Wie das im Alltag aussieht

Diagnosen sind immer so eine Sache. Die lesen sich schnell und bei gängigen Sachen – wie z.B. ADHS – haben auch viele ein Bild im Kopf, das nicht unbedingt falsch sein muss, aber zumindest immer unvollständig ist. Was zum Beispiel bei kleinen Kindern mit ADHS in der Öffentlichkeit selten eine Rolle spielt, ist, dass die Kinder in verschiedenen Bereichen deutlich hinterher sein können. Bei manchen findet das eher im kognitiven Bereich statt, beim Spätzle stark im emotionalen. Mit fließenden Übergängen, aber er bringt sich gerade anderthalb Monate vor dem ersten Schultag jeden Tag ein bisschen Lesen bei und löst Matheaufgaben für Zweit-, wenn nicht vielleicht sogar für Drittklässler. Das ist wirklich eher nicht das Problem, obwohl er da natürlich ausgebremst wird durch die Tatsache, dass er quasi nicht normal lernen und sich auf Dinge konzentrieren kann.

Emotional aber …

Heute Abend: Wir haben etwas Pflege vor, er hat Angst. So sehr, dass er sich versteift und weint, weil er meint, er könne das nicht. Er ist nicht abzubringen, wir reden zu zweit auf ihn ein. Sophie versucht ihn in den Arm zu nehmen, er wehrt sich so heftig, dass er sich nach dem Herauswinden den Kopf stößt. Am Ende benötigt es einer Viertelstunden guten Zuredens, physischen Festhaltens und nicht zuletzt müssen wir es aushalten, dass er uns anschreit, kreischt, verletzt.
Und? Ist er jetzt grundgereinigt, hat er eine neue Frisur oder eine Zahnspange angepasst bekommen?
Nein. Wir haben ihm einen einzelnen Zehennagel geschnitten, für den Rest müssen wir an anderen Tagen Energie aufbringen.

Auch schlimm ist, dass sich fast alle Eltern jetzt irgendwie genötigt fühlen werden, irgendwas wie „das wird besser“ zu schreiben oder gar Tipps zu geben, wie man mit renitenten Kindern besser umgehen sollte. Das Problem ist: Nope! Ich weiß, dass andere Kinder durch Wiederholung lernen, sich an Abläufe zu gewöhnen, aber beim Spätzle ist ist nicht so. Das ist schwer zu akzeptieren, zu allererst für uns. Aber wir putzen ihm unter quasi ähnlichen Umständen seit 5 Jahren die Zähne. Natürlich wird da „auch mal“ was besser, aber von den letzten 3 Tagen mussten wir in zweimal festhalten. So sieht das im Alltag aus. Nicht bei jedem, aber bei uns halt.

2 Comments

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2 Responses to Wie das im Alltag aussieht

  1. Micha

    Ich wünsche Euch zwischendurch viele entspannte und schöne Momente zu Viert.

  2. @Micha:
    Ach ja, die haben wir natürlich. Leider bestimmt das Thema halt gerade, worüber man so nachdenkt. Aber deswegen ist das natürlich nicht alles.

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