofahrer kennengelernt, die Urlaubsreisen von Stuttgart nach Schleswig-Holstein, später aber auch nach Spanien oder in die Bretagne haben natürlich Spuren hinterlassen.

Aber ich war bisher so naiv zu glauben, dass ich das hinter mir gelassen habe. Ich habe nach dem eigenen Führerscheinerwerb gemerkt, dass mein Vater nur ein mittelmäßiger Fahrer ist, hab selbst Autos gefahren, die er sich nicht zugetraut hat und zudem von ihm erfahren, dass er all das eigentlich nie gemocht hat.

Geil! Da sollte ich doch eigentlich der voll moderne Mann ohne PS-Allüren sein.

Aber ich bin es nicht. Ja, meine pubertäre Liebe zu Lamborghini hab ich abgelegt. Schon alleine, weil ich eh in keinen reinpasse mit meinen zwei Metern. Dazu will ich das Klima erhalten, finde SUVs prinzipiell rücksichtslos und bin auch sonst Transport-Pragmatiker. Ich hab ja schon im Taxi gerne meinen Großraum-Erdgas-Opel gegen einfache Mercedes-Limousinen verteidigt.

Trotzdem fühle ich mich abgesehen von Momenten des Kuschelns und Rumtobens mit dem Spätzle am meisten als „richtiger“ Vater, wenn ich ihn im Rückspiegel sehe und mich mit ihm übers Autofahren unterhalte. Ich finde das schlimm, aber der Wohlfühlfaktor ist unglaublich hoch, ganz ehrlich!

Deswegen: Kennt Ihr das? Und habt Ihr vielleicht eine Lösung dafür? Ich hätte nämlich gerne eine, weil das eigentlich nicht das ist, was ich sein will.

17 Comments

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17 Responses to Automatisch?

  1. Tom

    Ja, das kenne ich. Aber eine Lösung leider nicht. Als ich heute unseren Knirps von der Kita abgeholt habe und er gesehen hat, dass ich den Fahrradhelm aufsetze, fängt er an zu weinen und zu protestieren: „Will nicht Fahrrad fahren, lieber Auto fahren.“ 🙂
    Ich bin selber Schuld, denn ich hab ihm „Cruisen“ gezeigt und er liebt es …
    Aber ich liebe es auch mit ihm hinten im Sitz sitzend zu cruisen und seine Freude dabei zu sehen.

  2. Myst

    Ich kenne das gar nicht. Meine Tochter ist ein paar Tage jünger als dein Kleiner und kennt das Autofahren nur als Mittel zum Zweck um von A nach B zu kommen. Obwohl am Ende einer Autofahrt so Dinge wie Abenteuerspielplätze, Toben im Wald oder Tierparks warten, mag sie das Fahren überhaupt nicht. Hier in Karlsruhe ist sie mit der Straßenbahn aufgewachsen und sie konnte Bahn noch vor Auto sagen. Mein Auto ist mittlerweile 14 Jahre alt. Damals war es fabrikneu und ich war super stolz, es mir zu leisten. Langsam brauche ich wegen diverser Probleme ein neues, gehe da aber voll pragmatisch ran: Ist es groß genug? finde ich ob der Außenmaße einen Parkplatz in der Stadt?
    Als Vater fühle ich mich im Auto eigentlich gar nicht, eher als Taxifahrer (hihihi, das passt ja zum Blog). Vatergefühle habe ich beim Toben, auf dem Spielplatz oder jedes Mal, wenn die Kleine mich anlächelt.
    Übrigens, wirst du es noch hassen lernen, das der Kleine erst mit 18 selbst fahren darf. Mit jedem Jahr, das er älter wird, wirst du denken, du hättest deinen alten Job nicht an den Nagel gehängt.

  3. @Tom:
    Ach, „cruisen“ ist jetzt nichts, was wir so machen. Ein paar mal eine größere Runde gedreht, damit der Kleine einschläft, sonst aber alles zweckmäßig. Zumal ein Zweijähriger ja eh noch nicht so gut zwischen notwendig und unsinnig unterscheiden kann. Insbesondere bei dem, was Mama und Papa machen.

    @Myst:
    Unserer kennt eigentlich auch nur „notwendige“ Fahrten und mag das Fahren an sich meist auch eher weniger. Er schläft dabei zwar gut ein, aber wenn er wach ist, muss man ihn gut beschäftigen. Und das Auto ist auch nach praktischen Gesichtspunkten gewählt. Mir geht es wirklich um meine Gefühle und da erwische ich mich halt oft dabei, dass ich es toll finde, wenn der Zwerg fragt, ob wir mal wieder Auto fahren oder mir beim Fahren erklärt, ob die Ampeln rot sind etc. pp.
    Immerhin: So wird mir bei meinem zweiten Taxijob vielleicht nicht so schnell langweilig. 😀

  4. Rosa1918

    Ich habe keins, hatte nie eins und werde vermutlich auch nie eins haben. Aktuell kann ich meinen gesamten Alltag mit dem Fahrrad bewältigen, das wird leider ab März nächsten Jahres nicht mehr so sein, weil sowohl meine Arbeit als auch ich umziehen und der Arbeitsweg mir dann zu lang dafür wird (auch wenn andere das durchaus noch als machbar einschätzen). Dann werde ich leider wieder auf die U-Bahn angewiesen sein. Vielleicht wird die nächste Anschaffung ein E-Bike, dann ist die Strecke auch wieder machbar.
    Ich habe mit 18 den Führerschein gemacht, bin mit dem fahren nie wirklich warm geworden und es sehr schnell wieder aufgegeben und das ist schon gut 20 Jahre her.
    Ich freu mich, wenn mich jemand mitnimmt, aber nicht, weil ich gern im Auto sitze, sondern nur, wenn es dazu führt, dass ich die Strecke schneller und bequemer zurücklegen kann. Wobei das früher schon oft Papa war und auch heute noch manchmal. In sofern verstehe ich deine Gefühle ein bisschen.
    Vielleicht sind die Gefühle auch die guten Erinnerungen an den Taxi-Job.
    Ich glaube aber, dass es das Spätzle genauso toll fände, wenn du ihm die Welt aus dem Bus heraus oder vom Fahrrad aus erklären würdest. Wobei ich verstehen kann, wenn du dir den ÖPNV aktuell lieber ersparst, mach ich auch. Ich fand als Kind in Berlin Doppeldecker fahren viel toller als Autofahren, vor allem, wenn man den Platz oben vorne bekommen hat.
    Ich bin auch in den 80ern und 90ern aufgewachsen, die ersten Jahre in Bayern, dann in Westberlin. Meine Eltern hatten nicht durchgehend ein Auto, vor allem nicht in der Zeit, als es als Einschlafhilfe etwas gebracht hätte. Wenn sie eins hatten, dann war es da, was man am günstigsten gebraucht bekommen hat. Einmal war es ein tiefergelegter Kadet Caravan. Dass er tiefergelegt war, haben sie erst gemerkt, als sie die Fahrzeugpapiere in der Hand hatten. Hier stellen sich also zwei Fragen: Wer legt einen Caravan tiefer? Und wer kauft sich aus Versehen ein tiefergelegtes Auto?

  5. @Rosa1918:
    Ach, das Spätzle liebt es, Straßenbahn zu fahren. Das kriegt er schon auch mit Mama hat ja z.B. auch keinen Führerschein. Da mache ich mir wirklich wenig Sorgen. Zumal ich ja auch niemand bin, der Wert darauf legt, das Autofahren zu euphemisieren. Ich denke, im Text wird ja auch klar, dass ich mich da selbst „etwas“ kritisch sehe.
    Wieso man einen Caravan tiefer legt, weiß ich allerdings auch nicht, das erscheint mir etwas absurd. 🙂

  6. Tom

    @Sash
    Wir nutzen das Auto auch nur als Mittel zum Zweck. In der Regel sind wir mit dem Rad unterwegs. Aber er mag das Auto fahren sehr und ist manchmal enttäuscht, wenn wir nur kurz unterwegs waren. Daher fahre ich dann manchmal nochmal um den Block, was er dann als „krusen“ bezeichnet.

  7. @Tom:
    Das kenne ich irgendwoher. 😀

  8. Wahlberliner

    Hmm. Ich habe zu dem Thema eine nicht sonderlich populäre Meinung. Zunächst: Aus der Kindheit erinnere ich mich an einen Alptraum, der alle paar Jahre mal vorkam, dass ich als Kind hinter dem Steuer eines Autos saß und mich aber noch viel zu klein fühlte, um das zu bedienen. Mit meinem Eintritt in den Kindergarten in der ersten Hälfte der 80er bekam meine Mutter auch ihr eigenes Auto, vorher hatte nur mein Vater eines – aber wir lebten auf dem Land, d.h. man brauchte es wirklich für alles (Auch die Einkäufe aus dem örtlichen Edeka will man nicht 1km bergauf schleppen).
    Zugleich hatten wir zwecks Einbau von diverser Kommunikationselektronik schon immer mal wieder richtig tolle Autos in der Garage, Ferraris, ich erinnere mich auch an eine zum Cabrio umgebaute Mercedes S-Klasse-Limousine (wovon es nur 5 Stück gab) usw… Das heißt, diese „Träume“, die man als Kind hatte, waren damit dann schon mal abgefrühstückt. Mein erstes Auto habe ich dann, als ich Anfang der 00er Jahre nach Berlin kam, aufgegeben, aber ich konsumierte damals auch diverse Kräuter, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen konnten. Als ich mir dann vor ca. 10 Jahren wieder ein Auto besorgte, weil mir auffiel, dass mir das zu meinem Bild als selbstwirksamer Mensch fehlte, war das schon signifikant – vor allem, als ich es dann 3 Jahre später verschrotten lassen musste, weil die für den TÜV benötigten Reparaturen nicht mehr sinnvoll gewesen wären, habe ich gemerkt, wie sehr mich das in ein Loch stürzte. So dass ich dann 2016 tatsächlich wieder eines kaufte, einfach um dieses Gefühl von Freiheit und Autonomie (no pun intended) zu haben. Wobei auch dieses Auto in wenigen Wochen 21 wird, und ich zu den 600€ Kaufpreis inzwischen sicher das 3-4-fache in Reparaturen gesteckt habe (ich sehe das als die vernünftigere Alternative zum Ratenkauf, denn so habe ich mehr Wahlfreiheit dabei, was ich mir wann leiste), und natürlich durch die Freundschaft mit einem Mechaniker den Vorteil, dass ich für die Reparaturen deutlich weniger bezahle, als normal – so dass es inzwischen technisch „durchrepariert“ ist, und es wenig Sinn machen würde, jetzt wieder neu anzufangen (auch wenn es optisch mehr als nur mangelhaft ist). Von der Größe her auch ganz normale Polo-Kombi-Klasse, aber es hat alles, was mir wichtig ist (Schiebedach!).
    Und nein, ich möchte nicht darauf verzichten, auch wenn ich keine Kinder habe. Diese Bewegungsfreiheit, die Fähigkeit, einfach einzusteigen und loszufahren, ist einfach durch nichts zu ersetzen, und möge der Berliner ÖPNV noch so gut funktionieren! Zumal ich für meinen Pendelweg auch noch eine ABC-Karte bräuchte, und diese dementsprechend schon deutlich teurer wäre, als die monatlichen Fixkosten des Autos (Steuer, Versicherung), aber trotzdem nicht dieselbe Lebensqualität bieten.
    Manchmal schafft es die Stimmungsmache gegen Autofahrer/Autos, welche ich eigentlich absolut widerwärtig finde, auch, mich zu erreichen, und dann denke ich mir schon, dass es ja ziemlich rückständig ist, sich einen Großteil der Fahrt in einem Zustand „Motor dreht sich, Räder stehen still“ zu befinden, und so ein elektrisch angetriebenes Auto doch eine tolle Sache wäre, aber halt weit außerhalb meines Gebrauchtwagenbudgets (davon abgesehen, dass es kaum Modelle mit praktikabler Reichweite gibt, denn wenn man für einen Urlaub für 3-4 Wochen im Jahr einen Verbrenner mieten müsste, würden sich dadurch ja schon alleine die Kosten des Autobesitzes verdoppeln). Von daher bin ich einfach zufrieden, dass ich mit meinen Autokosten weit unterhalb dessen liege, was der ADAC als monatliche Mindestkosten für ein Auto angibt (und das sogar, obwohl ich meine Versicherung immer noch monatlich zahle, was wohl deutlich teurer ist, als viertel-, halb- oder gar jährlich), und mir somit überhaupt ein Auto leisten kann. Denn auch vor Corona-Zeiten (jetzt natürlich noch umso mehr) war ich schon ein Freund des motorisierten Individualverkehrs, bei dem man im Trockenen (und im Winter auch im Warmen) sitzt, anstatt mich (erst Recht zur Rush-Hour) mit wildfremden Menschen um einen Sitzplatz zu prügeln (und wenn man sich dann einen erkämpft hat, in die Situation kommen zu können, zu so einem Wildfremden die Worte „Entschuldigung, könnten Sie bitte Ihren Hintern von meiner Schulter nehmen?“ sagen zu müssen). Also: Für mich ist ein Auto praktische Lebensqualität, und da führt auch kein Weg daran vorbei, der nicht eine erhebliche Einschränkung jener Lebensqualität bedeuten würde, so dass ich nach Möglichkeit nicht darauf verzichten will.
    Und wenn mich die Autohasser dafür jetzt steinigen wollen, dann kann ich zu meiner Verteidigung vorbringen, dass ich noch nie mit einem Linienflieger (und natürlich überhaupt noch keinem Düsenflugzeug, oder etwas, was über 4000m fliegt) geflogen bin, und deshalb mein CO2-Fußabdruck wahrscheinlich immer noch mit unter den Günstigsten ist.

    Ich finde es ehrlich gesagt aber auch ziemlich erbärmlich, in einer Gesellschaft zu leben, in der man meint, sich dafür, dass man ein Auto besitzt, rechtfertigen zu müssen 🙁

  9. Vielleicht, weil du dann ein Statussymbol aus dem Klischee hast und dich in genau so einer Position wiederfindest? Kanni ch aber so nicht sagen, habe keine Kinder. Und fahre gerne Auto – aber natürlich auch Öffis, wenn die Anbindung einigermaßen ist. Was ja leider nicht immer der Fall ist.

    Vielleicht sollte man die Öffis angenehmer, bequemer gestalten. Gibt dann ggf. weniger Vandalismus und ein wohligeres Gefühl in der Bahn. Ersetzt aber nicht deines, was vielleicht auch darauf beruht, dass das Auto dir/euch gehört. Halt so à la „Mein Haus, meine Yacht, mein Auto!“.

  10. Waldsen

    Ach man, ich sehe das so, dass du im Auto ein Gefühl der Selbstwirksamkeit als Vater entwickelst. Unabhängig davon, dass du Autofahren gar nicht so abfeiern möchtest.
    Ich kann mir vorstellen, das diese Selbstwirksamkeit sich auch in anderen Bereichen wiederfinden wird, sobald dein Kind älter wird und seine Interessen breiter aufgestellt sind.

  11. hartmut

    Zum Thema „Auto und Kinder“ kann ich nichts sagen.

    Zum Thema Auto allgemein: bis auf eine Ausnahme war das bei mir immer „was der Gebrauchtmarkt gerade so hergibt wenn der Alte endgültig durch ist“. Das waren über die Jahre ein Golf 1 Automatik (abgelegt von Oma), ein 34PS Mexiko-Käfer, ein Ford Escort, ein Kadett Kombi, ein Astra Kombi …

    Die eine große Ausnahme war ein Strich-achter Mercedes Benz 240 (vier Zylinder Benziner Automatik) aus dem erweiterten Familienkreis, der war tatsächlich mehr „für Spaß“ als ein Vernunftkauf, aber auch in einer Zeit in der ich schon nur noch unter 3000km im Jahr gefahren bin.

    Aufgewachsen „auf dem Land“ in Ostwestfalen waren die nächsten Städte zwar nie weit weg, aber auch nicht so, dass es komplett ohne Auto gegangen wäre (auch wenn ich oft mit dem Rad unterwegs war).

    Mittlerweile arbeite ich seit ca 15 Jahren schon im Home Office, oder muss ganz ab und zu mal an Orte wo man mit dem ICE (Inland) oder dem Flieger (Ausland) eh schneller hinkommt.

    Ein eigenes Auto zu besitzen kann ich mir schon fast garnicht mehr vorstellen, alles was ich in der Regel erreichen muss ist in max. zwei Kilometer Entfernung, nur die Verwandschaft auf dem Land zu besuchen oder um größere Dinge zu transportieren braucht es ab und zu ein KfZ, aber da sind wir mit einer hohen Carsharing-Fahrzeugdichte des lokalen Anbieters gesegnet, und ich kann mir nach Bedarf die passende Größe von Fiesta über Caddy bis Transit aussuchen.

    Oder wenn es mal bei schlechtem Wetter oder mit viel Gepäck zum Bahnhof oder zurück geht: gerne auch das gute alte Taxi 🙂

  12. Sokrates

    Tja, wie soll man das am Besten beschreiben – zumal in der heutigen Zeit ein Auto ja mittlerweile kein Statussymbol mehr ist sondern für viele ein Hassobjekt.
    Aufgewachsen auf dem Land, anfangs mit einem Auto (bei zwei Eltern mit Führerschein), dann recht bald ein zweites Auto – da war klar dass ich mit 18 auch ein Auto brauche. Auch bekam ich hier Unterstützung von den Eltern. Das erste Auto war dann das abgelegte Auto von Opa, das zweite ein großer, gut motorisierter (aber ziemlich alter) BMW 5er Touring von Papa. Und da hat es meine Leidenschaft so gepackt dass ich mir jegliches „Selberschrauben“ beigebracht habe um auch mit anfangs geringem Studentenbudget das große Auto verhalten konnte.
    Inzwischen arbeite ich in der (mittlerweile auch bösen) Automobilindustrie und lebe in einer Großstadt und nicht mehr auf dem Land.
    Und trotzdem fahre ich ein Fahrzeug der automobilen Oberklasse mit knapp 370 PS – auch das natürlich schon knapp 15 Jahre alt und sicher von der Ökobilanz her besser als jeder neu produzierter Kleinwagen.
    In diesem wird das Kind mit Sicherheit die ersten Lebensjahre gefahren.
    Für mich steht hier ganz klar die Faszination Technik und das handwerkliche Geschick Dinge am Eigeninitiative am Laufen zu halten im Vordergrund. Und das will ich dem Kleinen unbedingt weitergeben.

    Umso bedauerlicher finde ich es (und jetzt wird es politisch, aber nur kurz) dass derzeit in Deutschland die Automobilindustrie das nächste Opfer gewisser Kreise wird.

  13. @Wahlberliner:
    Naja, momentan (Corona und so) ist das fast alles sinnvoll und selbst wenn man sich jetzt über Zahlen an sich streiten will: Ich denke, mit der vollständigen Ausnutzung von Gebrauchtwagen fährt man da gar nicht so schlecht.
    Ja, gut, der CO2-Fußabdruck ist schon enorm gesteigert, aber wer will da eine genaue Grenze ziehen. Die zwischen konsequentem Veganismus und Vegetariern ist auch hart – und auch da gibt es ja noch Zwischenstufen.

    @ednong:
    Ja, ist leider so. Sonst stimme ich dir zu. Ich – und dem Kleinen geht es nicht anders – mag den ÖPNV und auch die grundsätzliche Idee sehr gerne.

    @Waldsen:
    Natürlich. Ich bin nur irritiert, was das Auto hier für eine Rolle spielt.

    @hartmut:
    Gebrauchte sind vermutlich immerhin mal ein Weg in die richtige Richtung. Endet auch irgendwann, schon klar, aber immerhin. Und den Unterschied zwischen Land und Stadt darf man halt nicht vergessen.

    @Sokrates:
    „Gewisser Kreise“?
    Natürlich soll man alte Autos noch „fertig nutzen“, aber was sollen wir heute noch eine Industrie unterstützen, die uns die Lebensgrundlagen entzieht? Die Faszination für Technik soll natürlich niemals verloren gehen, aber inwiefern hängt das ab von einem Verbrenner-Motor?

  14. Sokrates

    Jetzt bin ich doch neugierig: Inwiefern entzieht diese Industrie uns die Lebensgrundlagen? Das Gegenteil ist der Fall. Mir (und vielen (sehr vielen!)) bietet sie die Lebensgrundlage. Immerhin bekomme ich von ihr jeden Monat mein Gehalt. Ohne könnte ich nicht leben.

    Ich gebe dir Recht, die Faszination hängt sicher nicht nur am Verbrenner. Er trägt aber einen entscheidenden Teil dazu bei. Und er sichert – im Gegenzug zur E-Mobilität – deutlich mehr Arbeitsplätze.
    Der aktuell blinde Aktionismus und die sture Fokusierung auf E-Autos werden uns mittelfristig daher nicht weiter helfen. Das ist eindeutig der falsche Weg.
    Dazu kommt eben der angesprochene Hass auf Autos. Bestimmte Kreise (meistens jung, nichts erreicht im Leben und noch grün hinter den Ohren, aber mit der Meinung viel sagen zu dürfen) hätten doch am Liebsten ein autofreies Deutschland. Wie ihre glutenfreien veganen Lebensmittel in den Supermarkt kommen interessiert hier nicht. Das der Individualverkehr nur zu einem absolut geringen Anteil an der CO2-Bilanz beiträgt wird bewusst ausgeblendet. Hauptsache man hat einen Schwedenofen in der Wohnung…
    Und genau diese Kreise bekommen zur Zeit zu viel Aufmerksamkeit.

  15. @Sokrates:
    Und die letzten 50 Jahre haben die Leute exklusiv Aufmerksamkeit gekriegt, die sich alt, satt und mit ausreichend Geld in der Tasche einen Scheiß drum gekümmert haben, wie die Welt nach ihnen aussieht. So what?
    Natürlich ist der Individualverkehr nur eine Baustelle von vielen, aber es sind doch dieselben Leute, die nicht aufs Fliegen verzichten wollen, gerne die ganz großen Schiffe in ihre Häfen locken, Wälder roden lassen und keine Windräder in der Nähe ihres Dorfes haben wollen.
    Und der Individualverkehr hat halt den „Vorteil“, dass wir alle vor unserer Tür sehen, wie viel Platz er beansprucht und wie viel Dreck er macht.
    Natürlich kann man den Klimawandel nicht mit Individualentscheidungen stoppen, aber im persönlichen CO2-Footprint ist ein Auto schon ein großer Posten, wenn man z.B. so oder so kaum fliegt oder sich sonstwie umsichtig zu verhalten versucht.
    Und btw.: Autos zu lieben ist nicht weniger irrational als sie zu hassen. Muss beides nicht unbedingt sein, kommt aber vor.
    Und die Meinungen von Menschen danach zu bewerten, was sie in ihrem Leben bereits tun/erreichen konnten … ist ehrlich gesagt ein Arschloch-Move erster Güte, weil’s ihnen ironischerweise immer dann vor den Latz geknallt wird, wenn sie mal wirklich was stemmen wollen.

  16. phil

    Also, Sash, ich denke, du tust schon von selbst etwas dagegen, indem du deine Emotionen hinterfragst.
    Ich bin der Meinung, dieses Auto-Ding ist so stark in dieser Gesellschaft verankert, dass nur die allerwenigsten völlig davon frei sein dürften. Um aus meiner Familie zu erzählen: Wir haben kein Auto, ein Familien-Transportrad (unser Kleintransporter) und jeder, einschließlich der vier Kinder ein Fahrrad. Alles, was wir in unserem Wohnort (ca. 25.000 Einwohner) und umliegenden Orten erledigen müssen, liegt innerhalb von max. 5 Kilometern, i.d.R. ein bis drei Kilometer, und ist so bequem zu Fuß oder per Rad zu erreichen.
    Egal, ob mein jüngstes Kind zu Fuß, mit dem Laufrad, mit dem Fahrrad oder im Transportrad die fast 1,5 km zur Kita zurücklegt, wenn ich dabei sein kann (geht wegen der Arbeit meist nur einmal/Woche) bin ich immer der stolze Papa, der dem Kind unterwegs alles mögliche zeigt. Und ich freue mich jedes Mal wie Bolle, wenn das Kind von weitem sein Laufrad oder Fahrrad oder das Transportrad erkennt und sein Laufrad oder Fahrrad selbst losschließen möchte, oder es kaum erwarten kann, ins Transportrad einzusteigen.
    Manchmal sind die Strecken aber auch länger, dann wägen wir ab, ob wir mit den Rädern fahren oder den ÖPNV nutzen. Aber spätestens wenn wir im Urlaub in abgelegene Regionen Deutschlands fahren oder einen Wochenendausflug zu meinen einige 100 km entfernt lebenden Schwiegereltern machen, greifen wir dann doch auf einen PKW zurück, meist auf den Multivan meiner Mutter (mit dem größten und stärksten Motor, den VW zu bieten hatte), manchmal auch auf Fahrzeuge von Autovermietungen. Und selbst wenn ich ungefähr seit meinem 12. Lebensjahr ohne Auto in der Familie aufgewachsen bin, was prima funktioniert hat, erwische ich mich mit meinen bald 40 Lebensjahren, wie ich dann der stolze Familienvater mit der dicken Blechkiste bin. Und das Gefühl variiert sogar in Abhängigkeit zur Größe des Kraftfahrzeugs. Im VW Caddy fühlt sich das anders an als in einer V-Klasse. Es ist sogar ein Unterschied, ob das gleiche Auto etwas mehr als vier oder fast fünf Meter lang ist. Und ich bin sogar ein wenig beleidigt, wenn meine Frau unbedingt fahren möchte. Das ist total irrational.
    (Abgesehen davon bin ich immer total fasziniert davon, welche coole Technik in den neuen Autos verbaut ist. Meine Frau ist da skeptischer und hätte gern nicht so viel Elektronik-Spielereien. Beispielsweise macht sie das HUD immer aus und fährt nie mit Tempomat, automatischer Abstandsregelung etc., wenn wir mal einen Mietwagen haben, der sowas hat.)
    Wie gesagt, ich bin der Meinung, dass das tief in der Gesellschaft verankert ist und da kaum jemand unbeeinflusst ist. Andererseits merke ich auch, wie Autos mich beeinträchtigen: Hier im Grünen werden immer mehr Straßen gebaut; auf dem direkten Weg zur Kita ist es wegen der vielen Autos so laut, dass wir einen Umweg über ruhige Nebenstraßen nehmen, um uns unterhalten zu können; ich würde nie die Kinder mit dem Auto zu Schule oder Kita bringen, weil sich da jeden morgen eine Blechlawine durch die Straßen wälzt; an mancher Ampel muss ich länger warten, wenn ich nicht im Auto sitze…
    Ich kann deine Schilderungen also absolut nachvollziehen. Und ich finde es nicht gut, dass manche Menschen fundamental darauf beharren, immer und überall mit dem Auto hinfahren zu können, ebenso wie ich kein Verständnis für das andere Extrem habe, wo Autofahrer beschimpft und Autos absichtlich beschädigt werden. Sich selbst kritisch zu hinterfragen (wie du es tust), halte ich immer für die bessere Alternative!

    PS: Danke dafür, dass du auch ohne Taxi weiter Blog schreibst. Ich lese gern bei dir mit! Nachträglich noch meine Glückwünsche zur nun schon einige Zeit zurückliegenden Geburt eures Kindes! Alles Gute für euch! Und nochmal Danke dafür, dass du uns vor einigen Jahren mal vom Ärzte-Konzert abgeholt hast! (Hab ja auch dafür bezahlt zzgl. freiwiligem Blog-Zuschlag.) Bin gerade in unsymptomatischer Corona-Quarantäne wegen eines positiv getesteten Kindes und habe endlich mal Zeit, einen Kommentar zu schreiben.

  17. Mein Wandel kam vor 3 Jahren.
    Ich habe gemerkt, dass ich kaum noch das Auto genutzt habe.
    Zur Arbeit bin ich, der Gesundheit zuliebe, mit dem Fahrrad gefahren.
    Und den stressigen Wochenendeinkauf hatte ich aufgesplittet auf mehrere kleinere Einkäufe in der Woche, wodurch ich auch einen entspannteren Samstag hatte.

    Irgendwann dann letztes Jahr habe ich mich dazu entschieden das Auto zu verkaufen und seitdem vermisse ich es nicht.
    Meine Entscheidung hatte sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile.

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